Sabaton
Irgendjemand ist immer enttäuscht

Interview

Hallo Pär, zunächst einmal: Danke für deine Zeit, mit uns zu reden. Wie geht es dir so?

Mir geht es gut. Es ist immer spannend, so die ersten Reaktionen auf ein neues SABATON-Album mitzubekommen und mit Leuten, die es schon gehört haben, darüber zu reden. Ich glaube ich kann mich derzeit ein bisschen zufrieden zurücklehnen, da die ersten Reaktionen auf die neue Platte positiv ausgefallen sind. Und das ist großartig. Immerhin sind die Tage derzeit extrem anstrengend. Wir führen praktisch von morgens bis abends nur Interviews. Dabei haben wir kaum Zeit für etwas anderes, manchmal nicht einmal fürs Essen oder für die Toilette. (lacht) Andererseits trifft man dabei natürlich auch überwiegend gut gelaunte Leute.

Ihr seid ja derzeit extrem eingespannt, wie ist da die Stimmung innerhalb der Band?

Ja, wir sind derzeit ziemlich weit verstreut unterwegs. Joakim und ich sind natürlich hier [in Düsseldorf, Anm. d. Red.], aber nach dem Tag heute werden wir uns weiter aufteilen. Und irgendwann trifft man sich als Band Zuhause eben wieder. Ich denke aber dass das überhaupt nichts ausmacht, denn wie die meisten genießen auch wir manchmal einfach nur Zuhause mit Familie und Freunden. Und das müssen wir auch, denn die Wochen und Monate danach werden heftig.

Ihr hatte ja zwischen „The Last Stand“ und „The Great War“ die bislang längste Pause zwischen Alben, richtig?

Ja, das stimmt. Aber das hat sich auf natürliche Weise ergeben. Die Welt von und um SABATON hat sich erweitert. Das war früher natürlich wesentlich einfacher wo wir mit mehr Alben noch weit weniger auf Tour gegangen sind, weil uns einfach die Plattform gefehlt hat. Dieser Tage können wir deutlich mehr touren. Am Anfang waren wir auf einige wenige Orte, darunter Deutschland, beschränkt, aber jetzt sind wir in der gesamten Welt unterwegs.

Ein bisschen schäme ich mich, denn heute morgen zum Beispiel habe ich mich mit Leuten aus Australien unterhalten, was mir bewusst gemacht hat, dass wir in unserem gesamten Bestehen bislang nur drei mal dort unten waren. Dagegen sind jedes Jahr in Deutschland unterwegs. (lacht) Es ist wie gesagt eine natürliche Entwicklung, die im Grunde vollkommen normal ist. Aber eben angesichts der Fans aus Australien ist das doch ein bisschen unangenehm.

Wie geht ihr mit eurem Image im Hinblick auf „The Great War“ um?

Wir sind natürlich nicht die erste Band, die über geschichtliche Geschehnisse singt. Und wir werden sicher auch nicht die letzte sein. Es gibt neben uns viele andere Bands, die dieses oder andere historische Themen auf ihre Weise aufbereitet haben. Ich denke aber wir gehören was die Geschichte als zentrales, lyrisches Thema angeht zu den Bands mit den konsequenteren Ansatz. Zumindest soweit sich das zu diesem Zeitpunkt nach acht Alben in knapp 15 Jahren beurteilen lässt.

Andererseits, nun wie soll ich sagen… In gewisser Weise sind wir Geschichtslehrer, aber zuvorderst sind wir natürlich eine Metal-Band. Ich bin nicht mal sicher, ob das Image „Metals beste Geschichtslehrer“ wirklich hundertprozentig passt. Klar, wir arbeiten Geschichte auf und verbreiten diese anhand unserer Songs, aber vor allem spielen wir Metal, um die Leute zu unterhalten.

Sabaton

„The Great War“ (History Edition)

Ihr werdet „The War Battle“ im wesentlichen in zwei Ausgaben veröffentlichen – in einer Standard-Version und einer History-Version. Warum habt ihr euch für diese Veröffentlichung in zwei Versionen entschieden?

Ich denke die Verpackung spielt eine wesentliche Rolle. Für das History-Komplett-Superpaket darf natürlich der SABATON-History Channel auf Youtube nicht fehlen. Da findet man die Infos zu jedem Song und ich denke das ist der beste Weg, um die Hintergründe zu und die Texte von unseren Songs zu entdecken. Und in der Albumversion können wir von all dem, was hinter den besungenen Ereignissen steckt, nur ein Bruchteil herüber bringen. Wir kratzen praktisch nur an der Oberfläche der Themen und können so das Interesse wecken – aber auf dem Kanal geht es eben mehr in die Tiefe.

Anders ausgedrückt: Wenn jemand etwas mehr erfahren möchte, muss er sich die Mühe machen, etwas tiefer zu schürfen. Und wir möchten einfach dabei helfen, zum Beispiel eben über unseren History-Channel. Wir möchten unsere Hörer dazu ermutigen, diese Mühe auf sich zu nehmen, um etwas zu lernen.

