Rhapsody Of Fire
Rhapsody Of Fire
Interview
Es scheint schon Jahre her zu sein, dass sich RHAPSODY OF FIRE (vormals RHAPSODY) mit „Triumph Or Agony“ auf dem hiesigen Musikmarkt blicken ließen. Streitigkeiten mit Management und ehemaligem Plattenlabel zogen ihre zeitlichen Folgen mit sich und somit mussten die Fans der italienischen Symphonic Metaller lange warten, bis sich im Hause RHAPSODY OF FIRE wieder etwas tat. Ende April 2010 ist es aber endlich wieder soweit und RHAPSODY OF FIRE melden sich mit frischem Label und neuem Album namens „The Frozen Tears Of Angels“ amtlich zurück. Bandbegründer und Keyboarder Alex Staropoli wollte dazu ein paar Worte loswerden…
Hi Alex, schön, dich zu hören. Danke, dass du dir für uns Zeit nimmst. Fangen wir gleich unmittelbar an – „The Frozen Tears Of Angels“ ist euer neues Album unter dem Banner RHAPSODY OF FIRE. Was dürfen eure Fans von der Platte erwarten? Kannst du uns ein wenig darüber erzählen?
Hast du das Album schon gehört?
Ja, es läuft bei mir schon seit ein paar Tagen auf Hochtouren.
Das finde ich großartig. Wir sind nämlich sehr stolz auf dieses Album. Das sind wir natürlich auf jedes RHAPSODY OF FIRE-Album, aber dieses ist ein ganz Spezielles für uns, da es sich ein wenig von unserer restlichen Diskographie unterscheidet. Wir haben lange an unserem Sound herum experimentiert. Einige Leute haben mir schon gesagt, dass die neuen Songs sie ein wenig an unsere ersten Alben erinnern. Das ist witzig, da wir mit „The Frozen Tears Of Angels“ eigentlich moderner klingen wollten. Der gesamte Sound soll eine gewisse Kälte transportieren, die ja auch in den Lyrics und auf dem Coverartwork vorherrscht. Das Album bietet viele, für unsere Verhältnisse härtere Gitarrenriffs, aber auch einige Akustikgitarrenparts. Obwohl jeder Song komplett anders ist, werden die einzelnen Titel irgendwie durch die gemeinsame Atmosphäre zusammengehalten und genau das liebe ich an dem Album.
Apropos Zusammenhang: Textlich wird eure Saga ja wieder fortgesetzt…
Genau. „The Frozen Tears Of Angels“ ist der nächste Teil unserer Saga. Die Geschichte spielt in einer sehr eisigen, verschneiten Landschaft in den Bergen. Deswegen stand diese kalte Atmosphäre auch im Vordergrund unserer Arbeit. Neben den Akustikgitarren sorgen vor allem ein paar akustische Special Effects für diesen kalten Grundton. Diese dienen uns, um unsere Musik zusätzlich noch etwas unterstreichen und hervorheben zu können.
Aus diesem Grund bietet sich auch die Wahl des Albumtitels hervorragend an…
Ja, natürlich. „The Frozen Tears Of Angels“ verschafft dir sofort die Vorstellung von etwas Magischem. Daher passt der Titel perfekt.
Bevor ihr euch aber für einen Albumtitel entscheiden könnt, mussten erst einmal ein paar Songs geschrieben werden. Wie läuft das bei RHAPSODY OF FIRE normalerweise ab?
Unser Songwritingprozess hat sich seit den Anfangstagen der Band nicht wirklich verändert. Wir waren damals 16 Jahre alt, als wir uns zum ersten Mal getroffen hatten und wir wollten gleich mit dem Komponieren beginnen. Nur nicht zu viel Zeit verschwenden! Deswegen haben wir uns im Wohnzimmer zusammengesetzt und ein paar Ideen aufgeschrieben, über die man Musik machen könnte und irgendwie entstand dann im Endeffekt ein fertiges Konzept, von dem wir uns genaue Vorstellungen machten, wie es schlussendlich auszusehen hat. Und das machen wir auch heute noch so. Natürlich nutzen wir jetzt modernere Technologien, um unsere Ideen effizienter umzusetzen.
Luca (Anm. Red.: Turilli, Gitarrist) kommt noch immer mit seinen ganzen Textkonzepten zu mir nachhause. Die Lyrics macht er im Alleingang, denn er ist ja auch der Erfinder der Saga. Wir beginnen also mit einem Stück Papier, auf dem die Titel der Songs stehen. Von den Titeln holen wir uns dann unsere Inspiration und versuchen auf Basis eines weißen Blatt Papiers, Songs daraus zu machen. Wir fangen mit den Basics an. Zuerst die Gitarren, dann die Keyboardmelodien. Vor allem auf dem neuen Album hat Luca grandiose Arbeit geleistet, da er so viele Ideen für Riffs hatte, die einfach genial waren. Später kommen die Drums und der Bass hinzu und schlussendlich die Melodielinien für die Vocals.
