Ra's Dawn
Ra's Dawn
Interview
Die Koblenzer RA’S DAWN haben mit "At The Gates Of Dawn" nicht nur ein starkes Album eingespielt, welches wesentlich mehr Beachtung verdient hätte, nein, ihr Sänger ist auch noch Matt Barlow, liebt Gruselstories und spielt in Krefeld Eishockey… nein, da habe ich was durcheinander gebracht… Was Axtmann John überdies noch so von True Metal und der Szene hält, enthüllen wir durch die folgenden Zeilen:…
Grüße nach Kowelenz! “At The Gates Of Dawn“ stellt für mich ein prächtiges Ausrufezeichen im Bereich des progressiv-gefärbten Heavy Metal dar. Wie sehr seid ihr mit dem Ergebnis, was sowohl das Album selbst als auch die Rezension des Werks angeht, einverstanden?
Jou, vielen Dank erstmal. Das Album gefällt uns nach wie vor sehr gut. Oftmals hat man ja hinterher einiges zu meckern, aber noch bin ich sehr zufrieden. In der internationalen Presse kommt die CD ebenfalls sehr gut an, auch mit den Rezensionen sind wir mehr als zufrieden.
Führe uns doch im besonderen Hinblick auf das lyrische Konzept ein wenig tiefer in die Welt von RA’S DAWN ein…
Nun ja, lyrisch setzen wir uns keine Grenzen. Die Songs, die die ägyptische Mythologie behandeln, sind ja auch recht selten. Da wären „The Dawn Of Ra“ – hier wird die Geschichte um den Sonnengott Ra erzählt und das ist eben eine ziemlich lange. Daher ist der Song auch so lang. „Osiris“ ist natürlich ebenfalls bestens für Metal-Lyrics geeignet. Dieser Gott hat einiges mitgemacht, denn er wurde unter anderem verraten, zerstückelt und wieder zusammengesetzt. Leider fand sich sein bestes Stück nicht wieder, weshalb man ihm einen Riemen aus Bambusrohr spendierte.
Auf unserem Debüt „Scales Of Judgement“ findet sich ein Song über den Totengott „Anubis“ und einen in Form von „Exodus“ über den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Ansonsten schreiben wir über alles, was uns inspiriert. Das kann Geschichte, Politik, Literatur oder einfach eine Gruselstory sein.
Musikalisch geht ihr ja eindeutig einen anderen Weg als NILE, aber fühlt ihr euch mit den Amis aufgrund der teilweise identischen Wahl der Themen verbunden?
Nö, überhaupt nicht. Zwar habe ich NILE schon mal irgendwann gehört, aber das ist absolut nicht mein Ding, auch wenn die Musiker top sind.
Apropos “harte Mucke“: Wie kam es zu der deutlich härteren Ausrichtung des neuen Materials? Wart ihr auf irgendwen oder irgendetwas sauer?
Das kam ungeplant. Wir schreiben die Songs so, wie sie gerade kommen. Da wir gerne alle traditionellen Spielarten des Metals mögen, sei es Hardrock, Heavy Metal, Doom oder Thrash, gibt es auch Einflüsse aus diesen Bereichen in unserer Musik.
Im Gegensatz zu “Solar Force“ erscheint mir der aktuelle Longplayer, gerade was das Songwriting angeht, noch durchdachter und strukturierter zu sein. Wer ist überhaupt für die griffigen Riffs und die Melodien verantwortlich?
In der Regel sind die Riffs und Melodien von mir, aber wir arrangieren das Material gemeinsam im Proberaum, was noch mal ganz wichtig ist. So steuert jeder seinen Anteil bei.
Da wir gerade bei Melodien sind: Mit Olaf Reimann habt ihr ja einen Ausnahme-Sänger in der Mannschaft. Wie steht ihr zu den oftmals getätigten Matt-Barlow-Vergleichen? Wie stark identifiziert ihr euch über euren Fronter?
Also mal ehrlich! Matt ist doch einer der interessantesten Sänger. Der hat Eier und eine tolle Klangfarbe in der Stimme. Somit ist ein Vergleich mit ihm ein großes Lob. Über unseren Sänger Olaf identifiziere ich mich zumindest nicht, denn alle in der Band beeinflussen unseren Sound. Olaf ist zudem ein sehr guter Freund von mir und somit wäre es allein schon deshalb undenkbar für mich, ohne ihn weiterzumachen.
Der Song “The Dawn Of Ra“ war bereits auf der “Solar Force“ zu hören, jetzt in frischer Form auf der neuen Scheibe. Warum habt ihr euch entschieden, gerade dieses Mammutwerk noch einmal zu veröffentlichen?
„Solar Force“ war ja nur ein Demo und dementsprechend oberflächlich produziert. Zudem gab es bei den Aufnahmen technische Probleme, sodass sich die Drum-Spur verzog und wir alles angleichen mussten. Das hört man. Da wir den Song aber immer sehr mochten, wollten wir ihn auf jeden Fall noch einmal angemessen aufnehmen. Das haben wir somit getan.
Wo liegen eure musikalischen Wurzeln im Allgemeinen und welche Metalbands im Speziellen haben sich eure Wertschätzung verdient?
