Rising
Interview mit Jacob Krogholt zum Album "Abominor"

Interview

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RISING haben ihren Giganten „Abominor“ erst vor einigen Monaten veröffentlicht und trotzdem gehen die Pläne der Band schon weit in die Zukunft und sogar schon zum nächsten Album. Das liegt daran, dass das ehemalige Sludge-Trio nur noch aus RISING-Gründer Jacob Krogholt besteht, die Band sich komplett neu finden muss und der Bandname plötzlich zum Motto wird. Was schon in trockenen Tüchern ist, wie „Abominor“ entstand, welche Favoriten vom aktuellen Album und welche Inspirationen der Däne nennt, könnt ihr im folgenden Interview erfahren.

Hallo Jacob, vielen Dank für deine Zeit. Wie lange habt ihr denn an „Abominor“ gearbeitet, von der ersten Idee bis zur fertigen Platte?

Die ersten Kleinigkeiten machten wir noch, während wir in der ersten Hälfte von 2012 mit TO SOLEMN ASH auf Tour waren. Wir haben dann ganz lange an den selben zwei halbfertigen Songs rumgenudelt, da wir einfach während der Tour zu beschäftigt waren. So richtig angefangen zu schreiben haben wir erst im Herbst 2012 und das Album war dann Ende Juni 2013 fertig. Also so grob 9 Monate hat es gedauert.

Eure Platte heißt „Abominor“, was bedeutet denn „Abominor“?

„Abominor“ ist ein lateinisches Wort, das unbestimmte Verb von „verabscheuen“, also im Kontext Cover und Albumthemen gesehen, ist es dann die Verkörperung von Hass und dem Bösen, würde ich mal sagen.

„The Hills Below“ ist mein Lieblingssong auf dem Album, bitte erzähl uns mehr über den Inhalt und über die Entwicklung des Liedes.

Ich will hier jetzt gar nicht eifrig die Songs auseinandernehmen und erklären, zumal ich nicht derjenige bin, der sie schreibt. Aber um es doch kurz zu versuchen… der Song beschreibt die Tatsache, dass Dinge wie Hass, Krieg und Streit die Welt verwüsten. Er entstand, wie üblich bei RISING, aus einem Jam heraus. Wir kamen mit den Intro/Vers-Chord darauf, den fanden wir stark genug, um daraus ein ganzes Stück zu machen und von dort aus zu entwickeln.

Was ist denn dein liebster Song auf der Platte und warum?

Da habe ich einige – „Vengeance is Timeless“, „The Hills Below“, „Leech and Broken Asunder“. Sie haben alle etwas Eigenes, bleiben hängen und klingen für mich einfach am besten, berühren mich am meisten.

Das Cover von „Abominor“ erscheint mir sehr dunkel und die Musik ebenfalls, zumindest auf den ersten Blick. Aber trotzdem ist es in meinen Ohren ein hoffnungsvolles Album. Es hat den Tenor, dass man erst durch ein Tal wandern muss, um den blauen Himmel wieder sehen zu können. Wie würdest du das Gefühl der Platte beschreiben oder auch die Stimmung von RISING generell?

Interessante Interpretation. Ich denke, da ist einiges an Hoffnung und Glaube an die Menschheit in unserer Musik, auch wenn außenherum alles dunkel ist. Ich würde unsere Musik als hart, aggressiv, episch und melodiösen Metal beschreiben. Manche bevorzugen die Einordnung im Sludge, geht in Ordnung für mich, aber meine Wurzeln sind eher im Old-school-Metal bei Death und Doom. Die Stimmung ist gut, dunkel und düster, aber unsere Melodien und Töne transportieren ebenfalls eine große Portion Nordische Melancholie, welche sich mit unseren harten und direkten Charaktereigenschaften ganz gut macht.

Das Album hat einen besonderen Sound, welche Instrumente und Amps habt ihr benutzt?

