Ruins
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Interview
RUINS haben mit "Cauldron" eines der besten Alben des letzten Jahres vorgelegt – und keiner hat’s gemerkt. Das sollte sich spätestens jetzt ändern, haben die Tasmanier doch endlich fähige Partner gefunden, um das Album auch außerhalb Australiens zu veröffentlichen. Sänger/Gitarrist/Bassist/Komponist Alex Pope war so freundlich, uns ein paar Fragen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Band zu beantworten.
Nach ziemlich endloser Warterei gibt es „Cauldron“ jetzt auch außerhalb Australiens zu erstehen. Wie erleichtert bist Du, dieses Kapitel endlich abschließen zu können?
Es ist eine große Erleichterung, das Album nach all den Verzögerungen nun weltweit rausbringen zu können. Mit den Aufnahmen waren wir ja schon Anfang 2008 fertig, und in Australien kam das Ding im März letzten Jahres auf den Markt, gerade rechtzeitig zur Tour mit IMMORTAL. Das fügte sich mit Hinblick auf Australien ganz wunderbar, aber wir mussten einige Dinge klären, bevor wir die Scheibe auch dem Rest der Welt zugänglich machen konnten. Und das hat sich jetzt tatsächlich ein ganzes Jahr hingezogen, haha!
Wie angetan bist Du von der Vorstellung, das Album jetzt noch promoten zu müssen? Ihr habt „Cauldron“ schon durch Touren unterstützt, Ihr habt neues Material in der Mache – da ist die CD bei aller Klasse für Euch doch irgendwie Schnee von gestern, oder?
Das stimmt, „Cauldron“ ist nicht das Album, das mich momentan beschäftigt. Natürlich gebe ich Interviews wie dieses hier, um Band und Album zu bewerben, aber bis zur nächsten Tour wird sicher das nächste Album erschienen sein. Momentan wird es abgemischt und gemastert. Sogar das Cover ist bereits in Arbeit, dafür ist wieder Rev. Kriss Hades zuständig. Die Scheibe wird „Front The Final Foes“ heißen und hoffentlich schon im Juni dieses Jahres erscheinen, wenn die nächste Tour in Australien ansteht. Während des kommenden Jahres werden wir auch versuchen, es livehaftig nach Europa zu schaffen.
„Cauldron“ wird für Nichtaustralier jetzt durch Debemur Morti und Moribund (neu) aufgelegt. Das sind ganz ordentliche Label. Wie seid Ihr an diese Adressen geraten? Was erwartet Ihr von der Zusammenarbeit?
Debemur Morti sind auf uns zugekommen, was für uns natürlich nur von Vorteil war. Ein bisschen Interesse hatten wir ja schon erwecken können, aber ich wollte ein Label, das wirklich leidenschaftlich daran interessiert ist, mit uns zu arbeiten. Dass die Plattenfirma Interesse zeigt, ist für uns als Band viel besser, als mit dem Album Klinken putzen zu gehen. Da ist man dann labelintern immer nur zweite Wahl. DM haben in Europa einen ganz ordentlichen Vertrieb, und ich komme mit den Leuten auch gut zurecht. Der Vertrag mit Moribund kam gerade erst zustande, da müssen wir abwarten, wie sich das entwickelt.
Ganz nebenbei, was ist eigentlich mit dem Verein passiert, der „Cauldron“ ursprünglich rausbringen sollte? Wie kann man eigentlich so nass sein, sich so ein Album durch die Lappen gehen zu lassen?
Dazu könnte ich jede Menge Geschichten erzählen, aber es ist wohl sinnvoller, das bleiben zu lassen. Soviel kann ich allerdings verraten: das Label gibt es praktisch nicht mehr, und ich wäre froh, wenn ich sagen könnte, nie etwas mit der Firma zu tun gehabt zu haben. Dummerweise habe ich jedoch mit den Leuten zu tun gehabt, und das einzig Positive an der ganzen Angelegenheit ist der Zugewinn an Erfahrung und Lebensweisheit, der mir vielleicht hilft, Ähnliches in Zukunft zu vermeiden. Sicher kann man da aber auch nie sein. Es ist ganz egal, wie vorsichtig man ist, die Welt ist voller nutzloser Abzocker, besonders die Musikindustrie, haha!
