Septicflesh
Der Kampf des Titanen - Interview mit Christos Antoniou

Interview

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SEPTICFLESH haben mit „Titan“ einen wahren Koloss am Start. Somit war es eine Selbstverständlichkeit, Gitarrist Christos Antoniou, welcher auch für die klassischen Kompositionen zuständig ist, zum Plausch zu bitten. Dabei gewährte uns der sympathische Herr Einblicke in die Entstehung des Albums, kommende Touren und was für Ideen die Band noch weiter verfolgt. Aber lest am besten selbst.

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch für eurer neues Album „Titan“, welches sehr intensiv und fordernd geworden ist. Wie ist es für euch, es nun endlich präsentieren zu können?

Wir sind sehr glücklich mit „Titan“, sehr zufrieden. Wir haben das letzte halbe Jahr damit zugebracht, das Album aufzunehmen und zu mixen. Nun startet Phase zwei mit der ganzen Promotion, den Interviews und so weiter. Es ist zwar immer schön, ein neues Baby in Händen zu halten, aber wir bleiben nie stehen, sondern wollen, dass es die Leute hören. Und das geht eben am besten mit viel Promotion und Konzerten.

Beim Interview im letzten Mai hast du mir verraten, dass „Titan“ das düsterste Album eurer bisherigen Karriere werden würde. Damit hast du meiner Meinung nach auch absolut nicht übertrieben. Glaubst du, dass ihr ein solches Werk nochmal übertreffen könnt?

Vom ersten Brainstorming an wollten wir diese düstere Atmosphäre erschaffen, dabei aber die melodischen Elemente etwas zurückfahren. Es ist unser erwachsenstes Album. Was beim nächsten Album passieren wird? Keine Ahnung. Wir tun immer alles, was nötig ist, um etwas Großes entstehen zu lassen.

Ich finde irgendwie, dass „Titan“ eher wie euer älteres Material klingt, eher back to the roots…

Das ist deine Meinung. Da gibt es wohl so viele Sichtweisen wie Hörer. Ich persönlich sehe eher keine Verbindung zu den alten Platten. Es ist beispielsweise nicht so melodisch wie „Esoptron“. Ich denke, „Titan“ ist die nächste Stufe zu „Communion“ und „The Great Mass“. Eine Art Weiterentwicklung oder Evolution. „Titan“ klingt zwar immer noch absolut nach SEPTICFLESH, aber vom Feeling her gehört es doch definitiv zu den neuen Alben.

Könnt ihr euch vorstellen, ältere Songs wie „Orpheus“, „Crescent Moon“, oder „The Eldest Cosmonaut“ auch mal live zu spielen?

„The Eldest Cosmonaut“ spielen wir tatsächlich live. Ganz einfach ist das aber nicht, denn dieser Song beinhaltet weiblichen Gesang und viele Parts von Sotiris. Das funzt nicht ganz. Ebenso Songs wie „Anubis“ ,wo Sotiris auch viel singt. Wir spielen einfach ungern alte Songs. Das mischt zwar die Setlist etwas durch, ist aber schwierig umzusetzen. Alles ab „Sumerian Daemons“ ist kein Problem, alles davor schon. Dazu ist das ältere Material den meisten Leuten eher unbekannt…

Trotz der Rereleases?

Das stimmt schon, aber wie viele Songs passen in eine Setlist? Wir wollen einfach das neue Album „Titan“ promoten.

Habt ihr im Gegensatz zu „Communion“ oder „The Great Mass“ was am Songwriting geändert?

Wir sind bei unserer bewährten Arbeitsweise geblieben. Jemand hat eine Idee. Bei „The Order Of Dracul“ zum Beispiel war es so, dass ich mit Vorschlägen angekommen bin, wie das Orchester klingen könnte. Anhand dessen hat Sotiris die Gitarrenparts geschrieben. Wobei man schon sagen muss, dass er es nicht ganz einfach hatte, denn er musste Orchesterparts und die Gitarren miteinander verschmelzen lassen, damit beide Teile existieren und sich ergänzen können. Er hat richtig gute Arbeit geleistet. Bei anderen Songs wie „Titan“ oder „Prototype“ lief es wieder anders. Da kam mein Bruder Seth mit ein paar Melodien an, auf die ich dann meine Orchesterpassagen gesetzt habe. Jeder kann sich jederzeit einbringen.

