Samael
Interview mit Xy zu "Above"
Interview
SAMAEL sind mit einem neuen Album zurück. Den einen ist das Album jedoch nicht ehrlich genug, anderen widerum fehlen die elektronischen Elemente und empfinden die brachiale Härte als sehr gewöhnungsbedürftig – fest steht allerdings, dass SAMAEL neue Wege beschreiten. Wie weit SAMAEL noch gehen werden, welche Einflüsse auf „Above“ tatsächlich zu finden sind und welche Eindrücke der letzten Tour zurückgeblieben sind, besprach ich mit Xy ausführlich…sehr zur positiven Überraschung in seiner Muttersprache.
Salut Xy! Ça va?
Oui, ça va.
Gut. Ihr wart jetzt mit KEEP OF KALESSIN und NOCTIFERIA auf Tour. Wie hat das von den unterschiedlichen Musikstilen her zusammengepasst? Natürlich gibt es da auch Ähnlichkeiten, aber meinst du, dass dieses Package zusammen harmoniert oder besonders gut funktioniert hat?
Es gibt natürlich Unterschiede zwischen uns, KEEP OF KALESSIN und NOCTIFERIA, aber ich glaube, dass wir musikalisch insgesamt sehr gut zueinander passen. Außerdem ist es immer interessant, verschiedene Stile zu haben, aber eine Komponente haben diese drei Bands dennoch gemeinsam, nämlich Metal…
Welche Eindrücke hast du von dieser Tour gewonnen? Gibt es eine Show, die einen besonders starken Eindruck hinterlassen hat?
Nun…ich erinner mich zum Beispiel sehr gern an unseren Gig in Bulgarien. Wir haben dort zum ersten Mal in unserer Bandgeschichte gespielt, und alles hat hervorragend funktioniert, das Publikum, die Atmosphäre. Das war einfach toll.
Gab es auch Missverständnisse, die euch Probleme bereit haben? Ich denke da jetzt zum Beispiel an die angekündigte Show in Bukarest, die erst zwei/drei Tage vorher definitiv abgesagt wurde…
Ja, mit diesem angekündigten Gig hatten wirklich Pech und die Situation während der Tour diesbezüglich war wirklich unter aller Kanonen. Zumal wir ja schon einmal in Bukarest gespielt hatten, und damals war das für uns ein eindrucksvolles Erlebnis. Wir haben jetzt erfahren, das sich der Organisator überhaupt nicht mit Konzerten dieser Größenordnung auskennt, und deshalb haben wir diese Show gestrichen. Aber ich hoffe, dass wir sehr bald wieder nach Rumänien zurückkommen werden.
Wo spielt ihr eigentlich lieber? In Europa oder Amerika?
Das spielt für uns eigentlich keine Rolle. Wir spielen überall gern, wo die Atmosphäre stimmt, ob nun auf Festivals oder im Club, das ist uns wie gesagt egal. Wenn eine gute Verbindung mit dem Publikum besteht, kann man überall spielen. Ich denke aber, dass die Leute in den Vereinigten Staaten insgesamt etwas zurückhaltender sind und nicht so sehr in Bewegung, wie die teilweise echt verrückten Leute in Europa. Die Hauptsache ist aber immer, dass unsere Musik die Leute berührt. Ein solcher Moment ist wie Magie.
Dann lass uns jetzt über das neue Album sprechen. Auf „Above“ habt ihr die elektronischen Elemente auf ein Minimum reduziert und seid wieder sehr viel düsterer und vor allem brachialer unterwegs. Das ist ja schon etwas überraschend. Wie kommt es zu diesem radikalen Stilbruch?
Wir wollten diesmal unbedingt mehrere und auch grundverschiedene Elemente integrieren, denn zwischen „Reign Of Light“ und „Solar Soul“ gibt es ja kaum Unterschiede. „Solar Soul“ illustrierte die Karriere der Band und was uns SAMAEL zu dieser Zeit bedeutete. Ich würde sagen, dass wir auf diesem Album noch viel herumexperimentiert haben. Aber auf „Above“ wollten wir von dieser Schiene etwas Abstand nehmen und noch einmal etwas Neues ausprobieren. Wir wollten definitiv ein aggressiveres, kräftigeres Album, mit echtem Metal und vielen Gitarren…
Ich würde sagen, die Songs auf „Above“ klingen insgesamt epischer als auf euren vorherigen Alben, besonders die Gitarren und die Drums. Wolltet ihr bewusst Elemente der norwegischen Szene – auch im Hinblick zur letzten Tour mit KEEP OF KALESSIN – in eure Musik integrieren?
