Running Wild
Interview mit Rock'n'Rolf

Interview

Running Wild

Am 24. Juni 2011 hat das Warten ein Ende. Mit einem Jahr Verspätung werden die Aufnahmen der Abschiedsshow der wohl wichtigsten und zugleich auch ältesten deutschen und zu 100% unverwechselbar klingenden Heavy-Metal-Band auf DVD veröffentlicht. „The Final Jolly Roger – Live At Wacken 2009“ gibt noch ein letztes Mal Einblick in das Wirken und Schaffen von Rock’n’Rolf und seiner oft wechselnden Mannschaft, bevor das Heavy-Metal-Flaggschiff RUNNING WILD endgültig in den sicheren Hafen einläuft und dort vor Anker geht. An einem Montag Abend Anfang Januar rief ich Gitarrist und Sänger Rolf Kasparek zu Hause an und führte ein exklusives, letztes Gespräch mit dem Captain über die Show in Wacken, seinen Beweggrund, die Arbeit an RUNNING WILD einzustellen, und über die Zukunft.

 

„The Final Jolly Roger“, eine DVD mit der Abschiedsshow vom Wacken Open Air 2009, wird in Kürze veröffentlicht und dann ist RUNNING WILD endgültig Geschichte. Was geht in dir in diesem Moment vor? Wehmut? Oder fühlst du dich in gewisser Weise sogar erleichtert?

Weder noch. Es ist ja auch so, dass ich mich mit dieser Idee bereits seit einigen Jahren auseinandergesetzt habe, und als man dann mit dieser Wacken-Geschichte auf mich zukam dachte ich mir: „OK, das passt ja wie die Faust aufs Auge: 30 Jahre RUNNING WILD, 20 Jahre Wacken – das ist ein hervorragender Anlass die Arbeit mit RUNNING WILD zu beenden.“ Es war für mich schon seit zwei oder drei Jahren vorher klar, dass ich auf Dauer andere Wege gehen wollte. Ich habe RUNNING WILD professionell weit über 20 Jahre gemacht, und die Band selbst gibt es seit gut 30 Jahren. Es war einfach an der Zeit weiterzuziehen und etwas Neues zu machen. Als ich die Wacken-Show gespielt habe war deshalb auch keinerlei Wehmut mit dabei. Ich habe diese Show so gespielt, wie jede andere RUNNING WILD-Show auch, weil der Gedanke, mit der Band aufzuhören, für mich wie gesagt seit ein paar Jahren bereits abgeschlossen war.

Ich hatte das Gefühl, dass du mit „Draw The Line“ auf dem letzten Album „Rogues En Vogue“, das Ende der Band bereits indirekt angekündigt hast und vielleicht sogar mit RUNNING WILD zu einem großen Teil abgeschlossen hattest. War dir denn zu diesem Zeitpunkt bereits bewusst, dass du eher früher als später einen Schlussstrich unter RUNNING WILD setzen wolltest?

Nein, definitiv nicht. Der Song „Draw The Line“ hat auch einen ganz anderen Inhalt: Es geht um Lebenssituationen, die jeder kennt, eine Situation, die man einfach nicht länger aushält und wenn man dann mit etwas Abstand zurückblickt weiß man, dass man diese Sache schon längst hätte beenden müssen: „Mir reichts. Schluss jetzt.“ Das bezog ich aber nicht auf RUNNING WILD, sondern ganz allgemein auf bestimmte Situationen im Leben. Einfach einen Schlussstrich ziehen. Zu dem Zeitpunkt, als ich das Album gemacht habe, habe ich noch nicht mit dem Gedanken gespielt mit RUNNING WILD aufzuhören. Das kam dann erst später. Die Arbeiten an „Rogues En Vogue“ habe ich Ende 2004 beendet, und veröffentlicht wurde das Album dann in 2005. Ich glaube 2006/2007 habe ich mich dann das erste Mal ernsthaft damit auseinandergesetzt, andere Wege zu gehen. Wir waren damit beschäftigt unsere Songs für TOXIC TASTE vorzubereiten, das als Spaßprojekt gedacht war, und haben uns gedacht: „Komm, lass uns das einfach mal machen. Da haben wir Spaß dran. Da haben wir Bock drauf – das machen wir also.“ Als ich dann aber die Produktion machte und wir uns damit intensiv beschäftigten, entfernte ich mich immer mehr von dem Thema RUNNING WILD und merkte, das ich damit lange genug gearbeitet hatte. Wenn ich dir jetzt aber den ausschlaggebenden Anlass nennen müsste, der mich tatsächlich zu diesem Entschluss bewogen hat, dann ich kann ich dir dazu keine Antwort geben, denn den tatsächlich Anlass kann ich nicht genau festmachen. Das war einfach eine Entwicklung, die sich über einen längeren Zeitraum hinwegzog und am Ende habe ich mir gesagt: „OK. Jetzt ist gut.“