Dann gibt es bei euch also gar keinen Chef im klassischen Sinne?

Nein. Jeder von uns hat von Anfang an mitdiskutiert, in welche Richtung es gehen soll. Wir schicken einander die Rohentwürfe zu neuen Songs per Mail, denn jeder von uns hat natürlich seine Ideen. Dann reden wir darüber und nicht so Passendes wird rausgeschmissen. Ab diesem Punkt arbeiten wir dann gemeinsam an den Songs. So kamen beispielsweise die Ideen zu „The Order Of Dracul“ und „Dogma“ von Sotiris und mir. So läuft es eben bei uns ab.

Aber ist es nicht schwierig, vier Meinungen unter einen Hut zu bringen?

Schon, aber für uns ist diese Arbeitsweise genau richtig. Andere Bands haben einen Bandleader, der alle Entscheidungen trifft, bei uns packen alle mit an. Klar macht der eine mal mehr als der andere. Es kommt nur auf die richtige Balance an.

Die Aufnahmen mit dem Prager Filmharmonic Orchester waren ein sehr großes Ereignis für mich. Danke nochmal für die Gelegenheit. Wie liefen denn die Aufnahmen für Orchester und Chor?

Ich arbeite einfach unglaublich gern mit diesem Orchester zusammen. Ich kenne die Leute mittlerweile sehr gut und habe einen sehr guten Draht zum Dirigenten. Er versteht einfach, was ich möchte und wie es klingen soll. Also warum etwas ändern? Never change a winning team! Das Prager Filmharmonic Orchester ist eines der besten in Europa. Es stellt auch für mich immer wieder eine neue Herausforderung dar, für diese begnadeten Musiker Kompositionen zu schreiben. Leider konnte ich während der Choraufnahmen nicht in Prag sein, aber ich vertraue den Jungs und Mädels da einfach, verstehst du? Sie kennen meine Arbeit, sie wissen, was sie zu tun haben und sie liefern immer eine fantastische Arbeit ab.

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Wie gestaltete sich die Arbeit mit Logan Mader?

Man könnte meinen, es sei sehr riskant, sich einen amerikanischen Produzenten auszusuchen, denn die meisten Produzenten, die mit Orchestern arbeiten, kommen aus Europa. Aber warum denn nicht? Er hat mit Bands wie SOULFLY, MACHINE HEAD und GOJIRA zusammengearbeitet. Also wirklich große Namen und der Sound war immer klasse. Leider konnten wir nur per Mail miteinander kommunizieren. Es hat drei Monate gedauert, bis alles fertig war. Er hat einen guten Job gemacht. Ob er jetzt besser als Tätgren oder Fredman war, kann ich gar nicht sagen. Er hat einfach seine eigene Herangehensweise.

So im Nachhinein: Welcher ist dein Lieblingssong?

(kichert) Mir gefallen „Prometheus“, „The Order Of Dracul“, „Dogma“… Ich kann mich nicht entscheiden.

Während eines Interviews für UNDER THE SIGN OF METAL hat Seth verraten, dass ihr darüber nachdenkt, ein Video zu drehen…

Ja, allerdings müsste wir zunächst einmal wissen, für welchen Song wir eines drehen wollen. Wir haben das erst einmal gemacht, es sollte also schon was Besonderes werden. Aber da hängt das Ganze natürlich mal wieder am Geld. Weiß du, es geht ums Budget. Wenn wir das haben, können wir auch was Einzigartiges auf die Beine stellen, etwas, das unseren Vorstellungen von Kunst entspricht.

Was glaubst du, wie wichtig ist für den Hörer das Artwork? Kann ein Artwork die Art und Weise verändern, wie man Musik wahrnimmt?

Das kommt ganz auf den Menschen an. Für uns ist sowas immens wichtig, für andere vielleicht weniger. Keine Ahnung. Ich denke, dass sich unsere Texte, unsere Musik und die Artworks super ergänzen und das widerspiegeln, was wir ausdrücken möchten. Jeder gewichtet das natürlich anders, aber für uns ist es von großer Bedeutung.

