Rezet
"Vielleicht machen wir auch drei Balladen."

Interview

REZET aus Schleswig-Holstein veröffentlichen Ende August ihr sechstes Studioalbum „Rezet“. Am 24.Juli trafen wir Bandchef Ricky Wagner auf dem Headbangers Open Air, wo REZET im Rahmen des Warm-Up zu sehen war. Ricky stellte sich unseren Fragen zum neuen Album, dem Headbangers Open Air 2024 und den Veränderungen in der Bandbesetzung.

Rezet – Rezet – Cover Artwork

Hallo Ricky, vielen Dank für Deine Zeit. Du bist heute zum zweiten Mal beim Headbangers Open Air auf der Bühne. Es stellt sich die Frage warum eigentlich erst das zweite Mal? Wie sind Deine Erinnerungen an 2011?

Das war noch die Tour zum ersten Album. Wir haben die Nacht davor durchgefeiert und kamen viel zu spät an. Wir waren die erste Band am Freitag um 12 Uhr. Die Crew war alles andere als glücklich, da wir erst so gegen 20 Minuten vor unserem Gig da waren. Unser Tonmann musste noch ein Mischpult übernehmen und dann ging das mit dem Soundcheck los. Wir waren fünf Minuten vor dem Auftritt von der Bühne runter. Der Veranstalter Thomas Tegelhütter sagte, dass er noch nie so einen schnellen Soundscheck mitbekommen hat.

Als Gast bin ich seit circa 2007 hier. Nicht jedes Jahr, weil wir auch mal selbst mit der Band unterwegs sind. Als Schleswig-Holsteiner versuche ich, wenn möglich, das Headbangers Open Air mitzunehmen. Für mich ist es das geilste Festival auf der ganzen Welt.

REZET feiert 2024 seinen 20. Geburtstag. Ein besonderes Jubiläum für Dich? Gibt es eine spezielle 20-Jahre Show am Abend?

Wir sind gerade in der Promo-Phase zum neuen Album und da hat sich die Frage gestellt, ob wir das Thema mit einbeziehen. Es ist irgendwo sehr krass. Hätten wir in 20 Jahren mehr schaffen oder etwas generell anders machen sollen? Aber tatsächlich haben wir gar kein Gründungsdatum. Es ging irgendwann los, dass ich Gitarre gespielt habe. METALLICA war ein wichtiger Einfluss für uns. Ich habe mir die Haare wachsen lassen und die ersten Songs geschrieben. Das kann auch 2001 oder 2002 gewesen sein. 2004 war unser erster Auftritt. Für die ganzen Webpages wie Wikipedia etc. haben wir daher 2004 als Gründungsdatum genommen. Auf der anderen Seite waren wir erst 2010 mit dem Debütalbum „Have Gun, Will Travel“ unterwegs. Die Jahre davor waren ein sich selbst ausprobieren, die Republik ein wenig unsicher machen und ähnliche Erfahrungen. Für mich ging es erst so 2008 bis 2010 mit der Band wirklich los.

Die Demos sind tatsächlich 20 Jahre plus alt und ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Für den 20-jährigen Geburtstag planen wir gar nichts. Eventuell machen wir dann was zum 30-jährigen Jubiläum, wo wir das mehr fühlen. Es kommt mir eigentlich eher wie 10 Jahre vor. 20 Jahre Tourleben haben wir nicht hinter uns und wir bringen jetzt das sechste Album raus. Aber es fühlt sich für mich nicht so an, als dass ich sagen würde, REZET gibt es jetzt 20 Jahre. Vermutlich liegt das an der Veröffentlichung des Debüts 2010.

Im Vergleich zu „Truth In Between“ hat sich die Bandbesetzung zu 50% verändert. Lorenz von TRAITOR ist neu dabei und Nikolay, der unter anderem bei AGENT STEEL aktiv war. Wo hast Du Nikolay kennengelernt und wie hat er den Weg zu REZET gefunden?