Und die Idee mit den Voice-Over-Einspielungen in der „History Edition“ würde sicher gut mit einer entsprechenden Visualisierung einhergehen.

Könnte sein, aber da wir in diesem Falle „nur“ ein Album aufgenommen haben, ist es und bleibt es fürs Erste nur Audio. Aber ich denke die Idee hierhinter sollte klar sein und auch funken. Ich wollte etwas ähnliches machen wie damals auf „The Art Of War“, bei dem wir auch Voice-Over-Clips verwendet haben. Dafür habe ich viel recherchiert und eine Menge Daten zusammengetragen. Und nach zahlreichen Hörproben mit verschiedenen Frauen haben wir uns schließlich für die Stimme entschieden, die man auch auf dem fertigen Album zu hören bekommt.

Beim ersten Hördurchgang ist aufgefallen, dass „The Great War“ wieder heavier klingt als zuletzt „The Last Stand“. War das eine bewusste Entscheidung im Hinblick auf Konzept oder Feedback zum letzten Album oder hat sich das einfach so ergeben?

Definitiv ist das keine Reaktion auf das Feedback für „The Last Stand“. Es hatte auch wenig mit dem Konzept an sich zu tun, sondern hat sich eher einfach so ergeben. Es ist so: Wir können natürlich nicht vorhersehen, wo uns der nächste SABATON-Song musikalisch hinführen wird. Wir können die richtige Stimmung für das Schreiben eines spezifischen Songs nicht vorprogrammieren. Die Inspiration kommt und geht einfach. Wenn sie aber kommt, und wir haben eine Gitarre zur Hand, dann wird das Mindeste ein Riff sein, was hieraus entsteht, und das den sich daraus ergebenden Song gitarrenorientiert machen wird.

Wenn wir auf der anderen Seite in der gleichen Situation eher ein Keyboard zur Hand haben, wird der daraus resultierende Song natürlich mehr auf Keyboards fokussiert sein. Und manchmal ist auch der Gesang die treibende Kraft, die aus einem Anflug an Inspiration heraus den Song bestimmt. Es ist also mehr dem Zufall überlassen, wie heavy unsere Alben werden. Aber ja, in diesem Falle haben wir die gitarrenlastigeren Songs für das neue Album ausgewählt.

„The Attack Of The Dead Men“ zum Beispiel ist ein ziemlich alter Song, den wir für das Album „Heroes“ geschrieben haben. Aber wenn du dir den Song anhörst, hörst du nicht „Heroes“ darin. Es ist ein düsterer, fast mysteriöser Song, der zum Thema des Albums seinerzeit nicht gepasst hat, daher haben wir ihn zur Seite gepackt, bis wir ihn für „The Great War“ wieder aufgegriffen haben, weil wir eben für dieses Thema einen düsteren Song benötigten, um die Stimmung richtig herüber zu bringen. Wir haben also Thema und Song zusammengeführt und fertig gestellt.

Für „The Red Baron“ auf der anderen Seite haben wir uns überlegt, ein dramatisches Intro vorzuschalten. Wir haben also ein Motiv von Johann Sebastian Bach gewählt, um den Song einzuleiten, weil es nicht nur stimmungstechnisch sondern auch rhythmisch gepasst hat. Der Song ist praktisch „Shuffle Metal“. (lacht) Wir kamen auf die Idee, als wir mal im Rahmen eines Soundchecks mit „Ghost Division“ begannen und unser Drummer den Song rhythmisch aufpeppen wollte. Wir spielten darauf hin die „Ghost Division“-Shuffle-Version und fanden das Ergebnis ziemlich cool. Aber etwas hatte gefehlt hieran. Da kam die Hammond-Orgel ins Spiel und plötzlich hatte der Song so 70er-Vibes.

Wenn ich so drüber nachdenke ist das vielleicht der Grund, warum die neue Platte so heavy klingt: Sie hat sehr viel rhythmisch Abwechslung.

Ja das stimmt. Wir haben dieses Mal wieder eine deutlich dynamischere Trackliste, die auch viel Bombast in sich trägt. Der Opener, der Rausschmeißer, „The Attack Of The Dead Men“ oder das schnelle aber nicht minder bombastische „Devil Dogs“ zeigen das alle ziemlich deutlich.

Galerie mit 20 Bildern: Sabaton - Greenfield Festival 2023

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25.06.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Sabaton - Irgendjemand ist immer enttäuscht

  1. nili68 sagt:

    Irgendwie will deren Kriegskonzept nicht so richtig zum zahnlosen Melodic Metal passen. Das wurde aber schon allerorts totdiskutiert. Einmal sollte das aber auch hier erwähnt werden. 😎

    Ich bleib‘ bei 1914, wenn’s um die Thematik geht..