Revel In Flesh
Interview mit Haubersson zu den drei Split 7" mit FERAL, PUTERAEON und GRAVE WAX
Interview
REVEL IN FLESH – das ist purer Old School Death Metal in reinster Form. In dieser Stilistik und Szene fühlen sich die fleißigen Schwaben auch offensichtlich richtig wohl. Nun hat die produktive Band drei Split-7″ mit FERAL, PUTERAEON und GRAVE WAX veröffentlicht. Was dahintersteckt, klärten wir mit Bandleader Haubersson.
Wie kam es zu der Idee mit den drei Splits mit GRAVE WAX (USA), FERAL (Schweden) und PUTERAEON (Schweden)? Nach welchen Gesichtspunkten habt ihr die Bands ausgewählt?
Ganz klar muss der Style und das Feeling passen! Wir fahren mit REVEL IN FLESH ein straightes Ding, bei welchem es eben um puristischen Death Metal im klassischen Sinne geht, das heißt Bands auf den Split EPs sollten auch unter diesem Banner lärmen.
GRAVE WAX ist z.B. ein Projekt zwischen Mark Riddick und Kam Lee (ex MASSACRE). Mark Riddick hat uns 2011 das Logo für REVEL IN FLESH entworfen und zwischenzeitlich auch ein paar Designs für Shirts gemacht. Kurzum wir wollten eben auch mal musikalisch ein gemeinsames Projekt machen. FERAL ist eine junge Band aus Nordschweden, welche mich mit Ihrem Debüt „Dragged To The Altar“ regelrecht umgehauen haben. Der Kontakt ist auch seit deren Europatour mit DEMONICAL, für welche wir hier eine Show gemacht haben, nicht abgerissen. Kurzum: Auch ein Partner, der super zu uns gepasst hat. Mit PUTERAEON sieht es so aus, dass die Split im Rahmen der „Imperial Anthems Serie“ von Cyclone Empire auch eine nette Erinnerung an eine gemeinsame Minitour ist!!!
2012 hattet ihr ja auch bereits eine Split mit REVOLTING aus Schweden. Legt ihr besonderen Wert darauf, dass die Bands aus Schweden kommen?
Hinter REVOLTING verbirgt sich Rogga Johansson, der Mastermind von PAGANIZER. Wir hatten mit PAGANIZER den ersten REVEL IN FLESH Auftritt überhaupt. Unser damaliges Label wollte nur eine Split mit einer Band vom eigenen Labelrooster machen, und so fiel die Wahl auf REVOLTING. Aufgrund von Schwierigkeiten in der Planung/Veröffentlichung wurde der Release jedoch an Cyclone Empire weitergeleitet, was für uns ein Glücksgriff in Sachen Zusammenarbeit war.
Zum Thema Schweden: Ich denke das ist eher unterbewusst, aber mit einem Blick in meine Sammlung ist es eben so, dass für mich der beste und innovativste Death Metal „für meinen Geschmack“ bisher immer aus Schweden kam. Das war damals bei der Entdeckung von Scheiben wie „Clandestine“ (ENTOMBED) oder „Like An Everflowing Stream“ (DISMEMBER) so und führt sich heute mit Bands wie TRIBULATION, MORBUS CHRON etc. fort. Besonderen Wert auf irgendeine Herkunft legen wir jedoch nicht, wäre albern – gut zelebrierter Death Metal erkennt der geneigte Fan jenseits aller Grenzen!
Ganz klar musst Du jedoch auch sehen, dass 7″EPs für Labels eine relativ „unwirtschaftliche“ Sache sind und man braucht eben schon eine entsprechend gute Kombination der Bands, um eben auch ein verkaufsattraktives Produkt zu haben!
Mit PUTERAEON wart ihr ja zusammen auf Tour. Wie kam eigentlich der Kontakt mit ihnen sowie den anderen Bands zustande?
Hm, über mein Fanzine hatte ich bereits schon seit langer Zeit Kontakt zu Jonas von PUTERAEON bzw. zu seiner alten Band TAETRE. Ich kenne PUTERAEON bereits seit den Demos, und ich glaub es war ca. 2008, als ich Ihn sogar Alingsas, einer Kleinstadt bei Göteborg, besucht habe. Da war REVEL IN FLESH usw. noch gar kein Thema. Wir haben 2012 dann mit PUTERAEON in Berlin auf dem NOCTURNUS Festival gespielt; war ein cooler Abend! Als es schlussendlich um das Booking für die Minitour im Juni 2013 ging, war PUTERAEON für mich die erste Wahl, da es sich anbietet für solche Vorhaben unkomplizierte Leute zu haben, welche man im Vorfeld schon kennt!