Wir haben unterschiedliche Einflüsse, stehen jedoch alle auf DREAM THEATER, FATES WARNING und SYMPHONY X. Ich persönlich mag vor allem die alten Metal Sachen, wie SAXON, MAIDEN, DIO, PRIEST, aber auch die alten Thrash Klassiker. Zudem liebe ich Doom und auch Rock’n’Roll und Blues. Das alles findet sich irgendwie in unserem Sound wieder. Na ja, Blues und Rock eher weniger!
“At The Gates Of Dawn“ erschien auf g.o.d. Records.
Wie ging der Labelwechsel vonstatten und wie kommt ihr damit zurecht? Seid ihr zufrieden?
Ging alles ohne Probleme. Wer will heutzutage schon eine kleine Band wie uns unter Vertrag nehmen? Die Verkaufszahlen generell sind so stark rückläufig, dass sich doch nur die großen Bands lohnen oder zumindest Bands, die bekannte Namen an Bord haben. Namedropping ist ja voll in der Mode. Ob wir zufrieden sind? Nein, denn wir haben fast überhaupt keine Promo. Ich denke, „At The Gates Of Dawn“ ist ein gutes Album, dass es verdient hat, mal angetestet zu werden, aber wer macht das schon? Die wenigsten haben Notiz von dem Album genommen, bei den ganzen Veröffentlichungen, die Monat für Monat rauskommen.
Was sind eigentlich die “Gates Of Dawn“?
Das ist ein Sinnbild für das Schicksal. In den Lyrics der Scheibe geht es immer wieder ums Sterben (auch mental) und Jenseitserfahrungen, daher war der Titel passend für das ganze Album.
Findet “Flame Of War“ immer noch als Vereinshymne der Krefeld Pinguine (Eishockey) Verwendung? Wie kam es in diesem Zusammenhang zu der Eigenproduktion “Lebende Legende“?
Ja, das spielen die Pinguine immer noch bei jedem Heimspiel. Der damalige Stadionsprecher war auf uns aufmerksam geworden und hatte die Idee, aus „Flame Of War“ eine Vereinshymne zu machen. Das haben wir umgesetzt. War echt ne tolle Erfahrung, denn die Eishockey-Fans sind klasse!
Euer Keyboarder Philipp Nörtersheuser hat euch nach den Aufnahmen zur neuen Scheibe aus beruflichen Gründen verlassen. Live wollt ihr in Zukunft ohne neuen Mann an den Tasten auskommen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Philipp hat sein Studium beendet und ist umgezogen. Da bleibt nicht viel zeitlicher Spielraum. Also werden wir live einige tragende Keyboardpassagen einsampeln, da wir keinen neuen Keyboarder wollen.
Wie sehen eure Pläne für die anstehende Konzert/Festivalsaison aus?
Ziemlich mager, um ehrlich zu sein. Zurzeit haben wir alle einfach zu viel um die Ohren. Marek steckt in Examensprüfungen, Martin baut neue berufliche Wege auf und dann kommen ja auch noch die familiären Pflichten dazu.
Mit welchen Muckern aus der deutschen oder auch der internationalen Szene würdet Ihr mal gerne zusammen touren, so ihr sie euch aussuchen könntet?
Da fallen mir direkt viele ein, auch wenn man die ganz großen Namen mal außer Betracht lässt. Mal sehen: CANDLEMASS, MORGANA LEFAY, OPETH, SYMPHONY X, SAXON, EXODUS, Y&T…
Wer von den Bands, mit denen ihr bisher die Bühne habt teilen dürfen, hat bei euch den größten Eindruck hinterlassen?
Das war auf jeden Fall DEAD SOUL TRIBE! Erstens stehe ich schon seit zig Jahren auf PSZCHOTIC WALTZ und daher auf Devon Graves Gesang und zweitens war die gesamte Band wahnsinnig nett und überaus professionell.
Denkt ihr, dass ihr euch auch außerhalb Deutschlands mit eurem Sound etablieren könnt?
Ich denke, dass wir uns noch nicht einmal innerhalb Deutschlands etablieren können. Dazu sind wir eine viel zu kleine Nummer!
Wie siehst du die deutsche Metalszene, etwa im Vergleich früher-heute?
Ich höre schon seit Beginn der 80er Metal und habe so Einiges erlebt. Den Zusammenhalt der Metalheads habe ich immer als sehr angenehm empfunden. Dennoch denke ich, dass viele heutzutage engstirniger und intoleranter geworden sind. Nicht nur, dass andere Musikstile abgelehnt werden, auch die verschiedenen Spielarten des Metals geben Anlass zu Stänkereien. Das ist doch vollkommen schwachsinnig! Vor allem die True Metal (wie ich diesen Begriff hasse) Fraktion ist oftmals dermaßen eindimensional, dass es schmerzt. Ich für meinen Teil höre auch am liebsten die alten Helden der 80er und zwar zu ca. 90 %. Trotzdem gibt es viele großartige neue Sounds, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Gib uns doch einen kleinen Ausblick, was uns auf dem Nachfolger zu “At The Gates Of Dawn“ alles erwarten wird:
Oh, das kann ich wirklich noch nicht sagen, da wir uns noch kaum mit der nächsten Platte beschäftigt haben. Wir haben jedoch ein Instrumental mit starkem Prog-Einschlag fertig und ein Stück, dass viele Thrash-Elemente enthält.
Wie immer an dieser Stelle bietet sich für den Befragten die Gelegenheit, das Wort an die Leserschaft von metal.de zu richten:
Be open-minded and rock like hell!!!
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