Im Rückblick würde ich „Cauldron“ als eines der besten Alben des letzten Jahres bezeichnen wollen, zusammen mit WITHERED (US) und DICTATOR bilden RUINS wohl meine Top 3. Wie würdest Du das Album aus heutiger Sicht einschätzen? Bist Du der Ansicht, das Potential der Scheibe hat sich aufgrund der Veröffentlichungsprobleme nicht völlig entfalten können?
Nun, vielleicht hat das Album durch den endlos langen Veröffentlichungsprozess sogar mehr Aufmerksamkeit bekommen, als es normalerweise erfahren hätte. Zumindest hoffe ich das. Und die Sache hat ja durchaus ihre guten Seiten. Viele Leute werden RUINS erst jetzt kennenlernen, und dank des bald anstehenden nächsten Albums besteht auch keine Gefahr, gleich wieder in Vergessenheit zu geraten. Nach „Front The Final Foes“ werden außerdem unsere erste MCD und unser Debüt zusammen wiederveröffentlicht. Das bedeutet im Laufe der nächsten Monate jede Menge Aufmerksamkeit für RUINS. Das kann ja nicht schaden, denke ich.
Ihr habt mit RUINS einen ziemlich originellen Stil entwickelt. Während ich das Ganze eindeutig dem Black Metal zuordnen würde, gibt es auch deutliche Death-Metal-Untertöne, die Eure Musik viel dunkler und bedrohlicher machen. Was beeinflusst Dich, derlei Musik zu erschaffen, wo siehst Du Deine Einflüsse?
Es gibt unglaublich viele Einflüsse. Musik ist natürlich immer etwas Persönliches, deshalb inspiriert mich in gewissem Sinne alles, was in meinem Leben passiert. Ich höre jede Menge sehr vielfältige Musik und würde sagen, dass alles, was ich mag, mich mehr oder weniger direkt beeinflussen und dann auch in RUINS auftauchen kann. Im Laufe der Jahre haben sich einige Bands herauskristallisiert, denen ich am treuesten war: AC/DC, BLACK SABBATH, SLAYER, CELTIC FROST, DANZIG, DARKTHRONE, SATYRICON, IMMORTAL, um mal ein paar größere Namen zu nennen, die natürlich nur ein bisschen an der Oberfläche meines persönlichen Geschmackes kratzen. Ich höre eine ganze Menge Black Metal und verfolge auch ein bisschen, was im Untergrund passiert. Ich mag hypnotischen BM sehr, das hat was Meditatives. Ich denke, ich versuche ein Gleichgewicht zu finden zwischen aggressivem, thrashigen, brutalen Zeug und eher melancholischem Material. Nicht ganz so bekannte Sachen, die ich mag, wären etwa LEVIATHAN/LURKER OF CHALICE, VELVET CACOON, ANIMUS, THE RUINS OF BEVERAST – die Liste könnte man fast beliebig verlängern. Ich bin auch mit Grind und Death Metal aufgewachsen, höre aber heutzutage nicht mehr besonders viel, nur Klassiker wie MORBID ANGEL schaffen es ab und zu auf meinen Plattenteller. Und natürlich die exzellenten PORTAL, das Interessanteste, was dunkler, doomiger Death zu bieten hat.
Ihr habt in Australien schon mit Bands wie CELTIC FROST und IMMORTAL getourt. Wie kommt man als relativ kleine Band an solche Gigs? Oder seid Ihr Down Under bereits richtig groß? Wie sind diese Shows gelaufen? Und wann kann man sich als Europäer mal ein Bild von Eurer Bühnenform machen?
