Rebellion
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Interview

REBELLION konnten mit ihrem aktuellen Werk „Miklagard – The History Of The Vikings Vol. 2“ nicht nur Kritiker auf ihre Seite ziehen, vielmehr kann die Band erneut von einem Erfolg sprechen. Metal-Urgestein Tomi Göttlich stand uns Rede und Antwort über den momentanen Stand der Dinge.

RebellionTomi, euer aktuelles Album „Miklagard – The History Of The Vikings Volume 2“ schließt ja nahtlos da an, wo „Sagas Of Iceland“ aufhörte. Erzähl doch mal im Groben, um was es bei „Miklagard“ so geht.

Eigentlich geht es um die Reise eines schwedischen jungen Mannes, der auf einem Bauernhof lebt und in die große, weite Welt herauswill. Er heuert auf einem Schiff an, um nach Miklagard zu segeln. Auf dem Weg dorthin passiert er die Stationen, die man in der damaligen Zeit passieren musste. Das Ganze ist eine fiktive Geschichte, wir folgten dieses Mal nicht den historischen Quellen, wie wir es noch auf „Sagas Of Iceland“ machten aus dem Grund, dass es dafür eigentlich keine Quellen gibt. Schweden ist ja das Land, welches als letztes christianisiert worden ist und die Schriftkultur kam erst mit der Christianisierung. Deswegen gibt es über die heidnische Geschichte Schwedens kaum Quellen. Und die Missionare, welche die heidnische Geschichte hätten aufschreiben können, sind meistens nicht wieder zurückgekommen (lacht). Bei Russland ist es ähnlich, was aber den Grund hat, dass man dort bis vor fünf oder zehn Jahren noch versuchte zu unterdrücken, dass es sich eigentlich um eine germanische Staatsgründung handelt. Klar, dass das mit dem Nationalgefühl der Russen nicht ganz konform geht. Wissenschaftler und Historiker sind dort über Jahre in Arbeitslager gesteckt worden, weil sie die wissenschaftliche These vertreten haben, dass das russische Reich auf eine germanische Staatsgründung zurückzuführen ist. Als Historiker hat man demnach immer Probleme, Quellen zu finden und wenn welche vorhanden sind, dann werden diese wahrscheinlich zur Seite geschafft oder archiviert, ohne, dass man einen Zugang dazu hat. Man ist dadurch auf wenige archäologische Funde angewiesen. So schafft man es aber nicht, ein derartiges historisches Bild zu schaffen, bei dem man einen roten Faden finden kann. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, eine fiktive Geschichte zu kreieren, die aber auf einem historischen Hintergrund fungiert. Die Schweden hatten also mit den Finnen schon Kontakt und betrieben auch Handel. Dass es dabei schon mal zu Handgreiflichkeiten kam, die Schweden fränkische Schwerter mitgenommen haben, die eine ganz begehrte Handelsware waren, Bernstein und Felle getauscht wurden, die Ware mit Schleppsteinen transportieren musste und in Kiew eben Pause gemacht haben, Stromschnellen passieret werdem mussten und es dabei zu diversen Überfällen kam, ist historisch belegt. Im Prinzip hätte die Geschichte genau so sein können.

„Miklagard“ besticht im Gegensatz zu seinem Vorgänger „Sagas Of Iceland“ vor allem durch seine hohe Hitdichte. Meiner Meinung nach ist es euer bisher reifstes und frischestes Album. Was war beim Songwriting dieses Mal anders? Oder war überhaupt etwas anders als sonst?