Naja, nicht wirklich norwegischen Metal… Wir wollten aber schon die Bands, die uns am Anfang beeinflusst haben, vom Stil her mit einbringen und damit unseren Tribut zollen. Wir wollten Black Metal auf diesem Album haben. Deshalb auch der große, sicherlich herauszuhörende Einfluss von BATHORY, vielleicht auch ein bisschen von SLAYER…und vielleicht gibt es auch eine gewissen eigenen Einfluss aus unseren Anfängen.
Ihr wolltet also wieder zurück zu euren Wurzeln? Zurück an den Anfang?
Ein bisschen…ja. Ich glaube, dass sich dieses Album deutlich von unserem bisherigen Material unterscheidet. Und es ist wahr, es gibt viele Einflüsse…
Wie läuft das eigentlich generell bei euch ab? Vorph schreibt die Texte und du komponierst die Musik, aber hast du auch Einfluss auf die Lyrics und umgekehrt Vorph auch auf die Musik? Oder ist die Rollenverteilung innerhalb der Band definitiv festgesetzt?
Richtig, für gewöhnlich schreibe ich die Musik und Vorph schreibt die Texte. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt tauschen wir uns immer aus, sprechen über die Texte, hören uns die Musik gemeinsam an und besprechen mögliche Änderungen. Das läuft aber nicht immer so ab und ist von Song zu Song ganz unterschiedlich. Manchmal ändere ich auch noch die Musik nachträglich etwas, um sie den Vocals anzupasssen. Wir sind immer darum bemüht, die richtige Musik mit den richtigen Texten in Einklang zu bringen, um eine einzigartige Atmosphäre herzustellen.
Wenn du jetzt mal so zurückschaust, in Gedanken alle eure Songs noch einmal abspielst, welche Songs sind dir näher? Dunklere Songs, metallischere oder etwas von eurem elektronischen Material?
Wir haben einen Einfluss, der bei uns immer durchscheint und den ich sehr mag: klassische Musik. Ich mag auch gern Soundtracks, aber SAMAEL ist die kräftigere Seite all dessen. Wir möchten auf jedem Fall immer verschiedene Sachen machen.
Ihr habt immer auf das Licht oder die Dunkelheit verwiesen, als generische Idee für eure Songs. Plant ihr noch mehrere Alben beruhend auf diesem Gegensatz, aber alternativ, um nicht repetativ zu werden?
Es ist wahr, dieser Gegensatz ist seit Anfang an Bestandteil unserer Musik. Früher ausgeprägter als heute, denn jetzt klingt alles viel balancierter, und ich glaube, dass eine Balance sowohl im Leben als auch in der Musik notwendig ist.
Während eurer Karriere habt ihr viele musikalische Experimente gewagt, die nicht immer auf Gegenliebe stießen. Bis zu welchem Punkt würdet ihr diesen Weg weitergehen? Oder anders gefragt, gibt es einen Musik-Stil, der mit eurer Vision überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist?
Heitere und folkloristischere Stile passen nicht wirklich zu uns. Aber es gibt sicherlich noch eine Sachen, die wir noch bringen können. Wir versuchen immer, eine Einheit zu haben und nur ein paar Einflüsse einzuführen, und wenn wir dies tun, müssen diese Einflüsse auch zu uns passen.
Möchtest du, zum Ende unseres Gesprächs, noch ein paar Worte an unsere Leser loswerden?
Wir hoffen natürlich, dass euch „Above“ gefallen wird und dass wir euch dann auch live noch sehen werden, um einen magischen Augenblick gemeinsam zu zelebrieren.
Vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, und euch allen viel Erfolg mit „Above“!
Ich danke auch. Einen schönen Abend…und…du sprichst wirklich ausgezeichnet französisch!
Danke…Au revoir!
Au revoir.