San Quentin
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Interview

SAN QUENTIN. Eine junge, aufstrebende Band aus Euskirchen die ihren Idealen aus der 80er Thrash-Szene nacheifert, ohne dabei auf eine tumbe Kopie limitiert werden zu können. Ihre EP "Eet Fuk“ spricht musikalische Bände und im Gespräch mit den vier Jungs fühlte man sich manchmal in die Blütezeit des Thrash Metal zurückversetzt. Doch lest das ausführliche Interview selbst!

Wie kam es zu eurer Gründung und warum zockt ihr genau diesen Stil, den man auf eurer aktuellen EP vernehmen kann?

Martin (Prinzen, Lead-Gitarre): Also das fing schon bei unserer Geburt an (allgemeines Gelächter). Nein, das hat wohl am meisten mit der Band zu tun, die Chris (Gesang, Gitarre) und ich vorher hatten, die uns nicht gerade die Erfüllung versprach.

Andreas (Prinzen, Bass): Die war nicht gut! (lacht)

Chris (Winand, Rhythmusgitarre, Gesang): Also Martin und ich kannten uns bereits seit ein paar Jahren, haben dann irgendwann mal angefangen zusammen zu jammen und stellten fest, dass das tatsächlich Spaß macht. Daraus entstand dann unsere Vorgängerband MANTIDE. Mit dieser merkten wir aber schnell, dass wir nicht wirklich ausgelastet waren.

Martin: In der Zwischenzeit schrieben wir ein paar Songs, die wir mit MANTIDE allerdings nicht umsetzten konnten, da der Band alleine vom Spieltechnischen her Grenzen gesetzt waren.

Chris: Aus den berühmten musikalischen und persönlichen Differenzen ging die Band dann irgendwann auseinander, worauf wir für zwei, drei Monate erst mal in ein Loch fielen. Fest stand aber, dass wir auf jeden Fall die geschriebenen Stücke umsetzten wollten. Wir machten also eine Bestandsaufnahme der Möglichkeiten, die uns zur Umsetzung zur Verfügung standen, sprich zwei Gitarristen, von denen einer singen konnte. Es fehlten dann natürlich noch Bass und Schlagzeug, zwei große Probleme, wenn man versucht, ne Band zu gründen (allgemeines Gelächter). Den Bassisten konnten wir aber recht schnell auftreiben.

Martin: Genau, mein Bruder hier hat zwar in der Zeit, in der wir mit MANTIDE aktiv waren, bereits Bass gespielt, allerdings keinen Metal. Das ging dann eher so in die Funk-Rock-Richtung, und ich habe ihn mit Metal erst infiziert. Er ist dann mit der Zeit immer mehr abgedriftet über die alten METALLICA-Alben oder z.B. die „Blitzkrieg“-Coverversion. Tja, ich fragte ihn dann ob er nicht Bock hätte, bei uns mitzumachen, wobei er selbst merkte, dass ihm dieser Stil viel für seine Spielfertigkeit bringt. Ich meine, es ist gibt wohl bei keiner anderen Musikrichtung eine so fordernde Spieltechnik. Na ja, auf jeden Fall hat er schnell zugesagt, somit waren wir dann schon zu dritt. Und der Schlagzeuger war das größte Problem überhaupt. Zu dieser Zeit hatten wir noch eigentlich noch gar nichts. Keinen Proberaum, keinen Schlagzeuger und nen Haufen Musiker, die eigentlich was machen wollten, aber nie die Chance dazu hatten. Ich hab dann einfach mal ein elektronisches Schlagzeug gekauft, da ich mir dachte, so schlecht wie unser Ex-Drummer war, das kann ich in zwei Wochen lernen…so war das dann auch (allgemeines Gelächter). Ich hab im Keller immer wieder darauf rumgelärmt. Nun hatten wir zumindest im Prinzip unseren Proberaum.

Chris: Und dann ist die Story eigentlich schon fast vorbei.