Hmm, eigentlich war nichts anders. Wenn ich überlege, dann habe ich „Shakespeares MacBeth – A Tragedy In Steel“ mit Uwe alleine geschrieben. Wir haben damals kaum Leute von außen daran gelassen, auch nicht von der Band. Mittlerweile ist es schon so, dass sich auch Michael, gerade als Sänger, über die Jahre innerhalb der Band ein Standing erarbeitet hat, so dass wir ein größeres Vertrauen in seine Fähigkeiten als Songwriter haben und ihn mit einbinden. Und dies ist auf der neuen Scheibe sicherlich stärker gewesen als auf der letzten Platte und auf der letzten war es schon stärker als auf der vorletzten Scheibe. Es ist einfach ein Prozess des Zusammenwachsens und ich denke, dass es vielleicht ein Grund dafür sein kann, dass du sagst es klingt reifer, frischer. Ich kann es jedenfalls nicht genau sagen. Auch bei „Miklagard“ habe ich versucht, den gleichen Arbeitsprozess zu machen und wenn das Ergebnis dann anders klingt als vorher, dann wird das vielleicht auf solche Gründe zurückzuführen sein. Ich kann es dir nicht sagen. Wenn ich es wüsste, dann hätte ich es vorher schon so gemacht (lacht).

Bei euren Konzeptalben versucht ihr ja immer, die Geschichte detailvoll und interessant an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Ist es für euch auch manchmal eine Art Mission, den Hörern die Themen nahe zu bringen? Habt ihr daran Spaß, weil euch die Themen vielleicht auch selbst sehr interessieren?

Na, also Mission ist bestimmt das falsche Wort. Spaß passt da schon besser. Ich könnte als Historiker keine „La-la-Geschichten“ erzählen, ein paar Sachen aus irgendeinem Artikel aufgreifen oder Themen aus irgendeinem pseudowissenschaftlichen Buch nehmen und dann nach vorne zu gehen um zu sagen, dass es jetzt einen ernstzunehmenden Anspruch hat. Ich möchte die Sachen die ich mache, auch mit einem wissenschaftlichen Anspruch versehen damit es auch immer dementsprechend gerecht ist. Natürlich ist das keine historische Diskussion die wir hier führen, aber letztendlich versuchen wir schon authentisch zu sein und die Dinge so rüberzubringen, dass sie glaubhaft sind. Anders würde mich das auch einfach nicht befriedigen. Dann schreibe ich lieber über etwas ganz anderes. Aber wenn ich schon über historische Themen schreibe oder auch beim Beispiel MacBeth über literaturwissenschaftliche Themen, dann versuche ich schon einen Zugang zu finden, der letztendlich im weiteren Sinne auch einen wissenschaftlichen Standpunkt hat. Damit will ich keinen erreichen, keinen missionieren oder irgendwas unbedingt den Leuten nahe bringen. Es ist einfach meine Art es zu machen, es gibt mir Inspiration, es reizt mich und ich denke, es ist einfach ein Angebot an den, den es interessiert. Diese Person kann sich damit beschäftigen, es kann sie interessieren oder auch nicht. Und sie kann davon etwas mitnehmen. Wen es natürlich nicht interessiert, der muss sich damit auch nicht auseinandersetzen sondern kann schlicht die Musik hören.

Es ist ja mittlerweile nicht mehr so, dass Konzeptalben in der Metalszene eine Seltenheit sind. Mit GRAVE DIGGER wart ihr damals auch schon so eine Art Vorreiter. Doch im Gegensatz zu manch anderer Combo, sind eure Konzepte immer authentisch und gut recherchiert, soweit ich das beurteilen kann. Wie geht ihr mit der Erstellung eines Konzeptthemas ans Werk? Ist es eine Bandarbeit oder ist dafür eine Person alleine zuständig?

