Secrets Of The Moon
"Manchmal ist es wichtig, Augen und Ohren zu verschließen und die große, abgefuckte Welt zu vergessen." - Interview mit Frontmann sG
Interview
Wenn die Veröffentlichung eines Albums für so ein Menge an Gesprächsstoff sorgt, wie es „Sun“ von SECRETS OF THE MOON zu Anfang Dezember des letzten Jahres getan hat, ist allein dies Grund genug die Band bzw. deren Frontmann um ein Interview zu bitten. Genau das taten wir und erhielten interessante Antworten über vergangene Tage, neue Lebensinhalte, aktuelle Planungen und – selbstredend – das neue Album.
SECRETS OF THE MOON existieren schon seit vielen Jahren und haben sich stilistisch (zumindest was die Instrumentierung anbelangt) immer wieder verändert. Wo siehst du dich heute mit SECRETS OF THE MOON?
sG: Eigentlich sehe ich uns dort, wo wir immer standen. Wir sind und bleiben eine kleine Außenseiter-Band. Eine kleines Licht, das sich mal wieder anstrengt, so hell wie möglich zu leuchten. „Sun“ hat diesen Stand eigentlich nur weiter verfestigt. Als hätte man uns schwarzen Teer vor die Füße gekippt, der langsam erhärtet.
Auf den Promo-Bildern zeigt du dich entschlossen mit ernster Miene und Fahne in der Hand, wodurch eine gewissen Aufbruchsstimmung versprüht wird. War die stilistische Frischzellenkultur nach den doch recht ähnlich daherkommenden letzten beiden Alben dringend notwendig bzw. bewusst herbeigeführt?
sG: Nein, die Promo-Bilder auf dem Feld sollten vor allem die Atmosphäre von „Man Behind The Sun“ visualisieren. Ein innerer, entschlossener Kampf. Aber das hat nichts mit unseren Vorgänger-Alben zu tun. In meinen Augen hat jedes unserer Alben einen ganz eigenen Ansatz. Deswegen ist auch „Sun“ in Anführungsstrichen „nur“ ein weiteres Glied in der Kette. Die musikalischen Veränderungen mögen in manchen Ohren verheerend sein aber für mich fühlt es sich ganz natürlich an. Es ist die Musik, die zu einem bestimmten Zeitpunkt aus uns heraus kam.
Wie sehr schmerzte der Abschied von Thrawn Thelemnar? Immerhin war er nahezu 15 Jahre Teil der Band.
sG: Es hat nicht geschmerzt. Ich hatte zu der Zeit mit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Natürlich war ich enttäuscht und wir alle haben ihn in manchen Situationen schon sehr vermisst. Aber sein Ausstieg war leider abzusehen und ich habe seine Entscheidung sofort akzeptiert.
Wie dürfen wir uns den Entstehungsprozess von „Sun“ vorstellen? Geographisch betrachtet, sind die Mitglieder von SECRETS OF THE MOON ja schon ein wenig über Deutschland verstreut. Welchen Einfluss hatten die restlichen drei Bandmitglieder?
sG: Ar und ich haben das Song-Material im Alleingang vorbereitet. Danach haben wir uns zu viert im Studio getroffen, geprobt und die Songs arrangiert. Es war ein sehr natürlicher Prozess. Innerhalb von zwei Wochen war das Album arrangiert und ein Großteil des Materials aufgenommen. Es waren sehr lange, harte Tage/Nächte aber die Arbeit hat sich gelohnt. Jedes Mitglied hatte großen Einfluss auf die Gestalt des Albums und den Sound.
Insbesondere bei dem Song „Hole“ habe ich das Gefühl, dass der Text/Gesang perfekt mit der Musik harmoniert und so enorm kraftvolle Hooks entstehen (perfekt gesetzte Verse wie „Angel With Empty Eye-Sockets“, „There Is No Hope“ oder „Gods And Mortals Animal“), was für mich die Vermutung nahelegt, dass zuerst Musik und dann der Text entstand. Liege ich da richtig? Habt ihr was den Entstehungsprozess anbelangt eine feste Vorgehensweise?
sG: Du hast recht. Zwar gab es einen Teil der Lyrics (bzw. deren grobe Aussage) bereits als wir ins Studio gingen, aber ich habe alle Texte ganz enorm dem Fluss der Musik angepasst. Das mache ich eigentlich immer so aber dieses Mal hatte ich zwischen den Instrumental- und den Gesangsaufnahmen viel mehr Zeit um sehr akribisch an jedem Wort und jeder Gesangslinien zu pfeilen.
Kommen wir zum Titel des Albums. Was bedeutet die Sonne im Allgemeinen für dich?
sG: Ganz allgemein sehe ich die Sonne als Lebensquelle, ohne die wir nicht existieren würden. Ihr Licht spendet Kraft und als Familienvater habe ich dieses Licht wohl irgendwie „neu“ kennengelernt. Zumindest bedeutet mir jeder Sonnenstrahl heute mehr als noch vor ein paar Jahren.
