Savage Circus
Savage Circus
Interview
Wenn die Power Metal-Gemeinde hoffnungsvoll auf ein Album gewartet hat, dann wohl auf die neueste Veröffentlichung der deutsch-schwedisch-amerikanischen Combo SAVAGE CIRCUS. Nach vier Jahren Durststrecke legen die Jungs rund um Wunderwuzzi Piet Sielck nun endlich den Nachfolger zum grandiosen Debüt „Dreamland Manor“ ab. „Of Doom And Death“ ist aber nicht die einzige Neuerung im Hause SAVAGE CIRCUS. Ex-BLIND GUARDIAN-Trommler Thomen Stauch musste die Felle räumen und Mike Terrana Platz machen. Um nicht zu viel zu verraten, lasse ich nun Piet Sielck weitermachen. Piet, let’s go…
Hi Piet, der SAVAGE CIRCUS-Zug braust in Richtung Zweitlingswerk. Wie geht es euch so knapp vor dem Release?
Eigentlich geht es uns recht gut, da der Stress ja nun erst einmal ein Ende hat. Wir kamen zum Schluss doch mächtig unter Zeitdruck, um den Release dieses Jahr noch hinzubekommen.
Es hat immerhin vier Jahre gedauert bis „Of Doom And Death“ endlich erscheint. Worin lagen die Gründe für diese lange Vorbereitungszeit?
Na ja, Songs in dieser komplexen Form schreiben sich nicht einfach so von alleine. Das dauert einfach ganz schön lange, bis so ein Sechs/Sieben-Minuten-Werk fertig geschrieben, arrangiert und aufgenommen ist. Außerdem durfte es einfach keine schwachen Songs bzw. Parts geben, da wir uns sehr bewusst waren und sind, dass dieses Album von einigen sehr kritisch betrachtet werden würde. Daher mussten die musikalischen Argumente so zweifelsfrei wie möglich sein und das dauert einfach. Es soll ja auch andere Bands geben, die ähnlich lange brauchen [lacht].
Da hast du allerdings Recht! Auf eurem Debüt „Dreamland Manor“ war Ex-BLIND GUARDIAN-Drummer Thomen Stauch fixer Bestandteil von SAVAGE CIRCUS. Warum habt ihr euch 2007 entschieden, ohne ihn weiterzumachen? Welche Gründe steckten da dahinter und was macht Thomen jetzt?
Zuallererst hatten wir natürlich auch erwogen ganz aufzuhören. Allerdings ist SAVAGE CIRCUS von Anfang an eine richtige Band gewesen und kein Soloprojekt. Natürlich war auch Thomen Teil der Band und hatte seinen Input, der aber von Anfang an nicht dominant war. Wir sahen uns in der Lage, auch ohne ihn, das zweite Album schreiben zu können. Auch im Live-Bereich hatten wir ja bereits über ein Jahr mit diversen Gigs unter Beweis gestellt, dass es auch ohne ihn geht. Wir haben ihn ja über ein Jahr von sämtlichen Live-Pflichten freigestellt, damit er wieder an Deck kommt. Leider ist das nicht eingetreten und irgendwann kam der Punkt, wo es nicht mehr tragbar war. Zu diesem Zeitpunkt war aber schon so viel Energie und Herzblut in die Sache geflossen, dass keiner all das einfach wegwerfen wollte. Außerdem haben wir wirklich viel Zuspruch erhalten, was letztendlich den Ausschlag gab.
Das neue Album zeigt, dass dieser Entschluss richtig war, auch wenn einige Fans das vielleicht nicht nachvollziehen können. Vielleicht gelingt es uns ja, einfach mit der Musik und weniger mit den Personen zu überzeugen. Du kannst dir sicher sein, dass ich mir was anderes gewünscht hätte, gerade auch wegen meiner persönlichen Beziehung zu Thomen, aber es ging nicht anders. Von den enttäuschten Fans wünsche ich mir, dass das Album eine Chance bekommt und die Musik im Vordergrund steht. Was Thomen heutzutage macht, weiß ich leider nicht. Ich wünsche ihm, dass er die Sache hinter sich lassen konnte und der Gram sich legt. Wir hegen auf gar keinen Fall negative Gefühle für ihn.
Das klingt nach einer nervenaufreibenden Geschichte zwischen euch. Vollständigen Ersatz habt ihr aber trotz allem schnell gefunden. Mit Mike Terrana sogar einen hervorragenden und vor allem erfahrenen Drummer. Wie gestalteten sich die Arbeiten zum Album mit Mike an den Drums?
Hervorragend! Mike konnte sich extrem gut mit dem Material anfreunden und sein gesamtes Können einsetzen. Natürlich sind viele Parts durch die Kompositionen festgelegt, dennoch haben wir ihm bewusst genügend Freiraum gelassen, seinen persönlichen Stil einzubringen.
Bevor wir über „Of Doom And Death“ sprechen – kannst du mir in einem Satz schildern, was die Fans von der neuen Scheibe erwarten dürfen?
Die konsequente Fortführung von „Dreamland Manor“.
Das klingt vielversprechend. Der Titel des Albums klingt sehr episch und mystisch angehaucht. Warum habt ihr euch gerade für „Of Doom And Death“ entschieden?
Die Idee zum Albumtitel kam von den Schweden (Anm. Red.: Jens Carlsson, Emil Norberg), irgendwann im Backstagebereich. Den Titel fanden gleich alle cool, also war es beschlossene Sache. Außerdem bot er Raum für viele Textideen.