Gibt es bei „Titan“ einen Zusammenhang zwischen Text und Bild? Könntest du mir was zu den Texten verraten?

Seth und Sotiris haben eng zusammen gearbeitet. Titan ist aber kein Konzeptalbum, obwohl es zwischen manchen Songs eine Verbindung gibt. Da gibt es z.B. „Burn“ und „Prometheus“, wobei „Prometheus“ als Thema fungiert. Prometheus war ja ein Titan und brachte den Menschen das Feuer.
Wir haben aber auch Songs wie „The Order Of Dracul“, der sich um Vlad dreht. Er war ja ein Mitglied des Drachenordens. Bei diesem Album gibt es aber an sich thematisch keinen roten Faden, obwohl die Songs untereinander schon eine Verbindung haben.

Im Herbst führst du ja in Athen das erste Mal deine Oper auf…

Es ist nicht direkt eine Oper. Es ist eher opernähnlich… ein modernes Werk für einen Konzertsaal. Es ist so, klassische und moderne Musik sind schon nochmal was anderes. Bei klassischer Musik denken viele natürlich an die alten Meister wie Mozart oder Beethoven, aber es gibt auch moderne Musik, die so ist.

Du hast ja eine Menge Erfahrung mit der Arbeit mit Orchestern. Gibt es Pläne für SEPTICFLESH, auch mal mit einem Orchester live zu performen?

Vor drei Jahren haben wir mal ein solches Angebot bekommen, allerdings waren die Umstände nicht sonderlich vertrauenserweckend. Ich kann es mir auch nicht wirklich vorstellen, sowas in der jetzigen Situation in Griechenland zu machen. In Frankreich wäre das vielleicht möglich, aber nicht in Griechenland. Aber nochmal: Es braucht einfach ein gewisses Budget, um zu proben, einen Konzertsaal zu mieten… Außerdem haben das schon so viele Leute gemacht, dass wir uns echt was einfallen lassen müssten. Also um deine Frage zu beantworten: Nein, es gibt dazu derzeit keinerlei Pläne, was das angeht.

Können wir euch dann zumindest auf heimischen Bühnen erleben?

Nächste Woche geht es auf Australientour mit FLESHGOD APOCALYPSE, dann geht es weiter nach Rumänien und nach Tschechien und schlussendlich in die Staaten mit FLESHGOD APOCALYPSE, HOUR OF PENANCE und NECRONOMICON. Wir haben zwar Pläne für eine weitere US-Tour im Herbst und eine Europatour. Es ist aber noch etwas früh, um etwas Konkretes darüber zu sagen. 

Neben SEPTICFLESH bist du ja auch noch mit CHAOSTAR aktiv, mit denen du erst letztes Jahr ein neues Album herausgebracht hast. Jetzt, wo die Arbeiten an „Titan“ beendet sind, wie geht es eigentlich dort weiter?

Ab Anfang nächstes Jahr werden wir mit dem Komponieren neuer Songs beginnen. Und wenn alles gut geht, könnten wir es Anfang 2016 veröffentlichen.

Nun ein paar Schlagworte. Ich nenne dir einen Begriff und du sagst mit ohne groß nachzudenken, was die dazu einfällt, ok?

Ok, ich versuchs mal..

-Titan
Überlegenheit

-Prometheus
Titan

-Religion
Kein Kommentar

-Carl Orff, , Wagner, Beethoven, Händel
Giganten

-Hans Zimmer, Woyzeck Kilar
(lange Pause) großartige Komponisten. Verglichen mit den beiden vorherigen aber keine Giganten.

-Rockstar oder Künstler
Beides (lacht)

Vielen Dank für dieses Interview. Die letzten Worte gehören natürlich dir…

Danke an alles Fans, die uns über die Jahre unterstützt haben, obwohl es manchmal vielleicht nicht ganz einfach war. Ich hoffe, dass euch „Titan“ gefällt, denn es ist definitiv unser bestes Werk. Naja, zumindest solange, bis das nächste Album kommt… (lacht)

Galerie mit 22 Bildern: Septicflesh – Rockharz Open Air 2023
12.06.2014

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