Da ihr ja eine Split mit GRAVE WAX, bei welchen Kam Lee singt, gemacht habt – hast du schon das neue MASSACRE Album gehört?
Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich „Back From Beyond“ – das dritte MASSACRE Album – noch nicht komplett gehört, und will noch kein Urteil abgeben. Es sieht jedoch so aus, dass eben „From Beyond“ (1991) ein Klassiker ist. Ebene ein Unikat in Sachen Produktion, für seine Zeit ein Meilenstein und gleichfalls vollgestopft mit absoluten Hitsongs für die Death-Metal-Community. Das Feeling dieses Albums kann man 20 Jahre später nicht einfach reproduzieren! Geht nicht!!! Albern finde ich jedoch in dem Falle, dass sich die Urmitglieder selber nicht mehr „grün“ sind und eben Kam Lee (mit welchem viele eben MASSACRE verbinden!) nicht auf dem Album singt – schade!!!
Was bedeuten euch solche Splits im Speziellen und Veröffentlichungen auf Vinyl im Allgemeinen?
REVEL IN FLESH bewegen sich in einem Genre, in welchem es für die „Die Hard“ Fraktion absolut wichtig ist, das „Original“ in der Sammlung stehen zu haben. Wir gehören selber zu der „Jäger & Sammler“ Fraktion und die Krönung im Vinylbereich sind im Underground eben 7″EPs! Bisher sind alle Releases von REVEL IN FLESH auch auf Vinyl erhältlich, und wir versuchen z. B. den Vinyl Versionen der Full Length durch zusätzliche Coverversionen usw. einen besonderen Touch zu geben!!! Support Vinyl!!!
Entstand euer Song der Split „Corpus Vermis“ in derselben Session wie euer Album „Manifested Darkness“? Es hat zumindest denselben Bratzsound und wurde ebenso von Dan Swanö gemixt und gemastert. Wann und wie entstanden die anderen Stücke?
„Corpus Vermis“ von der Split mit GRAVE WAX und „A Chant Of Misery“ von der Split mit PUTERAEON sind beides „Leftovers“ aus der „Manifested Darkness“ Session. Beide Songs mussten wir aufgrund von Probleme mit der Vinyl Spielzeit vom Album streichen, was jedoch der Qualität der Tracks keinen Abbruch tut! Ja, beide Songs wurden auch von Dan Swanö (Unisound Studios) in einem Atemzug mit dem „Manifested Darkness“ Material abgemischt.
Beim „Deathkult“ Song von der Split mit FERAL handelt es sich um einen Song, welchen wir auch ca. Ende 2012 gemacht haben; aber die finale Fertigstellung erfolgte erst später. Der Song bringt in Sachen Lyrics eine pure Huldigung der 90er Jahre Death-Metal-Perlen zum Ausdruck! Wer in diesem Song nicht mindestens 10 Song oder Albentitel der „goldenen Death Metal Zeit“ wieder erkennt, ist garantiert kein „To The Bone“ Death Metal Fan, Ha! Ha!
Um was geht es inhaltlich bei den anderen beiden Songs?
„Corpus Vermis“ handelt von Leichen, welche aufgrund von gewissen räumlichen und chemischen Umständen nicht dem normalen Verfall ausgesetzt sind. Viele dieser werden u. a. als heilige Relikte verehrt. Wir haben dem ganzen einen etwas morbiden Anstrich verpasst! „A Chant Of Misery“ handelt von der Vorstellung, in einem Mausoleum lebendig begraben zu sein, und auf sein sicheres Ende zu warten!
Euer Material klingt sehr stark nach den puristischen frühen 90ern, hier insbesondere dem klassischen Elchtod, gerade die Gitarren sind so richtig schöne Schwedensägen. Welche Bands haben euch denn hier entscheidend geprägt?
Wir sind eine Band, die nicht um den heißen Brei herumredet, wenn es um die eigenen Roots geht. Wir sind selber Fans und ganz klar, ohne die Werke von ENTOMBED / NIHILIST, DISMEMBER, GRAVE, CARNAGE, NIRVANA 2002, alte DEATH, AUTOPSY, PUNGENT STENCH, alte MASTER, ASPHYX, FLESHCRAWL, alte BENEDICTION, KAAMOS, REPUGNANT usw. würde REVEL IN FLESH nicht so klingen, wie es heute der Fall ist!!!