„Dreamland Manor“ war so etwas wie ein kleiner Überraschungserfolg. Was hältst du im Nachhinein von der Scheibe? Was würdest du heute anders machen?
Eigentlich nichts, da wir meiner Ansicht nach damals ganz viel richtig gemacht haben! Die Scheibe ist immer noch im Player, da ich sie auch nach vier Jahren immer noch absolut geil finde.
Welche Erwartungen verbindest du mit „Of Doom And Death“? Wo wollt ihr mit der Platte hin?
Das Minimalziel war, die Qualität der ersten Scheibe zu halten. Das ist, nach meiner Einschätzung, gelungen. Wenn die Verkäufe sich jetzt auf einem ähnlichen Level einpendeln, sind wir zufrieden. Der Markt ist ja nicht einfacher geworden. Eine Steigerung wäre natürlich super!
„Dreamland Manor“ wurde oft mit altem BLIND GUARDIAN-Material verglichen. Kann auch die neue Scheibe diesen Vergleichen standhalten?
Mit einem Wort: ja!
Wie wurde das Songwriting durch Thomens Wegfall aufgeteilt?
Wir haben wieder als Team per Internet gearbeitet, welches zwar diesmal ohne Thomen, dafür aber mit Yenz verstärkt wurde. Dadurch konnten wir Thomens Wegfall kompensieren.
„Of Doom And Death“ bietet im Prinzip die ganze Bandbreite der melodischen Spielart, vom obligatorischen Power Metal-Kracher in Form des Titeltracks bis hin zur geneigten Ballade. Eigentlich alles, was das melodische Metal-Herz so begehrt, oder?
Dazu kann und will ich nichts anderes sagen, außer – ja, du hast Recht! Wir wollten ein druckvolles, emotionales und abwechslungsreiches Album schreiben, das eine möglichst lange Halbwertszeit hat. Deswegen erschließt es sich auch erst nach mehreren Durchläufen richtig. Es knallt aber beim ersten Mal genug, dass man (hoffentlich) mehr will. Auch nach vielen Durchläufen wird man immer noch was Neues entdecken. Abwechslungsreichtum war extrem wichtig für uns.
Meiner Meinung nach seid ihr mit eurem Zweitwerk außerdem etwas härter geworden. Täusche ich mich da oder war das eure Absicht?
Jein. Es war jedenfalls kein erklärtes Ziel. Die Melodien sollten auf keinen Fall zu kurz kommen. Es hat sich einfach so ergeben. Und „Dreamland Manor“ ist ja nun auch kein Pop-Album [lacht]. Es sollte eben knallen…
Textlich orientiert ihr euch ein wenig an der „Dark Tower“-Saga von Stephen King. Ist „Of Doom And Death“ gar ein Konzeptalbum geworden?
Wir wollten Texte haben, die auch ohne Wikipedia zu verstehen sind, daher haben wir eher auf bekanntere Themen zurückgegriffen. Natürlich sind einige Texte trotzdem speziell, aber dennoch auch ohne Stephen King oder Dune gelesen zu haben halbwegs verständlich. Und einige Refrain-Textteile muss man einfach sofort verstehen können [lacht].
Die Produktion der neuen Scheibe hast natürlich wieder du übernommen. Wie schaffst du es, Power Metal-Alben immer so druckvoll zu produzieren, ohne irgendwann genug davon zu haben?
Danke für die Blumen! Ich gebe mir eben immer wieder Mühe und versuche trotz aller Erfahrung immer etwas Neues zu kreieren. Natürlich habe ich meine Gewohnheiten, aber die sind immer im Fluss und von der Befriedigung eine gute Produktion gemacht zu haben, kann man einfach nicht genug bekommen. Man muss Routine und Stillstand vermeiden und immer offen für Neues sein. Dann macht es auch immer wieder Spaß!
Woher nehmt ihr eure musikalischen Inspirationen?
Die schöpfen wir aus dem Leben. Ich glaube, das macht letztendlich jeder Künstler so.
Warum heißt ihr eigentlich SAVAGE CIRCUS? Was steckt hinter diesem Bandnamen?
Darauf konnten sich damals alle einlassen. Er klang gut, war etwas ungewöhnlich und passte irgendwie zu uns. Wir wollten einfach keinen 08/15-Metal-Namen, aber eine besondere Aussage steht eigentlich nicht dahinter.
Wie sieht die musikalische Zukunft von SAVAGE CIRCUS aus? Wird man euch auf Tour zu sehen bekommen?
Wir werden 2010 wieder viel live zu sehen sein. Die Planungen dafür laufen bereits auf Hochtouren, sind aber noch nicht abgeschlossen. Wir planen sowohl eine Tour als auch viele Festivalshows.
Hast du einen Lieblingstrack auf dem Album?
Eigentlich kann ich keinen Track benennen, da ich alle richtig geil finde. Der Opener hat ein besonders gutes Zusammenspiel von Text und Musik und die Ballade ist etwas ganz Besonderes geworden, wenn du mich unbedingt dazu nötigen willst [lacht].
So, dann kommen wir langsam zu einem Ende. Möchtest du an dieser Stelle noch etwas hinzufügen?
Ich freue mich einfach, dass uns so viele Fans über so lange Zeit und trotz der Schwierigkeiten die Treue gehalten haben und möchte betonen, dass wir mit dem Album auch unserem Dank an die Fans Ausdruck verleihen wollen.
Dann bedanke ich mich bei dir, Piet, und wünsche dir und SAVAGE CIRCUS alles Gute für eure zukünftigen Pläne. Schöne Grüße an den Rest der Band.
Danke dir, Mathias. Beste Grüße von mir und den Jungs zurück!
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