Also was das konzeptionelle betrifft, bin ich da alleine für zuständig. Es geht auch gar nicht anders, weil ich für diese Wikinger-Geschichten mittlerweile sicherlich 20.000 bis 30.000 Seiten gelesen habe. Ich habe also zwei laufende Meter Wikinger-Geschichte im Bücherregal stehen, ich habe alles genommen, was ich kriegen konnte. Über Antiquariate, eBay, Buchgeschäfte und auch viele neue, aktuelle Werke. Nach all dem ist mir nichts bekannt, was ich nicht habe und ich schaue da schon seit ein paar Jahren kontinuierlich drauf. Daraus entsteht eine Arbeit mit einem Volumen, was man zu bewältigen hat…das muss man einfach können. So etwas lernst du z.B. wenn du studierst. Wenn du ein Staatsexamen geschrieben hast, dann kannst du auch mit solch einer Literatur umgehen. Wenn du das nicht hast, dann wirst du einfach die Zeit dafür nicht finden können. Dieses Volumen lese ich in einem Zeitrahmen von zwei bis drei Jahren neben meiner ganz normalen Arbeit. Ich habe das gelernt, es ist meine Arbeit und es wäre doch sehr unsinnig, wenn ich zu Michael oder Uwe sagen würde „Hier, lies mal eben diese 5.000 Seiten innerhalb der nächsten 4 Wochen, merk dir, was da drin steht und sei in der Lage, es wiedergeben zu können“. Aus diesem Grunde mache ich solche Sachen alleine und taste mich erst mal grob an das Thema heran, z.B. mit irgendwelchen Werken vom Ramschtisch, damit ich mal einen Überblick des Themas aneignen kann. Daraus erhalte ich meistens schon eine Idee, wo ich die Schwerpunkte setzen kann und anschließend nehme ich mir das Thema wissenschaftlich vor. Darauf erarbeite ich mir einzelne Kapitel am PC und, so ca. nach einem halben Jahr, kommt eine Verdichtung davon heraus, die sogenannte rote Schnur von verschiedenen Schwerpunkten. An dieser Stelle kommt dann z.B. Michael ins Spiel, dem ich die Themen rauskopiere oder die Bücher mitgebe mit dem ungefähren Inhalt und dieser muss sich dann damit auseinandersetzen. An diesem Punkt ist es dann meistens so, dass Michael schon ein, zwei Songs fertig hat und ich den ganzen Rest schreibe, weil ich einfach schneller bin. Aber das hat einfach mit der Professionalität zu tun, denn mein Beruf ist ja schließlich Lehrer. Ich meine jetzt nicht, dass Michael doof ist, aber ich lese nun mal ein Buch von 300 Seiten innerhalb von nem halben Tag und weiß dann aber noch, was drin steht. Das lernt man einfach irgendwann.

Konzeptalben stehen euch bekanntlich sehr gut. Beschränkt ihr euch zukünftig nur noch auf solche Alben? Denn vergleichsweise war „Shakespeares MacBeth“ von den Verkaufszahlen erfolgreicher als z.B. „Born A Rebel“, welches ja kein reines Konzeptalbum war.

Kann ich dir nicht sagen. Ich möchte mich auch einfach nicht festlegen. Es macht einen unheimlichen Spaß, eine Konzeptplatte zu machen, gleichzeitig macht es auch Spaß, eine Scheibe wie „Born A Rebel“ einzuspielen. Ich glaube auch nicht, dass sich „Born A Rebel“ schlecht verkauft hat, weil es kein Konzept hatte, obwohl es eigentlich ein Konzept hat. Dieses ist aber einfach nicht nach vorne gekommen. Ich glaube einfach, dass da drum herum einiges schiefgelaufen ist. Wir haben keine Tournee dazu gemacht bzw. das, was wir geplant hatten hat nicht funktioniert, wir wechselten die Plattenfirma danach relativ schnell. Aus diesem Grunde ist von deren Seite auch nicht mehr viel passiert und die Promotion war nicht gut. Es ist auf jeden Fall einiges versiebt worden. Es mag auch sein, dass das Cover nicht gut ist. Ich finde es zwar Weltklasse, aber wir haben dafür eine Menge Prügel bezogen. Ich finde, dass „Born A Rebel“ ein tierisch geile Scheibe ist, sie klingt frisch und lebendig, sie vermittelt ein ganz anderes Gefühl. Bei unseren Konzerten wird diese Scheibe übrigens am besten verkauft! Das zeigt uns auch wieder, dass wenn wir die Stücke der Scheibe live präsentieren, die Fans sich die Platte auch kaufen. Na ja, ich mache die Musik jedenfalls zum Spaß und nicht für das Geld, denn Geld gibt es eh keins. Ich verdiene meine Brötchen mit meinem Beruf und REBELLION ist mein Hobby, welches ich so machen möchte, wie ich es will.

