Sanctuary
Cognactrinken mit Dave Mustaine
Interview
Nachdem NEVERMORE seit den Ausstiegen von Jeff Loomis und Van Williams im Jahr 2011 im Koma liegen, richtet Warrel Dane sein Augenmerk auf die reunierten SANCTUARY. 2014 wurde das gutklassige Comeback-Album „The Year The Sun Died“ veröffentlicht. Nun grub SANCTUARY-Gitarrist Lenny Rutledge tief in seiner Schatzkammer und förderte mit „Inception“ eine Demo-Sammlung aus dem Jahr 1986 hervor, welche von Chris „Zeuss“ Harris (u. a. QUEENSRYCHE, ROB ZOMBIE, HATEBREED) überarbeitet wurde. Im Interview spricht Lenny Rutledge darüber, was alles dahintersteckt, und über die damalige Zeit.
Wie reifte die Idee, mit „Inception“ die Demos von SANCTUARY zu veröffentlichen?
Nachdem ich die Demos ganz oben auf dem Speicher meines Schuppens in einer Tonne voller Wasser gefunden hatte, dachte ich nicht, dass diese noch zu retten wären. Ich wusste, dass ich die Tapes noch irgendwo haben müsste. Aber ich hätte nicht gedacht, dass ich sie in einem solch schlechten Zustand finden würde. Als ich sie fand, wurde mir übel im Magen. Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich wäre, diese überhaupt wiederherzustellen. Ich ging durch einen langen Rechercheprozess und fand einen Ort, wo analoge Tapes restauriert werden. Tatsächlich haben sie die Bänder in einem Trockner gebacken. Das sah aus wie etwas, wo man Trockenfleisch kochen würde. Nachdem die Tapes gebacken waren, stellten sie sicher, dass die Bänder gespielt werden können, aber fanden einige Stellen mit Problemen. Wir schafften es, an diesen Stellen zu arbeiten. Nach der Restauration machte Zeuss einige Probemixe, und wir waren angenehm überrascht. Wir fühlten, dass wir wirklich etwas hatten, das wahre SANCTUARY-Fans lieben würden.
Was waren damals die Gründe, dass die Songs „Dream Of The Incubus“ und „I Am Insane“ nicht auf eurem Debütalbum „Refuge Denied“ landeten?
Zu der Zeit, denke ich, glaubten wir, dass „I Am Insane“ zu sehr Rock und zu wenig Metal war. Letztendlich hatten wir den Song sogar für die „Into The Mirror Black“-Demos nochmals neu aufgenommen. Das ist eine völlig andere Version. Vielleicht werden wir sie eines Tages als Bonustrack oder so veröffentlichen. „Dream Of The Incubus“ war einer der ersten Songs, den Sean Blosl schrieb. Ich bin mir nicht sicher, weshalb er auf „Refuge Denied“ fehlte. Es war wohl so, dass wir fühlten, der Song würde zu der Zeit nicht passen.
Sind nun alle Songs, die ihr je mit SANCTUARY aufgenommen habt, veröffentlicht?
Es könnten da immer noch einige Überraschungen sein. Es gibt mehr Demos.
Bitte erzähle uns von den alten Tagen mit SANCTUARY! Wie wurde die Band damals gegründet, was waren eure Einflüsse und eure ersten Schritte?
Unsere frühen Einflüsse waren IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SCORPIONS und UFO. Mein Cousin Sean und ich starteten gemeinsam die Band. Wir fanden auf dem Boden des Plattenladens, in welchem wir damals immer die aktuellen Veröffentlichungen kauften, eine 100-Dollar-Note. Wir nahmen das Geld, wechselten die Straßenseite und kauften uns eine Kopie einer Les Paul Gitarre. Ich denke, wir waren damals 15 Jahre alt. Danach sprachen wir immer wieder darüber, dass wir eines Tages eine Band namens SANCTUARY gründen würden, und verbrachten die nächsten Jahre damit, uns die Ärsche aufzureißen, damit wir unseren Traum erreichen könnten.
