REV 16:8
Talon über "Grand Tidal Rave"
Interview
Die schwedischen BLOODSHED sind nicht mehr. Großartig auffallen wird der Verlust wohl nicht, da es noch dutzende andere Bands gleichen Namens gibt. Ein Gewinn für die schwedische Black-Metal-Szene hingegen sind jedoch die aus BLOODSHED hervorgegangenen REV 16:8, die mit ihrem Debütalbum „Grand Tidal Rave“ ein mehr als überzeugendes Werk abgeliefert haben. Sänger Talon stand mir Rede und Antwort.
Hallo Talon! Eine neue Band, ein neues Album – Ende Juni kommt euer großartiges Debüt „Grand Tidal Rave“ heraus. Bist du zufrieden, dass es endlich soweit ist, und gespannt, wie die Fans und die Presse darauf reagieren werden?
Danke! Momentan bin ich erleichtert und auch zufrieden, endlich ein fertiges Album in den Händen zu halten. Wir haben sehr lange daran gearbeitet, vier Monate, vier unterschiedliche Studios, zusammen mit noch mehr unerwarteten und unnötigen Hindernissen, als jemals zuvor. Ich muss allerdings dazu sagen, dass die meisten Probleme, welche die Arbeiten am Album verzögerten, nichts mit der Band oder den Musikern zu tun hatten.
Mit BLOODSHED wart ihr ja schon einige Jahre zuvor aktiv. Warum nun der Namenswechsel? Gab es schon zuviele Bands mit dem gleichen Namen oder wolltet ihr etwas ganz Neues beginnen?
Es ist ein bißchen von Beidem. Der Name hat für uns seinen Reiz verloren. Die meisten von uns konnten sich selbst mit der Band nicht mehr richtig identifizieren, es sei denn mit ihrer Vergangenheit. Es war also an der Zeit, einen Schlußstrich zu ziehen und dieser Vergangenheit den Rücken zu kehren. REV 16:8 ist aus der Asche von BLOODSHED hervorgegangen. Es ist nicht die gleiche Band mit den gleichen Musikern, sondern viel mehr ein neues Projekt, bei dem einige Musiker halt aus BLOODSHED kommen.
Warum eigentlich dieser Name, REV 16:8? Ich persönlich musste sofort an die biblische Referenz denken… der vierte Engel, der die Schale des Feuers in die Sonne gießt, und so weiter… Was verbindet ihr mit dem Namen, wofür steht er?
Es ist richtig, der Name stammt aus dem Buch der Offenbarung. Wir wollten einen herausstechenden Namen, einen mit dem wir uns verbunden fühlen konnten. Er steht weniger in Relation zur christlichen Quelle als mehr zu dem, was wir persönlich darüber denken. Wir sehen viele Möglichkeiten, den Namen zu interpretieren, eine davon wäre das ironische Portrait des „uns alle liebenden Gottes“.
Herausstechend ist auch das Logo und das vortreffliche Artwork. Von wem stammt es?
Das Logo hat unser ehemaliger Bassist Ill entworfen, von ihm stammt auch das komplette Artwork und Layout des Albums.
Auf dem Flyer zum Album ist zu lesen, dass Themgoroth (ex-DARK FUNERAL) euer Sänger ist, an anderer Stelle war allerdings davon die Rede, dass dies gar nicht mehr der Fall ist. Wie sieht es denn nun wirklich mit der Besetzung aus, wer gehört dazu und wo habt ihr sonst noch eure Finger im Spiel?
Nun ja, das war wohl ein Mißverständnis zwischen uns und dem Label. Sie haben aus Versehen ein paar falsche CD-Inlays losgeschickt, auf denen das so stand. Themgoroth hat uns aber schon einige Tage bevor der Gesang aufgenommen werden sollte verlassen, und hat auch nichts mehr mit der Band zu tun. Den Gesang auf „Grand Tidal Rave“ habe ich übernommen, ebenso den Posten am Mikro. Natürlich sind wir alle auch noch in andere Projekte involviert, aber derzeit konzentrieren wir uns alle auf REV 16:8. In der Band sind neben mir auch noch Nefastus an der Gitarre und Pata am Schlagzeug.
„Grand Tidal Rave“ – der ‚Rave‘ soll sicherlich keine satanische Tanzparty sein. Welche Idee steckt hinter dem Album?
Der Titel steht für die Reaktion eines Glaubens oder einer Idee im Vordergrund menschlicher Emanzipation. Die Konzeption des Albums entstammt einer Idee von Ill und mir, dem Ganzen einen mythologischen Unterbau zu geben. Alle meine Texte für „Grand Tidal Rave“ haben einen mythologischen Hintergrund und basieren auf tatsächlichen Geschichten, die ich jedoch aus ihrem ursprünglichen Kontext getrennt und persönlich interpretiert habe. Darüber hinaus betrachten wir „Grand Tidal Rave“ allerdings nicht als echtes Konzeptalbum.