Danach gehen wir getrennte Wege. Während Luca sich um die Vollendung der Lyrics kümmert, übernehme ich sämtliche Arrangements, wie dieses Mal die atmosphärischen Elemente in Form verschiedener Samples. Das ist im Prinzip der gesamte Prozess. Wenn wir damit fertig sind, präsentieren wir die Songs Fabio (Anm. Red.: Lione, Vocals) und schauen, ob und wie die Lyrics im Endeffekt funktionieren. Zum Abschluss noch ein paar kleine Änderungen und fertig ist ein neues RHAPSODY OF FIRE-Album.
Großartig. Neben dem gleich bleibenden Songwritingprozess hat sich aber anscheinend noch eine weitere Tradition eingeschlichen. Auf jedem Album habt ihr nämlich zumindest einen italienischen Song. Ist es euch ein wichtiges Anliegen auch Musik in eurer Muttersprache zu machen?
Ja, es ist wirklich zu einer Tradition geworden. Und zwar zu einer sehr guten. Ich war am Anfang etwas skeptisch, ob es wirklich eine gute Idee ist, Songs auf Italienisch zu machen. Die Leute haben es aber sofort gut aufgenommen und das auf der ganzen Welt. Sie konnten sogar die Texte mitsingen, obwohl viele wahrscheinlich gar nicht wussten, was sie bedeuten. Die italienische Sprache ist aber so musikalisch. Du hörst beispielsweise Fabio einfach an, wie wohl er sich in seiner Muttersprache fühlt und wie viel er damit ausdrücken kann. Deswegen haben wir uns vorgenommen, jedes Mal mindestens einen Song mit italienischen Lyrics zu machen.
Ich persönlich spreche ein wenig Italienisch und ich betrachte diese Songs immer als Highlights eurer Platten. Gibt es auch für dich einen Favoriten auf dem neuen Album?
Schön zu hören, dass dir diese Songs am besten gefallen. Ich mag sie auch sehr. Ich hatte bis dato immer einen Lieblingssong auf jedem Album, dieses Mal ist es aber unmöglich, einen einzigen herauszupicken. Wenn ich dir einen nennen müsste, würde ich wohl den Titeltrack „The Frozen Tears Of Angels“ nehmen. Oder „Raging Starfire“. Oder „Reign Of Terror“. Oder „Crystal Moonlight“. Oder… [lacht]. Ich glaube, du weißt, auf was das hinauslaufen wird, oder?
Ich kann es mir denken. Einigen wir uns darauf, dass dir einfach alle Titel gefallen.
Perfekt. Das Lustige daran ist ja auch, dass jeder in der Band immer einen anderen Favoriten hat. Natürlich will jeder seinen Lieblingssong dann auch auf Tour spielen und somit müssten wir gleich das ganze Album auf einmal spielen. Es ist aber ein gutes Zeichen und wir werden uns dann schon irgendwie einig.
Einig sind sich auch eure Fans, denn die warten nach guten dreieinhalb Jahren schon sehnsüchtig auf ein neues Album von euch. Wo feiert ihr, deiner Meinung nach, eigentlich die größten Erfolge?
RHAPSODY OF FIRE ist eine sehr vielschichtige Band. Natürlich sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Japan und Italien die Schlüsselländer, denn dort existiert für uns ein richtiger Markt. Die Leute stehen dort einfach auf unsere Musik. Wir haben aber Fans auf der ganzen Welt, die gern unsere Musik hören. Es gibt Bands, die beispielsweise in Deutschland Tonnen an CDs verkaufen, in anderen Ländern aber überhaupt nicht vorkommen. Bei uns ist das ein bisschen anders. Wir haben kein Gebiet, wo die Leute endlos unsere Alben kaufen, bringen aber überall unsere Musik einmal mehr, einmal weniger an den Mann und das ist auch gut so. Das macht auch nicht vor Südamerika, USA, Kanada oder auch Korea Halt. Wir sind überall [lacht].
Kommen wir noch einmal auf das Thema Tradition zurück. Sir Christopher Lee hat erneut ein paar Sprechparts auf „The Frozen Tears Of Angels“ übernommen. Wie kommt es immer wieder dazu?
Mit der Tradition hast du da wirklich Recht. Diese Zusammenarbeit gibt es aber nicht, weil Christopher Lee so ein berühmter Schauspieler ist und wir uns dadurch mehr Bekanntheit verschaffen wollen, sondern weil wir seine Stimme einfach so genial finden. Niemand könnte unsere Story besser erzählen als er. Wir sind sehr stolz, dass wir mit ihm zusammenarbeiten können. Er mag unsere Musik, weiß, dass wir unsere Songs mit Herz machen und keinen Trends folgen und genau das gefällt ihm, glaube ich, an uns.
Überhaupt scheint er ein Faible für symphonische Musik zu haben, geht er doch im Mai mit seinem Solo-Projekt CHARLEMAGNE an den Start. Hast du seine eigenen Songs schon gehört?
Nein, die Songs noch nicht, aber ich habe gehört, dass er ein Solo-Projekt gestartet hat. Wir haben ihn hier in Triest getroffen, als er auf einem Filmfestival war, und dort hat er es uns erzählt. Er scheint sehr glücklich darüber zu sein. Also ich finde es toll, dass er so etwas umgesetzt hat. Hut ab!