Eine Metalband mit einer Frau an der Klampfe ist auch heutzutage noch ungewöhnlich. Wie seid ihr auf Simone Wenzel als Gitarristen gekommen?

Hm, der Uwe hat sie irgendwann mal mit ihrer Band gesehen und im Hinterkopf behalten. Als Björn (Eilen, Anm. d. Red.) ausgestiegen ist, war Uwe relativ schnell dabei, bevor überhaupt einer von uns dazu kam, jemand anders vorzuschlagen, die Simone vorzuschlagen. Er ließ sich erst gar nicht von ihr abbringen. Es hat auch gar nicht lange gedauert, da wusste ich, warum er sich für sie entschieden hat (lacht). Aber in diesem Fall hat es Uwes hormonelle Sichtweise der Dinge zu 100% getroffen. Die Simone ist eine Superfrau und die ideale Lösung für uns. Klar nach draußen heißt es „Wir habe ne Frau in der Band, die auch noch schick aussieht“ und auch sonst rein äußerlich eine Menge hergibt. Sie kommt einfach auch sexy rüber und ist auch geil, aber das ist nicht der Grund, warum sie in der Band ist. Wenn ich z.B. einen Job zu machen hab, dann frag ich Simone, ob sie das machen könnte. Dann weiß ich, dass sie sich darum kümmert. Anderen Leuten kann ich nicht so vertrauen, ich muss immer hinterher sein. Sie ist einfach zuverlässig, gerade was organisatorische Sachen angeht. Sie spielt einfach gut Gitarre, was man ja auch nicht vernachlässigen sollte. Das Solo von „Taste Of Steel“, ein Song der neuen Platte, ist einfach nur der Hammer! Sie ist einfach richtig pflegeleicht und passt klasse in die Band. Man kann gut mit ihr umgehen, sie kann einen Spruch vertragen und auch austeilen. Da sie auch noch 10 Jahre jünger ist als wir, bringt sie einen jugendlichen Elan und Enthusiasmus herein…das nimmt uns auch einfach ein Stück weiter mit.

In der Metalszene kommt es momentan häufig zu kleinen Anfeindungen zwischen den einzelnen Musikstilen. True Metal wird von vielen belächelt, Power Metal können viele nicht mehr hören. Wo seht ihr euch in der Metalszene? Oder möchtet ihr generell in keine dieser Schubladen gesteckt werden?

Pfff, das interessiert mich wirklich nicht. Weißt du, ich höre meine Musik und ziehe mein Ding durch. Und uns in Schubladen stecken, sollen andere Leute machen. Wir hatten gestern eine Vorgruppe, die extrem proggig gespielt hat, ein wenig SIEGES EVEN mäßig. Die fand ich auch geil, ziemlich gute Musiker, hat eine Menge Spaß gemacht, denen zuzuschauen. Ich höre allerdings auch mal gerne Country oder auch einen gutgemachten Popsong. Ein guter Song ist ein guter Song, ein schlechter Song ist ein schlechter Song. Ob ich den jetzt mit Metal mache oder daraus einen Schlager mache, hat erst mal nichts mit der Qualität des Songs zu tun. Okay, ich höre jetzt natürlich weniger gerne Schlager, aber dennoch ist ein guter Schlagersong ein guter Song. Wenn ich jetzt z.B. das Klavier wegnehme und stattdessen verzerrte Gitarren einsetze, den Drumbeat anders und den Gesang rauer mache, habe ich dennoch genau die selben Melodylines…man erhält einen guten Metalsong. Es ist einfach zu viel Religion dabei! Ich entscheide bei der Musik nach gefällt mir, oder gefällt mir nicht.

Was hast du eigentlich zu deiner „Bandfreien“ Zeit nach GRAVE DIGGER und vor REBELLION gemacht?