Was denkst Du, wieviel BLOODSHED steckt noch in REV 16:8, und wieviel neue Energie hört man auf dem Album? Wo siehst Du die größten Unterschiede zwischen eurer Vergangenheit und der Gegenwart?
Die Art und Weise, wie wir neues Material komponieren, ist für Nefastus und mich nach wie vor die gleiche, aber das Material ansich ist bedeutend anders. REV 16:8 ist Black Metal, unserer Meinung nach die mächtigste Form, sich musikalisch auszudrücken und auch das einzige Metalgenre, zu dem wir uns in jeder Hinsicht verbunden fühlen. Die Band steht also auf einem reineren, viel persönlicherem Level, als wir es mit BLOODSHED jemals hätten erreichen können.
Das Album vereint schnellen, aggressiven Black Metal mit Death-Metal-Einflüssen, und das meiner bescheidenen Meinung nach auf sehr hohem Niveau – so hoch, dass ich es durchaus in der schwedischen Oberliga sehe. Was ist eure persönliche Sichtweise darauf, was macht Black Metal eurer Meinung nach aus?
Schön zu hören, dass es Dir gefällt! Die Musik soll so wahrgenommen werden wie der wahre Klang des Leids und der Qualen, so muss Black Metal klingen. Wenn man darin auch Spuren von Death Metal oder etwas anderem erkennen kann, dann ist es eben so. Eine gewollte Vermischung unterschiedlicher Stile streben wir aber nicht an. Das fällt in unseren Augen alles in eine Kategorie, so wie der Black Metal von REV 16:8 eben klingen soll. Diese Meinung kann man teilen oder eben eine ganz andere Perspektive von Black Metal haben, aber die Diskussion überlassen wir anderen.
Was würdest du als maßgebliche Einflüsse bezeichnen, wenn es ums Komponieren neuer Songs geht?
Bewusste Einflüsse kann ich nicht benennen, genauso wenig wie Bands, die inspirierend gewirkt haben könnten. Abgesehen von dem Material, an dem wir zur Zeit arbeiten, höre ich mir ziemlich wenig Musik außerhalb der Reihe an, gerade um die Chance zu minimieren, dass etwas anderes in unsere Musik hineinkommt. Gleichzeitig ist es natürlich fast unmöglich, genau das zu verhindern. Um sämtliche Einflüsse von außen auszuschließen, müsste man sich total isolieren, was alles andere als einfach ist.
Wie lange haben die Arbeiten an „Grand Tidal Rave“ angedauert? Seid ihr mit dem Resultat zufrieden?
„In Wait“, „Red Serpent Coil“ und „Sole Crow’s Carrier“ waren schon fertig, bevor wir REV 16:8 formiert hatten. Alle anderen Stücke wurde im Zeitraum März bis November 2008 geschrieben. Wie schon erwähnt, gab es etliche Komplikationen bei den Aufnahmen, die nicht in unseren Händen lagen. Es kam ständig zu neuen Verzögerungen zwischen den einzelnen Sessions, die dadurch in die Länge gezogen wurden.
Pata hat im November die Drumtracks im A.R.T.-Studio aufgenommen, im Dezember haben Nefastus und ich im Creeper Sounds Studio die Gitarren und im Januar den Bass eingespielt. Danach ging es ins Mandarine Studio, wo wir den Gesang aufgenommen haben. Im Necromorbus Studio hat dann Sverker Widgren den Mix und das Mastering übernommen.
Ganz zufrieden sind wir letzten Endes nicht, aber dennoch ist das Ergebnis für ein Debütalbum gut genug.
Vor einigen Tagen habe ich einfach mal nach eurem Namen gegoogelt. Die ersten Ergebnisse waren leider haufenweise Blogs, in denen euer Album schon als Download verlinkt war. Was haltet ihr davon?
Das ist wohl heutzutage unvermeidlich. Die meisten Sachen landen im Internet, bevor sie überhaupt veröffentlicht werden. Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn man sich ein Album einfach so runterladen kann, diesen Zugriff braucht der Markt. Wenn ich ein Album dann gut finde, kaufe ich es mir nämlich dann auch. Von daher sehe ich das eher gelassen.
Wie sieht es mit Plänen aus, gibt es schon was Konkretes für die nächsten Monate? Vielleicht eine Tour?
Zur Zeit nicht. Wir waren noch nie auf Tour, würden es aber gerne tun und warten auf entsprechende Angebote. Vielleicht leistet dieses Album ein bißchen Überzeugungsarbeit, wer weiß.
Dafür drück ich euch die Daumen! Ihr habt die Aufmerksamkeit redlich verdient.
Danke nochmals! Hoffentlich sieht man sich bald in Deutschland!
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