Hut ab auch vor eurer immer umfangreicher werdenden Diskographie. Wenn du kurz zurückblickst, gibt es da ein Album, das dir besonders am Herzen liegt?
Uh, das ist eine schwere Frage. Natürlich nimmt „Symphony Of Enchanted Lands“ eine ganz besondere Stellung ein, da es unsere musikalische Karriere total verändert hat. Es ist auch das meistverkaufte RHAPSODY-Album aller Zeiten, daher war es wohl der wichtigste und größte Schritt, den wir in unserer Karriere bis jetzt gemacht haben. Es war damals ein richtiges Wunder für eine italienische Heavy Metal-Band und gleichzeitig ein Durchbruch für symphonischen Metal auf dem weltweiten Musikmarkt. Wir sind total glücklich, dass uns dieses Album in dieser Form gelungen ist.
Woher hast du eigentlich die Passion für diese Art von symphonischer, bombastischer Musik?
Ich habe mir schon als Kind gerne Fantasyfilme angesehen. Außerdem lebe ich in einer Stadt, die sehr mit der Natur verbunden ist. Die Stadt liegt zwar am See, aber wir haben auch Berge und Wälder um uns herum und daher gibt es auch diese innere Verbundenheit mit der Natur. Die zusätzliche Leidenschaft zu Filmsoundtracks hat uns damals einfach dazu gezwungen, diese Art von Musik zu machen. Und so ist es auch heute noch.
Wenn du RHAPSODY OF FIRE kurz beschreiben müsstest, wie würdest du das anstellen?
In ein paar Worten oder ein paar Sätzen?
Du kannst ruhig mehrere Sätze daraus machen.
Alles andere wäre auch zu schwierig [lacht]. Na ja, ich würde sagen, dass die Musik von RHAPSODY OF FIRE am ehesten als symphonischer Heavy Metal mit starken Soundtrackeinflüssen zu bezeichnen ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Jetzt ist es doch nur ein Satz geworden.
Da hast du wieder Recht [lacht].
Trotz allem reicht das vollkommen. Werden wir euch in nächster Zeit auch live zu sehen bekommen?
Ja! Wir sind gerade dabei, eine Tour zu organisieren und zu fixieren. Wir hoffen natürlich, bald wieder auf der Bühne stehen zu können. Das hat derzeit allerhöchste Priorität. Wir vermissen das Tourleben und unsere Fans und deswegen sind wir derzeit eifrig am Planen.
Ihr habt ja auch ein neues Plattenlabel in Form von Nuclear Blast. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen und seid ihr zufrieden mit dieser Kollaboration?
Oh ja, das war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten! Es gibt viele verschiedene Labels in diesem Sektor, aber einfach jeder kennt den Begriff ‚Nuclear Blast‘. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir die Chance bekommen haben, einige Leute von Nuclear Blast kennenzulernen. Es war schön zu sehen, dass die Menschen dort alle so positiv sind und dass sie alles tun werden, um unsere neuen Songs zu den Fans zu transportieren. Es passt einfach perfekt!
Passen sollte nebenbei auch deine körperliche Fitness. In einem früheren Interview habe ich einmal gelesen, dass du eine Passion für Besuche in Fitnessstudios in allen Herren Länder hast. Ist das auch heute noch so?
Ja, das hat sich nicht verändert. Ich besuche seit 1997 jeden Tag diverse Fitnessstudios, um fit zu bleiben. Egal, ob zuhause oder auf Tour. Wie du bereits sagtest, ist das meine Passion. Ich würde mich sogar als Fitness-Verrückten bezeichnen [lacht]…
Körperlich mangelt es dir also an nichts. Gibt es irgendwelche anderen Wünsche, die dir für den Rest des aktuellen Jahres vorschweben?
Es ist schon unglaublich genug, dass wir die Möglichkeit haben, ein neues Album zu veröffentlichen. Ansonsten will ich einfach nur auf Tour gehen, unsere Fans treffen, Interviews geben und das so lange wie möglich. Nach einem gewissen Zeitraum, in der man an verschiedenen Songs arbeitet, wird es einfach wieder Zeit, nach draußen zu gehen und das ganze Material den Leuten zu präsentieren. Das gehört einfach dazu. Man muss die Energie spüren, die von den Fans zurückkommt, um die Musik vollends leben zu können.
Großartig, Alex. Zum Abschluss bitte ich dich noch um ein paar Worte für eure Fans…
Natürlich ein großes Dankeschön an unsere Fans für eure langjährige Leidenschaft zu unserer Musik und dass sie ihr so lange auf uns und ein neues Album gewartet haben. Danke an alle, die uns bis heute unterstützt haben und mitverantwortlich sind, dass wir heute hier stehen und ich mit dir über unser neues Album sprechen kann. Vielen Dank!
Gleichzeitig danke ich auch dir für deine Zeit und diese netten Worte.
The same to you, Mathias.