RUNNING WILD haben sich – zur Freude der Einen und zum Leid der Anderen – dreißig Jahre lang musikalisch kaum verändert. RUNNING WILD war ein Synonym für melodisch und hart gespielten Heavy Metal, und anders als JUDAS PRIEST zum Beispiel, die während ihrer Karriere durchaus einige mehr oder weniger erfolgreiche Experimente gewagt haben, war RUNNING WILD eine Konstante innerhalb gewisser Grenzen. Hattest du deshalb an einem bestimmten Punkt eigentlich das Gefühl, den Fans in gewisser Weise Rechenschaft ablegen zu müssen, um gewisse Grenzen nicht zu überschreiten?

Nein, eigentlich nicht. Für mich ist RUNNING WILD zur Marke geworden. So wie AC/DC, das ist ja auch eine Marke. Das heißt man verbindet gewisse Dinge mit dieser Musik, und das war bei mir irgendwann auch so. Ich habe selber für mich immer gewisse Dinge mit RUNNING WILD verbunden, und ich hatte damit auch nie irgendwelche Probleme. Ich habe mir nie gesagt: „Jetzt musst du dich limitieren, das kannst du doch mit RUNNING WILD nicht machen!“ Natürlich hatte ich auch mal einige Songideen, von denen sich später herausstellte, dass sie einfach nicht zu RUNNING WILD passten, aber das ist ganz normal, das gibt es in jeder Band. Diese Songs kann man dann vielleicht irgendwann noch einmal anderweitig verwenden. Der zweite Song auf dem TOXIC TASTE-Album zum Beispiel, „Neon City Rock“, ist älter als jeder RUNNING WILD-Song. Den habe ich irgendwann 1978 geschrieben und habe ihn nie benutzt. Der lag als Idee die ganze Zeit über in einer Schublade, denn ich wusste immer, dass dieser Song nicht zu RUNNING WILD passt. RUNNING WILD war für mich immer genau das, was du gerade sagtest, eine typische, traditionelle Heavy-Metal-Band mit einem sehr eigenen Stil und durchaus mit einem eigenen Charakter – und das war ja genau das, was ich immer machen wollte. Ich habe in Interviews damals auch immer schon gesagt, dass wenn ich mal etwas anderes machen würde, dann nicht unter dem Namen RUNNING WILD. Denn das wäre für mich persönlich so eine Art Etikettenschwindel, denn jeder der RUNNING WILD hört, erwartet auch RUNNING WILD und verbindet etwas Bestimmtes damit. Das ist bei AC/DC genauso, und auch bei KISS, oder auch bei JUDAS PRIEST – das sind alles Bands, an die man eine bestimmte Erwartungshaltung hat. Und wenn man das als Musiker selbst auch so wahrnimmt und lebt, dann ist das auch OK, aber es gibt ja auch Bands, die sich selbst limitieren und aus diesem Kreislauf gar nicht mehr herauskommen – aber das war bei mir nie der Fall.

Inwiefern, denkst du, hat dich denn die Stadt, in der du aufgewachsen bist, musikalisch geprägt? Was hat sich diesbezüglich geändert, als du von Hamburg nach Hannover gezogen bist?

