Sardonis
Interview mit Schlagzeuger Jelle zum neuen Album "II"

Interview

Sardonis

Mit ihrem schlicht „II“ betitelten zweiten Full-Length-Album und ihrer darauf zu hörenden unglaublich guten Mischung aus Doom-, Sludge- und Thrash-Elementen hat mich das belgische Duo SARDONIS vor ein paar Wochen schlicht begeistern können, erst recht, wenn man bedenkt, dass die Band ganz ohne Gesang auskommt, nur mit einer Gitarre und einem Schlagzeug spielt – und den Hörer trotzdem über die volle Länge nichts vermissen lässt. Schlagzeuger Jelle stand Rede und Antwort zum neuen Album.

Hey Jungs!
Ihr habt ja gerade euer zweites Full-Length-Album veröffentlicht. Wie sind denn die Reaktionen der Fans und der Presse bisher so ausgefallen?

Die Reaktionen sind jenseits unserer Erwartungen, um ehrlich zu sein. Nach dem ersten Album bekamen wir eine Menge guter Reviews, deshalb fühlte es sich für uns so an, als wären die Erwartungen jetzt größer. Aber die Reviews und Reaktionen zum neuen Album sind absolut verblüffend.

Da „II“ die erste eurer Veröffentlichungen ist, die meinen Weg kreuzt (und da ich denke, manche unserer Leser könnten in derselben Situation sein): Was würdet ihr sagen sind die Unterschiede zwischen „II“ und eurem ersten Album? Und was sind die Gemeinsamkeiten?

Das erste Album war ein Haufen Songs, den wir zu der Zeit hatten, es kam einfach so, dass das für eine Platte reichte. Das zweite Album haben wir als ein Stück geschrieben. Das Album war da, wir mussten nur die Lücken füllen. Die Songs sind kohärenter und jeder einzelne erzählt etwas über den anderen. Wir können beide ein oder zwei Songs vom Debüt nennen, mit denen wir nicht ganz zufrieden sind, aber wir beide sind sehr enthusiastisch was alle Songs des neuen Albums angeht.

Obwohl eure Alben einfach „Sardonis“ und „II“ genannt sind, haben alle eure Songs genauere Titel: „Burial Of Men“, „The Drowning“, „The Torch And The Bearer“, … . Wie kommt ihr auf diese Titel, wie kreiert ihr sie, da es ja offensichtlich keine lyrischen Themen gibt, an die sie angelehnt sein könnten?

Wir nutzen immer dasselbe Rezept, wenn wir neue Songs erschaffen. Wir jammen, suchen uns die Riffs aus und schreiben daraus einen Song. Dann fangen wir an, alle Riffs und Drums zu löschen, die für den Song unnötig sind und versuchen, das Stück so einfach wie möglich zu machen. Wir nehmen das dann im Proberaum auf und lassen ein kleinen Brainstorming zum Songtitel laufen. Was für eine Atmosphäre hat der Song? Welche Emotionen? Welches Feeling und welche Visionen? Wir sind extrem kritisch, wenn es daran geht, einen Songtitel auszuwählen. Manchmal dauert das Monate.

Wollt ihr mit euren Songs eigentlich auch eine „Geschichte“ erzählen, obwohl sie natürlich instrumental sind? (Gibt es neben dem rein instrumentalen noch ein anderes Konzept, sozusagen?)

In unseren Ohren erzählt jeder Song des neuen Albums etwas über den anderen. Es ist kohärenter als das Dabütalbum. Wir wollen damit keine bestimmte Story erzählen, aber die Lieder atmen eine Art düstere, verlassene, schwere Atmosphäre. Ich glaube nicht, dass Leute an Strände und Cocktails denken, wenn sie unsere Musik hören.

Und da wir gerade dabei sind: Ihr seid das wahrscheinlich schon Millionen Male gefragt worden, aber ich denke, ich muss: Wann und wie wurdet ihr euch sicher, instrumentale Musik zu spielen? Und war das einfach ein natürliches Ding oder eine rationale Entscheidung? Ein „Unfall“? 😉

Ursprünglich haben wir zu zweit angefangen zu jammen und wollten einen Bassisten und einen Sänger dazuholen, aber es fühlte sich schnell so an, als wäre das, was wir hatten, genug. Und die Leute bestätigen das auch oft, wenn sie uns erzählen, dass wir genauso heavy oder sogar heavier klingen als eine Fünf-Mann-Band. Wir benutzen keine Tricks oder hyperintensiven technischen Kram, weil das nicht können und auch nicht daran interessiert sind, es zu tun. Wir spielen AC/DC-Doom, schätze ich. Präzise, ohne Bullshit und geradeaus. Deshalb, ja, es war in der Tat eine natürliche Sache.

In meiner Review habe ich geschrieben, dass das Album eine spannende Dynamik beinhaltet, die aus dem Mix aus sehr schweren Doom-Passagen und ziemlich rhythmischem, vom Thrash Metal beeinflussten Sludge-Riffing resultiert. Inwiefern plant ihr sowas? Arbeitet ihr da mehr mit einem gesunden Bauchgefühl oder mit einer rationalen Herangehensweise? (Ich frage, weil ich mir beides vorstellen könnte … .)

