Destruction
Schmier zur neuen Platte

Interview

Du meintest gerade, dass man als Songschreiber ein Stück weit von der Inspiration lebt. Sind die Songs auf “Diabolical” erst kürzlich entstanden?

Ja genau, die sind schon aktuell. Während dem ersten Jahr der Pandemie habe ich häufiger versucht, mit Mike an Songs zu arbeiten. Aber irgendwie kam dabei nicht wirklich etwas heraus. Nach der Trennung von ihm wurde das Schreiben für mich dann irgendwie einfacher. Ich weiß nicht genau, warum das so war. Aber es gab einfach einen Knall und es hat dann funktioniert.

Auf “Diabolical” findet sich unter anderem auch “City Baby Attacked By Rats”, was ja im Original von G.B.H. stammt und damit als Punk-Klassiker durchgeht. Wer hatte die Idee dazu?

Anfang der 80er war die Metal-Szene bei uns hier in der Grenzregion zur Schweiz sehr überschaubar. Es gab zwar eine Handvoll Leute, aber meine besten Kumpels waren alle Punks. Die Szene war vergleichsweise groß und es gab viele Konzerte, auf die ich auch gegangen bin. Und so bin ich als Metal-Head halt viel mit Punks rumgehangen und habe dabei Bands wie THE EXPLOITED, DEAD KENNEDYS oder HÜSKER DÜ gehört. Oder auch deutsche Bands wie SLIME und HASS. Die waren alle Kult. Einige dieser Bands sind bei mir einfach hängengeblieben. „City Baby Attacked By Rats“ ist eine Hymne, eine Art Punk-Hit schlechthin. DESTRUCTION wurden von dieser Strömung sicherlich auch ein Stück weit beeinflusst. Und so ist der Song auch als Tribute an all die Punk-Bands der 80er gedacht.

Und welche aktuellen Bands magst Du?

Was heißt aktuell? Meinst Du neue Bands?

Ja, durchaus…

Ich höre eigentlich nicht besonders viele neue Bands (lacht). Ich mag viel aus dem Altertum, viele Klassiker aus den 80ern. Aber es gibt schon auch neuere Sachen, da versuche ich schon mitzuhalten. Als Musiker sollte man offen für neue Bands und Strömungen sein. Aber ich finde es schon klasse, dass es so viele junge Thrash-Metal-Bands gibt. Vor zwanzig Jahren gab es keine jungen Bands, die Thrash gemacht haben.

Beschreibe “Diabolical” in drei Worten.

Drei Schlagwörter? Auf jeden Fall Brachial, In Die Fresse und irgendwo auch Eingängig.

Das sind aber doch eigentlich Trademarks, die man nahezu über die komplette DESTRUCTION-Diskografie legen könnte, oder?

Ja, bestimmt. Wobei ich schon denke, dass diese Platte noch eingängiger geworden ist. “Born To Perish” ging vielleicht auch schon ein wenig in diese Richtung. Aber die neue Platte ist in meinen Augen auf jeden Fall noch live-tauglicher. In der Vergangenheit haben wir uns manchmal auch ein wenig verstrickt in der eigenen Musikalität und dann kommst Du mit einem Album raus, mit dem Du letztlich nicht hundertprozentig zufrieden bist. Da warst Du vielleicht zu sehr Musiker und zu wenig Fan. Bei der neuen Platte haben wir das meiste aber aus dem Bauch heraus gemacht und hier und da die Songs sogar abgespeckt und auf Riffs oder Soli verzichtet. Wir haben einfach versucht, ein bisschen schlanker zu werden und ich denke, dass hat auch gut getan.

Lass uns ein wenig über das Arbeiten ohne Mike sprechen. Inwiefern hat sich sein Weggang innerhalb der Bandprozesse bemerkbar gemacht?

Eigentlich hat sich gar nicht mal so viel geändert. Natürlich ist das Songwriting anders geworden, jetzt habe ich mit Damir praktisch alles zusammen geschrieben. Die Grundideen kamen von mir, die wir dann auf Gitarren umgeschrieben und damit erste Demos aufgenommen haben. Ehrlich gesagt, ist es sogar einfacher geworden. Mike und ich waren uns nicht immer einig darüber, wo es hingehen sollte. Das hatte ich ja vorhin schon mal erwähnt, als mir kurzzeitig der Hut hochgegangen ist. Es war nicht immer einfach zwischen uns. Mike ist jemand, der ganz alte Musik aus den 60ern und 70ern liebt und auch auf Prog-Rock steht. Er spielt lieber einen 6/4 Takt als einen 4/4 Takt. Im Thrash-Metal ist aber der 4/4 Takt halt einfach angemessener. Meistens zumindest. Insofern gab es dadurch oft Kompromisse. Jetzt haben wir einfach befreit ein Old-School-Trash-Album veröffentlichen können. Natürlich war auch Druck und Trauer über Mikes Weggang da. Andererseits bin ich der Typ, der lieber die Ärmel hochkrempelt und weitermacht. Trauern bringt nicht viel, das hat auch die Vergangenheit gezeigt.  Am Ende war es ja auch Mikes eigene Entscheidung, die Band zu verlassen. Wir wollten ihm die neuen Songs zeigen und haben sogar ein paar Monate auf ihn gewartet. Aber letztlich kann man natürlich niemanden zu seinem Glück zwingen. Und dann war es leider so. Natürlich waren wir traurig und schockiert, aber die neue Platte spricht für sich und ist auch ohne Mike gut geworden.

Habt Ihr – also Mike und Du – weiterhin Kontakt zueinander?

Ja, ein bisschen schon. Mike hat sich zwar zurückgezogen, aber so war er schon immer, auch wenn wir auf Tour waren. Gerade jetzt haben wir natürlich aufgrund des gemeinsamen Back-Kataloges geschäftlich noch einiges miteinander zu tun. Ich bleibe aber auf jeden Fall weiter am Ball und habe auch die Hoffnung, dass wir ihn vielleicht zum 40. noch einmal auf die Bühne zerren können und einen Song mit ihm jammen können. Das wäre bestimmt toll für die Fans und für ihn natürlich auch. Warum Mike wirklich ausgestiegen ist, ist ja immer noch nicht ganz klar, aber man spricht gern von “auseinandergelebt”. Ich hoffe schon, dass wir mal wieder zusammen jammen können. Wir haben so lange Musik zusammen gemacht, da muss man sich halt locker machen. Immerhin ist das eine Zeit, die uns ja auch keiner mehr nehmen kann.

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11.04.2022

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