Rings Of Saturn
Interview mit Lucas Mann zum neuen Album "Dingir"
Interview
Wilde Stückelriffs, eine tatsächlich recht seltsam anmutende Space-Atmosphäre und ein Soundkonzept wie frisch aus der Waschmaschine. RINGS OF SATURN sind mit ihrem anstrengenden Technical Death Metal sicherlich nicht der Heilsbringer für jeden, doch eins steht fest: Mit ihrem Zweitwerk „Dingir“ fallen sie auf – auch in Europa. Warum sich die ambitionierten US-Amerikaner ausgerechnet für einen Output in dieser Form entschieden haben, erklärt Bandkopf und Gitarrist Lucas Mann gegenüber metal.de
Hallo Leute, alles fit bei euch?
Hey, hier ist Lucas Mann! Ich spiele Gitarre bei RINGS OF SATURN und habe die Band gegründet. Alles ist supergut hier im Moment, ich hoffe bei euch ebenso! Danke für euer Feature!
”Dingir” war mein erster Kontakt mit RINGS OF SATURN und ich bin noch immer recht begeistert. Dir ist aber schon klar, dass man eure Musik nur mögen oder hassen kann?
Danke dir! Ich bin absolute einverstanden mit der Aussage, dass man unsere Musik nur mögen oder hassen kann, aber genauso ist extremer Death Metal grundsätzlich nicht die Art von Musik, die jedem gefallen soll und wird. Wie jede Art von Kunst, ist auch Musik eine Art Selbstexpression. Wenn du nun aber alles so ausrichtet, dass es der breiten Masse gefällt, dann wirst du deine eigenen Aspekte kaum mehr wiederfinden.
Nun habe ich gelesen, dass eure Mitglieder allesamt in den USA verteilt leben. Wie ist es euch möglich, solch komplexe Musik unter diesen Barrieren zu realisieren?
Bevor alles zu RINGS OF SATURN wurde, war das mein eigenes Projekt, für das ich sämtliche Bass-, Gitarren-, Keyboard- und Drumpassagen geschrieben habe. Dann habe ich entschieden, dass ich die Musik auf die Bühne bringen möchte und mich nach künftigen Mitgliedern umgeschaut. Als unser ehemaliger Sänger dazustieß, hat er die entsprechenden Lyrics geschrieben und ich habe sie rhythmisch passend über die Songs gelegt, um dann zu entscheiden, in welcher Form sie performt werden sollten. Mir war es zunächst nicht möglich, ein vollständiges Line-Up für das erste Album zu finden, doch nach einigen Touren und verschiedenen Shows sind wir zu einer fünfköpfigen Band geworden. Während der Zeit auf Tour und ebenjener, in der wir nach Mitmusikern gesucht haben, habe ich denselben Schreibprozess wie auf dem ersten Album verwendet. So habe ich auch für “Dingir” praktisch alles selbst geschrieben, abgesehen von ein paar Gitarrenparts, die unser damaliger Gitarrist Joel Omans beigesteuert hat. Jetzt wo wir endlich mit einem vollständigen Line-Up arbeiten können, freue ich mich darauf, für das dritte Release in Zusammenarbeit zu schreiben! Höchstwahrscheinlich werden wir den Schreibprozess mit Skype-Sessions umsetzen.
“Dingir“ ist, wie bereits erwähnt, euer zweites Album. Wo liegen die Hauptunterschiede zu “Embryonic Anomaly“?
“Dingir” erweitert alles, was auf dem ersten Album bereits eine Rolle gespielt hat und konzentriert sich gleichzeitig darauf, auch Elemente zu verarbeiten, die dort gefehlt haben. Neben diesem unheimlich hohen technischen Anspruch, der sich in jedem Instrument wiederfindet, bringt “Dingir“ auch einen hohen melodischen Anspruch mit einprägsamen Phasen, strukturierten Soli und Grooves, die mehr einschlagen und in unserem chaotischen Sound durchaus besser hör- und spürbar sind, mit. Zusätzlich weist das Album ein fünfeinhalb minütiges Stück auf, das sich ausschließlich auf die melodische Linie der Platte konzentriert. Zu guter Letzt verfügt ”Dingir” über eine deutlich aufpolierte Vocalarbeit im Vergleich zum Vorgänger – das ist eine weitere Verbesserung, beziehungsweise Weiterentwicklung.
