Red Aim
Red Aim

Interview

Die Veröffentlichung von Red Aims neuem Rocker "Flesh For Fantasy" steht kurz bevor. Es ist also an der Zeit, mal nachzufragen, was im Hause der vier Saarländer in diesem Sommer so geplant ist, wie sie zu ihrem Machoimage stehen und was es sonst noch Wissenswertes über ihr neues Album zu berichten gibt. So hatte ich einen gut gelaunten Dr. Don Rogers am anderen Ende der Leitung, dem ich einige witzige Kommentare und Anekdoten entlocken konnte.

Red AimErstmal die übliche Frage: Wie zufrieden seid ihr denn mit eurem neuen Album?

Sehr zufrieden. Das Material ist zwar schon stressig, live zu spielen, weil wir doch ein paar Sachen eingebaut haben, bei denen man richtig überlegen muss. Aber ansonsten sind wir sehr zufrieden.

Wohin entwickelt ihr euch? Ich persönlich finde, dass ihr euch auf „Flesh For Fantasy“ vom Stoner Rock etwas wegentwickelt.

Dankeschön. Damit bist du schon der zweite heute Abend, dem aufgefallen ist, dass wir keinen Stoner Rock mehr in der Art wie früher machen. Aber irgendwie schnallt das nicht jeder.

Aber warum verlasst ihr diese Wüstenrockwurzeln?

Gute Frage. Uns gefällt das Stoner Rock-Publikum nicht so. Es bewegt sich kaum. Du machst auf der Bühne den Hampelmann und vor dir passiert nichts. Das ist mir nicht mehr so abgegangen. Aber trotzdem hat es sich von selbst so ergeben. Wir haben nicht gesagt: „So, jetzt machen wir Ende mit Stoner Rock, jetzt machen wir Rock n‘ Roll.“ Wir haben uns zu diesem Punkt hin entwickelt.

Rühren daher auch die orientalischen Einflüsse und deine gesanglichen Elvis-Parts?

Eher die Elvis-Parts. Das mit den orientalischen Einflüssen war mehr oder weniger ein Zufall, was mir relativ spontan eingefallen ist, als ich einen Schlager gehört habe, von dem ich die Gesangslinie geklaut habe. Frag mich jetzt aber nicht, welcher Schlager das war. Ich kann es gar nicht mehr sagen. Im Original war dieser Part nur viel langsamer gesungen.

Wovon handeln denn eure Texte mit Titeln wie „My Lovely Mr. Singingclub“ oder „Goodbye Sam, Hello Samantha“?

„Goodbye Sam, Hello Samantha“ ist eine Story bei uns aus dem Saarland. Ein guter Freund von uns hieß Sam, hat sich aber in seinem Körper nicht allzu wohl gefühlt. Also hat er sich tatsächlich umoperieren lassen und nennt sich jetzt Samantha. Ihm haben wir diesen Song gewidmet, der quasi auf einer wahren Begebenheit beruht.

Davon mal abgesehen gibt es aber kein Konzept, das sich durch das Album zieht, oder?

Du, wir sind absolut konzeptlos! 🙂

Wenn dem so ist, dann würde mich mal interessieren, in welchem Gemütszustand man solche abgefahrenen Texte schreibt.

Wir haben alles eine Woche, bevor wir ins Studio gegangen sind, geschrieben. Wir schreiben grundsätzlich unter Zeitdruck. Uneffektiv haben wir schon vier Wochen vorher mit dem Schreiben angefangen, aber da ist uns irgendwie nichts eingefallen, weswegen wir immer sehr frustriert nach Hause gegangen sind. Eine Woche vorher haben wir dann gesagt: „So, jetzt müssen wir!“ Ja, und dann haben wir geschrieben.

Ihr baut durch eure Texte und durch eure Promofotos schon ein ziemliches Macho-Poser-Image auf. Seid ihr so oder ist das alles Fassade?

Wir sind so. Vor allen Dingen ich. Die anderen machen da eher gezwungenermaßen mit, aber ich bin schon ein Poser! 🙂

Gerade durch euer Image, durch eure Lieder und durch eure verrückten Live-Gags wird euch desöfteren nachgesagt, die Sache nicht ganz ernst zu nehmen. Wie steht ihr zu diesem „Vorwurf“?

Du, wenn eine Band einen Song „Kneel Down And Blow For Forgiveness“ nennt, glaubst du dann wirklich, dass diese Band das ernst nimmt? Natürlich nicht! Wir sind keine Liedermacher. Unsere Texte sagen absolut gar nichts aus. Warum auch? Nur dort, wo du Englisch verstehst, wird auch Englisch gesprochen. Das andere, was du nicht nachvollziehen und nicht verstehen kannst, das ist auch kein Englisch. Ich kann kein Englisch! 🙂

Wieso überrascht mich diese Aussage nicht? 🙂 Kommen wir mal zu dem Coversong auf „Flesh For Fantasy“. Warum habt ihr euch „Rock You Like A Hurricane“ von den Scorpions ausgesucht?