Martin: Richtig, das ist die Story bis jetzt. Es gab zu der Zeit im Internet so ein total bescheidenes Forum, auf das im Jahr vielleicht mal zwei Leute draufschauten. So verzweifelt wie wir waren, meldeten wir uns darauf an. Dort gab es einen Thread
der hieß „Doublebass – wie schnell seid ihr?“. Die angegebenen Daten von dem Typ waren jedenfalls schon zu langsam für uns (lacht), da wir Songs geschrieben haben, die teilweise bis zu 200 Bpm hochgehen. Und wenn dann die Doublebass nicht sitzt, dann muss man den Schlagzeuger erst gar nicht ansprechen, denn so was hatten wir ja zuvor schon bei MANTIDE. In diesem Thread schrieb darauf einer der meinte, dass er 200-220 Bpm schafft. Der Typ wurde natürlich sofort mit der Anfrage konfrontiert, ob er nicht mal Bock zum jammen hätte, wobei ich nicht geglaubt hatte, dass er zu diesen Geschwindigkeiten fähig sei. Es stellte sich raus, dass er erst 16 oder 17 Jahre alt ist. Wir haben ihn dann eingeladen und schickten ihm vorab ein paar Songs um zu testen, wie gut er denn ist, z.B. „Battery“ (von METALLICA Anm. des. Red.) oder „Pull Me Under“ von DREAM THEATER. Darauf meldete er sich und sagte, dass er die Stücke allesamt im Kasten hätte. Lustig dabei war, dass wir die Songs zu dem Zeitpunk selbst noch nicht spielen konnten (allgemeines Gelächter). Und dann kam es zum ersten Treffen, was schon mal ziemlich geil ablief.

Andreas: Genau, womit haben wir uns damals eingespielt? „Pull Me Under“?

Chris: Das war schon ziemlich anstrengend für jemanden wie mich, der nicht gerade ein Tenorsänger ist (allgemeines Gelächter).

Martin: Auf jeden Fall war die Session so erfolgreich, dass wir ihn fragten, ob er nicht Lust hätte, bei uns mitzumachen. Und somit hatten wir mit Fred (Gieselbach) unseren Schlagzeuger. Um deine Frage zur Spielrichtung zu beantworten. Für uns ist Thrash Metal die einzige Stilrichtung im Metal. Klar, das ist jetzt sehr hoch gegriffen, aber gerade hier im lokalen Bereich ist das sehr extrem. Es gibt hier viel Hardcore, Metalcore oder Death Metal. Dann andere Stile, die man eigentlich schon in die progressive Schublade stecken müsste, weil man nicht genau weiß, was es eigentlich ist.

Chris: Die Mucke wird jedenfalls immer mehr in Richtung Härte und Komplexität abdriften. Vor allem in Richtung Härte. Und da geht in meinen Augen das Spieltechnische komplett verloren. Und das ist eine Sache, die wir in unserer Musik beibehalten wollten. Denn einfach nur rotzen, das kann doch echt jeder.

Martin: Oder die Gitarren auf D runterstimmen und dann den Finger drüberhalten…

Chris: Das ist auch so eine Sache. Viele stimmen ja die Gitarren runter, um mehr Härte zu erlangen. Wir haben uns jedoch gedacht, das man auch mit normal getunten Gitarren harte Songs spielen kann.

Martin: Wir haben auch die Erfahrung gemacht, wenn man sich mal auf lokalen Events hier oder in Köln begibt, dass im Billing nur noch hauptsächlich härtere Bands vorhanden sind. Und wenn man sich dann traut und sagt, dass z.B. der Sänger einigermaßen melodisch singt, dann wird man schon ausgebuht. Man kommt sich dann unter den ganzen Grindcore-Bands ziemlich verloren vor. Und wenn man bei denen in der Menge steht, dann hat man nach der dritten Band doch schon alles gehört. Das hebt sich nicht genug ab. Man kann einfach nur sehr schwer den eigentlichen Gedanken hinter der Musik herausfinden. Und wir orientieren uns an Truppen der 80er Jahre, und das ist für uns eigentlich kein Rückschritt. Das ist schon eher ein Fortschritt. Viele Bands machen sich heute einfach keine Gedanken mehr, was sie mit ihrer Musik aussagen wollen. Und wir fangen einfach wieder bei den Wurzeln an.

Sind denn Bands wie OVERKILL, MEGADETH, METALLICA oder SACRED REICH eure Vorbilder?

Martin: Also ich habe, das muss ich jetzt zugeben, mit den alten METALLICA Alben angefangen, wobei ich zu der Zeit noch nicht wusste, dass die so einen Mist wie „Load“ oder „Reload“ verzapft haben (lacht). Ich kannte damals nur die Ballade „Nothing Else Matters“, welche ich ziemlich cool fand. Später stieß ich dann auf die richtigen Klassiker „Master Of Puppets“ und „…And Justice For All“ und zweifelte daran, dass dies die gleiche Band ist. Das waren einfach zwei verschiedene Welten. Als ich dann „One“ hörte und mir den Text dazu durchlas…das war schon ganz großes Kino! Von dem was die heutzutage machen distanziere ich mich allerdings. Dann entwickelte es sich eben so weiter. u.a. TESTAMENT. SLAYER waren allerdings nie so mein Ding. Mit der Zeit hab ich mir die allerdings auch angehört. DESTRUCTION, KREATOR…ich könnte hier noch zehn Minuten sitzen und Bands aufzählen. Im Moment höre ich fast ausschließlich TESTAMENT. Die Jungs sind einfach nur klasse.