Natürlich hat mich Hamburg deswegen geprägt, weil ich dort geboren wurde und dort aufgewachsen bin, und Hamburg ist eine große Stadt und hat auch ein gewisses Flair und es gibt gewisse Charaktereigenschaften, die den Hamburgern zugrundeliegen. Insofern hat mich das alles als Mensch schon sehr geprägt. Die Hamburger sind sehr gelassen, wie sie mit bestimmten Dingen umgehen, und das war ich eigentlich auch immer. Ich habe mich da auch immer sehr wohl gefühlt, bis zu einem gewissen Zeitpunkt, als ich die Produktionen nicht mehr in Berlin machte – damals haben wir die Produktionen für Modern Music alle noch in Berlin gemacht -, sondern im Studio M in Hildesheim, das ganz in der Nähe von Hannover liegt. Es hat sich schließlich immer offensichtlicher herauskristallisiert, dass sich mein engster Freundeskreis in Hannover befindet und ein konsequenter Schritt war dann umzuziehen. Es war also nur logisch, nach Hannover zu ziehen; das hat mir schließlich auch viel Zeit und Energie gespart, näher am Studio zu wohnen. Hamburg hat mir als Stadt – obwohl ich natürlich selbst Hamburger bin – zum Schluß auch nicht mehr wirklich zugesagt. Das, was ich mit Hamburg immer verbunden habe, war irgendwann nicht mehr vorhanden. Das hat mir meine Entscheidung natürlich auch erleichtert.

Kannst du dir denn vorstellen, jemals dauerhaft wieder nach Hamburg zurückzukehren?

Definitiv nicht. Nein. Ich bin vielleicht jedes halbe Jahr mal in Hamburg. Dann besuche ich den Otti im Ballroom oder bin mal am Hafen zum Beispiel. Das ist für einen Tag auch ganz nett, aber ich bin auch ganz froh, wenn ich dann wieder zu Hause bin. (lacht)

Wenn du jetzt noch einmal zurückblickst, welcher Moment mit RUNNING WILD hat dich besonders bewegt, und welche Situationen würdest du am liebsten aus der Bandgeschichte streichen, weil sie dich maßlos geärgert haben?

Soetwas ist natürlich immer schwer zu sagen… Positive Erlebnisse gibt es viele. Was natürlich immer das Highlight ist – aber das ist bei jedem Konzert so -, wenn die Leute deine Songs mitsingen. Und wenn das dann auch noch so ungefähr 150.000 Leute wie in Wacken tun, dann ist das schon was ganz anderes. (lacht) Ich kann mich auch noch gut an eine Show 1988/1989 erinnern, da haben wir in Prag in einem Stadium als Headliner gespielt, und es waren da…ich weiß gar nicht mehr so ganz genau…vielleicht 60.000 oder 70.000 Leute vor der Bühne. Als wir die Treppe zur Bühne hinuntergingen, schrieen diese Leute wie verrückt und kreischten wie die Irren – da hatten wir alle eine Gänsehaut. Das war wirklich ein ganz besonderer Moment für uns, einfach auch, weil die Erwartungshaltung noch eine ganz andere war, denn die deutschen Fans hatten RUNNING WILD schon oft gesehen, diese Leute aber sahen uns jetzt zum ersten Mal. Das Gefühl, das in der Luft lag, kann man auch nicht wirklich mit Worten beschreiben. Das war schon eine heftige Sache…und dann den ersten Song zu spielen…das war schon geil… Wacken ist natürlich auch immer etwas ganz Besonderes, da muss man auch nichts mehr großartig zu sagen: Ein Haufen von Leuten, die Metal feiern – das gibt es in diesem Umfang sonst nirgends. Insofern ist das natürlich auch ein Highlight. Und Sachen, die ich aus der Bandgeschichte streichen möchte, die gibt es natürlich viele… (lacht) Zum Beispiel Konzerte, die völlig daneben gingen. Da gibt es auch soviele lustige Sachen, oder Dinge, die wirklich maßlos geärgert haben. Aus heutiger Sicht war es zum Beispiel ein Riesenfehler den Torsten Hanl jemals als Manager verpflichtet zu haben – das hat uns damals wahnsinnigen Ärger beschert und wir mussten unheimlich kämpfen, um Dinge, die er gegenüber der Presse angezettelt hatte, auch mit seinem Verhalten, wieder geradezubiegen und die Leute davon zu überzeugen, dass diese Sachen nicht von uns ausgingen. Aber soetwas gehört auch irgendwie dazu, aus Fehlern muss man lernen können. Das ist normal. Natürlich hätte man sich diesen Ärger sparen können, aber dann hätte man wie gesagt diese Quintessenz darauf ja nicht gehabt, um daraus eine wichtige Lektion mitzunehmen.