Ganz einfach, wir sind alle absolute Scorpionsfans aus früheren Tagen. Aber eigentlich haben wir das nur wegen des geilen Käfigs gemacht, den sie im Video zu diesem Song verwendet haben. Das war so inspirierend, dass wir gesagt haben: „Wenn wir diesen Song rausbringen, müssen wir unbedingt ein Video dazu drehen und auch so einen Käfig benutzen.“

Und was ist daraus geworden? Ist dieser Plan schon in trockenen Tüchern? Es ist ja nicht gerade einfach, in der deutschen Fernsehlandschaft ein härteres Musikvideo zu etablieren.

Da hast du recht. Nein. Leider ist es noch nicht sicher. Es wird auch, so wie es aussieht, gar nicht kommen. Die Scorpions hatten einen Chromkäfig für ihr Video. Unserer ist nur aus Stahl. Das sieht nichts aus. Deswegen werden wir diese Idee wahrscheinlich begraben müssen. Außerdem ist Klaus Meine (Sänger der Scorps, Anm. d. Verf.) ja auch ein bißchen kleiner und dünner als ich. 🙂

Warum habt ihr „Aprilfuckers“ neu aufgenommen? Was sagt dessen Text eigentlich konkret aus? Soviel ich mitbekommen habe, geht es ja um die Foundation für Recht und Verfassung aus Knight Rider.

Es hört sich jetzt einfach besser an und hat einen fetteren Sound. Was den Text angeht: Devon Miles, April und Michael Knight sind ja die Hauptfiguren der Foundation. Also ist Devon Miles der „Aprilfucker“, but he loves just Michael Knight! 🙂 Einer der wenigen Songs von uns, der noch Text hat.

Also habe ich mich doch nicht verhört! 🙂 Ihr seid Ende April/Anfang Mai auf großer Tour mit In Extremo. Wie kam denn dieses Package zustande? Die Musikstile passen ja nicht unbedingt zusammen.

Gute Frage. Wir haben letztes Jahr im E-Werk in Köln im Zuge der Popkomm mit In Extremo zusammen gespielt. Anscheinend haben wir ihnen extrem gut gefallen, weil sie uns unbedingt haben wollten für diese Tour. Die Stile passen mit Sicherheit überhaupt nicht zusammen. Aber warum nicht? So haben wir die Chance, ein anderes Publikum anzusprechen und auf uns aufmerksam zu machen. Außerdem spielen wir im Laufe der Tour auch in Mailand und das ist auch mal was anderes, weil wir da noch nie waren.

Auf welche extravaganten Liveshows darf man sich denn bei den Sommerfestivals einstellen? Eure Bananenspendenaktion beim letztjährigen Summer Breeze ist mir noch gut in Erinnerung.

Wir werden in Wacken einen Weltrekordversuch starten. Wir wollen die größte, je dagewesene Rock-Polonaise der Welt starten. Hierfür sollen sich bitte sehr viele Leute bei uns auf der Homepage unter (Link) im Gästebuch melden. Wir müssen das ganze ja ein wenig koordinieren. Je mehr Leute mithelfen, umso mehr Fun werden wir dann haben. 🙂

Die Nachricht ist also hiermit weitergeleitet! Jetzt noch eine Frage zu dem Hidden Track auf „Flesh For Fantasy“, den ich jetzt einfach mal „Johnny The Trucker“ nenne. Wie kam der denn zustande und werdet ihr ihn live performen?

Das kannst du live gar nicht spielen, weil dieses Stück absolut spontan entstanden ist. Ich habe mich an einer Stelle blödsinnigerweise versungen. Es sollte eigentlich ganz normal werden, aber ich habe mich so weggelacht und weggeschrieen, dass wir das dann so gelassen haben. Aber live wird das mit Sicherheit nicht kommen. Es sei denn, die Fans wollen es ganz spontan hören. Dann ist das natürlich kein Problem.

Wie sehen eure Zukunftspläne mit Red Aim aus?

Haben wir überhaupt Zukunft? 🙂 Wir haben jetzt erstmal geplant, sehr viele Festivals zu spielen. Das, was wir angeboten bekommen, werden wir wahrnehmen. Sonst warten wir einfach mal ab, wie unsere neue CD überhaupt bei den Leuten ankommt.

Gibt es noch irgendwas, was du den Fans da draußen unbedingt mitteilen willst?

Ja, klar! Ich begrüße hiermit unser neues Publikum, die Heavy Metal-Fans, und sage „Goodbye“ zum Stoner Rock-Publikum!

Harte Worte! 🙂 Dann bedanke ich mich für das Gespräch und wünsche viel Spass auf der Tour und viel Erfolg für die Zukunft. Bis zur größten Rockpolonaise der Welt in Wacken! 🙂

26.04.2002

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