Raven
Raven
Interview
Trotz ihres großen Durchhaltevermögens gehören RAVEN noch immer zu der Sorte von Bands, die ein Schattendasein führen. Wir sprachen mit Sänger und Bassisten John Gallagher darüber, ob das neue Album etwas daran ändern könnte.
John, euer neues Album „Walk Through Fire“ ist ein weiterer Meilenstein in der Historie von RAVEN. Alle Songs klingen frisch, dynamisch und treten mächtig Arsch. Woher nehmt ihr diese unverbrauchte Energie beim Songwriting?
Es steckt in unserem Blut! Außerdem mussten wir so lange warten, um das Album zu schreiben. Dadurch ist es noch verrückter geworden als sonst.
„Walk Through Fire“ ist der direkte Nachfolger von „One For All“ aus dem Jahre 2000. Warum habt ihr so lange gebraucht, um ein neues Album auf die Beine zu stellen?
Hauptgrund dafür ist sicher Marks schrecklicher Unfall, der ihm beinahe das Leben gekostet hat, anschließend fast auch noch das Bein. Dann wurde ihm gesagt, dass er nie wieder richtig laufen werden könne. Aber weil er eben solch ein Sturkopf ist, hat er die Meinung der Ärzte einfach ignoriert. Trotzdem hat es aber Jahre und eine anstrengende Physiotherapie gebraucht, bis er wieder genesen war. Und im Anschluss konnten wir endlich wieder an einem neuen Album arbeiten.
Was man auf jeden Fall sagen kann ist, dass „Walk Through Fire“ eine typische Scheibe aus dem Hause RAVEN ist, die mal wieder einige verrückte Elemente (z.B. bei „Under Your Radar“) sowie einige recht eigenwillige Songs (z.B. „Trainwreck“ oder „Grip“) beinhaltet. Ist es das, was ihr immer sein wolltet, unberechenbarer als andere Bands?
Wir wollten immer wir selbst sein. Der typische RAVEN-Sound ist eine Balance aus Power, Aggressionen, Melodien, Hooks sowie eine Prise Wahnsinn. Auf dem neuen Album haben wir genau die Mitte getroffen. Es gibt Variationen, die softeren Nummern sind nicht weich, und die kraftvollen Stücke sind trotzdem melodiös.
Es gibt außerdem einen Coversong auf „Walk Through Fire“ namens „Space Station #5“ von MONTROSE. Warum habt ihr euch gerade für diesen Song entschieden?
Weil MONTROSE einfach Arsch treten!!! Wir haben die Nummer bereits in den 70ern gespielt, sie ist ein Teil unserer Jugend.
RAVEN gibt es nun schon seit 36 Jahren. Kann man den Songtitel „Walk Through Fire“ auch als Statement verstehen, dass ihr mit dieser Band durch das Feuer gehen musstet?
Eigentlich…gehen wir gerade und werden immer durch das Feuer gehen müssen. „No Pain, No Gain“, wie einer unserer alten Songs sagt.
„Walk Through Fire“ wurde bereits vor ein paar Monaten in Japan veröffentlicht, also lange vor Europa. Ist der Markt in Japan für euch größer als in Europa oder in den U.S.A.? Oder hatte das andere Gründe?
Das japanische Label liebte unser Demo von der Scheibe, und gab uns die gesamte Kohle, um das Album fertigzustellen. In den U.S.A. und in Europa wollte man erst das ganze Paket hören, um anschließend darüber zu entscheiden. Deswegen hat es länger gedauert.
Es gibt mittlerweile nicht mehr allzu viele Bands im Business, die so lange wir ihr im Geschäft sind und immer noch Alben veröffentlichen können, die alle Fans begeistern können. Habt ihr dafür ein besonderes Rezept?
Ganz einfach! Wir lieben was wir tun, und wir werden es so lange genießen, wie es uns gefällt. Und wenn wir auf der Bühne oder im Proberaum stehen und zusammen spielen, fühlen wir uns wieder wie mit 16 Jahren…nur dass wir heute besser spielen können als damals.
Seid ihr der Meinung, dass ihr mit „Walk Through Fire“ auch junge Metalheads erreichen könnt, oder ist die Scheibe eher ein Werk, um die bestehende Fanbasis zu füttern?
Ich denke schon, dass wir auch junge Fans erreichen können. Es gibt da draußen wieder eine Hörerschaft für den Metal und die Reaktionen auf die Scheibe waren bis jetzt KILLER!
Wie man weiß hatten RAVEN einige Höhen aber auch viele Tiefen in ihrer Karriere. Würdest du uns bitte mal sagen, was aus deiner Sicht die absolut beste Zeit für die Band war?
Die beste Zeit für uns könnte vielleicht dieses Jahr auf uns zukommen, allerdings auch eine Menge Arbeit, aber diese ganze Plackerei hat uns schließlich dahin gebracht, wo wir heute stehen. Außerdem freue ich mich auf die ganzen Festivals, ich kann es kaum erwarten. Aber eigentlich waren die Shows in Japan im letzten Jahr ein absoluter Hammer, die verrücktesten aber auch herzlichsten Fans aller Zeiten.
Und was war die schlimmste Zeit?
Nun, sicherlich 1987, als Rob ausstieg und wir ohne Kohle in New York festsaßen. Außerdem, als wir im Jahr 2001 von Marks Unfall hörten.
Anfang der 80er hattet ihr ja eine Menge Bands im Vorprogramm, wie z.B. ANTHRAX, METALLICA und noch viele mehr. Was für ein Gefühl war es mit anzusehen, wie diese Bands größer wurden als ihr? Wart ihr jemals eifersüchtig auf diese Bands?
Nein, nicht wirklich. Es liegt in der Natur des Menschen, ein wenig neidisch zu sein. Aber wir kennen die Jungs ja alle und wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt. Außerdem ist es auch immer eine Sache des Glücks und wie viel Unterstützung du bekommst. Sie hatten einiges von dem, und wir eben in vielen Fällen nicht.
Seit 1988 macht ihr drei zusammen Musik. Hattet ihr jemals ernsthaften Streit untereinander? Oder habt ihr eine solch tiefe Freundschaft, dass euch so etwas gar nicht passieren kann?
Wir arbeiten einfach sehr gut zusammen. Außerdem sehen wir uns untereinander nicht so häufig, wenn wir nicht gerade zusammen auf Tour sind oder ein Album schreiben. Das trägt sicherlich auch dazu bei. Sicherlich spielt auch die Tatsache eine Rolle, dass wir drei den selben Humor haben, was ganz essentiell ist.
Wenn man einen Metalfan nach der Band RAVEN fragen würde, käme sicherlich häufig die Antwort „Oh ja, diese drei irren Typen aus England, die live eine Wahnsinns Show machen“. Seid ihr nicht stolz darauf, welchen Status ihr in der Szene erreicht habt?
Das sind wir wohl. Und genauso bringen wir es auf den Tisch. Wir sind eine Liveband und wir unterhalten. Jedes Mal!
Können die Leute davon ausgehen, euch bald wieder über die Bühne flitzen zu sehen? Oder gibt es momentan noch keine Termine für irgendwelche Shows?
Wir werden tonnenweise Festivals in Europa beackern. Checkt hierzu bitte unsere Homepage, www.ravenlunatics.com für Details.
Vielen Dank für das Interview. Gibt es noch irgendwas, das du uns sagen möchtest?
Einfach nur vielen Dank für all eure Unterstützung. Hört euch unser neues Album an, wir sehen uns on the road!