Royal Thunder
Die ROYAL THUNDER-Experience

Interview

Mit „Wick“ haben ROYAL THUNDER, die US-amerikanischen Hard Rocker um Powerdame Mlny Parsonz wieder ein hervorragendes Album abgeliefert. Dieses knüpft im Grunde genau dort an, wo „Crooked Doors“ aufgehört hat. Ein Erfolgsrezept hat die Band dafür allerdings nicht. Warum ihnen trotzdem eine derart konsistente Leistung gelungen ist, erzählten uns Mlny und Gitarrist Josh Weaver im Gespräch.

Royal Thunder - Wick Royal Thunder – Wick

Mlny Parsonz und Josh Weaver von ROYAL THUNDER redeten…

…über den Stilwechsel von „CVI“ nach „Crooked Doors“

Ja wir haben einige Veränderungen durchgemacht. Die haben sich jedoch allesamt natürlich ergeben. Wir haben sie quasi beim Spielen ausgearbeitet, da stand jetzt kein großer Gedanke dahinter. Wir wachsen einfach als Menschen und Musiker.

… über Einflüsse von u. a. ALICE IN CHAINS

Naja, das war nicht direkt unsere Absicht, ist aber ein außerordentliches Kompliment. ALICE IN CHAINS sind eine Band, mit der wir aufgewachsen sind. Wir versuchen natürlich nicht, irgendjemanden nachzuahmen. Aber es schadet auch nicht, wenn sich Einflüsse anderer Bands, gerade solcher, die man selbst liebt, in der eigenen Musik wiederfinden lassen.

… über den Stil von ROYAL THUNDER

Wir machen uns da eigentlich keine Gedanken drüber. Letztendlich sind wir mehr als nur die Summe unserer Teile, mehr als nur ROYAL THUNDER. Die Musik hilft uns dabei, unsere eigenen Probleme zu verstehen. Wir können es eigentlich gar nicht so genau beschreiben, aber das ist vielleicht auch gar nicht wichtig. Letztendlich entscheidet die Musik ja darüber, ob es ankommt oder nicht. Wir versuchen einfach nur, uns selbst treu zu bleiben.

… über die Stimmung innerhalb der Band

Wir sind eine Familie. Es gibt keine Spannung, weil wir einfach so gut miteinander auskommen. Man hat seltsame Momente, auch unangenehme, klar, sowie lustige und familiäre. Wir stehen uns einfach alle sehr nahe, eben wie eine Familie. Selbst angesichts vergangener, bandinterner Ereignisse [siehe „Crooked Doors“, Anm. d. Red.] sehen wir eigentlich keinen Grund, warum es unnötige Dramen oder Spannung innerhalb der Band geben sollte. Das macht es entsprechend einfach, diese Musik gemeinsam einzuspielen. Wir arbeiten zusammen, aber da steckt noch mehr drinnen. Klar, wir geraten mal aneinander, aber in der Regel hilft es, wenn man darüber spricht… oder einen Song oder ein ganzes Album darüber schreibt. (lacht) Das Leben ist nun mal wie es ist. Und wir versuchen uns zu unterstützen, uns als Band zu erhalten. Denn damit steht und fällt ROYAL THUNDER letztendlich.

… über die Arbeiten zu „Wick“

Sie verliefen gut. Es ist immer eine Freude, ins Studio zurückkehren zu können. Natürlich ist es auch immer ein Kampf, eine Schlacht. Wir arbeiten hart. Etwas zu kreieren ist ein schwieriger, schmerzhafter Prozess, der sich am Ende jedoch auszahlt, sofern man mit Leidenschaft dabei ist. Es hat wirklich gut getan, mit unserem Produzenten zusammenzuarbeiten. Sein Stil passt einfach mit unseren Vorstellungen und Ideen zusammen. Es war eine positive Erfahrung und es ist wahrhaftig schwer, eine solche Chemie zu finden. Die Arbeiten waren entsprechend aufregend und ermutigend. Wir waren eigentlich kaum frustriert oder ungeduldig, vor allem weil es uns nicht vordergründig ums Geld geht. Das hat alles mit der ROYAL THUNDER-Experience zu tun.

