Sevendust
Mit offenen Augen

Interview

Willkommen zu einer neuen Version SEVENDUST. Einem neuen Kapitel SEVENDUST. Nichts geringeres als das, soll „All I See Is War“ darstellen und präsentieren. Die Groove Metaler aus Altanta haben sich für ihre Rückkehr auf den Stages und Plattenspielern des Kosmos diesmal etwas mehr Zeit gelassen. Ein Entwicklungsprozess, der zu einem Reifeprozess wurde. Ein Staub abklopfen, ohne die Wurzeln ihrer Anfänge abzuhacken. Witherspoon und seine Mannen sind zwar sprichwörtlich alte Hasen in diesem Geschäft, aber wollen eben dieses mit ihrer Mischung aus Alt und Neu nochmal durcheinander wirbeln. Warum und wie? Es gibt Fragen. Und ich habe Glück. Der charismatische Lajon Witherspoon nimmt sich die Zeit. Und somit gibt es nicht nur Fragen sondern auch Antworten. Ein Gespräch über Gruseliges, Richtiges und Falsches und dem guten, alten Vibe.

Hi. Wie geht es dir, Lajon? Wo habe ich dich gerade erwischt?

Wir sind gerade in Austin, Texas. Hier haben wir heute einen Gig, also laden wir gerade unser Zeug aus dem Tourbus und schauen mal was noch so auf uns zukommt. Der Tag hat hier gerade erst für mich angefangen (lacht).

Und es ist schön zu sehen, dass SEVENDUST wieder zurück sind. Was ist in der Zwischenzeit so bei euch passiert?

In erster Linie haben wir uns wirklich erstmal für unser privates Leben Zeit genommen. Zeit für die Familie. Zeit um ausführlich Ehemann und Papa sein zu können. Weiter zurückblickend war es aber auch für uns als Band wichtig, dass wir uns mal Zeit für uns nehmen konnten,um an neue Musik etwas entstresster herangehen zukönnen. So konnten wir zum Beispiel endlich mit dem Produzenten zusammenarbeiten, den wir schon immer für SEVENDUST gewinnen wollten: Michael „Elvis“ Baskette (u.a. TREMONTI, ALTER BRIDGE, TRIVIUM,SLASH). Diese Pause war in jeder Hinsicht, die beste Entscheidung für uns.

So konntet ihr in Ruhe arbeiten und auswählen, welche fertigen Tracks es letztendlich auf die neue Scheibe schaffen…

Genau. Dadurch, dass wir uns eben nicht so gehetzt haben, sind so viele tolle Songs entstanden. Jeder einzelne auf dem Song taugt für mich als Single-Auskopplung (lacht).

Ihr habt da wirklich ein massives Paket gepackt. Lass uns über diese Päckchen sprechen: „All I See Is War“. Was wollt ihr mit dieser Aussage aus dem Song „Dirty“ transportieren?

Es ist eine sehr starke und provokative Textzeile. Und ich muss sagen,dass es sich genauso anfühlt für mich: All I See Is War. So sehr wir auch versuchen, es zu ignorieren. Du machst morgens den Fernseher an und siehst, was in der Welt vor sich geht. Jeder gegen Jeden. Krieg oder Angriffe. Anschläge und Hass. Wir haben das dann auch thematisch fürs Artwork aufgegriffen und mit einer Art Schlachtfeld, einer zerstörten Welt mit Flammen und einer zerrissenen Flagge versucht, eben diesem Gefühl ein Bild zu geben. Ich kann für meine Kinder nur hoffen, dass es nicht immer schlimmer wird und dass sie in einer friedlichen Welt leben können.

Wie lässt sich „All I See Is War“ am Besten beschreiben?

Oh, als eine Arte reifere Variante von SEVENDUST. Es sind original WIR. Vom Beginn an. Gepaart mit frischeren Fragmenten. Das ist auch das, worin uns unser Produzent bestärkt hat. „Elvis“ hat immer wieder bei den Aufnahmen betont: „Hey Leute,ich will euch nicht verändern. Ich möchte euch nur unterstützen, in dem was ihr macht.“ Und ja, genau das ist passiert.

Und genauso hört es sich auch an. Es ist aber immer noch SEVENDUST aus den 90ern zu erkennen. Etwas Nu Metal. Etwas Groove Metal.

Ja wir haben den alten Vibe mitnehmen wollen. Diese Platte zumachen, hat mir persönlich soviel Spaß gebracht und ich freue mich tierisch auf den Release und darauf, dass alle es hören können. Und ich bin auch ganz aufgeregt „All I See Is War“ selber zu hören und überall stehen zusehen.

Wenn wir schon vom frischen Look von SEVENDUST sprechen, denke ich da an einen Song wie „Not Original“, bei dem ihr euch von der Netflix-Serie „Stranger Things“ inspirieren lassen habt.