Bist du eigentlich der Meinung, dass du mit RUNNING WILD wirklich alles erreicht hast, was du erreichen wolltest? Oder gibt es doch noch die ein oder andere Sache, die sich bisher leider nicht ergeben hat, und von der du denkst: „Mensch, das wär’s!“?

Man kann immer weiter denken. (lacht) Man kann immer größer denken, noch größere Shows machen und noch ausgefeiltere Tourentechnik benutzen, aber das ist auch immer eine Frage der Kosten. Es steht natürlich immer die Frage im Raum, wieviele Zuschauer kommen tatsächlich zu deiner Show und wie bekommt man das alles finanziert. Man bekommt ja nichts geschenkt. Insofern gibt es natürlich viele Sachen, die man noch hätte machen können…mehr Pyros zum Beispiel oder andere Special-Effects… Aber letztendlich bin ich zufrieden mit all dem, wie unsere Shows abgelaufen sind und was die Band erreicht hat. RUNNING WILD ist eine Legende und die Leute feiern nach wie vor die Songs der Band. RUNNING WILD ist eine der ganz großen Heavy-Metal-Bands der Welt, würde ich sagen, und insofern kann ich darauf mit Stolz zurückblicken.

Welchen Eindruck hast du selbst vom letzten Auftritt der Band auf dem Wacken Open Air 2009 mitgenommen? Ich hatte das Gefühl, dass zumindest Jan erst einige Zeit brauchte, um aufzutauen und sich als ein Teil der Band auf der Bühne zu behaupten. Dem gegenüber habe ich aber selten einen so gut aufgelegten Rolf Kasparek erlebt, der schließlich sogar während „Branded And Exiled“ zum Animateur wurde…

Die Wetterumstände waren natürlich saumiserabel… (lacht) Das war für uns eher ein Kampf oder eine Schlacht als ein Konzert… Ich sags mal so: Du bereitest dich täglich ein halbes Jahr vor der Show intensiv vor, so wie wir das auch getan haben, und du bist in einem Raum, in dem es richtig warm ist, wie im Sommer, und du lässt die Klimaanlage laufen, weil du aus allen Poren schwitzt, und dann gewöhnst du dich irgendwann an diese Temperaturen. Und dann sind wir auf die Bühne gegangen und wollten dieses fertige Set spielen, aber uns schlugen fast Minusgrade entgegen, mit Sturm, mit Schnee (fängt an zu lachen) und Regen und sonstwas, die Finger frieren fast an der Gitarre fest, und dem Schlagzeuger frieren die Beine ein und er kann kaum noch die Double-Bass richtig spielen… Das sind nicht gerade die Umstände, die sich ein Musiker wünscht. Das sind einfach Umstände, die sich niemand wünscht. Das muss man einfach mal so sagen. (lacht) Wir waren professionell genug, damit umzugehen und uns da durchzukämpfen, das ist ja klar, aber wir hätten uns natürlich besseres Wetter gewünscht – ein großes Lob an die Fans, die bei diesem Scheisswetter zwei Stunden im Regen standen und die Musik trotzdem abgefeiert haben. Hut ab! Aber auf der Bühne war es nicht viel angenehmer. Denn der Regen ist von der Seite auf die Bühne gepeitscht, so dass ich mit der Gitarre häufig im Regen stand. Äußerst unangenehm…

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Diese Frage haben sich ausnahmslos alle gestellt: Warum hast du zur RUNNING WILD Farewell-Show keine ehemaligen Mitglieder der Band eingeladen, die als Special Guests ein oder zwei Songs hätten mitspielen können? Ich bin mir ziemlich sicher, das keiner der Jungs „Nein“ gesagt hätte…

Ganz einfach. Ich bin kein Mensch, der in der Vergangenheit lebt – ich lebe in der Gegenwart für die Zukunft. Diese Leute waren alle mal in der Band, das ist lange her. Und die Band, wie sie in diesem Zustand war, an diesem Abend, also die Leute, die zu diesem Zeitpunkt in der Band waren, wollte diese Show spielen und das Kapitel RUNNING WILD auch beenden. Ich persönlich bin kein Freund davon, ehemalige Musiker wieder auf die Bühne zu holen, die vielleicht schon seit zwanzig Jahren nicht mehr in der Band waren, oder so. Und das wäre auch von der Organisation vor der Show und vom Ablauf kompliziert gewesen. Ich wollte einfach so viele Songs spielen wie möglich und eine zweistündige RUNNING WILD-Show bieten, was ja auf einem Festival sonst nicht dem Normalfall entspricht. Es gab für diese Show eigens eine Zusage vom Holger (Anm. d. Red.: Hübner, Veranstalter des Wacken Open Air) an uns, weil wir diese letzte Show spielen wollten. Ich habe mich dann auch noch einmal bei den Leuten bedankt, die im Laufe der Zeit in der Band waren. Hut ab an alle, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben – ganz klar. Nur, wie gesagt, die Band, wenn sie auf der Bühne steht, besteht immer aus den Leuten, die derzeitig mit dabei sind.

