Scar Symmetry
Interview mit Henrik Ohlsson zu "Dark Matter Dimensions"
Interview
Viele Fans werden sich vor den Kopf gestoßen gefühlt haben, als bekannt wurde, dass SCAR SYMMETRY und Ausnahmetalent Christian Älvestam getrennte Wege gehen mussten. Ersatz war jedoch schnell und zur Überraschung aller gleich in zwei neuen Sängern gefunden: Roberth Karlsson (Growls) und Lars Palmqvist (Clean-Vocals). Schlagzeuger und Songwriter Henrik Ohlsson erklärt, wie sich das neue Bandgefüge auf die Musik ausgewirkt hat und warum zwischen dem Artwork von „Dark Matter Dimensions“ und ANTHRAXs „Stomp 442“ keinerlei Verbindung besteht.
„Holographic Universe“ ist noch gar nicht so lange auf dem Markt, und schon steht der Nachfolger „Dark Matter Dimensions“ in den Startlöchern. Was hat sich – abgesehen von euren beiden neuen Sängern – und im Rückblick auf eure vorherigen Aufnahmen, geändert? Konntet ihr so arbeiten wie gewohnt?
Wir waren heiß darauf, mit dem neuen Line-Up möglichst umgehend wieder ins Studio zu gehen und neue Songs aufzunehmen. Der von dir angesprochene Ein-Jahres-Rhythmus zwischen zwei Alben ist übrigens nichts Neues für uns, denn zwischen „Symmetric In Design“ und „Pitch Black Progress“ lagen ja auch nur wenige Monate. Wir können schnell und effektiv arbeiten, wenn wir wollen. Ha Ha. Wir hatten überhaupt keine Probleme mit neuen Ideen zu arbeiten, unsere Kreativität sprühte förmlich, und die Arbeit mit unseren beiden Neuzugängen hat sich als sehr angenehm erwiesen, denn jetzt haben wir die Möglichkeit sehr viel intensiver mit den Growls oder den Clean-Vocal-Passagen zu arbeiten. Wir haben definitiv schneller arbeiten können, denn wir konnten aufgrund des Line-Up-Wechsels plötzlch so viele Dinge außer Acht lassen und konnten uns so tatsächlich auch intensiver um unsere Ideen kümmern und diese viel gelassener als zuvor ausarbeiten und umsetzen. Ich glaube diese Erfahrung hat der Band sehr gut getan.
Hat sich denn das Songwriting durch die beiden Neuzugänge in irgendeiner Weise verändert?
Nicht wirklich. Nein. Alles lief so wie immer, außer dass sich diesmal Per und Jonas (Gitarrist) intensiv um die Vocal-Lines gekümmert haben. Zwar waren die beiden auch vorher schon damit beschäftigt, aber durch den Wechsel am Gesang, jetzt, mit zwei Sängern, konnten die beiden natürlich richtig aufdrehen und ein paar bemerkenswerte Sachen ausarbeiten, die wir vorher niemals hätten so einfach verwirklichen können. Per und Jonas haben letztendlich wieder einmal die Songs geschrieben und dann gemeinsam an den Vocal-Lines gearbeitet, und ich habe dann später die Texte dazu verfasst. Ich hatte diesmal auch schon einen Text fertig, zu dem dann erst später der Song entstanden ist – das ist etwas, was wir vorher noch nie gemacht haben. Dieser Song nennt sich „Sculptor Void“.
Wie tief in der Materie oder eurem Sound ganz allgemein steckten Roberth Karlsson und Lars Palmqvist, um eure beiden Sänger jetzt auch einmal zu erwähnen, tatsächlich, bevor sie zu SCAR SYMMETRY kamen?
Roberth kannte uns bereits und hatte auch unser letztes Album gehört, bevor er bei uns anheuerte, aber ich glaube nicht, dass uns Lars vorher schon einmal gehört hat. Lars ist auch kein Typ, der ständig auf der Suche nach neuen Bands ist. Du musst echt ganze Überzeugungsarbeit leisten, bevor er sich überhaupt mal neue Bands anhört. Ha Ha! (lacht) Aber er ist ein guter Kerl und er war absolut überzeugt, nachdem wir ihm etwas von uns vorgespielt hatten.
