Seven Impale
Interview mit Benjamin Widerøe zu "City Of The Sun"
Interview
Nachdem sich SEVEN IMPALE mit „City Of The Sun“ eigentlich nur noch mit OPETH um den ersten Platz auf meinem Prog-Album-des-Jahres-Siegerpodest zu streiten haben, musste einfach ein Interview mit den sechs jungen Norwegern her. Mit Saxofonist Benjamin Widerøe unterhielt ich mich über das Zusammenspiel von Fusion und Metal, norwegische Kulturförderung und warum Bergen mehr kann als Black Metal. Auch eine kurze Fanboy-Plauderei über die im Review angesprochenen, wiederformierten KING CRIMSON konnte ich mir nicht verkneifen.
Hallo Benjamin, schön, dass du dir die Zeit nimmst. Und herzlichen Glückwunsch zum Erscheinen eures Debütalbums! Wie geht es euch?
Danke dir! Uns geht’s super, wir haben gerade erst unser Release-Konzert in Bergen gespielt und kriegen immer noch gute Reviews rein.
Wie zufrieden seid ihr denn selbst mit dem Endergebnis?
Das Album ist tatsächlich besser geworden, als wir uns es vorgestellt haben, was wir insbesondere unserem Produzenten Iver Sandøy zu verdanken haben, welcher sich wirklich auf einer Wellenlänge mit uns befindet. Klar, es gibt immer ein paar Aspekte, die effektiver hätten verlaufen können, aber dafür wollten wir auch so viel möglich selber in die Hand nehmen. Letztendlich haben wir uns dann aber doch externe Hilfe beim Booklet-Design etc. gesucht. Trotzdem haben uns die Arbeiten an unserem ersten Album einiges an Erfahrungen und Überblick über die ganzen Abläufe gegeben, sodass wir beim Nachfolger sicherlich flüssiger arbeiten können.
Wie kommen eigentlich sechs aus der Black-Metal-Metropole Bergen stammende Musiker auf die Idee eine so speziell Progressive/Fusion-Band zu gründen? Woher kommt eure Passion für diese Musik?
Bergen mag sicherlich so etwas wie eine Black-Metal-Metropole sein, aber sicherlich auch eine Stadt, die mit einer ganzen Flut an Genres aufwartet, Prog nur mal als ein Beispiel. Wir waren immer auf der Suche nach interessanter Musik und auch immer gewillt, diese selbst zu spielen. Die eigentliche Idee hinter SEVEN IMPALE war aber eher die einer Metal- als die der Prog-Band, die schließlich daraus wurde. Bands wie SHINING (NOR) oder JAGA JAZZIST waren große Inspirationen für uns. All diese Details die sie in ihrer Musik verwenden, dass entsprach genau unserer Vorstellung. Unsere Passion ist es, etwas zu erschaffen, das die Grenzen unserer eigenen musikalischen Fähigkeiten auslotet, aber zugleich noch etwas auszudrückt.
Auf eurer Facebook-Seite heißt es: „SEVEN IMPALE ist der Sound der Vergangenheit und der Zukunft“. Als Einflüsse nennt ihr so unterschiedliche Bands wie MESHUGGAH, TOOL oder KING CRIMSON. Hört ihr denn alle sowohl Metal als auch klassischen Progressive Rock? Oder würdet ihr euren Stil eher als Konvergenz aus euren verschiedenen Geschmäckern bezeichnen?
Wir hören alle die verschiedensten Musikstile, aber Metal und Progressive Rock sind definitiv der gemeinsame Nenner. Auch bei generellen Einstufung von „guter“ und „schlechter“ Musik sind wir uns meist einig. Ständig teilen wir musikalische Neuentdeckungen, auch wenn vielleicht nicht alle von uns Klassik und Oper auf so täglicher Basis hören wie Stian (Økland, Gitarre und Gesang; Anm. d. R.).