Nikolay hat sich 2018 bereits bei uns beworben, als wir einen Gitarristen gesucht haben. Wir haben uns damals für Heiko Musolf aus Berlin entschieden, der die Scheiben „Deal With It!“ und „Truth In Between“ mit eingespielt hat. Wir sind 2018 über Rock Hard, Metal Hammer und Co. rausgegangen auf der Suche nach einem Gitarristen. Damals hat sich ein 18-jähriger Bulgare mit Video beworben, wo er REZET nachspielte. Er kam nicht in die engere Auswahl, will wir der Meinung waren, dass Bulgarien etwas zu weit entfernt ist. Wir wussten nicht, dass er damals schon in Dänemark lebte. Er hat uns mit DESTRUCTION auf der Europe Under Attack Tour in Sofia gesehen und wurde Fan. Ich habe mir den Kontakt von 2018 aber gespeichert.

Als wir jetzt wieder jemanden für die Gitarre suchten, wollte ich das nicht an die große Glocke hängen. Ich wollte mit Leuten arbeiten, mit den es bereits eine Verbindung gibt. Ich habe fünf Gitarristen kontaktiert, am Ende aber nur Nikolay eingeladen. Nach dem ersten Abend war klar: wenn Nikolay will, dann kann er bei uns einsteigen. Er war vorher unter anderem bei AGENT STEEL und ist dort aus bestimmten Gründen ausgestiegen. Ich glaube, Nikolay ist sehr zufrieden, wir die ganze Band.

Oft bringen neue Bands als erstes Album ein Werk mit dem Bandnamen raus. REZET veröffentlichen 20 Jahre nach Bandgründung ein Album mit dem Bandnamen. Warum jetzt und warum der Bandname?

Das hat mehrere Gründe. Es ist irgendwo ein Ausdruck von Selbstbewusstsein, wenn Du als Band deiner Platte den Bandnamen gibst. Keine Platte von uns beschreibt musikalisch und thematisch so sehr die Dinge, für die REZET steht. Das Teil ist für uns die Blaupause, wo wir REZET sehen. Das Album verkörpert stilistisch REZET perfekt. Es ist nach der Pandemie das erste Album und damit ein gewisser Neustart. Es ist die erste LP – nicht EP – mit dem neuen Lineup. Es gab aber auch kein Song, wo es Klick gemacht hat, und wir sagten „das ist der Titeltrack“. Es gab einfach für uns keinen passenden Titeltrack auf dem Dreher, sodass der Bandname der perfekte Albumname ist.

Irgendwo bietet sich für der Bandname als Wortspiel an, wo „Rezet“ jetzt der Neustart ist. Irgendwie fühlen wir alle, dass wir momentan in einer Veränderung leben, sowohl innen wie auch außenpolitisch. Daher passt „Rezet“ als Plattentitel gut zum aktuellen Zeitgeschehen und zum Neustart der Band.

Die gesamte Thematik von „Rezet“ ist sehr düster. Es geht oft um die Apokalypse und ähnliche Themen. Wann hat REZET mit dem Schreibprozess zu „Rezet“ angefangen? Klingen die Pandemieauswirkungen aus „Rezet“?

Wir haben in der Endphase der Pandemie mit den Arbeiten am Album angefangen. Es kamen die bekannten politischen Themen direkt hinterher und on Top für mich selbst privat einige schwierige Dinge. Wir haben diese Einflüsse in Songs wie zum Beispiel „Into The Abyss“ verarbeitet. Die Thematiken sind kaum Sciences Fiction wie das Cover. Wir schreiben gerne über das hier und jetzt. Das sind Sachen, die um uns herum passieren. Es ist es halt Metal – so viel blumige Texte bieten sich nicht an.

Ich war nicht in einer depressiven Phase. Es sind viel mehr die Emotionen, die durch die Geschehnisse um mich herum entstanden sind. Es ist kein lyrisches Konzept oder Grundthema auf „Rezet“. Die Songs sind natürlich aus uns heraus entstanden.

„World War Z“ und „Time To Die“ stechen bereits vom Titel hervor. Es geht um die dunkle Seite der Macht und das sich Menschen wegen Religion oder Hautfarbe gegenseitig umbringen. Das Z bringt die Verbindung zu Russland. „Time To Die“ bringt Russland direkt ins Spiel. Wie sind die Tracks zu interpretieren und inwieweit hat der Krieg in Europa den Song beeinflusst?