Hängst du RUNNING WILD nach Veröffentlichung der Live-DVD tatsächlich an den Nagel, oder können wir alle vielleicht doch noch einmal irgendwann mit einem Comeback rechnen, wenn nicht live, dann eventuell in Form eines neuen Albums?

Im Moment ist es so – das muss ich ganz ehrlich sagen – dass ich daran keinen Gedanken verschwende, weil ich genügend andere Dinge vor habe, die in der Zukunft passieren werden. Meine Arbeiten an der Live-DVD sind übrigens seit Juli 2010 abgeschlossen und ich bin im Moment noch in Kontakt mit Dirk Illing, der das Front Cover Artwork macht, das jetzt so gut wie fertig ist, und noch einmal mit den Leuten vom Schnitt, die die DVD letztendlich fertigstellen. Und es gibt noch eine weitere Sache, die in Planung ist und die mehrere Produzenten gern machen würden bzw. an der bereits mehrere Plattenfirmen Interesse bekundet haben: Da ja die alten Alben von Modern Music bzw. später Sanctuary Records vergriffen sind, weil Universal Music bisher kein Interesse daran gezeigt hat, diese Alben noch einmal aufzulegen, gibt es die Idee eine Doppel-CD als Best-Of zu machen. Und da die Rechte an den Songs seit 2006 wieder an mich zurückgefallen sind, kann ich einige alte Songs – das werden mindestens 22 oder 23 Titel – noch einmal komplett neu einspielen. Das ist auf jeden Fall ein Projekt, das ich in diesem Jahr noch fertigstellen möchte, so dass diese Sache spätestens im nächsten Jahr veröffentlicht werden kann. Das ist dann auch noch einmal eine Gelegenheit für neuere Fans, die ja auch dazugekommen sind, sich diese Titel, also von der „Death Or Glory“ zum Beispiel oder von der „Port Royal“ und so weiter, auch noch einmal kaufen zu können.

Hast du denn in irgendeiner Schublade noch einige Ideen liegen, die bisher noch nicht aufgenommen wurden?

Es ist natürlich die Idee, das ist ganz klar, dass auf dieser Best-Of noch zwei oder drei ganz neue Tracks drauf sollen. Denn es gibt natürlich einige Songideen, die ich mir archiviert habe und die bisher noch nicht veröffentlicht wurden. Ansonsten gibt es noch ein Projekt, das ich mit meinem Gitarristen PJ zusammen mache: Die EMI/Electrola hat mehrere Alben mit Filmmusik und Erkennungsmelodien für TV-Serien veröffentlicht, und im Auftrag der EMI haben wir für den Bereich Heavy Metal einen Song abgeliefert, der „Burning Wheels“ heisst. PJ hat den Song komponiert und ich habe den Text dazu geschrieben und den Song dann auch selbst eingesungen. Und da der Song überall sehr gut angekommen ist, inklusive bei der britischen EMI, hat man bereits bei uns angefragt, ob wir daraus nicht etwas mehr machen wollen. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass hierzu ein eigenes Projekt entsteht. Wir befinden uns gerade in der Planungsphase. Auf jeden Fall wird diese Sache ein reines Studioprojekt, aber es könnte ein ganzes Album werden. Das ist so der Stand der Dinge. Im Internet gab es übrigens den Verdacht, dass dieser Song, „Burning Wheels“, von mir ist, aber der ist nicht von mir: Ich habe ihn nicht aufgenommen, ich habe auch nicht die Gitarre gespielt und ich habe ihn nicht produziert – ich habe lediglich einen Teil des Solos gespielt und den Leadgesang gemacht. Das wäre dann bei einer weiteren Produktion auch ähnlich. Das heisst ich werde nicht der Produzent sein, sondern ich werde lediglich der Sänger sein, die Texte schreiben und vielleicht ein oder zwei Songs selbst dazu beitragen, aber dazu kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts Genaueres sagen. Das werden wir noch sehen. Wir fangen jetzt erst einmal langsam an, an dieser Sache zu arbeiten, und müssen diesbezüglich auch noch einige Dinge klären und besprechen.