Oh ja. Wir haben mit Ideen jongliert und fanden das Thema total faszinierend. Weißt du was lustig ist, auch wenn der Song „Not Original“ heißt ist er doch ein totales Original (lacht). Wir waren anfangs auch etwas skeptisch. Aber man muss sich manchmal auch mal trauen, andere Sachen auszuprobieren. Ich bin ein absoluter „Stranger Things“- Fan und gerade dieser Song ist einfach herrlich speziell.

Ich liebe die Serie auch total.Was war denn dein letztes persönliches „Strange Thing“ was dir passiert ist?

Oh warte, da habe ich eine ziemlich merkwürdige Story parat: Meine Familie und ich sind vor einigen Wochen bei einem alten Football-Kumpel von mir in Florida zu Besuch gewesen. Wir haben bei ihm im Gästehaus übernachtet. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich, als wir schlafen gegangen sind, alle Türen geschlossen habe. Als ich aber aufwachte, waren alle Türen im Haus offen, inklusive der Türen der Kleiderschränke. Ich bin total ausgeflippt, habe meine Frau sofort geweckt und geschrien „Lass uns hier verschwinden!“. Ich bin dann ins Haus meines Freundes herüber gelaufen, habe ihm eine Notiz auf dem Küchentisch hinterlassen und bin mit meiner Familie abgereist (lacht). Oh mann, das war echt sehr, sehr gruselig.

Das Musikbusiness hat ja auch so seine strangen Seiten. Hat sich für dich die Musikindustrie über die Jahre sehr verändert?

Oh ja, da hat sich in den letzten Jahren oder Jahrzehnten wirklich einiges getan. Und was ich echt bewundernswert finde ist, dass ständig Bands nachkommen und auch bei Labels unter Vertrag kommen. Oder auch die Tatsache, dass mehrere Labels dich haben wollen, so wie es bei uns der Fall war. Diese Situation ist natürlich klasse. Fühlt sich aber so an, als hättest du einen Haufen von Freundinnen und musst dir daraus, eine aussuchen und du hoffst natürlich, dass die Richtige genommen hast. Oder auch die Tatsache, dass du heute alles oder sehr vieles über Kanäle wie Facebook, Instagram oder You Tube erreichen kannst. So erreicht ein Song innerhalb von zwei Wochen mal eben Millionen von Klicks und Viewer. Das ist toll und verrückt gleichzeitig. Wenn wir also über Veränderungen in der Musikindustrie sprechen nimmt die Social Media-Welt da sicherlich einen großen Teil ein und hat enorm zu diesen Veränderungen beigetragen.

Hat sich deine Einstellung zur Musik denn ebenfalls geändert?

Musik ist und bleibt Therapie für mich. Und ich bin mit meiner Musik auch gerne Therapie für andere. Jeder von uns hat so sein Päckchen mit sich herum zutragen. Und da kann jeder sicherlich auch Bezug auf unsere Songs nehmen, weil wir verdammt noch mal real sind. Wir schreiben nicht über Fiktion, sondern über Dinge die greifbar sind, Situationen die passieren oder passiert sind. Mit denen wir selber kämpfen. Wir sehen uns an, was in der Welt passiert. Mit offenen Augen. Musik kann dabei durchaus so wirksam wie ein Medikament sein.

Welcher Song auf „All I See Is War“ ist dein spezielles Medikament?

„Sickness“ ist mein Liebling. Mein Baby. „Sickness“ und „Dirty“ sind bei einer der ersten Writing-Sessions entstanden und wir hatten sie relativ schnell zusammen. Das kam direkt aus meinem Kopf, aus meinem Herz in die Hand geschossen zum Niederschreiben. Deshalb sind sie mir wohl auch sehr ans Herz gewachsen. Natürlich sind alle Tracks irgendwie unsere Babies, aber die halt besonders.

Was war der letzte besondere Moment, an den du dich erinnern kannst?

Die Zusammenarbeit mit „Elvis“ Baskette hat mich schon sehr geflasht. Er war mit einer der ersten Produzenten, der uns zu sich nach Hause in sein Studio eingeladen hat. Und das war beeindruckend. Dir, als „Stranger Things“- Fan, würde das total gefallen. Er hat da diese abgefahrene Dekoration aus lila Wänden und Totenköpfen, in Kombination mit Möbeln im Goth-Stil. Unheimlich schön gemacht, sag ich dir. Alleine aufgrund dessen ich mich da so superwohl gefühlt habe, war das eine tolle Zeit im Studio. Ich kann es kaum erwarten, wieder mit diesem Produzenten zusammen zu arbeiten.

So das wars auch schon. Ich danke dir sehr für das Interview. Hast du noch letzte Sätze an die Leser?

Danke an dich und metal.de. Ich kann es kaum erwarten mit SEVENDUST nach Europa zu kommen und „All I See Is War“ allen zu zeigen und freue mich ganz viele von euch bei den Shows zusehen.

Quelle: Lajon Witherspoon/ Sevendust
11.05.2018

It`s all about the he said, she said bullshit.

Exit mobile version