„Duck & Cover“ gehört auch noch mit in die Rubrik. Das ein Krieg mitten in Europa nicht spurlos an Menschen vorbei geht, das ist logisch. Du musst schon völlig ignorant sein, wenn Du solche Dinge nicht mitbekommst oder nicht von berührt wirst. Ich schütze mich schon, zum Beispiel wie ich Medien konsumiere. Ich bin mittlerweile bei Social Media oder Interviews eher zurückhaltend mit meiner Meinung. Ich nehme die Musik als Ausgleich, die kann mir niemand nehmen.

Für „True As Lies“ hast Du Steve „Lips“ Kudlow von ANVIL als Gastmusiker gewinnen können. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?

Wir waren 2016 gemeinsam sechs Wochen durch Europa auf Tour. Lips sagte zu mir, dass REZET die beste ANVIL-Supportband war, die er hatte. Das ging runter wie Öl. Seitdem sind wir Freunde. ANVIL tourt oft im Herbst und Winter, wie auch dieses Jahr. Ich habe ANVIL 2022 bei ihrem Gig im Hamburger Logo besucht und da haben wir über „True As Lies“ gesprochen. Lips ist ein höflicher Mensch aus Kanada. Die Reaktion war zunächst zurückhaltend. Singen wollte er auf keinen Fall.

Ich habe ihm die Demos zu „True As Lies“ gesendet und am folgenden Tag hatte ich bereits die Antwort mit dem Solo, das auf dem neuen Album zu finden ist. Dazu hat Lips eine lange Mail geschrieben, wo er sich bedankt hat und dass es ihm viel Spaß gemacht hat, das Soli beizusteuern. Für uns ist das Krass. ANVIL ist einer der Einflüsse von REZET überhaupt.

„Rezet“ ist abwechslungsreich und hat eine Art progressive Power-Thrash-Ballade mit „Atmosfear“. Wie sieht der zukünftige Weg von REZET aus?

Die subjektive Wahrnehmung von Alben ist generell sehr unterschiedlich. Ich selbst finde „Truth In Between“ diverser als „Rezet“. Wir sind irgendwo auch wieder etwas mehr zu unseren Wurzeln der ersten Werke zurück, die im Speed und Thrash liegen. Wir haben immer klassischen Metal dabei und wir haben versucht, unsere Stärken zusammenzuführen. Mal mit Double-Basses, mal jazziges Drumming, dazu meine Texte, etc. Das hat uns als Band ausgemacht und geprägt.

REZET ist nicht nur Thrash Metal. Manchen Fans ist das zu viel, aber genau das sind wir. Wir haben aber darauf geachtet, dass wir nicht zu facettenreich werden. Aber ich finde es positiv, dass der Abwechslungsreichtum herausgehoben wird. Es zeigt, dass dieser Ansatz bei den Leuten ankommt. Wie wir auf dem kommenden Album klingen? Keine Ahnung. Vielleicht wird es noch schneller, vielleicht machen wir auch drei Balladen.

Wie sind die Pläne für den Herbst? Tour oder primär einzelne Konzerte?

Wir sind am Schauen, seitdem klar ist, dass wir Ende August ein neues Album veröffentlichen. Wir haben aber aktuell kein Angebot bekommen, mit welchem wir so zufrieden waren, sodass wir es angenommen hätten. Wir spielen auf einigen Festivals im Sommer, bringen dann das Album Ende August raus und planen in Ruhe weiter. Wir spielen nicht im Dezember im Hamburger Logo mit ANVIL. Wir waren aber am überlegen, ob wir die ANVIL-Tour mitmachen. Es könnte sich noch Ende des Jahres was tun, spätestens aber Anfang 2025. Wir haben uns mit dem Longplayer Zeit gelassen und wollten nicht bei der Tour einen Schnellschuss hinlegen.

Danke für Deine Zeit Ricky, die berühmten letzten Worte liegt bei Dir.

Danke für das Interview und danke an metal.de für die REZET-Features in den vergangenen Jahren. Hört in die Scheibe rein, kauft sie, streamt sie und wir sehen uns auf Tour.

Galerie mit 16 Bildern: Rezet - Headbangers Open Air 2024
Quelle: Ricky Wagner auf Headbangers Open Air 2024
24.08.2024

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