Ich kann dir sagen, was ich nicht gemacht hab: Bass gespielt. Ich habe drei Jahre keinen Bass gespielt. Ich habe wirklich lange gebraucht, um die Geschichte mit GRAVE DIGGER zu verarbeiten. Der Bass hat auch etwas damit zu tun gehabt, weil es der Grund war, warum ich bei GRAVE DIGGER mitgespielt habe, logischerweise. Warum ich schließlich wieder angefangen habe, ist ein relativer Zufall, da ich in der Zwischenzeit mein Staatsexamen gemacht und mich so auf mein zweites Standbein konzentriert habe. Für mich war das ganz gut, da ich mich in die Arbeit richtig vergraben konnte. Ich hatte extremen Nachholbedarf und habe mich da ziemlich hineingeflüchtet. Es hat mir gut getan und mein Staatsexamen ist auch gut bzw. sehr gut ausgefallen. Darauf habe ich meine Referendarszeit gemacht. Irgendwann kam dann die Big Band von der Schule in Friedberg, ein Bassist war kurzfristig ausgefallen, auf mich zu und bat mich auszuhelfen. Ich dachte mir, dass es eine schöne Gelegenheit wäre, wieder damit anzufangen und nachdem ich die Show gespielt hatte, klimperte ich hin und wieder mit dem Bass herum. Tja, und irgendwann kam eben der Uwe vorbeigewackelt und wir haben darauf REBELLION gegründet.

Warst du zu den GRAVE DIGGER Zeiten denn auch schon als Lehrer aktiv?

Nee, zu GRAVE DIGGER Zeiten habe ich lediglich studiert, so an die 30 Semester (lacht). Wenn es bei GRAVE DIGGER los ging, dann konnte ich nichts an der Uni machen und wenn im Gegenzug mal bei GRAVE DIGGER nichts los war, konnte ich ein paar Scheine machen. Das schlimme am Staatsexamen war ja, dass der Stoff bei mir schon wieder 15 Jahre her war (lacht). Ich musste mir also Stoff aus Grundseminaren wieder draufschaffen, was eine extreme Kauerei war. Aber wie gesagt, es hat mir gut geholfen, diese ganze GRAVE DIGGER Sache hinter mir zu lassen.

Und wie reagieren die Schüler auf dich, wenn sie herausbekommen, dass du der Tomi von REBELLION bist? Gibt es Autogrammwünsche?

Nein, die Autogramme kriegen sie ja unter ihre Schlechten Noten (lacht). Spaß, natürlich ist das am Anfang der Hit, klar, die wollen dann alle zu mir hin um zu gucken und alles ist super. Aber es ist einfach ein Exotenbonus, der nach ein paar Wochen oder Monaten wieder flöten geht. Dann ist eigentlich auch alles wieder normal und man wird wieder über die Arbeit bewertet, die man macht.

Und wie reagieren deine Kollegen wenn sie feststellen, dass sie einen waschechten Rocker in ihren eigenen Reihen haben?

Ach das ist eigentlich ganz interessant. Wenn man an eine neue Schule kommt und schon etwas anderes aussieht, wollen die Kollegen wissen, wer man überhaupt ist. Es ist dort wie ein kleines Dorf, es tratscht sich alles ziemlich schnell herum. Die bekommen schon schnell mit, was ich für eine Arbeit mache. Ich denke, dass ich eine sehr gute Arbeit mache, von daher gesehen bekommen die es auch mit und respektieren das. Ich bin zwar da eher der Paradiesvogel, werde aber schon ernst genommen. Da wo Menschen zusammenarbeiten kommt es natürlich immer mal zu Konflikten, was aber nichts damit zu tun hat, wie ich aussehe. Man muss sich im Zweifelsfall auch mal streiten, was ich von der Uni schon gewohnt war, dann so wie ich aussehe, werde ich gern mal angegriffen. Ich bin da aber schon gut vorbereitet, so dass ich auch direkt zurückschießen kann. Da ich nicht auf dem Mund gefallen bin, kann ich mich verbal auch wehren. Wenn man dann noch ein paar Paragraphen im Hinterkopf hat, die man seinem Gegenüber auf der Konferenz von links rüberziehen kann, dann versucht auch gar keiner mehr, sich mit einem zu streiten.

