Ribspreader
Ribspreader

Interview

Old-School-Schweden-Death erlebt eine Renaissance. Alte Helden wie Grave, Dismember oder Unleashed liefern wieder gute Alben ab. Natürlich sprießen dadurch ebenfalls neue Formationen aus dem Boden. Ribspreader sind eine davon, bei denen kein geringerer als Dan Swanö mit an Bord ist. Bandleader im eigentlichen Sinne ist jedoch Rogga (Paganizer, Carve), weswegen er mir zu besagter Ikone, dem Debütalbum "Bolted To The Cross" und anderen Dingen Rede und Antwort stand.

Was macht der Sommer in Schweden?

Er stirbt langsam und es wird wieder kalt. Ich persönlich finde das aber gut, denn ich habe Atemprobleme, wenn es heiß ist, haha!

Wie hast du Dan Swanö für diese Band gewinnen können?

Das war eigentlich ganz einfach, da ich für ihn die Vocals beim neuen Edge Of Sanity-Album eingesungen habe. Es ist ein cooles Gefühl, einen deiner eigenen Death Metal-Helden in deiner eigenen Band zu haben.

Wie wichtig ist sein Name für die Band, obwohl er nichts mit dem Songwriting zu tun hat?

Ich wüsste nicht, warum ich leugnen sollte, dass sein Name wohl der gewichtigste Grund ist, warum die Leute Ribspreader anchecken. Mich stört das jedoch nicht und auch unser Label ist glücklich, dass es seinen Namen in die Promoflyer schreiben kann, haha! Aber es scheint, dass die Leute das Album lieben, nachdem sie die Musik gehört haben. Das ist, was für mich zählt.

Glaubst du die Reaktionen wären anders ausgefallen, wenn er nicht Teil von Ribspreader wäre?

Die Reviews bestimmt nicht. Die Songs hätten nicht großartig anders geklungen, wenn ein anderer Musiker die Drums und die Soli eingespielt hätte. Allerdings wäre ohne ihn wohl die Zahl der Interviews und somit die Medienpräsenz, auch in größeren Zines, weitaus geringer ausgefallen.

Macht es dich nicht wütend oder traurig, dass Ribspreader eigentlich deine Band ist, jeder aber nur über Dan redet und nach ihm fragt?

Haha, nein, nicht wirklich. Manchmal gibt es zwar schon Interviews, die nur auf ihn gemünzt sind und nicht auf die Band. Vielleicht regt es mich auch einfach nicht auf, weil Swanö für mich ein Idol ist. Es ist witzig, wenn mich Leute über ihn ausquetschen

Zurück zu euerm Debüt: Die Reaktionen waren extrem gut.

Ja, das hatten wir nie und nimmer erwartet. Vor allem, weil das Album eigentlich nur so zum Spaß aufgenommen worden ist ohne die Absicht, einen richtigen Plattenvertrag dafür zu bekommen. Ich bin sehr überrascht, denn bis jetzt haben wir mehr verkauft und mehr Interviews gegeben, als das in den letzten zwei Jahren bei meiner anderen Band Paganizer der Fall war. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl.

Warum wächst Old-School-Swedish-Death-Metal wieder so stark, nachdem in den letzten Jahren Funkstille war?

Hmm…auf diese Frage weiß ich keine stichhaltige Antwort. Ich glaube jedoch nicht, dass diese Musikrichtung in den letzten Jahren tot war. Die Medien haben einfach nur kein Interesse an ihr gezeigt. Jetzt wo dies wieder der Fall ist, gibt es notgedrungen viele Bands, die sich Gehör verschaffen wollen. Ich selbst spiele diese Musik seit Mitte der 90er und höre sie seit ihren Anfängen. Dasselbe gilt, denke ich, für viele Musiker in den Bands, die jetzt auf einmal populär werden. Jüngere Leute und ihre Bands schielen nämlich eher auf die technischere US-Szene mit Bands wie Dying Fetus.

Was macht für dich Schweden Death so faszinierend?

Es war mein erster Berührungspunkt mit brutalem Metal und bis jetzt habe ich keine andere Form gefunden, bei der es ähnlichen Spaß macht, sie zu hören oder zu spielen. Natürlich bin ich auch Fan von weiteren Richtungen, aber das ist wohl alles eine Frage des Alters. Frag mal einen, der zehn Jahre älter ist als ich, nach seinen Lieblingsbands. Du wirst bestimmt Black Sabbath oder Iron Maiden genannt bekommen.

Es scheint, als würdest du nur für diese Musik leben. Du hast drei Bands. Da drängt sich die Frage nach deinem regulären Dayjob auf. Oder bist du ein Workaholic?

Nein, eher ein Alkoholiker, der sich gerade erholt, haha! Ich bin schon seit mehreren Jahren arbeitslos. Deswegen habe ich die Zeit, mich intensiv dem Death Metal und dem Alkohol zu widmen. Und darin liegt der Grund, warum ich so viele Bands am Start habe. Ich schreibe einfach zu viele Songs. Das macht verdammt Spaß.

Wie entscheidest du, welches Riff und welcher Song zu welcher Band passen?

Keine Ahnung. Meistens merke ich schon während dem Schreiben, wenn ein Riff nicht zu Paganizer passt. Dann verwende ich es für Ribspreader. Andersherum läuft es genauso. Was meine dritte Formation Carve angeht, ist es noch einfacher. Ich habe sie gegründet, weil eine früher angedachte Version von Ribspreader mit Tobben von Vomitory an den Drums nicht zustande gekommen ist. Als diese Pläne damals gescheitert sind, wollte ich das Material nicht wegschmeißen, weil ich es für zu gut hielt.