Eure Vorliebe für den Schwedentod geht ja abgesehen vom Sound noch weiter. Die klassischen Artworks erinnern an die frühen Death-Metal-Werke, euer Bandname ist Klischee pur, positiv gemeint, und eure eigentlichen Namen habt ihr an schwedische Namen angepasst. Seht ihr REVEL IN FLESH als eine Art Tribut des frühen Schwedentods?
Ich denke wir haben uns damit einen Fluch uns Segen gleichzeitig geschaffen! Wir haben mit REVEL IN FLESH ein klares Konzept, welche sich aus Musik, Artworks und Sound im alten Geiste des Death Metals vereint. Wir sind, wie bereits erwähnt, selber Fans, und es ist nicht unsere Intention, neue Wege zu beackern. Aber ich bin felsenfest der Meinung, dass es vom Debüt „Deathevokation“ hin zu „Manifested Darkness“ einen großen musikalischen Schub gab. Unser kommendes drittes Album wird dies noch mehr unter Beweis stellen. Wir haben unsere Roots, aber zwischenzeitlich auch einen eigenen Charme und ein eigenes Feeling in den Songs. Eine reine Tribute Band braucht heute in der Zeit der Bandschwemmen niemand mehr! Ganz klar wir benutzen das klassische HM2 Pedal von Boss, welches die Grundausstattung für den Schwedensound ist, aber es gibt bei REVEL IN FLESH durchaus mehr zu entdecken als den nächsten Clone!!! Bezüglich der Namen der Musiker steckt eben auch eine Prise Humor, take it or leave it!!!
Die finnischen Death-Metal-Acts Anfang der Neunziger konnten ja nie, mal abgesehen natürlich von AMORPHIS und SENTENCED, welche allerdings beide schnell ihren Stil geändert hatten, an den Erfolg der Schweden anknüpfen. Ich fand das immer schade, da sie gerade in Sachen Melodie oft dunkler und melancholischer klangen. Glaubst du, der geringere Erfolg lag an dem speziellen Sound, oder hatte das doch eher mit dem geringeren Interesse seitens großer Labels zu tun?
Stimmt, bei Finnen ist der dunkle Hang zur Melancholie im Feeling der Songs merklich ausgeprägter! Ich glaub‘ dass im Zuge der aktuellen Death Metal Renaissance auch viele alte finnische Bands eine späte, aber verdiente Anerkennung bekommen habe. Ich denke hierbei an Bands wie DEMILICH, alte DISGRACE, NECROPSY oder eine meiner Faves sind auch DEPRAVITY. Es gibt in Finnland zwischenzeitlich auch viele gute neue Bands, welche dieses Erbe weitertragen, wie z.B. KRYPTS, STENCH OF DECAY, LIE IN RUINS oder CORPSSED. Eine meiner absoluten Faves aus Finnland sind HOODED MENACE!!!
Es gibt ja immer mehr relativ junge Death-Metal-Bands, welche dem alten puristischen Geist frönen. Wie erklärst du dir, dass dieser Stil immer noch so präsent bei den Leuten ist, dass immer wieder neue Bands gegründet werden, anstatt „zeitgemäße“ Musik zu machen? Welche dieser neueren Bands magst du?
Ich denke, dass eine ganze neue Generation von Metalfans dabei ist, sich von der ungeschliffenen Brutalität der spät 80er und frühen 90er Death-Metal-Werke infizieren zu lassen. Die Zeiten von überproduzierten Plastiksounds neigen sich dem Ende. Metal muss wieder mehr rau und im alten Geiste klingen. Eine Entwicklung, die ich als Fan selber sehr begrüße! Ich mag‘ meinen Death Metal auch eher straight, simpel und vor allem eingängig. Mit endloses Blasts und US Brutal Death/Grind Kram kann ich nicht mehr wirklich viel anfangen, wobei es überall auch Ausnahmebands gibt!
Ich hör‘ nach wie vor sehr viel Underground Death Metal, die Quellen versiegen nie! Momentan fahre ich sehr auf VAMPIRE, die neue BOMBS OF HADES oder auch Doom Bands wie PROCESSION oder BELOW ab. GRAVEYARD GHOUL find ich z.B. auch eine coole junge Band aus heimischen Gefilden!!!
Auf eurem letzten Album „Manifested Darkness“ hattet ihr AUTOPSY und DEATH gecovert. Was gab den Ausschlag, gerade diese Bands und diese Songs zu covern?