Ein wesentlicher Aspekt, den Kritiker immer wieder anbringen, ist der Vorwurf, dass ihr vollkommen übertriggerte Drums, die unheimlich nach Plastik klingen, verwendet. Ist das im Vergleich zu vielen positiven Meinungen eine Polarisation, die ihr hinnehmen müsst?
Nun, wir bevorzugen den übersteuerten Drumsound, denn er bringt einen abrasiven und mächtigen Sound in unser Gesamtkonzept. Außerdem sorgt er für Klarheit und Organisation in unserer sonst so chaotischen Musik.
Mit dieser hohen Rate an technischem Anspruch und Komplexität, wie sehr muss man da aufpassen, nicht im Songwriting danebenzuhauen?
Ich fokussiere mich ganz besonders auf Aspekte der Balance in diesem Metier aus sehr hohem technischem Anspruch. So sorge ich in jedem Fall dafür, dass kein Song zu viel einseitigen Input erhält.
Wenn wir auf den thematischen Hintergrund von “Dingir” zusteuern, so hat der Albumtitel eine Bedeutung im Sumerischen. Kannst du das etwas erläutern?
Direkt aus der antiken sumerischen Sprache übersetzt, bedeutet “Dingir” soviel wie Gottheit, Gott oder Himmel. Im Kontext des Albums sind die Aliens die Götter, welche die menschliche Rasse erschaffen und letztlich ultimativ zerstört haben, da sie sich als Spezies als inkompetent erwiesen haben. Wir haben diesen Namen gewählt, weil er am besten zu der Alien-Thematik und unserem instrumentalen Auftreten passt.
Die typische Frage nach dem Huhn und dem Ei: Was gab es zuerst, den Begriff Aliencore oder RINGS OF SATURN als Band? Oder in anderen Worten gesagt, war es intendiert, Technical Death Metal mit dieser Space-Atmosphäre zu spielen?
Zuerst kam die Musik, dann folgte der Name RINGS OF SATURN und letztlich enstand der Begriff Aliencore. Es war nicht wirklich in unserer Vorstellung, auf diese Art und Weise zu agieren, doch es hat sich in der frühen Bandphase so entwickelt.
Wie wichtig ist es, sich mit dieser einzigartigen Atmosphäre vom Großteil der Technical Death Metal- und Mathcore-Masse abzuheben?
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt für uns. Zweifellos wollten wir unseren eigenen Sound, der uns von den vielen Bands dort draußen differenziert.
Ihr seid eine Band mit einem Durchschnittsalter von etwa 20 Jahren. Wie fühlt sich das an, plötzlich einen derartigen Berühmtheitsstatus zu erlangen?
Es fühlt sich ganz einfach großartig an, doch ohne unsere Fans wären wir jetzt nirgendwo.
Was wollt ihr in diesem Zusammenhang mit “Dingir” und euren kommenden Veröffentlichungen noch erreichen?
Wir wollen durch die ganze Welt touren und unsere Musik an jeden nur erdenklichen Ort bringen!
Glaubt ihr, dass ihr in Europa denselben Fanstatus wie in den USA erreichen könnt? Ist die Hörerschaft in eurem Heimatland mit der europäischen zu vergleichen?
Ja! Wir haben bereits eine ganze Menge europäischer Fans und verschiffen ständig tonnenweise Merchandise. Wir können es überhaupt nicht abwarten, dort hinzukommen und auch in Europa Touren zu spielen! Und nochmals ja, ich würde sagen, dass es relativ sicher ist, dass unsere potenziellen Fans in den USA, Kanada, Australien und auch Europa allesamt extremen Metal mögen.
Letztlich deine Favoriten aus dem vergangenen Metaljahr 2012!
INFANT ANNIHILATOR – The Palpable Leprosy of Pollution
THY ART IS MURDER – Hate
Das war alles. Danke dir für die Antworten und viel Erfolg weiterhin! Falls du noch etwas loswerden möchtest, so schieß los!
Haltet die Metalszene am Leben, indem ihr so viele Liveshows besucht, wie euch möglich ist!