In meiner Review zu „City Of The Sun“ habe ich unter anderem das Ende von „God Left Us For A Black-Dressed Woman“ gelobt. Dort kreiert ihr einen außergewöhnlich atmosphärischen Sog, lediglich durch die Verwendung der „herkömmlichen“ Prog-Instrumente und das auch noch ohne überladende Effekte. So etwas kriegt man in eurem Genre nicht jeden Tag zu hören. Gibt es mehr Raum für atmosphärische Passagen in eurer Musik?
Da kann ich wieder nur auf unsere unterschiedlichen Inspirationsquellen verweisen, wozu wir eben auch Post-Rock-Bands wie SIGUR RÓS, GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR und MOGWAI zählen. Diese hypnotisierende „Magie“ wollten wir in unserer Musik verarbeiten und offenbar ist es uns ja auch gelungen. Es gibt also definitiv noch mehr Raum für diese Facetten, wir werden in Zukunft weiter jede Art von Melodie und Riff ausprobieren, bis wir die Form gefunden haben, mit der wir zufrieden sind. Und manchmal kann man eine Melodie gar nicht besser ausdrücken als in der atmosphärischen Klimax in „God Left Us For A Black-Dressed Woman“.
Mehr und mehr Prog/Fusion-Bands aus Skandinavien erscheinen auf der Bildfläche. Habt ihr eine Erklärung, warum?
Das ist sicherlich nicht genau zu beantworten, aber wenn gewisse Bands (wie eben SHINING oder JAGA JAZZIST) es vormachen, könnte das natürlich benachbarte Bands dazu motivieren, mit der gleichen Herangehensweise zu agieren. Gerade Norwegen ist ein Staat, der derzeit viele Kulturprojekte finanziell fördert. Das mag auch der Grund sein, warum gerade experimentelle Bands, welche zu Beginn kein großes Publikum ansprechen, die Möglichkeit erhalten, an ihrer Musik zu arbeiten und sie anschließend weltweit zu publizieren.
Übrigens sind ja auch einige Pioniere des Genres wieder aktiv: KING CRIMSON haben gerade erst eine neue Tournee gestartet. Was haltet ihr von der Reinkarnation der Prog-Paten? Was ist euer Lieblings-CRIMSON-Album bzw. welches hat euch am meisten beeinflusst?
Wir sind wirklich begeistert, dass KING CRIMSON wieder touren, aber derzeit sieht es ja nicht so aus, als würden sie in die Nähe kommen. Leider. Wir würden sie wirklich gerne live sehen, denn sie sind eine großartige Band, die sich immer wieder steigern und immer wieder zu begeistern wissen. Mein absolutes Lieblingsalbum der Band ist „In The Court Of The Crimson King“. Ich habe mich beim allerersten Hören in dieses Album verliebt und es hat zumindest mich persönlich sehr inspiriert. Meine Kollegen mögen da andere Präferenzen haben, aber wir stimmen auf jeden Fall überein, was die Anmut ihrer Musik angeht. Solange wir leben, werden sie eine Inspiration bleiben.
Zurück zu euch: Werden wir euch beizeiten auch auf Tour erleben können? Vielleicht sogar als Opener für SHINING? Stehen auch irgendwelche Gigs in Deutschland auf dem Plan? Oder werdet ihr sofort an neuer Musik arbeiten?
Wir arbeiten kontinuierlich an neuer Musik und es steht so manches Gerüst für neue Songs. Auf Tour waren wir bisher noch nicht, haben allerdings gewaltig Lust unsere Musik auch außerhalb von Norwegen zu performen. Derzeit gibt es keine konkreten Pläne, wir wollten erst mal abwarten, wie das Album ankommt. Aber wie es derzeit aussieht, wird eine Europatour von Tag zu Tag realistischer.
Benjamin, danke dir für dieses Interview und für ein wirklich überwältigendes Album. Hoffentlich bis bald!
Danke, dir auch, ich hoffe, man sieht sich recht bald in Deutschland!
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Stile | Experimental, Jazz, Progressive Metal, Progressive Rock |
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