Ist Uwe nach seinem Ausstieg bei GRAVE DIGGER eigentlich direkt auf dich zugekommen oder hat das noch etwas gedauert?

Nee, es war anlässlich eines Rechtsstreites. GRAVE DIGGER hatte wohl einen Rechtsstreit gegen GUN-Records und die kamen darauf, dass ich noch ein Mitglied dieses Rechtsstreits wäre, da ich auch die Verträge damals unterschrieben habe, um die es da ging. Der juristische Terminus besagt also, dass wir eine notwendige Streitgemeinschaft waren. Ich habe dann erst mal einen Bekannten bei GUN-Records angerufen, um mich zu erkundigen, was denn überhaupt los sei. So erhielt ich die Info, dass Uwe auch nicht mehr bei GRAVE DIGGER dabei ist. Diesen habe ich zufällig vier Wochen später auf einem Konzert getroffen. Darauf haben wir uns einfach mal zusammengesetzt und uns unterhalten. Es stellte sich heraus, dass Uwe bei seinem Ausstieg von GRAVE DIGGER ganz ähnliche Erfahrungen gemacht hatte, wie ich zu meiner Zeit. Es waren im Prinzip die selben Faktoren, ich möchte es ein wenig wertneutral sagen, die da eine Rolle gespielt haben. Als wir uns ausgetauscht und Vertrauen zueinander gefunden haben, kamen wir gut miteinander klar. Bei GRAVE DIGGER waren wir nie die besten Freunde. Nach und nach haben wir dann ein paar Spielchen herausgefunden, die da gelaufen sind. Es war schon hochinteressant. Mich hat es nicht so sehr erschreckt, da ich es schon ein paar Jahre hinter mir hatte, aber für Uwe war das ganz neu. Er hat dann noch ein paar Wochen gebraucht, um das alles zu verarbeiten. Wir fingen dann an, ein paar juristische Dinge zu klären und aus einer Bierlaune heraus, stellten wir die ersten Demos fertig. Das erste Stück war dann gleich…

„Power Of Evil“ stand zumindest als erstes auf eurer Homepage.

Nee, wie heißt noch mal das erste Stück von der „Born A Rebel“? Ist ja auch egal, wir sind dann jedenfalls mit den ersten drei Stücken zu unserem Bekannten zu GUN Records gefahren, da wir dort eh noch etwas juristisches klären mussten und erzählten ihm von den neuen Stücken. Da er jedoch nichts mehr in dieser Hinsicht machen wollte, verwies er uns an den alten RAGE Manager Boggi Kopec und sein neues Label Drakkar Records. Die Demos wurden einfach mal eben aufgenommen, mit meinem Gesang drauf und schon hatten wir einen Plattendeal. Wir sind da sozusagen reingestolpert (lacht).

Was GRAVE DIGGER veröffentlichen verfolgt ihr aber nicht mehr, oder?

Also „The Grave Digger“ habe ich mal gehört. Ich habe eine Art, Melodien zu schreiben, Texte zu schreiben und ich finde, dass es gut so ist, wie ich es mache. Chris (Boltendahl, Anm. d. Red.) hat eine andere Art es zu machen und wenn ich richtig informiert bin, dann lässt er es machen ohne es draufzuschreiben. So war es zumindest in den ganzen letzten Jahren. Das ist nicht mein Stil und ich finde das nicht gut. Auf der anderen Seite finden es genug andere Leute gut. Es hat auch nichts mit GRAVE DIGGER zu tun, dass es nicht mehr mein Ding ist, man muss es schon relativieren. Ich finde auch manch andere Bands nicht mehr gut, weil es eben nicht mehr mein Stil ist. Musikalisch sind die Sachen sicherlich gut gemacht, aber Texte und Melodiebogen würde ich einfach anders machen. Von daher gesehen höre ich sporadisch mal rein oder wenn ich irgendwo ne GRAVE DIGGER Promo rumliegen sehe, dann skippe ich vielleicht mal durch.