Nichts Unübliches, schätze ich. Ich für meinen Teil spiele meistens mit alten Marshalls und Gibson Gitarren, als Nummer eins tun das noch mehr als eine Million andere Musiker. Wir wissen was man wählen sollte und wie wir die Instrumente, unserem Können entsprechend, am besten einsetzen können. Letztendlich sind Gehirn, Hand und Herz viel wichtiger, als die Wahl der Ausrüstungen. Was ist die Idee der Songs und was willst du ausdrücken? Gute Ausrüstung ist dann lediglich ein nützliches Werkzeug.

Den Sound haben wir in enger Zusammenarbeit mit unserem Produzent Jakob Reichert Nielsen geschaffen. Er ist enorm talentiert, hat die besten Ohren und kennt die Band gut, so hatte er eine tragende Rolle bei dem Album, genauso wie bei den vorherigen Alben von RISING.

Bist du zufrieden mit dem Ergebnis, wie waren denn die Kritiken bis jetzt?

Ich bin zufrieden und denke, dass das Album letztendlich das Beste ist, was wir zu diesem Zeitpunkt und mit diesen Leuten zusammen schaffen konnten. Einige der besten Arbeiten, die ich je zustandgebracht haben, sind auf diesem Album. Gleichzeitig kann ich aber auch schon jetzt schon verraten, dass das nächste Album anders ein wird, da ich einige Dinge in eine andere Richtung lenken möchte. Während wir weiterhin RISING bleiben, das ist natürlich klar.

RISING ist ein Trio, aber anscheinend habt ihr kein stabiles Line-up, ist das richtig?

Wir waren ein Trio. Aber wie die Dinge manchmal so kommen, sind die beiden anderen ausgestiegen, nachdem das Album im Sommer veröffentlicht wurde und ich war derjenige der übrig blieb, um sich Gedanken um die Zukunft von RISING zu machen. Wir hatten Kommunikationsprobleme und verschiedene Ansichten davon, wo es mit der Band hingehen soll. Das war natürlich eine Enttäuschung damals, aber rückblickend war es das Beste, was RISING passieren konnte. Und zwar im Bezug darauf, dass ich motivierter bin denn je, was den Fortbestand von RISING angeht.

Unser alter Drummer Martin Niemann, der RISING mit mir zusammen in 2008 gegründet hat, und ich haben wieder zusammengefunden. Wir schrieben und probten neues Material, bekamen ein Stückchen neues Line-up zusammen, möchten live spielen und Ende 2014 eine neue Platte aufnehmen. Aufgrund der Umstände mit dem Weggang früherer Bandmitglieder und der aktuellen Situation, werden wir „Abominor“ nicht live spielen, sondern den Fokus auf neues Material und ein neues Album legen.

 

 

Sludge ist generell kein Genre, mit dem man sich irre reich verdienen kann. Aber für dich scheint es die beste Möglichkeit zu sein, dich musikalisch auszudrücken. Wie bist du zu diesem Genre gekommen?

Ich habe das Genre nicht bewusst ausgesucht. Das ist einfach die Musik, die rauskommt und mit der ich mich gut fühle. Als einen Teil einer Szene sehe ich uns nicht, dass wünsche ich mir auch nicht zu sein. Wir werden so oft mit MASTODON oder BARONESS verglichen, du kannst es dir nicht vorstellen wie oft. Schön, auch wenn der Vergleich langsam etwas ermüdend ist, aber meine Einflüsse kommen viel eher aus dem Metal der Siebziger und Achtziger Jahre und dem Extreme Metal, als aus dem Sludge. Auch wenn es in diesem speziellen Sub-Genre natürlich tolle Bands gibt.

RISING klingt oft nach Punk und alten Wave-Momenten, magst du diese Art von Musik? Woher nimmst du deine Songideen?

Ja klar, Punk und Hardcore hat viel Gewicht bei uns, wir mögen die alten Sachen und ich denke das aktuelle Album hat schon einen gewissen Punk-/Hardcore-/Crust-Vibe, mehr als unsere alten Sachen. Ich habe keine Ahnung, was du mit altem Wave meinst, hehehe?! Unsere Songideen kamen immer vom gemeinsamen Jam. Unbewusst ist man immer von einer Million Dinge beeinflusst, wenn man etwas Neues macht, besonders musikalisch, aber es ist nicht möglich dies zu kalkulieren. Glücklicherweise!