Chris: Bei mir fing es auch ähnlich an. Mein Einstiegssong war auch „Nothing Else Matters“, konnte allerdings zu dem Zeitpunkt noch keine Gitarre spielen. Dann so um 1999 hab ich mir ein Album von METALLICA gekauft, was ich cool fand und sofort noch ein weiteres. Bei diesem Album handelte es sich allerdings um die „Load“ (lacht), die ich nicht so schlecht fand. Ich muss aber dazusagen, dass ich zu dem Zeitpunkt noch fast gar keinen Metal gehört hab. Darauf kam die „Master Of Puppets“, bei der ich nur dachte „hmm, jaaaaaa!“ (allgemeines Gelächter). Es ging weiter mit MEGADETH und IRON MAIDEN. Ich lernte zu dieser Zeit einen Kumpel kennen, und mit ihm begann mein Thrash-Metal-Overkill. ANTHRAX, TESTAMENT, EXODUS, SLAYER, ANNIHILATOR, etwas OBITUARY… Mittlerweile hab ich mir aber auch Sachen zugelegt, die nicht nur im Thrash-Sektor angelegt sind, um eben den Horizont etwas zu erweitern. Sachen von Bruce Dickinson, AYREON…meine Wurzeln werden aber immer im Thrash Metal bleiben. Das geht nicht weg.

Andreas: Ich bin in diese Szene ganz anders hereingerutscht. Wie mein Bruder schon sagte, war ich damals in der Funk-Rock-Richtung unterwegs. Diese Band driftete dann irgendwann in die Pop-Ecke ab, worauf ich keine Lust hatte, weil eben der Anspruch fehlte. Mit der Zeit hab ich dann geschaut, was mein Bruder mit der Gitarre anstellt und mir vorgenommen das mit dem Bass umzusetzen. Das fing dann ebenfalls mit den Stücken an, die er so hörte. Hauptsächlich METALLICA. „Master Of Puppets“, „Battery“ usw. Eigentlich bin ich ja erst mit der Bandgründung im Metal-Bereich gelandet. Momentan hab ich mich ziemlich auf ANNIHILATOR eingeschossen. Das Album „Metal“ höre ich von vorne bis hinten durch. SACRED REICH, PANTERA, wobei ich PANTERA eigentlich mehr schätze zu der Zeit, in der sie noch nicht so hart waren. Ich bin im dem Bereich eigentlich offen für alles. Was ich allerdings nicht mag sind so Sachen wie Grindcore, wobei die gesamte Band eine leichte Abneigung gegen diese Stilrichtung hat.

Martin: Wobei man ja sagen muss, dass der gewünschte Effekt bei dieser Musik da ist. Zumindest beim ersten Song (lacht). Beim zweiten Song fragt man sich schon, wo denn die Aussage ist. Man kann doch nicht die ganze Zeit nur weiterprügeln, irgendwann ist das Ding ja tot!

Andreas: Also manchmal finde ich die Musik ja richtig gut, aber spätestens wenn der Gesang einsetzt, drücke ich den Aus-Knopf. Das mag ja vielleicht alles technisch anspruchsvoll sein aber… na ja.

Martin: Ich möchte auch nicht in einer Band spielen, von der die Leute vor der Bühne sagen „also der Schlagzeuger, der ist ja richtig geil, aber der Rest…“. Hab ich oft genug erlebt. Wir möchten einfach alles auf einem Level und uns als Band präsentieren.

Fred: Mein Einstieg in die Szene verlief ganz anders. Ich war damals ein wirklich ganz passionierter Radio-Hörer (allgemeines Lachen), und hatte mit Metal nicht sonderlich viel zu tun. Dann kam zu dieser Zeit ein Album von LINKIN PARK raus und ich dachte nur, dass das wirklicher Metal ist (wieder allgemeines Gelächter). Aus diesem Grund bin ich in eine Rock-Cover-Band eingestiegen und irgendwie ist mir bei einer Bandprobe die „Master Of Puppets“ in die Hände gefallen. Heute liegen meine Faves bei Combos wie NEVERMORE oder gehobeneren Death-Metal-Sachen. Nebenbei bin ich immer noch Orchesterschlagzeuger, seit Jahren schon.

Andreas: Ja wenn man so will, dann liegen unsere ganz tiefen Wurzeln im Jazz-Bereich.

Chris: Nur meine nicht!