Über die essenzielle Wichtigkeit beider Bands für die Anfangszeit des Death Metals brauchen wir nicht diskutieren und wir wollten beiden Klassikern hierfür Tribute zollen. Das Ziel war hierbei „Twisted Mass Of Burnt Decay“ (AUTOPSY) für die CD Version und „Mutilation“ (DEATH / MANTAS) für die LP Version im typischen REVEL IN FLESH Soundgewand umzusetzen. Ich denk beide Coverversionen haben hierbei auch einen eigenen Anstrich bekommen!!! Check’em out!!!
Wie siehst du die Chancen, dass IMMORTAL RITES, deine alte Band, nochmals aktiv werden?
Das steht momentan nicht zur Debatte, denn die Ex–Mitglieder, welche noch wirklich ernsthaft am Musik machen Interesse haben, sind selbst in diversen Bands verstrickt. Ganz klar ändert sich im Leben auch vieles durch berufliche oder familiäre Umstände!
Wo wir gerade dabei sind, was geht eigentlich grad bei APOPHIS und DAWN OF DREAMS?
Beide Bands existieren noch, aber genauere Infos habe ich hierzu leider auch nicht. DAWN OF DREAMS spielen sporadisch regional immer wieder mal eine Show, aber Pläne für weitere Veröffentlichungen sind mir nicht bekannt!
Du hast ja mit Mystical Music dein eigenes Fanzine am Laufen. Bitte stelle das doch mal unseren Lesern vor!
Mystical Music Zine liegt seit Ausgabe #16 (2011) auf Eis; aber ich bin schreiberisch hier und da immer noch aktiv. Im Zuge von REVEL IN FLESH ist meine Freizeit stark dezimiert und ein Printzine zu machen verschlingt viel Zeit sowie auch finanzielle Resourcen. Bei mir gilt die Regel: Ganz oder gar nicht!!! Ein cooles Fanzine kann man nicht mit dem halben Arsch machen!!! Ich hab‘ noch ein paar Exemplare von Ausgabe #16 rumflattern. Wer eine ordentliche Death Metal Schwarte zum Lesen braucht kann sich hier mit mehr Infos zum Inhalt etc. versorgen.
Jetzt wird es knifflig: Nehmen wir mal an, du dürftest dir einen Gastsänger für REVEL IN FLESH aussuchen, dabei wäre es sogar möglich, jemanden kurzzeitig von den Toden zurückzuholen, und du hast die Wahl zwischen folgenden Frontern, und diese auch noch jeweils zu ihren besten (!) Zeiten: Jörgen Sandström (ex GRAVE), Martin Van Drunen (ASPHYX), David Vincent (MORBID ANGEL), Jan Chris de Koeijer (GOREFEST), Chuck Schuldiner (DEATH), Glen Benton (DEICIDE), LG Petrov (ENTOMBED) und Chris Reifert (AUTOPSY), wen würdest du wählen? Oder würdest du sogar jemanden wählen, der in dieser Auflistung fehlt?
Jeder dieser Sänger ist eine Klasse für sich und ganz wichtig finde ich, dass jeder hier gelistete eine eigene Marke in diesem Genre hinterlassen hat. Heute klingt im Zuge einer totalen Übersättigung eben vieles gleich und vielen Sängern fehlt einfach der eigene Charme. Klar war das zu Beginn dieses Genre auch einfacher wie heute, angesichts von 100.000 Bands.
Alle gelistete Sänger sind ganz klar ein Einfluss auf die eine oder andere Art und Weise, aber ehrlich gesagt mag‘ ich das Konzept von Gastsängern nicht sonderlich. Zu viele Bands holen sich als Namedropping einen Gast ins Boot. Ich will das für REVEL IN FLESH (vorerst) nicht, denn es geht mir darum einen eigenen Style im Gesang zu finden und eben durch das, was wir selber kreieren, zu überzeugen!!!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Danke Markus für dieses coole Feature auf metal.de!!! Wir arbeiten momentan an Album Nr. 3, welches wir 2014 auf die Menschheit loslassen werden. Im Juli spielen wir auf dem „In Flammen“ Festival, im September auf dem „Stormcrusher“ Festival und es werden 2014 noch einige weitere Shows folgen. Checkt unsere Facebook Seite für regelmäßige Updates, Gigs, Merchandise usw.
Freaks, die Ihren Death Metal klassisch und im Style der 90er Jahre bevorzugen sollten sich REVEL IN FLESH auf die Liste setzen!!! HAIL THE DEATHCULT!!!