Rotting Christ
Interview mit Sakis Tolis zu "Rituals"
Interview
Und jährlich grüßt das Murmeltier! Vergangenes Jahr veröffentlichten ROTTING CHRIST ihr erstes Live-Album „Lucifer Over Athens“, zu welchem wir ein Interview mit Sakis Tolis führten. Vor wenigen Wochen erschien das neue ROTTING CHRIST-Album „Rituals“. Zu diesem Anlass nahmen wir uns erneut den Frontmann der griechischen Okkult-Black-Metaler zur Brust und nahmen mit ihm das neue Album auseinander, sprachen über spezielle Shows und die spirituelle Atmosphäre von „Rituals“.
Hi Sakis! Vergangenes Jahr sprachen wir über euer erstes Live-Album „Lucifer Over Athens“. Dieses kam bei uns und den Fans ziemlich gut an. Plant ihr in Zukunft weitere Live-Alben zu veröffentlichen?
Sakis: Es ist toll, jedes Jahr mit euch zu sprechen! Ich hoffe, dir geht es gut, Fabian. Wir sind sehr glücklich, da unser Live-Album mittlerweile ausverkauft ist. Wir erhielten viele positive Reaktionen, auch von unseren Freunden. Ich weiß nicht, ob wir ein weiteres Live-Album veröffentlichen werden. Momentan reicht uns „Lucifer Over Athens“. Also, zurück zur regulären Studio-Arbeit.
„Rituals“ ist euer zwölftes Album. Wie würdest du es mit wenigen Worten beschreiben?
Sakis: Düster, spirituell, okkult, mystisch.
Mir ist aufgefallen, dass ihr euch auf „Rituals“ oft spirituell gebt. Ihr habt viele klare Gesänge, Gruppenchöre usw. eingebaut. So kommt es, dass „Rituals“ ruhig und sphärisch daherkommt. War das beabsichtigt? Wenn ja, warum?
Sakis: Anfangs bin ich in mich gegangen, bevor ich mir Gedanken zu den Gitarrenriffs des Albums gemacht habe. Ich meditierte und darauf fing ich erst an, Songs zu schreiben. Mein innerer Fluss entwickelte sich sehr rituell und die Hingabe war stark. Dieses Album ist ein Spiegel meiner Seele, was sich im endgültigen Resultat niederschlägt.
Wer ist der Mann, der auf dem Cover von „Rituals“ zu sehen ist?
Sakis: Auf der Digipack-Version bin ich abgebildet und in den Jewelcase- sowie Vinyl-Varianten sieht man meinen Bruder, der ein rituelles Corpsepaint trägt.
Inwiefern greifen der Albumname und die Songtitel ineinander? In welchem Kontext stehen sie zueinander?
Sakis:
In Nomine Dei Nostri
Dies ist ein Song, der sich mit einer schwarzen Messe beschäftigt.
?? ???? (Ze Nigmar)
Dieser Titel berichtet über die letzten sieben Sätze, die Jesus Christus am Kreuz gesprochen hat und ist in aramäischer Sprache gehalten. „Ze Nigmar“ bedeutet übersetzt „Es ist vollbracht“.
???? ????? (Elthe Kyrie)
„Elthe Kyrie“ bedeutet so viel wie „Komm, Herr“ und wurde vom griechischen Poeten Euripides und besonders seiner Kreation „Bakxais“ beeinflusst. Dieses pure bacchanalische (Bacchanalien sind besondere Feierlichkeiten im antiken Rom; Anm. d. Red.) Spiel bezieht sich auf die Ankunft eines neuen Gottes. Die theatralische Atmosphäre dieses historischen Dramas hat uns lyrisch wie musikalisch beeinflusst und mündete in diesem Song.
Gastmusiker: Danai Katsameni – Schauspielerin am hellenischen Theater.
????? ?????? (Apage Satana)
„Apage Satana“ ist ein Song, der vom christlich-orthodoxen Exorzismus beeinflusst und mit einem rituellen Charakter umgesetzt wurde.
