Rivers Of Nihil
"Ich bin mir ziemlich sicher, an dem Ort habe ich damals meine erste Zigarette geraucht."

Interview

RIVERS OF NIHIL haben wahrlich „Arbeit“ geleistet: Konstante Weiterentwicklung, viel Touren und das Arbeiten an neuer Musik haben sich spätestens auf dem letzten Album „Where Owls Know My Name“ ausgezahlt, was sie einem größeren Publikum bekannter machte und auch musikalisch ihre Ambitionen unterstreichte. Mit ihrem neuen Album „The Work“ wird sich das hoffentlich wiederholen. Gitarrist und Hauptsongwriter Brody Uttley plaudert über seine Pandemie-Routine, wie man Heimat in Musik packt und einsame Nächte auf dem Highway in seinem Nebenjob.

metal.de: Hi Brody, wie geht’s dir und der Band momentan? Ich weiß, dass eure Europatouren wieder und wieder abgesagt werden mussten, bin mir aber nicht bewusst, ob ihr in den USA auf Tour gehen konntet. Habt ihr letztes bzw. dieses Jahr überhaupt noch Shows gespielt?

Brody: Doch, wir konnten sogar 2020 noch einige Shows in Europa spielen, das war kurz bevor Corona los ging. Aber nächste Woche werden wir mit THE BLACK DAHLIA MURDER wieder eine Tour hier starten, was das erste Mal Bühne in über siebzehn Monaten sein wird. Wir haben die letzten zwei Wochen damit verbracht, wieder zu proben, um wieder in die Routine zu kommen und uns auch ein wenig zu pushen.

Wir wollen wieder dieselbe Energie fühlen, die man dann live spürt, da es so lange her ist. Aber es hat alles gut geklappt und wir sind heiss darauf, wieder spielen zu können.

metal.de: Wow, über ein Jahr bis zu neuen Shows! Ja, kann ich mir gut vorstellen, dass ihr da heiß seid. Was den Alltag während der Pandemie anging, seid ihr alle gut durchgekommen? Gerade auch in den USA, habt ihr alle noch eure Jobs oder Nebenjobs behalten können, hat sich privat irgendwas geändert?

Brody: Es hat sich viel geändert, ich hab den Großteil 2020 damit verbracht, dieses Album fertig zu schreiben und ich hatte mehr oder weniger Glück im Unglück, da ich in meinem Job mir meine Zeit einigermaßen frei einteilen konnte. In 2021, nachdem das Album komplett war, hab ich dann einen anderen Nebenjob angenommen. Davon abgesehen hab ich probiert mehr für mich selbst zu tun, also regelmäßig laufen gehen, besser essen, Fitness und so weiter.

Ich denke, die ereignislose Zeit während dem Lockdown kann schnell aufs Gemüt schlagen und für mich waren körperliche Ertüchtigung, vor die Tür gehen und so weiter definitiv große Hilfen. Es ist leicht für Leute wie mich in so einer Situation in eine depressive Phase zu verfallen und das mit ungesunden Verhaltensweisen zu verknüpfen, also sich mit Fast-Food etwa voll zu stopfen oder zu viel zu trinken. Über die letzten eineinhalb Jahre habe ich probiert, mich beschäftigt zu halten mit eben Fitness und dem Arbeiten am Album, um dem nicht anheim zu fallen.

metal.de: In dem Zusammenhang ist der Titel des Albums ja fast schon ein wenig programmatisch. Also du hast im wahrsten Sinne die „Arbeit“ geleistet. Gratulation zum Album nebenbei, ich denke, es ist bislang euer glänzender Höhepunkt in einer nicht gerade schlechten Diskographie. Ich war auch Fan von „Where Owls Know My Name“ und zu dem Zeitpunkt des Releases war das definitiv euer musikalisch anspruchvollstes Album, aber vom „Flow“ her fande ich „Monarchy“ immer stärker, es hat im Albenkontext für mich einfach besser funktioniert.

Mit „The Work“ habt ihr nun das Paradox geschafft, gleichzeitig eingängiger und noch komplexer und musikalisch bunter zu werden. Es ist eine Achterbahnfahrt aus Stimmungen und Gefühlen. Und ich bin sehr gespannt, wohin es in Zukunft dann noch weiter für euch gehen wird. Siehst du das ähnlich? Lasteten hohe Erwartungen auf euch nach dem Erfolg von „Where Owls Know My Name“, was überall eigentlich sehr gut angekommen ist, soweit ich das beurteilen kann?

Brody: Danke dir für diese warmen Worte, freut mich, dass es dir gefällt! Ich denke nach „Owls“ war uns klar, dass uns auf einmal sehr viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wir wussten auch, dass wir nicht einfach nur „Where Owls Know My Name“ Part 2 machen oder probieren wollten, das zu toppen. Jedes unserer Alben stellt eine Phase der Band dar, die eingefangen und auf Platte gebannt wird. Wir wussten, dass wir neue Pfade gehen und etwas anderes machen wollten, aber es sollte emotional ebenfalls intensiver werden. „The Work“ ist unser längstes Album bislang,  auch unser abenteuerlichstes Album bisher denke ich.

Wie du schon sagtest, es geht über Berge und Täler, es gibt oftmals große tonale und auch emotionale Brüche, vielleicht sogar vergleichbar mit jemandem, der einen mentalen Zusammenbruch erleidet und sehr dunkle, kühle Gedanken hat, aber auch wieder in bessere Stimmung kommt. Wir wollten uns nicht beschränken, auch wenn das vielleicht die „Regeln“ für eine Death-Metal-Band bricht. Wir wollten alle unsere Gefühle und Stimmungen aus diesen letzten eineinhalb bis zwei Jahren, in dieser schweren Zeit für wirklich die ganze Welt, sammeln und auf dieses Album bannen.

Ich glaube nicht, dass dieses Album irgendwie anders hätte werden können mit der Situation in der wir uns befunden haben und immer noch befinden. So viele Dinge haben sich geändert und wir uns natürlich auch und das spiegelt sich in der Musik. Unsere Alben waren immer eine Antwort auf die Zeit in der sie entstanden, sowohl gesellschaftlich als auch persönlich für uns als Band. Nachdem wir die Aufmerksamkeit nach dem Erfolg von „Where Owls Know My Name“ realisiert hatten, wussten wir das das nächste Album groß und anders werden sollte, extravagant. Wir wollten unsere Fans überraschen und mit auf eine neue Reise, ein neues Abenteuer nehmen und neue Dinge ausprobieren als Band.

Klar sind wir immer noch sehr stolz auf unsere vorige Arbeit, speziell „Where Owls Know My Name“ und respektieren die Alben, aber das neueste Album war sehr besonders für mich und ich hoffe, dass die Leute das hören und wertschätzen. Wir haben so viel Zeit und Arbeit in dieses Album gesteckt, es ist fast schon wie ein Soundtrack für ein Spiel oder einen Film.

Galerie mit 15 Bildern: Rivers of Nihil - The Pain Remains Tour 2023 in Wiesbaden

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Quelle: Brody Uttley Skype Interview
24.09.2021

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