Rock Star Lesson
mit Rafael Salzmann von ELUVEITIE

Interview

Wer geglaubt hat, Bandmitgliedern fliegen die Dollar-Scheine durch Tantiemen und ein paar Live-Gigs zu, wird bitter enttäuscht sein. Der Beruf “Musiker” beinhaltet sehr viele Facetten und bietet kaum Freizeit. So stehen monatelange Tourneen und Aufnahmesessions nur für einen kleinen Teil der Erwerbstätigkeit. Hinzu kommen Interviews und andere Promo-Termine. Viele Profis verdienen sich einen Extra-Taler durch Studio-Jobs oder geben Unterricht an ihren Instrumenten.

Mit dem Format ROCK STAR LESSON wurde unlängst ein digitales Angebot auf den Markt gebracht, in dem man mit bekannten Profis Face-To-Face-Coachings absolvieren kann. Dabei wurden illustre Musiker wie beispielsweise Eugene Ryabchenko (Schlagzeuger für FLESHGOD APOCALYPSE, BELPHEGOR, DECAPITATED), Morten Sandager (bekannt als Keyboarder bei PRETTY MAIDS, AT THE MOVIES, MERCENARY), Sängerin Anna KiaRa (IMPERIAL AGE, KIARA) oder für die Gitarristen Chris Hermsdörfer (BEYOND THE BLACK, SERENITY) als Dozenten für die Online-Akademie gewonnen.

Wir haben eine Probe-Stunde mit Rafael Salzmann vereinbart, der bekanntlich die sechs Saiten bei den Schweizer Folk-Metallern ELUVEITIE bedient. Nachdem wir im Rahmen des 45-minütigen Unterrichts wertvolle Tipps zu Spieltechniken und dem persönlichen Sound-Setting bekamen, unterhielten wir uns noch über die Vorteile der ROCK STAR LESSON und erfuhren warum Rafael mit der Gitarre begonnen hat.

Wie bist Du zu ROCK STAR LESSON gekommen?

Ich habe eine Anfrage bekommen und fand das eine coole Idee. Auch wenn das alles sehr geil aufgebaut ist, wollte ich natürlich schon wissen: Wer macht da alles mit? Wie läuft es genau? Was ich wirklich gut finde ist, dass der Unterricht nicht auf ein bestimmtes Genre beschränkt ist. Wenn beispielsweise jemand zu mir kommt und Jazz lernen will… Dann würde ich ihm sagen, dass er definitiv falsch bei mir ist (lacht). Oder wenn jemand klassisches Zeug lernen will – da bin ich auch nicht der Richtige. Das kann ich einfach nicht. Aber wenn jemand in die Richtung Finger-Picking, Folk, Metal, Pop und ein bisschen Country gehen möchte, dann passt das gut.

Für mich ist es sehr wichtig, dass ich in meinem Unterricht auch Dinge beibringen kann, die dem Schüler wirklich etwas bringen.

Generell bietet sich also der Unterricht im kleinen  Rahmen mehr an, als in einer großen Gruppe. Darüber hinaus ist es für viele Schüler sicherlich ein besonderer Anreiz, mit jemandem in persönlichen Kontakt zu kommen, den man kennt und auch schon auf einer Bühne gesehen hat. Wie siehst Du das?

Ja natürlich. Es kommen auch immer mal wieder Anfragen von Leuten, die einen bestimmten ELUVEITIE-Song lernen möchten.

Wie lange spielst Du schon Gitarre?

Seit ich achtzehn, nein siebzehn bin. Ich habe  zwar sehr spät begonnen, aber mittlerweile spiele ich auch schon mein halbes Leben. Meine Eltern hat es damals ziemlich auf die Palme gebracht als sie hörten, dass ich mit siebzehn noch Gitarrist werden will. Aber ich habe einfach Gas gegeben, so dass ich nur fünf Jahre später an der Hochschule und dann nochmal drei Jahre später bei Elu angefangen habe. Also hat schon alles irgendwie gut funktioniert.

Die unvermeidliche Frage: Warum ausgerechnet die Gitarre? Vielen Neueinsteigern wird nachgesagt, dass das Instrument nur ein Mittel zum Zweck ist, sprich um Mädels zu beeindrucken und auf dem Schulhof den Mucker geben zu können… Wusstest Du immer schon, dass Du Profi-Gitarrist werden willst?

Ja, schon. Mir wurde früh klar, dass ich in einem “normalen” Job nicht gut aufgehoben wäre. Bitte nicht falsch verstehen. Aber als ich dann mit JIMI HENDRIX, LED ZEPPELIN und diesen 60er-Jahre-Sachen konfrontiert wurde, fand ich das einfach so geil und es war klar, dass ich diesen Weg einschlagen wollte. Den Mädels-Ansatz kann ich zwar nachvollziehen, aber das wäre niemals im Verhältnis zu dem Aufwand gestanden, den ich betreiben musste. Wenn man so spät anfängt, ist es teilweise schon grenzwertig wie viele Sommer man einfach im Keller verbringen muss und das Tageslicht nicht zu sehen bekommt, nur um zu üben.