… über das Songwriting

In der Regel – aber nicht immer – beginnen die Gitarristen mit einem Riff, der Basis eines Songs, auf den jeder dann seinen Teil drauf schreibt. Dadurch werden die Songs, was sie sind. Wir wissen oft nicht, wo es mit dem Track hingeht, wenn wir noch an dessen Anfang stehen. Es ist ein großartiger Prozess, der es uns erlaubt, uns gegenseitig zu inspirieren. Eine Ausnahme war „The Well“: Hier hatten wir etwa diese balladesken Gesangsmelodien, da kam Kevin, unser Perkussionist, auf neue Ideen für Rhythmen, wobei er durch kleinere Klänge und Pfeifer inspiriert worden ist. Die Gitarren wurden dann auf den Gesang geschrieben. Und so entsteht dann auf ganz organische Art und Weise ein zusammenhängender Song.

Dabei gehen wir ganz ohne Druck an die Sache heran. Es passiert einfach. Wir drücken natürlich immer kräftig die Daumen, dass der Song es am Ende auch auf die Platte schafft, aber am Ende fühlt sich das Ergebnis üblicherweise richtig an. Wir versuchen, nicht zu sehr darüber nachzudenken. Das Album soll sich natürlich entfalten. Darüber zu viel zu reden würde uns vermutlich nur unnötig frustrieren. Wir sind schließlich keine studierten Musiker, wir tun einfach, was wir tun. Und wir lieben es.

… über den Albumtitel und die Symbolik der Songs

Er hat eine symbolische Bedeutung. „Wick“ [der Docht, Anm. d. Red.] soll dazu ermutigen, das Feuer in dir anzuzünden. Der Song „The Sinking Chair“ etwa handelt davon, dass man aus der eigenen Komfortzone ausbrechen und die eigenen Probleme angehen sollte. Denn niemand sonst wird das für dich tun. Also zünde deine Flamme an, du hast keine Zeit zu verschwenden. Im Grunde haben alle Songs diese versteckten Bedeutungen inne. Es sind Geschichten, die unser Leben schreibt, die wir aber in einer Form erzählen möchten, die uns nicht entblößt. Damit wollen wir uns einen Teil unserer Privatsphäre, unserer Geheimnisse, aber auch unserer Begeisterung bewahren und doch verletzlich genug erscheinen, um Relevanz zu erzeugen.

… über ROYAL THUNDER live

Wir geben 100% auf der Bühne. Es ist eine spirituelle Erfahrung. Wir fühlen uns als Live-Band und bekommen von unserer Bühnenerfahrung die meiste Inspiration. Im wesentlichen klingt alles, was wir live machen, noch mal dreckiger und direkter als auf Platte. Klar, auf den Alben sind unsere Songs klarer und sauberer präsentiert, aber das echte Leben spielt eben auf der Bühne. Da spielen dann Energie, Adrenalin und Müdigkeit mit, alles Dinge, die zu dieser roheren, dreckigeren Version unserer selbst beitragen. Und das ist eine gute Sache. Es enthüllt die Seele unserer Musik und trägt zur Erfahrung bei. Man fühlt sich nicht so eingeengt, zumal es schon mal sehr dreckig werden kann. (lacht) Es wird dann auch schon mal richtig enthemmt. Und es gehört eben auch mal dazu, dass man sich in den Seiten vergreift oder den Gesang etwas verhaut. Shit happens. (lacht)

… über eine eventuelle Europatour

Die ist tatsächlich in Arbeit, sollte auch dieses Jahr passieren. Wir freuen uns bereits darauf, neue Freundschaften zu schließen und alte Bekannte zu treffen. War wirklich schön, hier [in Berlin, Anm. d. Red.] zu sein. Unser Zeitplan ist natürlich voll bis oben hin und hiernach brechen wir wieder in Richtung Heimat auf. Aber wir sind froh, dass wir überhaupt so viel Beachtung finden und dass unsere Musik so gut ankommt.

02.04.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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