Raising Fear
Raising Fear
Interview
Mit Yorick von RAISING FEAR haben wir uns wieder an einen Interviewpartner aus der eingefleischten italienischen Metalszene rangetraut. Mit Ihrem kürzlich erschienenen Werk "Avalon", setzte die Band dabei ihren rifflastigen, komplexen Powermetalstil fort, und machte trotz einiger unausgereifter Strukturen, nach einer gewissen Einarbeitungszeit jede Menge Spaß. Letzteren schien Yorick auch gehabt haben, als ich ihn nach seinem Equipment gefragt hab. Offensichtlich warten Gitarristen geradezu darauf, etwas über ihre Streitäxte und Amps erzählen zu dürfen.
Ziemlich hektisch. Viele Dinge sind passiert und jede Menge Arbeit wurde getan. Wir sind verdammt glücklich, dass unsere neue Kreatur in trockenen Tüchern steckt.
Würdest du sagen, dass die Band nicht mehr die ist, die noch das Debüt geschrieben hat?
Naja, es ist von der Natur durchaus gewollt sich zu entwickeln. Wir haben unsere Erfahrungen aus „Mythos“ intensiv genutzt um „Avalon“ als Resultat zu verbessern, jede Menge gespielt und mit vielen großen Bands die Bühne geteilt. All das hat uns irgendwie geholfen – mal mehr, mal weniger.
Ich habe gelesen, dass „Avalon“ als Konzeptalbum von einer Zukunftsgesellschaft handelt. Kannst du etwas darüber erzählen?
Das Konzept ist weder Epik noch Fantasy, es ist eine Untersuchung über die Wurzeln des vergangenen Avalons. Also eine Geschichte in der Geschichte, wo jedes Detail mit großer historischer Aufmerksamkeit zusammengefügt wurde. Wolfram ist eigentlich Nicholas Gutenberg, verwandt mit Johannes, dem Erfinder des Buchdrucks. Seine Familie hat ihm die Tradition Bücher zu sammeln, und die Kunst alte Nachrichten zu entschlüsseln, vererbt. Eines Tages ist er dem Zirkel beigetreten – von dem wir auch viel auf unserer Homepage www.raisingfear.com erzählen – und wurde ‚Wolfram von Mainz‘ getauft. Der Name bezieht sich auf ‚Wolfram von Eschenbach‘, der die Geheimnisse des Grals entschlüsselt hat. Nicholas Kenntnisse haben dem Zirkel geholfen, die Kraft des „Portals“ zu verstehen, ein altes Artefakt, das vom Zirkel im mittleren Osten ausgegraben wurde. Er wurde als „der Reisende“ trainiert und wählte Avalon als ersten Schritt. Hier trifft die Tradition des Zirkels auf seine Mission, denn so wie jeder Novize getauft werden muss, wurde Wolfram durch die weißen und roten Wasser Avalons geschickt um sich den Kräften der Regeneration – den ersten Kräften die jeder Auserwählte haben muss – würdig zu erweisen. Mehr Informationen in den nächsten Kapiteln der Chronik des Zirkels.
Würdest du diese Konzeptstory als Hauptentwicklung zwischen „Mythos“ und „Avalon“ bezeichnen?
Ich würde sagen, dass die Hauptentwicklung diesmal sicherlich die Entwicklung der Themen innerhalb der Platte ist. Wir wollten eine Geschichte, die man in Kapitel teilen kann, und damit ein kontinuierliches Konstrukt einfügen. Ich hoffe das ist uns auch gelungen.
Ich muss sagen dass mich das chorale Intro ziemlich begeistert hat. Wurdet ihr durch klassische Komponisten inspiriert?
Ich liebe wirklich gregorianische Chöre oder die mittelalterliche Mehrstimmigkeit, aber ich denke dass die größte Inspiration von der Art kam, wie Zak Stevens in Savatage oder Circle II Circle, Chöre in den Songs arrangiert hat.
Gab es auch eine Anlehnung an Rhapsody, wegen den vielen atmosphärischen Breaks?
Oh, ich mag Rhapsody, aber ich habe mit meiner Band Helreidh zum Beispiel auch einen sehr progressiven Hintergrund. Ich denke dass du zwangsläufig verschiedene Stimmungen in verschiedenen Situationen brauchst, wenn du Geschichten erzählst, und das erfordert notwendigerweise atmosphärische Breaks und jede Menge schnell runtergezockte Riffs.
Was ist dein Lieblingssong der Platte?
Hm, das ist schwer zu sagen. Ich mag wirklich „At the Gates of Avalon“, aber ich denke ich favorisiere insgesamt den Titelsong. Auch wenn er ziemlich lang ist, arbeitet er in der Tradition vieler Metalbands, die lange Geschichten erzählt haben, welche ich sehr mag.
Der Hidden Track auf „Avalon“ ist ziemlich cool! Warum ist er nicht in der normalen Tracklist drin?