Das heisst also, dass du dich nicht komplett von der Musik verabschieden wirst?

Nein. Das nicht. Ich habe es ja immer gesagt, wenn ich etwas anderes machen möchte, dann wird das auf jeden Fall nicht unter dem Namen RUNNING WILD passieren. Ich habe ja einige Ideen, die nie zu RUNNING WILD gepasst haben, durchaus aber jetzt zu dieser neuen Sache mit PJ passen könnten…

Interessieren dich eigentlich solche Projekte wie Tobias Sammets AVANTASIA? Kannst du dir vorstellen, soetwas ähnliches auch mal auf die Beine zu stellen oder an so einem Projekt als Gastmusiker teilzunehmen? Wenn nicht als Sänger, dann vielleicht als Gitarrist?

Es ist natürlich alles immer möglich. Jetzt im Moment aber bin ich erstmal mit zwei ganz konkreten Projekten beschäftigt, die viel Zeit in Anspruch nehmen werden. Wie gesagt arbeite ich erstmal an dieser Best-Of, die eine lange Planung benötigt, denn es handelt sich ja nicht nur um fünf Songs oder so, sondern es sollen ja mindestens 22 Titel neu eingespielt werden, und an diesem anderen Projekt mit PJ, das aus Spaß entstanden ist, und wo wir jetzt erstmal schauen müssen, was wir daraus tatsächlich machen können.

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Gut. OK… Noch etwas ganz anderes: 2012 – Glaubst du, dass am 21. Dezember 2012 tatsächlich etwas geschehen wird, was die Menschheit und die Welt, so wie wir sie heute kennen, verändern wird?

In den nächsten Jahren wird sicherlich etwas geschehen. Aber ob das jetzt genau am 21. Dezember 2012 passiert, glaube ich nicht. (lacht) Dieses Datum bezieht sich auf den Kalender der Maya, und ein Zyklus dieses Kalenders, der meines Wissens 5.000 Jahre dauert oder so, neigt sich an diesem Tag seinem Ende. Das bedeutet jedenfalls nicht, dass an diesem Tag etwas passiert, sondern das bedeutet nur, dass an diesem Tag ein Zyklus endet. Ansonsten… Dass sich im Moment große Veränderungen auf der Erde vollziehen, dürfte wohl jeder bemerken. Naturkatastrophen, Vögel, die tot vom Himmel fallen, Fische, die tot im Meer schwimmen – das alles erinnert doch an die Apokalypse. Ich mache das jetzt nicht an einem bestimmten Datum fest, aber ich glaube, dass das einfach natürliche Umwälzungen sind, die auch notwendig sind, denn so wie es jetzt ist, kann es einfach nicht weitergehen. Die Menschheit ist mittlerweile an einer Grenze angekommen, und man kann nur hoffen, dass niemand so bescheuert ist und noch einen Atomkrieg anfängt…

Rolf, zum Abschluss wünsche ich dir alles erdenklich Gute und wir hoffen natürlich alle, dass auch deine weiteren Projekte ähnliche Früchte tragen werden wie RUNNING WILD. Möchtest du bei dieser Gelegenheit den Fans und Leuten noch etwas mit auf den Weg geben?

Ich habe es bereits in Wacken gesagt und auf der DVD wird das auch noch einmal erscheinen: Ich danke allen Fans für diese lange Zeit der Treue. RUNNING WILD ohne die Fans und ohne Unterstützung wäre überhaupt nicht denkbar und auch niemals machbar gewesen. Ich möchte mich aufrichtig dafür bedanken, dass ich so lange diese Musik machen und dass ich mich künstlerisch so ausdrücken konnte, wie ich es immer wollte, weil die Leute unsere Platten und später auch die CDs gekauft haben. Vielen Dank!

Galerie mit 15 Bildern: Running Wild - Rockharz 2022
17.04.2011

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