Es benötigte einige Jahre und viele verschiedene Bandmitglieder, bis wir ein solides Line-Up zusammen hatten. Wir waren sehr ambitioniert. Wir bauten eine riesige Bühne, die unmöglich zu bewegen war, aber es sah cool in dem großen Lagerraum aus, in dem wir probten. Von Anfang an dachten wir immer groß. Als Schlagzeuger Dave Budbill zur Band kam, empfahl er uns, Warrel Dane zu testen. Warrel war zu der Zeit in einer anderen Band, aber als er unsere Songs hörte, war er davon überzeugt, bei uns einzusteigen. Nach seinem Einstieg probten wir andauernd, entschieden uns schlussendlich dazu, ein Demo aufzunehmen, welches die meisten Songs von „Refuge Denied“ enthielt. Unser Demo wurde ständig im lokalen College-Radio gespielt. Wir brauchten noch einen Schub, um auf das nächste Level zu kommen.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich der Band erzählte, dass ich unser Demo zum MEGADETH / KING DIAMOND-Konzert, das in unserer Stadt stattfand, nehmen würde. Ich hatte entschieden, dass einer meiner Helden, Dave Mustaine, SANCTUARY hören musste. Aber ich schaffte es nicht sofort, Mustaine zu treffen. Ich muss verrückt gewesen sein zu denken, dass es so einfach wäre. Ich hatte einen Freund dabei, und wir hatten noch zwei sehr attraktive Mädchen. Wir warteten hinter der Halle, und jemand sagte „Hey, Dave ist in einem Hotel die Straße runter“. Also gingen wir dorthin und liefen durch die Flure und hörten nach dem lautesten Zimmer. Als wir dieses schließlich fanden, war die Tür noch immer geöffnet. Wir schoben die beiden Mädchen zuerst rein und wurden mit offenen Armen empfangen.
Dave saß auf einem Tisch im hinteren Teil des Raums. Er hatte einen etwas derben Ruf, den ich wohl kannte. Er sah mir in die Augen und sagte „Du! Komm her!“. Ich dachte, dass er mich gleich sicher rausschmeißen würde. Er trank Courvoisier (Cognac) und bot mir an, mit ihm die Flasche zu teilen. Ich weiß nicht weshalb, aber wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Er war supercool. Wir fingen an, über Musik zu reden. Schließlich sagte ich: „Ich habe dieses Tape. Du musst es dir anhören!“. Es brauchte viel Überzeugsungsarbeit, aber ich brachte ihn schließlich dazu, mit mir zum Auto meines Kumples runterzugehen. Wir hörten uns das Demo an, und es gefiel ihm wirklich. Er gab mir seine Telefonnummer, und ich dachte: „Das ist niemals seine richtige Nummer. Dave Mustaine gibt seine richtige Nummer nicht raus“. Freilich rief ich die Nummer an und auf dem Anrufbeantworter war die Stimme von Dave. Er rief mich einige Wochen später zurück und erzählte mir, dass er das Tape liebt und uns produzieren wolle. Der Rest ist Geschichte. Nach diesem Punkt spielten wir viele Touren mit MEGADETH. Dave war eine große Inspiration und Mentor für uns alle.
Woran erinnerst du dich, wenn du an die Aufnahmen der Demosongs denkst? Was kannst du uns von den Aufnahmen erzählen?
Wir nahmen die Songs in zwei verschiedenen Studios in der Gegend von Seattle auf. Es war unsere erste Zeit im Studio, aber wir hatten schöne Zeit und lernten viel. Das Triad Studio war ein sehr bekanntes Studio in der Gegend, aber sehr teuer, daher konnten wir uns nur zwei Songs dort leisten. Der Rest wurde in einem billigeren 16-Spur-Studio aufgenommen.
Wie wurden die Songs restauriert?
Vor ungefähr einem Jahr gaben wir die Aufnahmen an Zeuss, um zu sehen, ob es eine Möglichkeit gab, die „Inception“-Demos zu remastern. Ich weiß, dass er viel und kreativ mit dem Equalizer an der Veredelung arbeitete. Ich glaube, da waren auch einige Stellen, wo das Band Aussetzer hatte. Sehr wenig Material, aber immer noch sehr zeitaufwendige Arbeit, da bin ich mir sicher. Zeuss hat eine magische Hand, was Mastering und Mixing anbelangt. Die Songs auf „Inception“ haben eine Aggression und Ecken und Kanten, die auf „Refuge Denied“ fehlen. Ich finde, Zeuss hat all diese Intensität in seinem Prozess hervorgehoben.
Wie hattet ihr damals euren Plattenvertrag bekommen?
Nachdem wir „Refuge Denied“ aufgenommen hatten, verkauften wir das Album für einen Vertrag. Wir hatten tatsächlich die kompletten Aufnahmen fertig, bevor wir unter Vertrag waren. Wir hatten ein großartiges Team, daher, denke ich, gab es keine Möglichkeit zu verlieren. Unser Manager damals war großartig, er finanzierte die Aufnahmen. Wir hofften auf irgendeinen Deal, aber tatsächlich landeten wir dann bei Sony / Epic, was weit jenseits unserer Erwartungen lag.
Was habt ihr in nächster Zukunft mit SANCTUARY geplant?
Wir arbeiten gerade an neuen Songs für das nächste Album und an Touren.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Wir freuen uns darauf, alle unsere Freunde und Fans in diesem Sommer in Europa zu sehen. Bitte schaut auf unserer Internetseite oder Facebookseite für alle Details zu den Shows!
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Stile | Heavy Metal, Power Metal |
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Interessantes Interview, die Verbindung zu Mustaine kannte ich so noch gar nicht.
Was aber gar nicht geht sind die vielen Fehler im Text, „rießige“ Bühne tut ja schon in den Augen weh…