Seven Spires
Von Tourfreuden, Pferderennen und Scatman

Interview

SEVEN SPIRES haben mit „Gods Of Debauchery“ 2021 ein imposantes Symphonic-Metal-Album veröffentlicht, das sich besonders durch seine überraschende musikalische Vielseitigkeit hervortun konnte. Aktuell befindet sich die amerikanische Truppe in einem steten Tour-Zyklus, also haben wir uns Adrienne Cowan (Gesang, Orchestrierung), Peter De Reyna (Bass) und Jack Kosto (Gitarre) am Ende ihrer kürzlich abgeschlossenen Europatour mit SKÁLMÖLD geschnappt und ihnen ausgiebig auf den Zahn gefühlt. Im ersten Teil des Interviews geht es um die Erlebnisse und Live-Erfahrungen seit dem Ende der Pandemie. Im zweiten Teil haben wir uns über das neue, am 21. Juni erscheinende Album „A Fortress Called Home“ unterhalten. Um hier nicht zuviel vorwegzunehmen, erscheint Teil 2 des Gesprächs näher am Release des Albums.

Hi und danke, dass ihr euch etwas Zeit für das Interview genommen habt. Ihr seid grade auf Europatour, richtig?

Adrienne: Ja, wir sind grade in Stockholm und morgen ist der letzte Tag der Tour.

Ist bisher alles gut gelaufen und gab es irgendwelche besonderen Highlights?

Jack: Irgendwie erleben wir jeden Tag ein besonderes Highlight, je nachdem wo wir uns grade befinden. Wir konnten ein paar mehr Sehenswürdigkeiten erkunden als auf der letzten Tour, von der Kathedrale in Berlin bis hin zum…wie hieß noch dieser Ort in Zürich mit der 360-Grad-Aussicht?

Adrienne: Ja genau, wir haben das Großmünster besucht.

Seit dem Ende der Covid-Beschränkungen wart ihr ziemlich häufig auf Tour. Und ihr habt mit vielen verschiedenen Bands gespielt, wie z. B. mit DRAGONFORCE, ELUVEITIE, TWILIGHT FORCE und ihr wart letztes Jahr Headliner auf dem Mad With Power Fest in den USA. Aktuell seid ihr mit SKÁLMÖLD unterwegs. Wie hat das Touren mit all diesen unterschiedlichen Bands euch selbst beeinflusst?

Peter: Also erstmal haben wir jetzt viel mehr Tourerfahrung. Jede Tour ist anders und es gibt eine eigene Kultur innerhalb jeder Band. Und dann bringt man diese Bands zusammen und es entsteht eine Art kollektive Tour-Kultur. Ich denke, wir sind hinsichtlich unserer eigenen Lebensweise auf Tour sehr viel vernünftiger geworden.

Adrienne: Das war die erste Tour, auf der uns der Tourmanager als zahm bezeichnet hat. Das was auf jeden Fall mal was anderes.

Was war denn bisher euer liebstes Tourpaket und eure beste Live-Erfahrung?

Adrienne: Das ist eine sehr schwierige Frage, denn letztes Jahr waren wir wirklich ständig von großartigen Leuten umgeben. Aber dieses Jahr war auch toll, wobei ich da vielleicht ein wenig voreingenommen bin.

Jack: Es ist eine ziemlich schwer zu beantwortende Frage, weil man ja verschiedene Dinge an jeder Tour schätzt. Es ist nicht so, als wäre die eine besser als die andere. Vielleicht ist der bestimmende Faktor am Ende des Tages der Eintrag ins Scheckbuch. Ansonsten könnte man auch fragen: „Welche freundliche Person magst du am liebsten?“

Peter: Ja, jede Tour hat ihre eigenen Vorzüge. Diese hier ist beispielsweise besonders, weil wir an Orten wie Oslo und Stockholm spielen, wo wir bisher noch nicht waren. Und wie gesagt, wir sind diesmal zahm, während wir uns letztes Jahr vielleicht noch ein wenig jünger gefühlt haben. Es ist wie Jack sagt, jede Tour ist ganz anders und wir erleben auf jeder davon besondere Dinge, aber eine überwiegt nicht die andere. Wenn man so denkt, hat man vielleicht auch einfach keinen Spaß auf der Tour, auf der man sich grade befindet.

Adrienne: Oh, ich habe aber ein besonderes Highlight. Nämlich die Tour mit ELUVEITIE letztes Jahr, insbesondere weil die andere Supportband mit OMNIUM GATHERUM eine meiner absoluten Lieblingsbands war. Das war eine große, herzerwärmende Freude.

Das war auch die Tour, auf der du bei ELUVEITIE am Gesang ausgeholfen hast, weil Chrigel wegen eines Notfalls in der Familie nicht teilnehmen konnte, richtig?

Adrienne: Genau, ich habe einen Set mit SEVEN SPIRES gespielt und dann während meiner Pause bei OMNIUM GATHERUM am Bühnenrand gesessen und die Gitarrensolos bewundert, bis es wieder Zeit wurde aufzuwachen und eine weitere Show zu spielen.

Hattest du überhaupt Zeit, dich im Voraus darauf vorzubereiten?

Adrienne: Ja, wir waren noch auf Tour mit TWILIGHT FORCE, als die E-Mail mit der Anfrage reinkam. Ich hatte glaube ich eine Woche Zeit zwischen den Touren. Ich war grade in Deutschland, um tagsüber mit Sascha Paeth Schreibsessions abzuhalten, während ich dann abends die ELUVEITIE-Songs gelernt habe. Am ersten Tour-Tag gibt es ja immer irgendwelche Probleme, die gelöst werden müssen, also haben wir die Hälfte von „Deathwalker“ geprobt und dann die Show gespielt. Ich hatte also nicht viel Zeit zum Proben, aber es hat trotzdem alles super geklappt.