Du hast, wie schon erwähnt, die Vocals auf der letzten Edge Of Sanity-Scheibe beigesteuert. Eine große Ehre?

Ja, auf jeden Fall. Ich meine, nichts ist rückblickend so cool, wie du es anfänglich haben wolltest, aber ich bin schon verdammt stolz darauf, der Sänger eines EOS-Albums gewesen zu sein. Vor ein paar Jahren hätte ich das nie für möglich gehalten.

Zurück zu Ribspreader: Es ist kein Projekt, sondern eine echte Band, richtig?

Ja, es handelt sich um eine echte Band, obwohl Swanö nur ein Studiomember ist. Er schreibt keine Songs mit und ihm ist es auch nicht möglich, live mit uns aufzutreten. Er hat seine anderen Bands, einen Full-Time-Job und seine Familie. Er tourt weder mit Bloodbath noch mit EOS, weswegen es mich nicht aufregt, dass es bei Ribspreader genauso ist. Er ist sehr beschäftigt. Die einzige Band, mit der er auf der Bühne steht, ist Nightingale, die eher progressiven Rock spielen. Das Rehearsing und die Liveproben übernehmen ich und ein paar andere Session-Jungs. Für mache mag es verrückt klingen, aber ich finde es geil, sowohl mit Swanö musizieren, als auch mit anderen jammen zu können. Auf diese Weise entstehen wesentlich mehr verwertbare Ideen und die Musik wird besser.

Wird man Ribspreader demnächst auf Tour sehen?

Ja, wir wollen unbedingt. Jetzt nehmen wir erstmal unser zweites Album auf. Danach wird das Material mit unseren Livemembers geprobt. Hoffentlich können wir nächstes Jahr livetechnisch komplett durchstarten.

Welches Festival würdest du am liebsten spielen und warum?

Viele der großen europäischen Festivals wären cool. Das beste und namhafteste wäre natürlich Wacken. Es ist hier in Schweden sehr beliebt.

Kannst du etwas über das neue Album verraten? Die Songs stehen ja schon komplett.

Im September wird aufgenommen. Es gibt neun Stücke und alle klingen sehr brutal, haha! Diesmal habe ich Elemente mit eingeflochten, die sogar noch mehr old-school sind und in die Richtung von frühen Carnage oder Autopsy gehen. Es gibt aber auch viele Tracks, die den Leuten gefallen werden, die den Opener der aktuellen Platte lieben. In anderen Worten: Es gibt noch mehr Ribspreader, haha! Schneller und brutaler auf der einen und catchy wie alte EOS auf der anderen Seite.

Stimmt es, dass Dan nur noch Gitarre spielt und keine Drums mehr?

Ja, das ist richtig. Er wird auf dem zweiten Album nur noch die Lead Gitarre übernehmen. Das liegt daran, dass Dan mehr ins Songwriting und das strukturelle Ausarbeiten der Stücke involviert werden wollte. Ich hielt das jedoch für keine gute Idee. Also haben wir uns auf diese Lösung verständigt. Am Schlagzeug sitzt jetzt ein Typ namens Johan Berglund. Normalerweise spielt er in einer band This Haven Bass. Er wird das Konzept nicht allzu sehr verändern, weil er Dans Parts mühelos spielen kann. Diesmal sind auch erstmals Double Bass-Feuer in den Songs zu finden. Klingt echt gut!

Ich habe mir auf eurer Homepage bereits das Artwork der Scheibe angesehen. Es ist erneut gegen Kirche und Religion gerichtet. Warum?

Weil das cool ist, haha! Das ist halt Death Metal. Ich bin kein sehr religiöser Mensch und beschäftige mich nicht mit diesem Mist. Warum also sollte ich nicht ein ähnliches Konzept wie beim letzten Album anwenden? Solange Leute danach fragen und es blasphemisch finden, haben wir unser Ziel erreicht. Ich mag das Cover sehr, haha!

Was ist in deinen Augen gefährlicher? Religion an sich oder fanatische Menschen, die sie interpretieren?

Definitiv letztere, denn sie werden immer das Problem sein. Leute, denen man ins Gehirn geschissen hat, und noch dümmere, die erstgenannten auch noch glauben und folgen, verbreiten diese Scheiße auf der ganzen Welt. Aber das ist die Art der Menschheit. Wir sind keine intelligente Rasse. Es dauert nicht mehr lange und dann haben wir uns vielleicht selbst zerstört. In diesem Zusammenhang wäre das eigentlich gar keine schlechte Sache. Dann könnte die Natur endlich ihren Frieden finden, bevor in ein paar Millionen Jahren die nächste Idiotenbrut wieder anfängt, sie zu vergewaltigen.

Düstere Zukunftsaussichten. Trotzdem: Was plant ihr?

Die Veröffentlichung des neuen Albums und das Proben der neuen Songs. Das war es eigentlich auch schon. Um ehrlich zu sein: Ich habe gestern Nacht bereits das dritte Ribspreader-Album vollendet. Sobald sich unser Label wirtschaftlich dazu in der Lage fühlt, können wir auch dieses aufnehmen. Ihr werdet in Zukunft nie auf Musik aus dem Hause Ribspreader verzichten müssen. Das kann ich versprechen.

24.08.2004
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