Rotting Christ
Rotting Christ
Interview
Genau vor drei Jahren zog mich "Theogonia" in seinen Bann, ein wirklich tolles Album, welches dieser Tage vom epischen und facettenreichen Nachfolger "Aealo" locker getoppt wird. Noch nie agierten ROTTING CHRIST derart abwechslungsreich, experimentell und innovativ, was nicht zuletzt an der gesteigerten Einflechtung griechischer Folklore in das klassische (Black/Dark-)Metal-Gewand der Band liegt. Was es mit dem neuen Werk auf sich hat, klärten wir mit Bandleader Sakis.
Hallo Sakis! Wie geht es dir? Ihr habt ja gerade eure erste Tour durch Australien absolviert. Was kannst du uns von dieser Reise berichten?
Ich leide noch am Jetlag Bruder! Australien ist ein toller Ort zu sein, aber so verdammt weit weg! Es war für uns eine großartige Erfahrung, in Ozeanien zum ersten Mal in unserer Karriere zu spielen, und die Reaktionen der Australier waren mehr als positiv. Es scheint, dass wir bald dorthin zurückkehren werden.
Ebenso hattet ihr die letzten Tage in Tel Aviv in Israel eine Show. Hattet ihr vorher schon mal im sogenannten „Heiligen Land“ gespielt?
Dies war sogar schon unser vierter Auftritt dort! Auch das war eine wirklich tolle Show in diesem „Heiligen Land“, auch wenn wir nie die Chance hatten, Golgotha zu besuchen…
Wo wir schon mal bei dem Thema sind, bekommt ihr eigentlich häufiger Probleme aufgrund eures Bandnamens, wenn ihr unterwegs seid?
Ja, einige Male oder besser gesagt sehr oft! Speziell wenn wir in religiösen Ländern spielen. Wir erhielten Drohungen, wir haben sogar einige unsere Auftritte abgesagt, aber wir kämpfen weiter! Metal ist ein Schlag für jede konservative Idee, richtig? Und wenn wir über unseren Bandnamen sprechen, sind die Leute oftmals verlegen. Sie fragen, ob wir in einer Band spielen, dann nennen wir ihnen unseren Namen, und sie sind geschockt!
Kommen wir zu eurem neuen Album „Aealo“. Du hast das Album wie auch den Vorgänger „Theogonia“ wieder im Lunatech Studio selbst produziert. Außerdem bist du der Songwriter. Welchen Einfluss hatten deine Bandkollegen auf das Resultat? Und wie verliefen die Aufnahmen?
Wir gingen zum gloriosen Berg Olymp, dem Berg der Götter, um die Inspirationen zu erhalten, nach welchen wir für diese Aufnahmen gesucht hatten. Dort ist es, wo sich das Lunatech Studio befand, wir haben dort fast 4 Monate verbracht. Dabei standen wir unter ständiger spiritueller Verbindung. Ich denke, wir haben unsere Gefühle genauso ausgedrückt, wie wir uns das gewünscht hatten. Da ich der einzige Komponist und auch der Produzent der Band bin, kann ich sagen, dass dies eine sehr schwierige Produktion war, aber ich denke, die ganzen Mühen haben sich gelohnt, es macht alles Sinn. Meiner Meinung nach haben wir unser seelenvollstes Album erschaffen.
Auch euer neues Album „Aealo“ zeigt eure einzigartige Weise, Dark/Black Metal-Songs zu komponieren, es finden sich darauf alles klassischen Elemente einer ROTTING CHRIST Aufnahme. Dieses Mal habt ihr meiner Meinung nach mehr griechische Folklore Elemente einfließen lassen, und die Gitarrenarbeit ist auf positive Weise einfach nur krank. Die Arrangements sind sehr innovativ, das Album klingt sehr experimentell. Verglichen mit „Theogonia“, worin siehst du selbst die Unterschiede? Hattest du während dem Komponieren irgendeine Art von Ziel vor Augen, etwas, was du unbedingt erreichen wolltest?
Es ist allgemein bekannt, dass es sehr schwierig ist, ein sehr gutes Album zu überbieten. Dies hat mich stark unter Stress gesetzt, und ich lasse dich darüber nicht im Ungewissen! Als Künstler musste ich meine Fähigkeiten überbieten. Also nahm ich den Kompositionsprozess wirklich sehr ernst und isolierte mich für mehr als ein Jahr, um unerschlossene Pfade meiner Seele herauszufinden. Ich habe dieses Mal anders gearbeitet. Es basierte mehr auf den Gedanken und weniger auf dem Gitarrenspielen. Ich philosophierte viel, schlief ein wenig, und letztendlich kam ich auf „Aealo“. Ein Album, von welchem glauben möchte, dass es die Band einen Schritt weiterbringt. Wenn ich auf die ersten Reaktionen schaue, so denke ich, dass es uns gelungen ist, einen wertigen und vielleicht sogar besseren Nachfolger von „Theogonia“ zu erschaffen.