Les Litanies De Satan (Fleurs Du Mal)
Ein Song, der auf dem Gedicht „Les Fleurs Du Mal“ von Charles Baudelaire basiert.
Der französische Part wurde von Vorph (SAMAEL) gesungen.
For A Voice Like Thunder
Dieser Titel basiert auf den politischen Sketchen von William Blake. Der Prolog bezieht sich auf ein dramatisches Stück von König Edward dem Vierten.
Die Erzählung im Prolog stammt von Nick Holmes (PARADISE LOST )
??? ??????? (Tou Thanatou)
Dies ist ein traditionelles griechisches Klagelied. „A Call Of Charon“.
Konx Om Pax
Dieser Titel wurde von einigen der bekanntesten geheimen religiösen Riten und Ritualen der Antike beeinflusst: Den Mysterien von Eleusis.
Der Songtitel bedeutet so viel wie „Hören-Sehen-Schweigen“
Devadevam
Dies ist ein Ritual, das auf indischen Chakren basiert und in Sanskrit gesungen wurde.
The Four Horsemen
„The Four Horsemen“ beruht auf der Apokalypse von John. Den vier Reitern der Apokalypse. Dieser Titel ist ein Cover von „Aphrodite’s Child“.
Lok’tar ogar (Bonussong)
Ein Titel, der in orkischer Sprache gehalten wurde. Der Titel bedeutet „Victory Or Death“.
Während „Elthe Kyrie“ ist eine Frau zu hören, die hysterisch einen Text von sich gibt. Wer ist diese Frau und was sagt sie?
Sakis: Das ist Danai Katsameni, Schauspielerin am hellenischen Theater und sie trägt Evripides vor, eine antike griechische Tradition.
„Elthe Kyrie“ ist der Song auf „Rituals“, der mich nachhaltig am meisten begeistern konnte. Welcher ist dein liebster Song und warum?
Sakis: Schwer zu sagen. Da ich der alleinige Songwriter der Band bin, fühlt sich jeder Titel wie ein spezieller Teil meiner selbst an. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde „Elthe Kyrie“ aber an der Spitze stehen.
„Rituals“ enthält viele gesprochene Passagen. Wie tragen diese dazu bei, die Atmosphäre des Albums zu verbessern?
Sakis: Rezitationen sind ein wichtiger Teil von „Rituals“, um das rituelle Konzept umzusetzen, das ich erreichen wollte, als ich begann, das Album zu schreiben. Außerdem helfen gesprochene Passagen und Rezitationen, eine besondere Atmosphäre zu schaffen.
Ende 2015 habt ihr zwei spezielle Shows in Deutschland gespielt. Inwiefern waren diese Shows speziell und wie fandet ihr sie sowie das anwesende Publikum?
Sakis: Diese Auftritte waren insofern speziell, dass wir ausschließlich Songs unserer ersten Demos und Alben gespielt haben. Wir wollten unsere Vergangenheit damit aufleben lassen und freuen uns, dass dieses Konzept auch bei den Fans gut ankam. Der Spirit war definitiv da und es tut gut, dass auch heute manchmal dieses besondere Gefühl aufkommt, das man in den alten Tagen hatte.
Was können wir in Zukunft von ROTTING CHRIST erwarten?
Sakis: Solange unsere Gesundheit mitspielt, werdet ihr ROTTING CHRIST in jeder Ecke des Planeten spielen sehen. Wir werden die Bedeutung von „Non Serviam“ weiter verbreiten und hoffen, dass unsere Musik auch in Zukunft für interessant befunden wird.
2015 ist viel innerhalb und außerhalb der Metalszene passiert. Wenn du ein Fazit unter das vergangene Jahr setzen würdest – was hat dich am meisten bewegt?
Sakis: Der Tod eines Königs, Lemmy.
Danke für das Interview, Sakis! Die letzten Worte gebühren erneut dir.
Sakis: You brothers and sisters out there…keep the spirit alive!
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