Raging Speedhorn
Interview mit Jamie Thompson zu "Lost Ritual"
Interview
Mit „Lost Ritual“ haben sich RAGING SPEEDHORN eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach längerer Pause haben die britischen Sludge-Rabauken wieder ein donnerndes Machtwerk heraus gehauen und das ganz ohne die Unterstützung eines Labels. Wir schnappten uns Gitarrist Jamie Thompson und befragten ihn dazu, wie es sich angefühlt hat, so zu arbeiten. Und wir erfuhren auch, was es mit dem „Lost Ritual“ auf sich hat, das dem Album seinen Namen gegeben hat.
Wie ist denn eure aktuelle Platte angekommen?
Besser, als wir erwartet haben, denke ich. Bislang haben wir kaum schlechte Reviews rein bekommen und jeder, der das Album gekauft hat, scheint glücklich damit zu sein, also alles bestens. Ehrlich gesagt sind sogar ziemlich überwältigt vom Feedback bislang.
Wie haben sich die Aufnahmen angefühlt, speziell in dieser neuen RAGING SPEEDHORN-Konstellation?
Es fiel uns erstaunlich leicht. Es ist immer schön, wenn wir uns einfach in der Lage wähnen können, als gute Freunde zusammen Zeit verbringen und Musik machen zu können.
Wo wir gerade bei Aufnahmen sind: Wie liefen diese, speziell ohne einem größeren Label im Rücken?
Es war großartig. Mit Russ Russel zu arbeiten war ein Vergnügen. Für mich war es das erste Mal, dass ich mich im Studio zurücklehnen und die Aufnahmen genießen konnte, ohne ein Desaster zu befürchten.
In einem eurer Facebook-Posts bezüglich des Entstehungsprozesses eures Albums war die Rede von der „Geschichte der Band mit den Plattenlabels“. Was genau ist diese Geschichte?
Generell meinen wir damit die Ausbeutung, die sicher auch die meisten anderen Bands erleben mussten respektive müssen.
Wie kam es überhaupt zum Split von 2008 und der Wiedervereinigung von 2014? Was ist in den sechs Jahren dazwischen passiert?
Zur Zeit unserer Auflösung hatten wir das Gefühlt, RAGING SPEEDHORN einfach weit genug gebracht zu haben. Nachdem wir die längste Zeit unseres Erwachsenenlebens damit verbracht haben, in Bands zu spielen, war es schön, mal wieder etwas Normalität einkehren zu lassen und uns Zeit für Familie etc. nehmen zu können. Dann bemerkten wir, dass wir alle pleite waren und reformierten uns, sodass wir das nötige Geld verdienen können, um uns endlich dicke Häuser mit Swimming Pools leisten zu können. (lacht)
Bezüglich der Songtitel: Ist „Bring Out Your Dead“ eine Monthy Python-Referenz? Und wer hatte die Idee zu „Dogshit Blues?
Zu ersterem: Ich habe es nie so gesehen, werde aber wohl anfangen, den Leuten das zu erzählen. (lacht) Bezüglich der anderen Titel: Die gehen auf Franks Kappe. Er arbeitet ja eigentlich als Automechaniker. Vielleicht wurde zu den Titeln inspiriert, als er einen Fiat Punto repariert hat. Oder weil er an dem Tag besonders oft in Hundekacke getreten ist. (lacht)
Und bezüglich Musik: Ich denke, dass „Lost Ritual“ etwas mehr in Richtung (Doom) Metal geht und weniger in Richtung Rock, hin zum Punkt, wo ich bei „Unleash The Serpent“ an CATHEDRAL denken muss. Es ist auch etwas experimenteller als eure bisherigen Veröffentlichungen. Könnte das ein Einfluss eures neuen Gitarristen Jim Palmer sein oder hatte das damit zu tun, dass ihr mehr Kontrolle über den Enstehungsprozess der Platte hattet?
Ich glaube eher, dass es damit zu tun hatte, dass wir uns diesmal nicht so unter Druck gesetzt haben, abgesehen davon, dass wir Songs schreiben wollten, auf die wir stolz sein können. Diese Abwechslung kommt auch daher, dass wir alle am Schreibprozess beteiligt waren. Das Album fühlt sich wie ein echtes RAGING SPEEDHORN-Album an. Das und die Tatsache, dass wir alle unsere Instrumente beherrschen, anstatt immer nur den dritten und sechsten Bund in je nach Song verschiedenen Reihenfolgen verwenden. (lacht)
Wenn du entscheiden müsstest, welches ist dein Lieblingssong des Albums? Ich würde zwischen „Bring Out Your Dead“ und „Shit Outta Luck“ schwanken.
Ich schwanke da zwischen „Bring Out Your Dead“ und „Unleash The Serpent“. „Serpent“ hat beim Aufnehmen am meisten Spaß gemacht, weil es einfach so viele Layer hat, die vermutlich nur der fertigste Kiffer heraushören kann. (lacht)
Was ist denn überhaupt das titelgebende „Lost Ritual“?
Das „Lost Ritual“ ist der Teil des Bandzusammenseins, den wir alle so vermisst haben. Es ist der Part, an dem wir eigentlich Proben wollten, dann aber gesagt haben „Fuck all“ und stattdessen zusammen in den Pub gegangen sind.
„Halfway To Hell“ wurde ja schon 2015 veröffentlicht. War das der erste Song, den ihr fertig hattet, oder derjenige, mit dem ihr am zufriedensten wart?
Tatsächlich haben wir den Song als eine Art Test geschrieben, um zu sehen, ob wir noch halbwegs vernünftige Musik auf die Beine stellen können. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob wir das geschafft haben, aber am Ende haben wir es doch veröffentlicht.
Ihr habt sicher einen Großteil, wenn nicht alles, vom Album schon live gespielt. Wie war denn so das Feedback des Publikums?
Ja, es ist verrückt. Da gibt es Leute, die alle Riffs und Wörter kennen, teilweise besser als ich. (lacht) Es ist aber großartig, ein deutlich besserer Anblick als zu sehen, wie sich Leute eine Kippe anstecken, wenn was Neues gespielt wird.
Habt ihr vor, den Rest von Europa zu betouren?
Hoffentlich kommen wir nächsten Sommer dazu. Zumindest wollen wir auf ein paar Festivals spielen. Unser leidgeprüfter Agent arbeitet just in dem Moment daran.
Danke für deine Zeit. Die letzten Worte gehören dir.
Kauft unsere Platte, verdammt noch mal! Wir haben Kinder und Mieten zu zahlen und wir haben keine echten Joberfahrungen, wir sind also am Arsch, wenn ihr es nicht tut!