Mit einem gesunden Bauchgefühl! Wir kümmern uns nicht die Bohne um Genres oder musikalischen Nischen, wir wollen einfach nur die Musik spielen, die wir spielen gerne spielen und anhören, das ist zufällig heavy Musik. Wir limitieren uns nicht zu einem Genre, wir machen dieses oder jenes nicht deshalb nicht, weil in diesem oder jenem Genre „nicht gemacht wird“. Wir lassen die Musik für sich sprechen und wenn es eines Tages einen Song geben wird, der ein 27-minütiges Violinensolo braucht, dann machen wir das eben.

Und da wir gerade über Sludge und Doom reden: Wo seht ihr euch selbst als Band, aber auch als Musikfans? Mehr im Bereich Doom oder im Bereich Sludge? Und welchen Stellenwert hat der Thrash Metal eurer Meinung nach in eurer Musik? [Das Interview wurde per E-Mail geführt, sodass ich die Antwort auf die letzte Frage nicht kannte, als ich diese Frage gestellt habe, die im Gesamtkontext natürlich wenig Sinn ergibt. – Anmk. d. Verf.]

Es wäre nach der vorherigen Antwort lächerlich, mit Genres anzufangen, aber ich weiß, dass es das Ganze etwas einfach macht: Wir fühlen uns definitiv eher im Sludge zu Hause als im Doom. Wir nehmen unsere Musik sehr ernst, aber nicht uns selbst. Roel ist mit Thrash aufgewachsen, meine Wurzeln liegen eher im Punk, wir mögen also beide die dreckige und rauhe Attacke, die Musik sein kann, und das kann man bei SARDONIS hören.

Meiner Meinung nach ist eines der auffälligsten Merkmale des Albums der Sound: dreckig, schwer, oldschool. Wer ist dafür verantwortlich? Und wie groß ist der Anteil des Einflusses, den euer Produzent und/oder Mischer auf den Sound des Albums hatte?

Das ist einfach, wie wir klingen wollen. Wir spielen eine Art heavy Musik, die aus den letzten 40 Jahren zusammengewürfelt wurde: Stonerblues der Siebziger, Achtziger-Thrash und so weiter. Wir wollen wie eine Liveband klingen und unseren Scheiß so natürlich wie möglich aufnehmen. Wenn du dir heutige Bands anhörst, ist es bemerkenswert, wie klinisch die oft klingen. Die Kickdrum klingt nicht wie eine Kickdrum sondern wie ein Computer und die Gitarren sind so sanft, fuck that! Wir haben nichts gegen diese Bands, aber wir wollen nicht so klingen wie sie. Wir wollen das Ganze zurück zu den Wurzeln tragen. Unser Schlagzeug klingt wie ein Schlagzeug und die Gitarre wie eine Gitarre, und so klingt SARDONIS am besten.
Das erste Album nahmen wir mit Xavier Carion (ehemals CHANNEL ZERO) auf und das klang riesig! Wir waren sehr zufrieden mit seiner Arbeit, aber wir kehrten mit „II“ nicht in sein Studio zurück.
Die Leute sagten uns, wir wären bescheuert, als wir ihnen erzählten, dass wir das neue Album im Studio195 aufnehmen wollten. Das ist DAS Punkstudio in Benelux und wir wollten wirklich dort aufnehmen, weil das neue Album aggressiver und thrashiger als das Debüt klingt. Patrick [Delabie – Anmk. d. Red.] verstand uns sofort und nahm das Album auf Tape auf. Es klingt riesig, aggressiv und vor allem natürlich und ehrlich.

Wie ich in einer Review meines Kollegen Florian zu eurem ersten Album lesen kann, seid ihr auch auf der Bühne nur zu zweit. Da ihr das ja jetzt schon einige Zeit macht, denke ich nicht, dass ich fragen muss, ob das funktioniert oder nicht, aber schreibt ihr eure Musik immer so, dass sie auf der Bühne möglichst einfach reproduziert werden kann? Oder arrangiert ihr manche Dinge auch nochmal anderes, um sie live spielen zu können?

Wie ich weiter oben schon sagte, wir versuchen immer, die Songs so einfach wie möglich zu halten. Wir haben noch nie ein Solo gespielt und wir benutzen auch nur wenige Overdubs, es ist also absolut kein Problem, unsere Songs live zu spielen. Wir benutzen sechs Saiten und vier Trommelfelle und das klingt als wenn die Hölle entfesselt wird.

Und gab es gemals Situationen/Songs, in denen ihr euch gewünscht hätten, mehr als „nur“ zwei Leute zu sein?

Nein, noch nie.

Auf eurem Facebook-Profil sind einige Live-Daten für UK, die Niederlande und Belgien angekündigt – wann werden wir euch denn hier in Deutschland sehen können?

Bisher gibt es keine Pläne, in der näheren Zukunft nach Deutschland zu kommen, aber wir sind offen für Angebote. Ein paar Shows kommen jetzt noch, aber erstmal konzentrieren wir uns auf die Japantour im Oktober.

Das ist es schon von meiner Seite aus – vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören natürlich dir!

Danke für das Interview und das Interesse an unserer Band. Unsere Website ist gestern online gegangen, also checkt uns auf www.sardonis666.be aus! Uns gibt es auch auf Facebook, also fühlt euch frei, der Bruderschaft SARDONIS beizutreten. Inhale heavy riffing and praise the Behemoth666!

03.07.2012
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