Was hat Dich neben der Musik aus den 1960ern noch beeinflusst?

Irgendwann bin ich bei Post-Rock-Bands wie BIFFY CLYRO gelandet. Das finde ich zum Beispiel auch heute noch richtig geil. Letztlich habe ich natürlich viel Metal gespielt und war mit einer Country-Band im Studio. Ich wollte schon viele verschiede Stile ausprobieren. Eigentlich war ich immer offen für alles, was so auf mich zukam. Als ich bei Elu eingestiegen bin hat sich das aber verändert. Das ist einfach ein Full-Time-Job.

Für einen Gitarristen decken genau diese Stile schon sehr viel ab. Aber gibt es, bei aller Offenheit auch Musikrichtungen, die Du kategorisch ablehnst?

Ach, bestimmt. Mit Elu zum Beispiel hatte ich mich früher gar nicht so beschäftigt. Als ich das Angebot erhielt als Gitarrist einzusteigen, fand ich es natürlich super. Auf Tour gehen und das ganze. Als ich mir die Musik dann genau anhörte fand ich es mega cool. Mit einer anderen Band aus dem Bereich hätte es vielleicht gar nicht funktioniert, weil der musikalische Fokus nicht auf den Gitarren liegt. Bei ELUVEITIE ist dieser Faktor aber definitiv enthalten und die Gitarre ist präsent.

Zusammengefasst würde ich also sagen, wenn ich die Musik nicht mag, würde ich sie nicht spielen. Dann wäre das nur ein Job, aber es muss mich catchen.

Wie viele Gitarren besitzt Du?

Ich musste erst kürzlich für ein Interview nachzählen: Es sind fünfundzwanzig.

Sammelst Du auch ausgefallene Stücke oder handelt es sich ausschließlich um Werkzeuge, die Du für Dein Handwerk benötigst?

Nein, ich behalte wirklich nur die Instrumente, die ich verwende. Da tauscht man auch mal was aus. Daneben besitze ich auch noch ein paar Bässe, eine Mandola, eine Mandoline. Aber natürlich sind das für mich schon besondere Instrumente. Ich habe zum Beispiel eine 72er Stratocaster, eine 74er Tele und eine Düsenberg. Live würde ich diese Gitarren nicht spielen, da greife ich auf etwas günstigere Varianten zurück. Gerade auf Flughäfen weiß man nicht immer, wie die Leute damit umgehen.  Aber im Studio wird auf jeden Fall alles verwendet, was ich habe.

Viele Gitarristen haben vor Auftritten mit Lampenfieber zu kämpfen, das zu Verkrampfungen oder schwitzenden Händen führt. Darunter leidet dann nicht selten der Auftritt. Hast Du ein paar Profi-Life-Hacks für alle Gitarristen, die mit ähnlichen Symptomen zu kämpfen haben?

Puh. Das ist echt schwierig. Mein erster wirklich großer Auftritt war für eine Band im Rahmen eines Musicals. Ich stand noch nicht einmal sichtbar auf der Bühne, aber meine Hände zitterten so sehr, dass ich kaum die Anfangsakkorde greifen konnte. Tatsächlich glaube ich, dass sich das erst einstellt, wenn man eine gewisse Routine besitzt. Inzwischen bin ich nicht mehr aufgeregt, aber das hat schon etwa sechshundert Shows benötigt. Ich kenne aber eine Menge Musiker, die sind auch nach tausend Gigs noch sehr aufgeregt. Leider kann ich keine guten Tipps geben, die hätte ich damals selbst gebrauchen  können (lacht).

Vielleicht hilft es auch einfach, dass man sich bestmöglich vorbereitet, viel probt und einfach seine Parts drauf hat und damit selbstsicherer wird.

Vielen Dank für Deine Zeit und den tollen Unterricht!

Immer sehr gerne, mach´s gut.

Abschließend kann man festhalten, dass wir mit Rafael einen sehr empathischen und freundlichen Gitarren-Lehrer kennenlernen durften. Schon im Vorfeld gestaltete sich der Rahmen als zielführend und persönlich, in dem wir uns per E-Mail zu den Erwartungen und den individuellen Bedürfnissen austauschten. Für die jeweilige Vorgehensweise gibt es keinen Leitfaden, jeder Profi geht individuell auf seine Schüler zu.

Wer ROCK STAR LESSON selbst einmal ausprobieren möchte, muss sich lediglich auf der Homepage registrieren:

www.rockstarlesson.com

Im Anschluss kann man sich die Profile der verfügbaren Künstler ansehen und über eine einfache Kalenderfunktion einen Termin für eine reguläre Session (45 Minuten) oder eine große Session (90 Minuten) buchen. Die reguläre Session liegt mit 45 € im unerwartet moderaten Preisverhältnis zur angebotenen Leistung. Das Coaching ist momentan für Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard möglich.

22.01.2021

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