Wann können wir dann ungefähr mit dem dritten Teil der Wikinger-Saga rechnen? Habt ihr dafür bereits einen Zeitplan erstellt oder lasst ihr es einfach mal auf euch zukommen?

Eigentlich gar net! Wir wissen das noch gar net. Bei den letzten beiden Platten bin ich jedes Mal mit dem Management und der Plattenfirma aneinander geraten, weil ich denen klipp und klar gesagt habe, dass ich zwar verstehen kann, dass sie Druck haben und ihre Sichtweise nachvollziehen kann. Meine Sichtweise ist allerdings eine andere, denn ich möchte ein gutes Album abgeben. Und wenn ich sage, dass das Album zum Zeitpunkt X noch nicht gut ist und es noch vier Wochen braucht, dann braucht es noch vier Wochen. Und wenn das Label irgendwelche VÖ´s verschieben muss, dann ist das nicht mein Problem. Mein „Problem“ ist es, eine gute Platte zu machen und die Zeit, die ich dafür brauche, nehme ich mir. Das ist sicherlich schwierig und unangenehm für eine Plattenfirma, aber auf der anderen Seite gehören wir bei Massacre Records zu den Acts, die am meisten verkaufen. Mit der zweiten Scheibe („Sagas Of Iceland“, Anm. d. Red.) sind wir auch wieder fünfstellig und das ist heute schon ne Hausnummer. Von daher gesehen können wir uns das einfach herausnehmen. Das ist jetzt auch gar nicht böse oder arrogant gemeint, doch unsere Fans erwarten von uns einfach eine gute Platte und das ist es, was wir machen müssen. Alles andere interessiert mich nicht. Weißt du, die Plattenfirmen haben Probleme und es gibt tausend Leute die in einer Psychiatrie sind und Probleme haben. Um die kann ich mich auch nicht kümmern. Ich muss mich um die Platte kümmern. Das ist mein Job. Alles andere zählt erst mal nicht. Natürlich muss man miteinander reden und Kompromisse finden, denn sonst nimmt man ja zehn Jahre auf, klar. Doch wenn ich das Gefühl habe, dass ich da noch mal ran muss, dass es noch nicht richtig gut ist, dann kann ich doch nicht sagen „okay, wir geben das Ding jetzt mal ab, denn die Plattenfirma will das Teil doch veröffentlichen“. Dann müssen die es eben verschieben, das ist deren Problem…es geht doch um die Qualität der Musik und nicht um die Belange einer Plattenfirma! Die kommen ja auch nicht zu mir uns sagen „Hier Göttlich, du bekommst jetzt 50.000 € für die Scheibe“. Es heißt eher „ihr verkauft Menge X und bekommt dafür den Betrag von X“. Wenn ich jetzt mehr verlange dann sagen die mir auch, dass es mein Problem sei.

Zum Abschluss würde ich dir gerne ein paar Stichwörter zuwerfen, zu denen du mir bitte einen kurzen Satz sagst.

Heavy Metal.

My Rebellion.

Fans.

Gern gesehene Gäste und Menschen, mit denen ich oft viel gemeinsam habe.

Konzeptalben.

Gibt es ganz wenig gute von.

Erfolg.

Ich weiß gar nicht, ob ich davon noch viel mehr haben möchte, die momentane Situation gefällt mir eigentlich ganz gut.

Groupies.

War früher mal ein großes Thema, was ich sehr eindringlich (!!!) abgearbeitet habe und heute nicht mehr so erledigen möchte.

Plattenfirmen.

Gute und schlechte, muss man professionell mit umgehen.

Tomi, danke fürs Interview.

Vielen Dank für deine Fragen, man!

Galerie mit 20 Bildern: Rebellion - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024
14.05.2007

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