Im Dezember werdet ihr mit LORDS OF THE TRIDENT durch Japan Touren. Ist das euer erstes Mal dort?

Peter: Als Band, ja.

Seid ihr schon aufgeregt und freut ihr euch auf irgendwas besonders?

Alle drei: Das Essen!

Jack: Es ist außerdem etwas Besonderes, weil es für uns nicht nur eine Tour ist. Es ist eine Art Fan Experience, die von einer Firma dort drüben ausgerichtet wird. Wir spielen also nicht nur jeden Tag vor einem japanischen Publikum, es reisen auch Leute aus aller Welt nach Japan, um dieses Abenteuer gemeinsam mit uns zu erleben. Tagsüber können sie dann Touristen sein und abends die Shows besuchen. Das ist eine ziemlich einzigartige Erfahrung.

Wie schwierig ist es, mit eurem stetig wachsenden Repertoire eine Setlist zu schreiben. Tauscht ihr oft Songs aus?

Peter: Es ist total schwierig!

Jack: Ja, normalerweise suchen wir uns ein paar Pferde, benennen sie nach unseren Songs und lassen sie um die Wette rennen. Wer als erstes ins Ziel kommt…(lacht). Nein, es ist sehr schwierig, weil wir alle unsere Songs lieben und spielen wollen. Manchmal hängt es davon ab, mit wem wir spielen. Wird das Publikum auf härtere, dunklere Sachen eingestellt sein oder erwarten sie eher leichteres Zeug? Aber es hängt auch davon ab, wieviel Spaß wir an den Songs haben. Wir ändern unsere Setlists zwischen unseren Touren, also sind sie nie gleich. Wir sehen aber zu, dass wir immer ein paar Fan-Favoriten einpacken, während wir die Sache für uns selbst interessant halten. Das klappt bisher gut.

Adrienne: Normalerweise schlägt Jack eine Setlist vor und dann schreit jemand „NEEEIIIIN!“ und dann bearbeiten wir sie von da aus. Manchmal teste ich die Setlist auch um zu schauen, ob ich das stimmlich überhaupt durchhalte. Unser Repertoire ist recht anspruchsvoll und es ist wie ein Gesangs-Triathlon.

Das muss besonders fordernd gewesen sein, als du ja quasi zwei Sets auf der Tour mit ELUVEITIE gespielt hast.

Adrienne: Schon, aber das hat geklappt, weil Jukka von OMNIUM GATHERUM bei der Hälfte der Songs ausgeholfen hat.

Rein hypothetisch, wie würden eure Liveshows aussehen, wenn Zeit und Geld kein Hindernis darstellen würden?

Jack: Pyros!

Adrienne: Über eine Sache habe ich grade bei einem Meet & Greet gesprochen. Zunächst hätte ich gerne eine Art Weihrauch oder spezielle Düfte im Haus. Und ich würde mich gerne mit den Bars koordinieren, so dass diese unseren von SEVEN SPIRES inspirierten Cocktail servieren, der Teil unserer „Gods Of Debauchery“-Albumkampagne war (hier gab es leider einen Fehler im Video, es war aber irgendwas mit Zimt und Rum). Er wurde von einem Freund von mir entwickelt und ist ziemlich stark. Das wäre sozusagen das Eröffnungsevent für die Fans. Dann gäbe es eine kuratierte Playlist für vor und zwischen den Bands mit unerwarteten Sachen wie SCATMAN.

Peter: Alberne Songs, zu denen wir selbst gerne feiern. Und ehrlich, wenn Geld und Zeit kein Faktor wären: wechselnde Backdrops, Garderobenwechsel…

Adrienne: …ein Orchester und Chor!

Jack: Weil wir so viele tolle und talentierte Crew-Leute getroffen haben, wäre es auch großartig, wenn wir mitnehmen könnten wen wir wollen. Für die Lichtshow, das Stage Management und einfach um diesen ganzen Freunde-und-Familie-Vibe zu haben.

Peter: Nicht nur die beste Crew, sondern eben auch die, die sich wie ein Teil unserer Familie anfühlt.

Euer Drummer Chris Dovas hat die Band letztes Jahr verlassen, um sich TESTAMENT anzuschließen. Auf Tour werdet ihr grade von einem gewissen Dylan Gowan begleitet. Ist er auch euer neuer Vollzeit-Drummer oder sucht ihr noch nach einem festen Ersatz?

Peter: In dieser Band sind die Rollen die wir alle übernehmen so wichtig, dass wir es dahingehend sehr langsam angehen lassen. Wir haben offene Auditions gehalten. Aber wir arbeiten jetzt schon seit fast einer Dekade zusammen und wir möchten ein ähnliches Gefühl haben, wenn wir uns für einen neuen festen Drummer entscheiden. Es ist eine unserer wichtigsten Entscheidungen und Beziehungen.

Adrienne: Aber um eines klar zu sagen, Dylan hat keine Red Flags. Es ist wunderbar mit ihm zu touren und er ist auch einfach ein toller Typ und ein fantastischer Drummer.

Jack: Er hat auch sofort einen guten Draht zu einigen unserer engeren Fans gehabt, er ist als absolut in der näheren Auswahl.

Adrienne: Seine Audition läuft super!

To be continued…

24.04.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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