Die Titel stehen wieder in Bezug zu den vorherigen Alben. Aber von welchen Themen handeln die Songs diesmal? Irgendwo muss es einen Unterschied zu den anderen Alben geben… Musikalisch jedenfalls sind eindeutig einige Veränderungen herauszuhören…
Musikalisch als auch textlich verfolgt SCAR SYMMETRY eine bestimmte Mission und wir werden immer um diesen kreativen Kern herum unsere Themen aufbauen. Das ist das, was uns gefällt, und auch das, was die Fans wollen. Die Themen variieren von Album zu Album schon etwas, aber die Essenz der Band, das Wesen, der innere Kern, wenn du so willst, bleibt unantastbar. Darauf geben wir auch Acht. „Symmetric In Design“ hatte kein klares Konzept, denn wir versuchten uns noch selbst zu finden, herauszufinden, was SCAR SYMMETRY überhaupt für uns bedeuten sollte. Wir hatten zwar schon eine Vorstellung von dem, wohin wir wollten, aber wir waren ja erst noch ganz am Anfang. „Pitch Black Progress“ sponn letztendlich die ersten Gedanken weiter und war konzeptionell ausgelegt: Eine neue Weltordnung versklavte die Menschheit und nahm ihnen grundlegende Freiheiten selbst zu denken und zu handeln. Auf „Holographic Universe“ habe ich mich mit Quantenphysik beschäftigt und wie diese in Verbindung zu antiken Philosophien steht. Die Wissenschaft kommt langsam zu den selben Ergebnissen, die die Philosophen bereits vor Jahrhunderten vorausgesehen haben. „Dark Matter Dimensions“ schließlich stellt Fragen: Warum denken wir, dass wir alles wissen, obwohl wir noch nicht einmal annähernd 95% vom Universum und dem verstehen, was wirklich um uns herum passiert? Was ist Dunkle Materie? Was ist Dunkle Energie? Warum können wir Dinge außer Acht lassen, nur weil wir sie nicht begreifen? Unsere Sinne sind sehr begrenzt, und wenn der Mensch denkt, er sei die größte Schöpfung des Universums, dann ist das blauäugige Naivität. Lyrisch erforsche ich auf dem neuen Album die Bereiche, die uns verschlossen bleiben, und der Zuhörer macht Erfahrungen mit unvorstellbaren Kräften, ohne die wir und unser Planet, das Universum und alles darüber hinaus, gar nicht existieren würden. Also… Ja. Die Konzepte ändern sich, genau wie in einem gewissen Rahmen auch die Musik…
Die Songtitel klingen noch immer sehr duster, wie man es von den vorherigen Alben bereits kennt. Ist das weiße Front Cover Artwork, das sehr technisch anmutet, als Kontrast zu den Titeln zu sehen?
Das ist eine Frage der persönlichen Wahrnehmung. Dunkle Materie ist nicht per se dunkel, böse oder welche anderen Worte und Begriffe dir auch immer dazu einfallen. Es ist nur ein Ausdruck für etwas, das wir nicht sehen können. Die Art, wie ich Dinge betrachte, besteht nicht im herkömmlichen Sinn aus zwei Seiten, Dunkelheit und Licht, Gut und Böse, sondern aus ein und derselben Sache. Dualität besteht nur auf materieller Ebene. Es existiert also kein Gegensatz zwischen den Songtiteln und dem Cover, sondern beide Aspekte gehen Hand-in-Hand. Das Cover vermittelt dir einen ersten Eindruck einer Dimension von Dunkler Materie und ist ein symbolisches Bild über den aktuellen Stand der Erde.
Um ehrlich zu sein, hat mich das Artwork auf Anhieb an ANTHRAXs „Stomp 442“ erinnert. Ist das wirklich nur Zufall, oder besteht vielleicht eine thematische Verbindung zwischen diesen beiden Alben?
(lacht) Das ist tatsächlich nur ein Zufall. Ich respektiere ANTHRAX, aber ich sehe keinerlei Ähnlichkeiten zwischen den Jungs und uns, auch thematisch nicht. Und nachdem ich dir das Konzept des Albums und auch die Bedeutung hinter dem Artwork beschrieben habe, wirst du mir da sicherlich zustimmen. Es gibt immer irgendwelche Ähnlichkeiten – das menschliche Bewusstsein ist sehr gut darin, Dinge miteinander zu vergleichen und miteinander zu kombinieren, so sind wir programmiert. Aber sei dir sicher, in diesem Fall besteht keinerlei Verbindung zwischen unserem neuen Album und einem anderen Album mit einem kugelartigen „Etwas“ auf dem Front Cover. He He.
Denkst du, dass sich kosmische Themen und die ganze Philosophie über die Entstehung der Welt und von Chaos irgendwann erschöpft haben…?
Zum Glück müssen wir uns keine Gedanken über Trends machen, denn wir sind eine Extreme Metal Band. Das ist auch einer der Gründe, warum wir diese Art von Musik machen. Als Metal-Band kannst du Sachen machen, die im Einklang mit deinen eigenen Interessen stehen, und wenn du genug Leidenschaft aufbringst, findest du auch genug Unterstützung. Wir formen unsere Zukunft hier und jetzt, und wenn wir uns vor der Zukunft fürchten würden, fürchten wir uns vor uns selbst… Was soll das? Und vor allem, was bringt das? Es wird immer Leute geben, die alles in Frage stellen und alles kritisieren was du tust, nur um dich herunterzuziehen und das zu zerstören, an was du glaubst und was dir gefällt. Aber mit einer solchen angsterfüllten Einstellung ist von vornherein alles zum Scheitern verurteilt. Wir sind in der glücklichen Lage entscheiden und uns darüber hinwegsetzen zu können, und das ist auch notwendig, um weiterhin kreativ zu sein. Alles wird irgendwann einmal zuende sein, deshalb ist es besser das Hier und Jetzt zu genießen, anstatt sich unnötig viele Gedanken über Morgen zu machen.
Vielen Dank für das Interview!
Wir hoffen euch gefällt das neue Album und sehen euch auf einer der kommenden Shows. Nach vielen Festivals werden wir im Oktober und November endlich durch Europa touren!
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Stile | Melodic Death Metal, Modern Metal |
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