Wie ich bereits erwähnt habe, freuen wir uns darauf, endlich mal in Europa zu spielen, und wenn alles klappt, sollte es auch nächstes Jahr endlich soweit sein. In Australien sind wir definitiv nicht sonderlich groß, aber vielleicht ist unser Name ja etwas bekannter, keine Ahnung. Möglicherweise haben sich auch einfach keine Bands gefunden, die besser zu SATYRICON, CELTIC FROST oder IMMORTAL gepasst hätten als RUINS. Es hat ja im Laufe der Jahre viele großartige australische Bands gegeben, aber nicht sonderlich viele, die wirklich ständig auch live aktiv waren. Viele der guten Gruppen von hier gibt es entweder nicht mehr, oder sie sind schlicht nicht in der Lage oder willig, regelmäßig auf der Bühne zu stehen. Natürlich gibt’s eine Menge Bands, die live spielen, aber von denen war als Support für die genannten Gruppen einfach keine passender als RUINS.
Du hast ja bereits erwähnt, dass das neue Album schon mehr oder weniger auf der Zielgeraden ist. Worauf können wir uns denn freuen? Wird es musikalisch dramatische Veränderungen geben? Erhoffst Du Dir von Album No. 3 den großen Durchbruch?
Ja, ich hoffe durchaus, dass „Front The Final Foes“ unser Durchbruch wird. Ich bin absolut der Meinung, dass die Scheibe das Potential dazu hat, aber wirklich wissen werden wir es wohl erst im Nachhinein. Natürlich haben wir uns ein Stück weiterentwickelt, gleichzeitig aber darauf geachtet, alles etwas besser zu machen. Das Album ist vielleicht eine Spur direkter, hat aber trotzdem noch eine tiefe und komplexe Atmosphäre. Ich weiß nicht recht, wie ich die Scheibe am besten beschreiben soll, kann allerdings festhalten, das das Album für mich bereits herausfordernd und erfüllend war. Ich denke, das wird es für jeden sein, der es dann irgendwann hört.
Für viele Europäer ist Australien ein komischer Kontinent; Freunde von Terry Pratchett wissen sicher, was ich meine. Im Gegensatz dazu ist Tasmanien nahezu unbekannt. Sicher, jeder hat schon mal vom Tasmanischen Teufel gehört, aber das war’s dann auch. Was kannst Du uns über Tasmanien erzählen?
Tasmanien ist ein sehr schöner, mysteriöser und isolierter Flecken Erde. Die meisten Menschen hier hoffen, dass das so bleibt. Ich denke, wir haben die bekanntesten, erfolgreichsten, progressivsten Bands in Australien überhaupt. Das wären STRIBORG in Sachen BM und PSYCROPTIC im Death Metal. Neben RUINS gibt es auch noch THRALL, eine brillante Band, von der wir noch viel hören werden.
Wie wär’s zum Abschluss mit ein bisschen Werbung? Mit einem Label im Rücken passiert bei Euch jetzt eine ganze Menge. Geplant ist etwa eine LP-Version von „Cauldron“, die dem Cover von Kriss Hades sicher gerechter wird als ein mickriges CD-Booklet. Sonst noch was, was Du erwähnen möchstest? Noch ein paar letzte Worte?
Jep, die Vinylausgabe von „Cauldron“ ist in der Mache, und wir sind von diesem Projekt sehr begeistert. Es ist das erste Mal, dass etwas von RUINS im Großformat erscheint. Ich freue mich auch darauf, das Cover in zwölf Zoll zu sehen, das sollte Kriss‘ Arbeit noch besser zur Geltung bringen. Ich denke, wir werden auch die Möglichkeiten ausloten, den Rerelease-Doppelpack „Atom“ & „Spun Forth As Dark Nets“ als Doppel-LP rauszubringen. Das steht dann allerdings erst nach dem nächsten Album an. Das heißt, dass es von Juni bis zum Ende dieses Jahres eine ganze Menge Veröffentlichungen unter dem RUINS-Banner geben wird.
Danke für das Interview!
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