Fred: Wie dem auch sei. Ich hab mir dann die „…And Justice For All“ geholt und fand das Material ziemlich geil. Später kamen dann noch Sachen wie SACRED REICH hinzu oder ANNIHILATOR. Ich hör mir aber auch gerne lokale Bands an. Zu DREAM THEATER hab ich irgendwann in der 7. Klasse einen Kick bekommen. In der Plattensammlung meines Vaters hab ich zufällig die „Images And Words“ gefunden und dachte nur, das brauchste! Darauf hab ich mir die gesamte Discographie zugelegt und komplett zu spielen gelernt. Außer Schule und Schlagzeug gab es zu der Zeit wirklich nichts! Nach knapp drei Monaten konnte ich das Zeug und dachte, das kann ja nicht alles gewesen sein! Zwischenzeitlich hatte ich auch meine Findungsphase, in der ich auch CANNIBAL CORPSE hörte. Mittlerweile hab ich mich allerdings auf Thrash und Prog eingependelt. Sachen, die auch außerhalb des Metalgenres liegen höre ich mir manchmal an, solange sie gut gemacht sind. Handgemachte und anspruchsvolle Musik, sowie Thrash Metal. Das passt doch!

Euer Logo erinnert ganz offensichtlich an SLAYER.

Alle: Uh!

Es steht auf jeden Fall für Thrash Metal. Habt ihr nicht die Befürchtung, dass euch die Leute darauf limitieren könnten?

Chris: Also alleine aufgrund der Tatsache, dass unser Repertoire schon jetzt nicht nur aus reinen Thrash-Stücken, sondern auch aus langsameren und melodiöseren Songs besteht, nein. Man weiß natürlich nicht, ob später weitere Elemente hinzukommen, ohne dabei unseren Kern zu verfälschen. Im Moment identifizieren wir uns mit Thrash. Zu unserem Logo kann ich noch ne kleine Story erzählen. Mich hat ein Bekannter mal darauf hingewiesen, dass ihn unser Logo an die SS-Zeichen erinnern würden.

Na ja, KISS sind ja auch so ne alte Nazi-Band… Die S-Zeichen sollten damals allerdings schon ein wenig provozieren.

Martin: Die graphische Umsetzung und das Design laufen über mich, sowie die Homepage und der ganze Kram. Das ist so meine Spielwiese, weil auch mein Studium in diese Richtung geht.

Andreas: Das Konzept wird allerdings von der gesamten Band erdacht. Es ist also nicht so wie bei vielen anderen Gruppen, die sich ihr Cover und das Konzept von externen Leuten erstellen lassen.

Der Name SAN QUENTIN wird natürlich sofort mit dem berühmten Knast in Verbindung gebracht. Wessen Idee war der Name und habt ihr einen bestimmten Bezug dazu?

Martin: (lacht) Gute Frage! Chris und ich waren ja bei der besagten damaligen Band MANTIDE gerade bei einem Tiefpunkt angelangt, und wollten unseren Frust mal wegsaufen. Wir also in die Stadt gefahren und gaben uns die totale Kante. Ich kramte dann ein Stück Papier raus und meinte, dass wir uns mal nen Namen für eine neue Band überlegen sollten, was zu der Zeit völlig utopisch war, da wir nicht mit einer neuen Konstellation gerechnet haben. Im Vollsuff sind dabei immerhin noch 70 Namen zusammengekommen. Highlight aus der Liste war sicherlich THUNDERFUCK. Ein paar Namen kamen in die engere Auswahl, allerdings haben wir uns schließlich für SAN QUENTIN entschieden. Das ist natürlich ähnlich wie ALCATRAZ, die sich ja auch nach nem Knast benannt haben.

Chris: Das hat ja auch von der Historie seine Gründe. METALLICA haben da gespielt, Johnny Cash auch.

Martin: Und unsere Texte passen ziemlich zu einer solchen Situation, denn es geht thematisch oft darum, dass das Leben kein Ponyhof ist. San Quentin ist ja auch ein relativ neuer Knast, während Alcatraz eher älter war, der aber mittlerweile dicht gemacht wurde. Wir möchten im Grunde musikalisch einen Spagat zwischen alt und neu schaffen.

Mit eurer EP habt ihr ja gleichzeitig euer Debüt rausgebracht. Erzählt doch mal ein bisschen über die Entstehung von „Eet Fuk“.