Dieses Mal wollte ich auch nicht, dass alles auf digitalen Prozeduren aufbaut, auf Atmosphären, welche von Keyboards usw. erschaffen werden. Ich wollte die Atmosphäre aus wirklichen Dingen entlocken, von echten Chören und Instrumenten. Ich baute auf einem traditionellen griechischen Chor auf, welcher auf Trauerlieder spezialisiert ist, und ich habe einige wirklich okkulte Melodien erschaffen, wodurch das ganze Album menschlich, primitiv und, was am wichtigsten ist, einzigartig klingt. Ich bin ein gnadenloser Jäger des Wortes „einzigartig“, und ich versuche stets, dass meine Kreationen einzigartig klingen, dass sie etwas sind, was ich glaube ich durch all diese Chöre und Instrumente erreicht habe. Das Album klingt okkult! Getreu unseren Wurzeln.
Wie wichtig ist für dich in diesem Zusammenhang musikalische Weiterentwicklung?
Keine Weiterentwicklung, kein ROTTING CHRIST. Es wäre sehr einfach für mich, einfach nach meiner Gitarre zu greifen und die altbekannten ROTTING CHRIST Gitarrenmelodien zu schreiben, aber das ist unseren Fans gegenüber einfach nicht fair! Sollte ich eines Tages realisieren, dass ich unseren Brüdern nichts neues zu bieten habe, werde ich die Band zu Grabe tragen.
Der Sound von ROTTING CHRIST beinhaltet viele Elemente aus der griechischen Folklore. Hörst du dir oft griechische Folklore an? Wie wichtig ist eure Kultur, euer antikes Erbe und der Geist eurer reichen Geschichte für ROTTING CHRIST und für dich persönlich?
Nicht so extrem viel, denke nicht, dass ROTTING CHRIST eine Art Trend sind. Wir haben einfach einige griechische Elemente in unsere Musik integriert, welche auf unsere antike Geschichte basieren, einige Elemente, welche unsere Musik vor den globalisierten Regeln entfliehen lässt. Ich bin auch ein Fan ethnischer Musik, und wenn ich sage ethnisch, meine ich Musik, welche von fremdartigen Territorien rund um den Globus stammt. Ich bin ein Globetrotter, und neben Metal Musik, welcher ich mehr als 25 Jahre gefolgt bin, suche ich nun nach fremden Melodien überall auf der Welt, nicht nur nach den Griechischen.
Zum ersten Mal können wir auf einem ROTTING CHRIST Album sehr viele Gastauftritte von diversen Künstlern hören, wodurch „Aealo“ meiner Meinung nach interessanter wird. Zuerst einmal habt ihr wieder mit Magus Wampyr Daoloth (NECROMANTIA) gearbeitet, welcher früher Mitglied bei euch war. Dann haben wir noch Alan A. Nemtheanga von PRIMORDIAL aus Irland und die Griechisch-Amerikanische Sängerin Diamanda Galas. Aber das ist noch nicht alles, es gibt sogar einen traditionellen Chor aus Ipiros namens Pliades, Daemonia Nymphe und Dirty Granny Tales. Wie kam es zu der Idee, solche eine große Anzahl an verschiedenen Künstlern an dem Werk teilhaben zu lassen, und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit? Inwiefern hatten diese einen Einfluss auf die Musik?
Ja ich hatte verschiedene Auftritte auf diesem Album, und spezifisch basierte das eher auf experimentelle Künstler, welche Freunde von mir sind, und zu welchen ich eine persönliche Verbindung habe. Nachdem ich einen Song fertiggestellt hatte, dachte ich darüber nach, welcher Künstler das jeweilige Stück aufwerten könnte, und ich kam dann auf die genannten. Ich möchte mich wirklich bei allen dafür bedanken, dass sie durch ihre Auftritte „Aealo“ nochmals zusätzlich interessanter gestalten.
Von Diamanda Galas habt ihr den Coversong „The Orders From The Dead“ aus ihrem „Defixiones, Will And Testament“ Album aufgenommen. Welche Bedeutung haben die Arbeiten von Diamanda Galas für dich? Du hast auch für ihr Album Musik geschrieben, richtig?
