Russkaja
"Wir werden eine Party für Zusammengehörigkeit, Frieden und Menschlichkeit feiern!"

Interview

RUSSKAJA veröffentlichen heute mit „Turbo Polka Party“ ihr neues Album, welches erneut kritische und feierbare Töne miteinander verbindet. Das multinationale Kollektiv mit Basis in Österreich sorgt mittlerweile für ordentlich gefüllte Hallen und wir haben den Anlass der neuen Veröffentlichung genutzt, um beim Gitarristen Engel Mayr anzuklopfen, der uns unsere Fragen gerne beantwortete.

Hallo und danke für eure Zeit. Mit „Turbo Polka Party“ veröffentlicht ihr ein Album, das sehr feierbare, aber auch sehr kritische Töne anschlägt. Wie lässt sich das kombinieren?

Hallo Jannik, freut mich mit dir zu plaudern! Musik und Kunst im Allgemeinen hat die wunderbare Eigenschaft, Menschen zusammenzubringen und eine tolle Zeit gemeinsam zu verbringen. Gerade hier bietet sich natürlich die beste Möglichkeit um auch wichtige Botschaften anzusprechen und prominente Beispiele gibt ja auch sehr viele. Ganz prompt fällt mir gleich mal JIMI HENDRIX ein, der sich bezüglich Vietnamkrieg damals auch durch seine Musik ausgedrückt hat.

Mit „No Borders“ habt ihr einen Song am Start, dessen Shirtverkaufserlöse an aus der Ukraine geflüchtete Menschen geht. Respekt für diese Aktion! Was waren eure Gedanken, als der russische Angriff auf die Ukraine begann?

Als ich den Song schrieb, hab ich exakt die Worte festgehalten die ich in dem Moment im Kopf hatte. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass man im Jahr 2022 in Europa einfach so mal in ein anderes Land einmarschieren kann. Ich dachte echt diese Zeiten sind vorbei. Scheiss Krieg!

Habt ihr Anfeindungen oder generell negative Erfahrungen auf Grund der russischen Folklore Thematik eurer Musik gemacht, seitdem der Krieg tobt?

Ja tatsächlich passiert uns das. Die Leute denken halt auch fälschlicherweise wir sind eine russische Band aufgrund unseres Bandnamens, dabei sind wir alle völlig durchgemischt aus den Ländern Italien, Österreich, Deutschland, Ukraine und Russland und es leben alle Bandmitglieder teils seit Jahrzehnten hier in Österreich.

Doch reden wir noch etwas über euer neues Album, es mutet sehr divers an, mit Einflüssen aus verschiedenen Ländern und Genres. Wie wichtig ist es euch, immer etwas Neues zu präsentieren?

Bei diesem Album wollte ich im Vergleich zum letzten mal wieder ordentlich auf den Putz hauen und hab dementsprechend beim Songwriting nur das gemacht auf was ich grade Lust hatte und das wurde dann recht heavy. Es war diesmal auch kein Major Label im Spiel sondern mit Napalm Records genau der richtige Partner sodass ich vollkommene Freiheit beim Songwriting als auch bei der Produktion hatte.

Ich denke die Tatsache dass ich vom Songwriting über Produktion bis zum Recording und Mixing alles selbst gemacht habe, macht „Turbo Polka Party“ zu einem der authentischsten Alben der Bandgeschichte.

Wenn ihr Stücke wie „Senales“ schreibt, bekommt ihr dann Hilfe bei den fremdsprachigen Texten oder könnt ihr das alles selber?

Bei „Senales“ ist ja der Grossteil deutsch und das ist meine Muttersprache, aber den Chorus hab ich in Spanisch geschrieben und damit bin ich dann zu Georgij unserem Sänger. Der hatte in der Schule Spanisch und kann dann noch Dinge ausbessern.

Warum habt ihr „Last Christmas“ gecovert?

Auch das ist auf meinem Mist gewachsen hahaha. Wir sind ja in einer österreichischen Late Night Satire Show die Hausband und vor ca. 2 Jahren wollte ich bei der letzten Sendung vor Weihnachten „Last Christmas“ spielen. Ich fand die Idee lustig den meistgehassten Weihnachtssong auf unsere Art in einen Metal Polka Song zu verwandeln und hab ihn dann im Zuge der Albumproduktion ebenfalls aufgenommen. Napalm Records meinte dann wir sollen ihn doch gleich mit aufs Album nehmen!

Wie kann man sich bei RUSSKAJA eine Songwriting-Session vorstellen? Viel Party & Getränke oder ernstes Zusammensitzen?

In Wahrheit kommen mir die Ideen zu Songs an den unterschiedlichsten Orten zu den unterschiedlichsten Zeiten. Das kann auf Tour im Bus oder Flugzeug sein, das kann aber auch einfach zuhause passieren. Die Initialzündung für einen Song singe ich dann in mein Telefon oder wenn ich grad eine Gitarre bei der Hand habe, spiele ich und singe gleich dazu. Von dem ausgehend mache ich dann Demos als Pre-Production und wenn ich finde der Song ist reif genug, gehe ich damit zu unserem Sänger Georgij und wir feilen zu zweit daran wenn notwendig.

Sind die Polka-Melodien alle komplett selbst kreiert oder verwendet ihr auch Anregungen aus traditionellen Volksliedern?

Man ist ja quasi immer inspiriert von dem was man gerade so hört bzw. was man auch jahrelang gehört hat. Bei den Polka-Melodien lasse ich mich sehr gerne auch von Klezmermusik oder GIPSY KINGS inspirieren.

Letztes Jahr wart ihr mit IN EXTREMO auf Tour. Stammt daher die Idee zu „Olga von der Wolga“ und Micha Rheins Feature?

Wir sind schon ein paar Jahre mit IN EXTREMO befreundet, die Jungs sind wirklich toll und haben uns auch schon öfter mitgenommen! Auf ihrem letzten Album hatten Georgij und ich ein Feature beim Song „Gogiya“ und wir dachten uns es wäre cool Micha auf unserem neuen Album dabei zu haben. Der Song „Olga von der Wolga“ ist mir tatsächlich schon 2019 im Tourbus eingefallen und vom Stil her fand ich ihn sehr passend für Micha! Ich freue mich wirklich sehr, dass er den Song veredelt hat!

Vielen Dank für eure Zeit und die letzten Worte gehören euch!

Vielen Dank für das Interview und ich wünsche uns allen wieder friedlichere Zeiten! Wir sind ab Ende Februar in Europa auf Tour und werden eine Party für Zusammengehörigkeit, Frieden und Menschlichkeit feiern! Peace!

Quelle: Interview mit Engel Mayr
03.02.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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