Weil er ein Geschenk für Albertos [Toniolo, Gitarrist – Anm. d. Verf.] kürzlich verstorbenen Vater ist. Wir haben ihn nur schnell hinten eingefügt.
Apropos: Ist Alberto mit dir eigentlich der Hauptsongwriter? Raising Fear ist ja ziemlich gitarrenlastig und hat jede Menge Soli in den Songs.
Ja, das stimmt, wir schreiben und arrangieren alles alleine. Ziemlich hartes Brot, aber irgendeiner muss es ja tun. Die einzige Phase in der wir wirklich als Band zusammentreten, ist wenn wir die einzelnen Teile der Songs präsentieren. Klingt es dann gut, nehmen wir es an unserem PC auf und beginnen mit der Vor-Produktionsphase. Am Schluss kommt dann der Gesang dran.
Und keine Keyboards?
Nein. Ich denke das ist einfach unser persönlicher Musikgeschmack. Wir lieben alle die 80er und wollen unsere Musik so analog wie möglich haben. Röhrende Gitarren und scheppernde Drums – das ist die Essenz von Heavy Metal.
Würdest du Raising Fear als eher technische Band bezeichnen, wegen den vielen Instrumentaleinlagen?
Keine Ahnung. Ich habe mich noch nie als Virtuose betrachtet. Ich spiele so, weil ich es so einfach am liebsten tue und es mir auch am einfachsten von der Hand geht. Ich denke nicht das wir eine gewöhnliche Power Metal Band sind, aber wirklich technisch sind wir auch nicht. Wir wollen uns da auch gar nicht wirklich festlegen und spielen lieber frei, um unsere Geschichten in den Songs so gut wie möglich ausdrücken zu können.
Welches Equipment nutzt du eigentlich?
Oh, die Frage gefällt mir! Ich spiele eine alte JEM 77FP – eine Steve Vai Signature Gitarre -, eine LTD M-100 mit Dimarzio Tone Zone und Air Norton Pick Ups, eine Reproduktion von einer Gibson Les Paul mit Zack Wilde EMG Pickups und eine Gibson Flying V Corina. Amps hab ich alle von ENGL. Normalerweise benutze ich auch live zwei ENGL Topteile: Powerball und Savage 120. Mein Signal geht dann von der Gitarre in eine a/b Box, die das Signal dann in die beiden Topteile aufteilt. Für die Savage 120 hol ich dann eine Marshall 1960 4×12 Box, und für den Powerball eine ENGL 4×12 Vintage Box. Dazu keine Effekte, außer ein wenig Chorus für die cleanen Gitarren mit einem Lexicon LXP5. Das ganze wird dann mit einem Roland Patchmate und Korg FC6 Fußschalter gesteuert.
Was bedeutet das Symbol auf dem Cover?
Es sind die Vesica Fische, das Symbol der beiden Quellen Avalons – vermutlich in Glastonbury -, welches auch auf dem heiligen Gral drauf ist.
Habt ihr den Zeichner von „Mythos“ beibehalten?
Nein, das neue Cover hat ein neuer Zeichner gemacht. Selbst wenn ihre Stile ähnlich sind.
Werdet ihr mit „Avalon“ auch auf Tour gehen?
Im Moment bereiten wir das Live-Set vor, während jede Menge Agenten Konzerte in Europa für uns organisieren. Meines Wissen haben wir auch gute Kontakte in Holland, Deutschland und Griechenland. Mal sehen, was sich daraus ergibt.
Und wie ist deine Beziehung zu unserem Land so, nachdem ihr uns im Halbfinale der WM rausgeschmissen habt?
Genauso wie vorher. Ich liebe Bier und das Mittelalter, also muss ich Deutschland notwendigerweise mögen [Gelächter].
Willst du unsere deutschen Fussballfans irgendwie aufmuntern?
Soll ich ein paar Pizzen rüberschicken? Nein, war nur Spaß, ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll.
Wo seht ihr euch selber in der breiten italienischen Musikszene?
Das ist schwer zu beantworten. Wer weiß schon wo wir sind. Manchmal kommt es mir so vor als ob wir uns nach oben bewegen und ein paar Schritte dem Underground entfliehen können, aber in anderen Momenten kommt es mir auch so vor, als ob alles hier irgendwie Underground wäre. Die Metalszene in Italien wächst zwar, aber gerade in den letzten Jahren kopieren viele Bands einfach nur die großen Vorbilder, wie Rhapsody oder Labyrinth. Das übersättigt den Markt natürlich ungemein. Aber ich denke das Originalität und Qualität wieder im Kommen sind.
Wo wir schonmal in die Zukunft blicken: Was denkst du, wirst du ändern müssen, um die nächste Platte besser als „Avalon“ zu machen?
Oh, das weiß ich jetzt noch nicht. Wir haben noch nicht entschieden was wir aus dem Album beibehalten und was nicht. Ich denke das wird sich einfach durch Experimente ergeben.
Gut, dann danke für’s Interview – die letzten Worte gehören dir!
Danke an all unsere Fans, und jeden der uns unterstützt! Ohne euch wären wir nichts!