Es war eine große Ehre für mich, dass die Gebieterin der Dunkelheit Diamanda Galas mir erlaubte, ihren Song „The Orders From The Dead“ zu covern, und im besonderen, dass sie akzeptierte, einige Musik in diesem Stück zu schreiben, welches selbstverständlich ihr gehört. Es war eines meiner Highlights als Komponist. Testet den Song! Es handelt sich hierbei generell um eines der seelenvollsten Stücke!
Welche Bedeutung steckt hinter dem Albumtitel „Aealo“? Gibt es eine Art lyrisches Konzept?
„Aealo“ ist die Übersetzung des altertümlichen griechischen Wortes ΕΑΛΩ in das lateinische Alphabet, es bedeutet so viel wie Katastrophe, Zerstörung, der Gefallene, es reflektiert das musikalische und lyrische Konzept des Albums. „Aealo“ wird das Gefühl sein, nachdem man unser Album angehört hat.
„Aealo“ bezieht sich auf die Gefühle eines Kriegers während einer Schlacht. Seltsame Gefühle, fremde Gefühle, Gefühle wie Wut, Angst, Trauer und so viele andere Schwingungen, welche ein Krieger während einer Schlacht durchleben kann. Wenn du dir das Album anhörst, wirst du das Gefühl haben, mitten auf dem Schlachtfeld zu stehen, und du kämpfst gegen deine Gefühle. Nein, es ist kein Kriegsverherrlichendes Album, das Gegenteil ist der Fall. Nachdem du das Album zu Ende gehört hast, wirst du dich erleichtert fühlen, wie wenn du von Belastungen befreit wärst, welche nur ein Krieg kreieren kann!
PRIMORDIAL als auch ROTTING CHRIST haben Gemeinsamkeiten, sagen wir einen gemeinsamen ursprünglichen Ansatz, indem beide Bands die jeweils eigene Kultur mit Metal kombinieren. Während es für PRIMORDIAL die irische/keltische Kultur ist, verwenden ROTTING CHRIST das griechische Erbe. Gibt es zwischen beiden Bands noch weitere, tiefe Gemeinsamkeiten? Was verbindet beide Kulturen miteinander?
Die Kelten und die Griechen haben in ihren Kulturen einige Dinge gemeinsam. Nicht zufällig glauben viele Menschen auch heutzutage, dass Irland das Griechenland des Nordens ist. Du kannst also schätzen, dass ROTTING CHRIST und PRIMORDIAL diesem Motto folgen.
Das starke Artwork entstammt wieder einmal der Feder von Season Of Mist Grafikdesigner Jérôme. Hatte er in seiner Arbeit die totale Freiheit, oder bekam er von dir eine Art Idee oder sogar ein ganzes Konzept, mit welchem er arbeiten sollte?
Ich gab ihm eine Idee, was es mit „Aealo“ auf sich hat, und Jérôme hat daraus eines unserer besten Artworks erschaffen, vielleicht sogar das Beste überhaupt. Er hat ein tiefes Wissen über die altertümliche griechische Geschichte und er hat für „Aealo“ alles einfach großartig präsentiert. Tatsächlich habe ich selbst nicht viel getan, ich ließ den Künstler seine Kreation frei erschaffen, und das Ergebnis ist wirklich episch!
Wie würdest du jemandem, der ROTTING CHRIST nicht kennt, die Philosophie hinter der Band beschreiben?
Bleibe auf dem Boden, bleibe du selbst und glaube an die Menschen und nicht an irgendwelche anderen künstlichen Götter!
Du hast nun auch deine eigene Signature Gitarre von Grosmann. Was kannst du uns über dieses Modell erzählen?
Es ist eine Custom Gitarre, welche aus wirklich gutem Material gefertigt wurde, und sie passt gut zu meinem persönlichen Stil zu spielen. Die Gitarre kann man für ein wirklich guten Preis unter http://www.grosmann.ro/ kaufen. Alle Metalheads da draußen, schaut sie euch an. Ich denke, sie macht Sinn.
Ich hoffe, ihr werdet dieses Jahr nach Deutschland auf Tour kommen?
Ja das werden wir Bruder! Wir wurden erst kürzlich auf einige Festivals gebucht, da sind auch richtig große dabei wie das Wave-Gotik-Treffen sowie das Wacken Open Air. Ich freue mich schon richtig, in der Hauptstadt des Metals zu spielen.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
KEEP THE UNDERGROUND FEELING ALIVE. SAVE OUR SCENE.
KEEP THE DARK CULT ALIVE
SAKIS on behalf of ROTTING CHRIST
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