Septicflesh
Sotiris Vayenas im Interview. "Ich musste mit meinen Ängsten kämpfen."
Interview
Monumentale Bauten gibt es in Griechenland schon seit der Antike. Monumentale Klangbauten gibt es dort spätestens seit SEPTICFLESH. Diese werfen jetzt mit „Codex Omega“ ihr zehntes Album auf den Markt. Rund zwei Monate vor Veröffentlichung am 01.09.2017 erzählt Gitarrist und Texter Sotiris Vayenas uns mehr zu Optik und Klang, sowie was ihn zu den Texten inspiriert hat, unter anderem sehr Persönliches. Kurz, knackig und informativ.
Hi Sotiris, danke, dass du dir die Zeit nimmst! Kannst du uns deine Gefühle zum neuen SEPTICFLESH-Album „Codex Omega“ beschreiben? Was bedeutet es dir? Habt ihr mit diesem Endergebnis gerechnet, als ihr mit dem Schreiben angefangen habt?
Das Endergebnis kann man nie vorhersagen, wenn wir anfangen, ein SEPTICFLESH-Album zu schreiben. Wir experimentieren immer rum, und vieles ändert sich im Laufe des Prozesses, bis wir mit dem Ergebnis komplett zufrieden sind. Außerdem komponieren alle Bandmitglieder Songs und bringen eine Bandbreite an Elementen mit ein. „Codex Omega“ ist das erste Album mit Krimh an den Drums, und er hat auch einige Riffs und musikalische Ideen beigesteuert, was das Endergebnis beeinflusst hat. Wir haben alle hart und lange gearbeitet, um alles perfekt hinzubekommen. Wir sind sehr stolz darauf, wie das Album geworden ist. Ich denke, das Ergebnis spricht für sich selbst.
Welche besonderen Vorkommnisse haben dich zu den Texten auf diesem Album inspiriert?
Während das Album in der Mache war ist viel passiert, Gutes und Schlechtes. An einem Punkt habe ich zum Beispiel mit einem ernsten gesundheitlichen Problem zu kämpfen gehabt. Ich musste alles stehen und liegen lassen und mich einer wichtigen Augen-OP unterziehen. Dann musste ich Bewegung vermeiden und habe eine lange Erholungsphase mit geschlossenen Augen im Bett verbracht. Da musste ich mit meinen Ängsten kämpfen und meine Gedanken in Schach halten. Ich hatte auch viel Zeit zum Nachdenken. Das hat meine Lyrics zwangsläufig beeinflusst, wie „The Gospels Of Fear“ zeigt.
„Enemy of Truth“ klingt, als ginge es um soziale Netzwerke, was ein etwas banales Thema für eine Band wie SEPTICFLESH zu sein scheint. Was hat dich dazu bewegt, darüber zu schreiben?
Ganz einfach, ich will mich selbst nicht künstlerisch einschränken und nur über “dunkle, epische” Themen schreiben. Deshalb findest du in unserem Material auch Songs wie „Dictatorship Of The Mediocre“, „Prototype“ und jetzt „Enemy Of Truth“. In diesem speziellen Song geht es eigentlich um Superstates, die die „Wahrheit“ kontrollieren. Heutzutage experimentieren sie mit neuen Tools wie Social Media. Also hat der Song eine breitere Bedeutung und dreht sich nicht nur um soziale Netzwerke. Früher war es viel einfacher, jemanden zum Schweigen zu bringen und sich durchzusetzen. Jetzt werden die Machtspielchen gespielt, indem man einen großen Haufen Mist verbreitet, sodass die Stimme der Querulanten in der Masse untergeht.
Mal zum Cover. Das Auffälligste daran ist ein nicht ganz so sprichwörtliches „Brainchild“. Welche Bedeutung steckt dahinter?
Was du in deinen Gedanken nährst, wird wachsen und irgendwann anfangen, sich selbst zu nähren, immer stärker zu werden, und von etwas Vagem und Machtlosem zu etwas fast Greifbarem und Mächtigem zu werden. Also pass auf, was du nährst.
Ich kriege so einen „Alien“-Vibe vom Cover und einigen orchestralen Arrangements. Bilde ich mir das ein oder habt ihr es darauf angelegt?
Als Seth uns den ersten Entwurf des Covers geschickt hat, habe ich auch diesen „Alien“-Vibe bekommen, von dem du sprichst. Als wir darüber gesprochen haben, hat er uns erzählt, dass er verschiedene Formen für den Kopf ausprobiert hat, und dass der Mutterleib mit dem Kind ihn einfach zu dieser nach oben hin verlängerten Form verleitet hat. Wenn man die Orchester-Arrangements bedenkt, ist da auf jeden Fall ein Filmmusik-Gefühl, aber da gibt es keine Verbindung zu den „Alien“-Soundtracks.
Ihr habt für dieses SEPTICFLESH-Album wieder Produzenten gewechselt und seid zurück zu einem Schweden. Was war da die Motivation?
Wir scheuen uns nicht, zu experimentieren und uns verschiedene Herangehensweisen an unseren Sound von talentierten Produzenten anzuschauen. Uns gefällt die organische Herangehensweise von Bogren wirklich sehr, und wir haben uns entschieden, bei „Codex Omega“ diesen Weg zu gehen. Er hat einen fantastischen Job gemacht. Der Sound ist lebendig und stark, während man auch all die kleinen Details raushört.
Was würde passieren, wenn das Prager FILMharmonic Orchestra plötzlich nicht mehr verfügbar wäre? Wäre das eine größere oder kleinere Katastrophe?
Wir blicken auf eine lange, erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Prager FILMharmonic Orchestra zurück und werden diese höchstwahrscheinlich auch in Zukunft fortführen. Allerdings ist Christos das Mastermind hinter 100% der orchestralen Arrangements, deshalb sind wir definitiv nicht auf ein bestimmtes Orchester angewiesen, um das zu machen, was wir tun. Ein anderes, erfahrenes Orchester könnte das auch einspielen.
Die alte Pflichtfrage: Bekommen wir SEPTICFLESH vielleicht bald mal in Deutschland zu sehen?
Bisher ist nichts bestätigt, aber ihr könnt euch dessen gewiss sein, dass Deutschland Teil unserer Tourpläne sein wird.
Was haben SEPTICFLESH jetzt als Nächstes vor?
Diesen Monat drehen wir zwei Videos als Promo für das Album. Dann konzentrieren wir uns darauf, so viele Konzerte wie möglich rund um die Welt zu spielen.
Hast du noch was loszuwerden?
Danke für das angenehme Interview. Horns up an die deutschen Fans.
Auch dir danke für das Interview!