Andreas: Au, ja! (allgemeines Gelächter)

Martin: Wir verweisen an dieser Stelle gerne an das Making Of auf unserer Homepage www.sanquentin.de. Wir haben uns erst mal zusammengesetzt und geklärt, wie viele Stücke wir denn auf die EP packen sollen. Sieben oder acht Stücke hatten wir fertig und mussten noch klarstellen, welche uns am besten repräsentieren. Von vorneherein war allerdings klar, dass wir „nur“ ein Demo aufnehmen möchten, und kein hochproduziertes Album. Im kleinen Rahmen, welches man den Leuten in die Hand drücken kann um an Auftritte zu kommen. Wir entschlossen uns für vier Songs, die wir an einem Wochenende einprügeln wollten. Über Fred bekamen wir die Möglichkeit, an seiner Schule ein winzig kleines Tonstudio zu nutzen. Abends um 8 Uhr kamen wir an und brauchten erst mal ein paar Stunden bis die ganze Technik überhaupt lief, wobei uns Technikprobleme die ganzen zwei Tage zu schaffen machten. Aus Zeitmangel mussten Andreas und ich dann die Nachtschicht einlegen. Die Aufnahmen liefen abwechselnd ab. Einer hat immer gemischt, während der andere sein Instrument eingespielt hat. Wer mit den Aufnahmen nichts zu tun hatte, der hat sich dann Gedanken über das Cover gemacht oder im Internet nach Promo-Möglichkeiten gesucht usw.

Chris: Meine Planung war an dem Tag ein bisschen schlecht, da ich relativ früh auf einen Geburtstag weg musste. Ich hab aus diesem Grund gar nicht mitbekommen, dass die Jungs die ganze Nacht über beschäftigt waren. Am nächsten Morgen um 9 Uhr stehe ich also vor dem Aufnahmestudio und treffe auf Fred der mir sagt, dass die Jungs durchgemacht haben. Ich komme also da rein und blicke auf diese langhaarigen Zombies (allgemeines Gelächter) und ich hatte den Martin vorher noch nie mit so einer angepissten Stimmung erlebt.

Martin: Ich war aber auch angepisst! Von 0 Uhr bis 6 Uhr morgens hab ich da gesessen und an meinen Spuren gearbeitet.

Chris: Aber dieser Anblick. Die Jungs sahen aus wie Leprakranke. Das war der blanke Horror.

Martin: Die Vocals haben wir allerdings an einem Tag hinbekommen, das Schlagzeug haben wir danach gemacht. Das hört man teilweise, aber die Vorgabe war ja, nur ein Demo aufzunehmen und dafür reicht es ja auch. Für das Album, das wir in Angriff nehmen, planen wir natürlich eine ganz andere Schiene. Das wird einen ganz, ganz anderen Sound haben. Zum Namen haben wir uns auch unsere Gedanken gemacht, denn dieses „Eet Fuk“ ist ein Grund dafür, dass ich zum Metal gekommen bin. Das ging mal wieder über METALLICA. James Hetfield hatte in den 80ern nämlich die unheimliche Eingebung auf seine Gitarren irgendwelche Sachen draufzukritzeln. Und seine aller erste Gitarre war eine schneeweiße Explorer, die er auch auf der „Live Shit“ DVD spielt. Ich glaube die Klampfe hängt mittlerweile in irgendeinem Hard Rock Cafe. Na ja, auf dieser Klampfe war jedenfalls ein Sticker drauf mit der Aufschrift „Eet Fuk“ und keiner wusste, was damit gemeint war. Vielleicht nicht mal Hetfield selbst. Hat er wahrscheinlich im Suff draufgemalt oder so. Keine Ahnung, was das genau heißen soll.

Chris: Vielleicht seine Lebenseinstellung?

Martin: Ja, genau! Nach dem Motto „so Junge, bis morgen. Eet Fuk!“ (lacht) Die einen sind der Meinung, das hat etwas damit zu tun, was der Hetfield zu dieser Zeit am liebsten gemacht hat: Essen und ficken. (allgemeines Gelächter). Die anderen sagen das bedeutet „Friss Scheiße“. So in etwa wie „wir machen unser Ding und unsere Musik“.

Andreas: Wir brauchten einfach einen prägnanten und kurzen Titel. Also haben wir uns dafür entschieden.

Könnte ja auch etwas holländisches sein…

Martin: Der Titel sagt jedenfalls aus, das wir den alten Spirit und die alte Musik wieder einleiten möchten.

Andreas: Und noch ganz schön ist, dass wir alle Exemplare eigenhändig zusammengebaut haben! Wir haben die Rohlinge gekauft, die Labels und alles selbst erstellt. Die Inlays mit einem Rollschneider ausgeschnitten und dann eingelegt. Das Teil also bitte gut aufheben.