Wofür steht die Sonne auf dem neuen Album? Warum genau dieser Albumtitel?
sG: Hier steht die Sonne zum einen als ein Zeichen des Aufbruchs und wiedergefundener Stärke, zum anderen für die Endlichkeit unserer Existenz. Licht und Dunkelheit, Leben und Tod.
Das Album hat für mich grundsätzliche eine sehr warme Stimmung und ist ziemlich facettenreich. Ist „Sun“ ein eher positives Album?
sG: Es ist vor allem ein sehr duales Album, auf dem zwar sehr viel Dunkelheit zu hören ist; aber in jedem Song geht trotzdem früher oder später eine Sonne auf. Zumindest empfinde ich es so. Genau das macht SUN so tief und bewegend für mich. Alles in allem hat das Album definitiv eine positive Aura und ist für mich ein Bekenntnis zum Leben. Ich habe es in einer sehr schweren Zeit in meinem Leben geschrieben und ist es wie eine Art Licht- und Lebensbringer. Ich konnte sehr viele Stimmungen und Gedanken kanalisieren, was sehr gut getan hat.
Lebensbejahende Positionen und Optimismus (z.B. „I Was Given Just One Chance“ in „No More Colours“) sind im Black Metal eher selten anzutreffen. Allerdings lassen sich auch Verse wie „There Is No Hope“ in „Hole“ finden. Als „frisch gebackener“ Vater: Inwieweit ist es deiner Meinung nach bei der aktuellen Situation vertretbar, Kinder in die Welt zu setzen? Anders ausgedrückt: Möchte man seine eigenen Kinder wirklich in diese aktuell vorzufindende Welt hinein bringen?
sG: Es mag kitschig klingen aber wenn ich in die Augen meiner Tochter schaue und ihr Lachen höre, weiß ich warum ich hier bin. Aus diesem Grund ist es für mich vertretbar. Jeder Moment ist unglaublich kostbar. Aber ich verstehe deine Gedanken gut und denke oft über diese und ähnliche Dinge nach. Manchmal ist es wichtig, Augen und Ohren zu verschließen und die große, abgefuckte Welt zu vergessen.
In „No More Colours“ lassen sich französische Lyrics finden. Inwiefern stehen diese in Verbindung zu eurer verstorbenen Bassistin LSK?
sG: Die Lyrics wurden von ihr geschrieben und sie hat sie noch vor ihrem Tod für uns aufgenommen.
Ohnehin scheint „Sun“ ein eher persönliches Album zu sein. Kannst du uns Einblick in Teile der Lyrics geben?
sG: Ja, persönlich ist SUN wohl. Ich möchte aber ungern zu viel zu den Lyrics sagen. Sie sind sehr offen geschrieben und bieten sehr viel Raum für eigene Gedanken. Alles dreht sich um eine gottlose Welt; um Ende und Anfang.
Musikalische Querverweise lassen sich auf „Sun“ enorm viele finden. Wie stehst du zu Bands wie FIELDS OF THE NEPHILIM, ALICE IN CHAINS, THE CURE oder KILLING JOKE, die mal mehr, mal weniger durchschimmern?
sG: Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass ALICE IN CHAINS eine meiner absoluten Lieblingsbands sind. Die meisten Leute stecken sie in die Grunge-Ecke, was nicht schlimm ist – ich mag einige Grunge Bands gerne. Aber für mich sind ALICE IN CHAINS viel eher eine sehr dunkle HardRock-Band. Sie klingen absolut einzigartig. Ähnlich wie die anderen Namen die du genannt hast. Jede Band mit einem ganz eigenen Charakter. Manche kenne ich gut, manche weniger. Aber ich schätze generell immer Bands, die mit ihrer Musik ihre ganz eigene Welt öffnen können.
Im März kommt ihr mit DODSHEIMGARD, THULCANDRA und OUR SURVIVAL DEPENDS ON US auf Tour. Auf dem diesjährigen Party.San waren bereits zwei neue Songs im Set. Können sich die Besucher der Tour auf mehr Material vom neuen Album freuen?
sG: Ja, wir werden einige Songs von SUN spielen, aber auch altes Material wird nicht zu kurz kommen. Wir sind gerade dabei eine passende Set-List zusammen zu stellen.
Zudem spielt ihr im kommenden Juli einen exklusiven Akustik-Gig auf dem Prophecy-Fest in der Balver Höhle. Orientiert ihr euch dafür vornehmlich an neueren Songs oder ist auch mit Überraschungen zu rechnen?
sG: Es wird definitiv Überraschungen geben. Noch habe ich nicht alle Songs zusammen, die wir spielen werden aber das Ganze reift immer mehr und wird definitiv interessant werden. Für mich das persönliche Highlight dieses Jahr.
Vielen Dank für das Interview! Das Jahr 2016 scheint ein gutes für euch zu werden. Die letzten Worte gehören dir.
sG: Das hoffe ich. Es ist gerade viel in die Planung und ich hoffe, dass wir das meiste realisieren können. Vielen Dank für das interessante Interview und die Unterstützung.
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Stile | Black Metal, Black'n'Roll, Gothic, Post-Metal, Post-Rock, Progressive Black Metal |
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