Werdet ihr noch ein Video für das Album drehen und bist du selbst ein Fan von Musikvideos?

Kein Video für „Abominor“, aber wir möchten zukünftig viel mehr Visuelles einbinden, ganz sicher für das nächste Album. Ich bin kein Fan von den üblichen „mitgeschnitte-Performance-Geschichten-Video“. Wenn eine Band aber visuelle Stärke hat und eine tolle Idee, dann kann ich es genießen Videos zu schauen. Aber noch lieber mag ich Dokumentionen über Musik und Live-DVD, wenn die Musik schon auf den Bildschirm kommen soll.

Mal abgesehen von VOLBEAT und KING DIAMOND, was läuft in der dänischen Metalszene und was findet hauptsächlich Beachtung?

Die letzten zehn Jahre wurde viel Zeug hochgehoben. Melodischer Death oder Thrash und VOLBEAT, das sind die Nummern die Aufmerksamkeit kriegen. Aber ich spüre, dass eine viel ansprechendere und spannendere Szene floriert. Lauter, mehr analog-klingend und extremer. Meine aktuellen Favoriten aus Dänemark sind Bands wie AJUNA, HEXIS, PARASIGHT, THE PSYKE PROJECT und UNDERGANG. Alles Bands mit ganz unterschiedlichen Stilen, aber alle mit einem rohen Ansatz und der Gabe Elemente und Genres sehr aufregend zu mischen. Und natürlich die dänische Punk- und auch Hardcore-Szene, die immer viel aufregender sein wird, als die dänische Metal-Szene jemals war.

Was war deine schönste Erfahrung mit RISING bis jetzt?

Schwierige Frage. Einfach die simple, pure Erfahrung unsere erste EP zu schreiben und aufzunehmen, die Erfahrung zu denken „das ist echt gut!“. Unsere erste Tour 2010 und im gleichen Jahr auf dem Roskilde Festival zu spielen. Manche Shows hier und da waren wundervoll. Momentan ist auch eine schöne Zeit für uns, persönlich und in kreativer Hinsicht, sodass ich das eigentlich auch einschließen kann. Das Beste kommt erst noch, denke ich.

Eventuell ist die Frage etwas naiv: Hörst du deine eigene Musik und wie fühlt sich das an?

Nein, nicht wirklich. Ganz selten höre ich mal die alten Sachen, meistens während wir an Neuem dran sind. Das tue ich, um mich zu erinnern, wir wir früher klangen und wohin wir uns entwickelt haben. Meistens ist das richtig cool. Ich mag unsere alten Sachen, aber ich verweile mich nicht lange daran. Bevorzugt versuche ich mit neuer Musik nach vorne zu gehen.

Was sind deine Pläne für RISING in 2014, kann man euch auf Tour sehen?

Im Moment schreiben Martin und ich neues Zeug, einige Demos sind schon fertig. Fünf neue Songs und wir sind schon extrem aufgeregt deshalb. Ab jetzt gilt es weiterhin zu schreiben und in den nächsten Monaten versuchen wir noch mehr Leute zu finden, um das Line-Up zu komplettieren. Wir haben vor die Instrumentierung etwas zu ändern, normalerweise kein großer Schritt. Für RISING aber schon, da wir von Anfang an zu dritt waren, dies muss sich wahrscheinlich jetzt ändern. Hoffentlich schaffen wir es in in der ersten Hälfte von 2014 das Line-up zu komplettieren, dann etwas zu touren und dann das Album aufzunehmen. So wird 2014 sozusagen das Jahr, in dem RISING klare Formen annimmt.

Die letzten Worte gehören dir. Wer sollte „Abominor“ hören und warum?

Hört in das Album rein, wenn ihr gute harte, aggressive Musik mit guten Riffs und Melodien mögt. Wenn ihr es mögt – gut! Wenn nicht, dann danken wir trotzdem für die Zeit, die ihr dafür investiert habt.

 

04.01.2014
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