Martin: Dafür, dass wir die Kosten so minimal wie möglich halten wollten, ist die Qualität der Veröffentlichung ordentlich. Die Arbeiten gingen wie am Fließband, jeder hat immer nur eine Tätigkeit gemacht (lacht). Während die Scheiben gebrannt wurden haben wir Monopoly gespielt. Mittlerweile haben wir so viele Scheiben verkauft, dass die Kosten fast wieder auf null sind. Das Banner, die Homepage und den ganzen Kram haben wir durch die Demoverkäufe fast wieder gut gemacht. Und ich muss dazu sagen, dass das bisher unsere einzigen Einnahmen überhaupt waren. Die Gigs, die wir bisher gespielt haben, waren, bis auf die Fahrtkosten, immer unentgeltlich. Spritgeld und nen Kasten Bier, das war das Höchste, was wir bis jetzt bekommen haben.

Andreas: Einige der Gigs, die sich angebahnt hatten, wurden kurz vorher aus kuriosen Gründen verlegt oder abgesagt. Man wurde regelrecht verarscht damit, so dass man hier in Euskirchen Zweifel bekommt, ob man überhaupt was machen kann.

Martin: Z.B. ein großes Open Air in Mechernich, was sogar in der Zeitung zur 700-Jahr-Feier angekündigt wurde, hat sich komplett verlaufen.

Ich habe das Statement gelesen. Die Metalheads sind ja auch alle Chaoten, die besoffen und plündernd durch die Straßen ziehen und alles in Schutt und Asche legen.

Andreas: Genau! Überleg doch nur, was das für ein chaotisches Ding ist, wo unsere Songs drauf sind.

Martin: Sieht ja richtig bösartig aus! Wir beten ja auch täglich Satan an!

Fred: Wir arbeiten aber auch mit Bewegungsmeldern, wenn da mal wieder so ein komisches Hardcore-Kid seinen Tanz aufführt…das wird dann direkt entfernt.

Das ist auch eine Sache, die ich gar nicht leiden kann. Wenn die dann unkoordiniert um sich herumschlagen…

Andreas: 2007 war ich auf dem Hard ’n‘ Heavys Summernight Open Air hier in Euskirchen. Da war auch so ein Typ, der wurde plötzlich steif wie ein Brett und fing an zu zucken. Er war allerdings Epileptiker. Als ich den Kerl auf dem Tartarus Open Air sah, musste ich direkt an den armen Typen denken. Das war ebenfalls keine kontrollierte Bewegung.

Martin: So etwas wirft natürlich direkt wieder ein schlechtes Licht auf die Metal-Szene. Ich meine, unter den Metallern gibt es ja haufenweise Studenten und Leute, die was in der Birne haben und nicht nur einfach saufen wollen, um anschließend jemandem auf die Fresse zu hauen. Metalfans kann man ruhig mit nach Hause bringen, denn mit denen kannste was anfangen. Die lachen auch, und gehören zu den friedlichsten Leuten, die es überhaupt gibt. Wenn man stattdessen in die Disco geht, kann man teilweise froh sein, wenn man ohne Schrammen oder gebrochener Nase wieder nach Hause kommt. So was ist ja bei denen an der Tagesordnung. Wenn sich zwei Leute mal kloppen, ist das ja schon eine Seltenheit. Man braucht sich ja nur mal die Jugendlichen anzuschauen, die sich Hip Hop und Rap reinziehen. Die bauen ihre Aggressionen mit dieser Mucke eher auf, während die Metaller das eher umgekehrt machen. Wenn die vor der Bühne stehen und die Band klasse ist, wird die Birne geschüttelt, und normale Leute denken nur „Oh mein Gott, bloß weg hier, die schlagen uns gleich die Köpfe ein“. Das ist natürlich totaler Quatsch, denn die lassen ihre Aggression genau da, wo sie hingehört. Auf oder vor der Bühne. Oder eben in der Musik an sich.

Wie ist das denn für euch als relativ junge Band im eher ländlichen Kreis Euskirchen zu existieren.?

Chris: Es gibt eigentlich kaum Anlaufstellen, mit denen man in Sachen Auftrittsmöglichkeit was machen kann. Wenn ich mich mit anderen Bands unterhalte, z.B. POWER, dann haben die durchaus Möglichkeiten, was in Köln und Umgebung zu machen. Da gibt es Unicenter, mit denen man sprechen kann, kleine Veranstaltungsorte usw. Hier muss man erst mal was finden, was relativ günstig ist. Das Op Spandau (Kneipe in Mechernich, Anm. des. Red.) z.B. ist auch keine optimale Location für einen Gig. In der Not frisst der Teufel natürlich Fliegen, auch wenn der Sound nicht optimal ist.

Martin: Wir können mittlerweile schon zwei handvoll Bands nennen, die was auf dem Kasten haben, aber nur die Mucke für sich machen und nie die Chance bekommen, mal auf der Bühne zu stehen um sich den Leuten zu präsentieren. Hier fehlt einfach die Schnittstelle zwischen Band und Bühne.

Was ist mit dem Walhalla in Schleiden-Gemünd?

Martin: Das ist die unglaubliche Eigenart des Metals, dass man immer wie bescheuert zu den Gigs reisen muss. Wir haben bei denen mal angefragt, aber nur eine Absage bekommen.

Andreas: Man kann dort leider auch selbst nichts organisieren, sprich den Laden für den Gig mieten oder so.

Fred: Die Problematik ist, auch wenn man selber hingeht und was organisiert, das Billing auf die Reihe bekommt und Promotion, Flyer usw. selbst macht, dass man einfach keine Halle findet, die sich eignen würde. Entweder sind die Dinger zu klein und man kann nichts drin machen, oder sie sind zu groß und zu teuer.

Martin: Das ist das andere Problem. Wir sind hier alle keine Millionäre, denn wenn die uns z.B. einen Gig in Berlin anbieten, und wir dafür nicht einmal Spritgeld bekommen, dann können wir das nicht wahrnehmen.

Chris: Interessant war das Metal For Mercy Festival. Die haben über MySpace Bands angeschrieben, ob sie dort spielen wollen. Wir haben natürlich zugesagt, worauf die Bestätigung kam. Als ich allerdings anfragte, ob denn Spritgeld drin sei, lehnten die es ab. Sehr schade, denn wir hätten da wirklich gerne gespielt.

Martin: Wir möchten mit SAN QUENTIN den Haushalt auch so führen, dass wir bei plus minus null rauskommen. Wir möchten keine Millionen verdienen, uns aber auch nicht in Unkosten stürzen, denn das Geld haben wir einfach nicht. Andere Bands die schaffen es, sich mit Tausenden in die Kreide zu setzen…das hat doch alles keinen Sinn.

Chris: Mich hat auch mal einer angeschrieben, und meinte, dass fünf Euro für die EP doch arg teuer wären. Band XY würden ihr Demo für lau zum runterladen hinstellen. Ich frage mich echt, wie die das machen. Wenn es da einen Trick gibt, dann teilt uns das bitte mit, würden wir dann auch machen. Vorteil einer Platte ist ja, dass man die im Regal stehen hat. Die kommt ja so schnell nicht weg, wie z.B. mp3. Wenn da mal der PC crasht, sind die Songs weg und man hört von der Band vielleicht nie wieder etwas.

Martin: Es gibt natürlich immer noch Fans die es zu würdigen wissen, wenn eine CD ein schönes Booklet, ne Bonus CD oder DVD dabei hat und man die Arbeit der Band damit sieht. Natürlich kann man sich die Songs häufig runterladen, meistens aber in ner schlechteren Qualität, was die meisten bestimmt nicht hören. Ich persönlich kaufe mir eine CD lieber, wenn das Gesamtpaket stimmt. Wenn eine Band natürlich ein Demo aufnimmt, mit ner billigen CD-R und dafür dann fünf Tacken haben will, dann halte ich das für nicht vertretbar. Wir haben jedoch ein vernünftiges Booklet und eine richtige CD-Hülle.

Chris: Wir achten allerdings auch darauf, dass uns selbst die Stücke und das Gesamtwerk gefallen und man nicht daran denken muss, was man da für einen Mist produziert hat.

Seid ihr mit SAN QUENTIN denn bisher auch schon über die Grenzen von Euskirchen hinausgekommen?

Martin: Nee, mit der Band noch nicht. Mit der Vorgängerband waren wir schon mal in Köln und Bonn unterwegs. Wir sind auch momentan in der Umschreibphase. Wir nehmen uns die alten Songs vor und überarbeiten diese bzw. tunen sie noch ein wenig. Ein paar Sachen werden hinzugefügt und abgeändert. Manche Stücke wurden ja bereits vor vier oder fünf Jahren geschrieben. Da war das Wissen um die Musik ja noch nicht so groß. Bei Gigs haben wir Setlists, die wir so eigentlich nicht nutzen würden. Die bestehen immer halb aus alten und halb aus neuen Stücken. Momentan setzen wir unsere Kraft voll ein, um die Songs auf einen Nenner zu bringen. Ziel ist es auch, das Album so langsam in die Startlöcher zu bugsieren und gleichzeitig einfach mehr Gigs zu spielen mit den Songs und den Leuten, die auch auf dem Album zu hören sein werden.

Habt ihr denn mit dem Songwriting für das neue Album schon begonnen? Sind schon Tracks fertig?

Martin: Die Songs sind alle da, elf an der Zahl, zu denen jeder eine eigene Seite im Booklet erhalten wird. Insgesamt also ein recht fettes Paket. Überarbeitet sind zum Teil auch alle. Jetzt müssen wir uns noch spielerisch auf die neuen Tracks einschießen. Angewöhnte Lieder sind so eine Sache. Es ist schwieriger, einen alten umgebauten Song als einen komplett neuen zu lernen. Es besteht ja beim Spiel immer die Gefahr, wieder in den alten Song abzurutschen.

Chris: Bei einem komplett neuen Album hast du ja nicht die Vorlage, in die du wieder abrutschen könntest. Bei den überarbeiteten Songs kommt es immer wieder vor, dass du die alte Version spielst und die anderen die neuen Elemente. Und dann läuft das komplett aus dem Ruder.

Fred: Das Album wird noch eine DVD mit einem Making Of enthalten.

Martin: Das ganze zum Preis von einer CD, Preis/Leistung soll hier auch stimmen. Und wir möchten die Leute draußen auch durch Qualität erreichen. Wir möchten den Fans einen Grund dafür geben, zehn Euro für die Scheibe zu bezahlen.

Pakt doch noch die Bilder von eurer Homepage mit drauf. Gerade die von eurer Star-Wars-Session sind doch klasse. Das kommt jedenfalls sehr sympathisch rüber.

Fred: Das war aber auch ein Abend!

Martin: Genau! Das als Poster.

Eurem Stil werdet ihr auf dem neuen Album sicherlich treu bleiben!

Martin: Wir wollen auf jeden Fall auch dorthin, wo METALLICA mal waren. Das waren doch klasse Zeiten, als die selbst im Publikum standen, mit Turnschuhen auf die Bühne gegangen sind und noch in die erste Reihe sehen konnten. Und dort stand dann der größte Fan der eigenen Musik. Man sollte immer bei der Fanbasis bleiben, und nicht dieses scheiß Rockstar-Ding leben.

Chris: Nun, wir sind ja noch relativ unbekannt. Wir gehen selbst ja auch gerne auf Konzerte und Metalpartys, wir bangen oft zur Mucke und saufen gern (lacht).

Martin: Bei Gigs von uns sind wir ja auch nicht stundenlang in der Umkleide sondern halten uns vorher bei den Leuten auf und gehen dann auf die Bühne. So wie wir auf der Straße rumlaufen, so stellen wir uns auch auf die Bühne. Wir möchten das auch vermitteln. Wir sind nichts anderes als die, die uns zuschauen. Und wenn wir Glück haben, fangen unsere Zuschauer auch an zu bangen.

Chris: Nach Auftritten kann man ja auch mit uns quatschen, wir sind ja normale Metalheads.

Habt ihr euch schon einen VÖ-Termin zum Album gesetzt? Oder geht ihr das eher locker an?

Martin: Ne, einen festen Termin haben wir uns nicht gesetzt, wollen das Teil aber Anfang Januar veröffentlichen. Wir machen jetzt die ganze Vorarbeit, die da zu leisten ist, was wirklich nicht wenig ist. Wie Design ausarbeiten, Finanzplan erstellen, das Studio evtl. schon aussuchen bzw. vormieten. Ne Checkliste muss auch noch gemacht werden, was wir wie aufnehmen usw. Welche Instrumente und welche Software wird benötigt…was man eben alles so im Vorfeld organisieren muss.

Chris: Es ist wichtig, dass wir uns nicht so einen überzogenen Finishpunkt oder Deadline setzen, damit wir nicht in Hektik verfallen und nur noch an die Fertigstellung des Albums denken.

Fred: Wenn wir dann im Studio sind und den Job an einen Produzenten abgeben, halten wir allerdings immer die Karten in der Hand. Denn wenn einer sagt, wir sollen das und das anders spielen, dann bekommt er die passende Ansage. Denn das ist unser Kram. Da spricht uns niemand dazwischen.

Martin: Nicht, dass man uns falsch versteht. Wir haben schon Ahnung von dem, was wir sagen. Wir gehen nicht im Studio zum Mischer und fragen, was er denn genau macht. Die Materie ist uns bekannt. Wenn wir z.B. zum Musicstore gehen und den Verkäufer über die Funktionalitäten von nem Tremolo aufklären müssen, dann kommt man sich schon leicht verarscht vor. Wir informieren uns immer vorher über die Gegebenheiten, damit wir mitreden können. Wenn sich manche Leute dann noch aufspielen und glauben, einem was erzählen zu müssen, das können wir nicht leiden.

Jungs, weiterhin viel Erfolg und bleibt am Ball!

05.12.2008
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