Queensryche
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Interview

Fast 20 Jahre nach dem nahezu alles überragenden "Operation: Mindcrime" veröffentlichen QUEENSRYCHE einen zweiten Teil ihres Konzept-Werkes. Nicht unumstritten ist allerdings, ob die damit einhergehende Aufmerksamkeit wirklich so ganz berechtigt ist. Sänger Geoff Tate konnte 15 Minuten entbehren, um seine Sicht der Dinge darzulegen.

QueensrycheBevor wir mit dem regulären Interview anfangen, habe ich noch eine andere Frage: Warum habt ihr in eurem Bandnamen eigentlich diese zwei Punkte über dem „Y“?

Ah, die Umlaute. Das ist eigentlich inkorrekt und sollte nicht so sein, aber irgendwie ist es trotzdem so. (lacht)

Das ist also ein Fehler?

Nun, Chris [DeGarmo, ursprünglicher QUEENSRYCHE-Gitarrist – d. Verf.], der mit dem Namen ankam, wollte es mit dem Umlaut, weil er dachte, dass es irgendwie nach Metal aussieht. Aber es macht eigentlich keinen Sinn.

Lass uns zu der ersten „Operation: Mindcrime“ zurückgehen. Kannst du dich noch an die Atmosphäre während der Aufnahmen erinnern und habt ihr danach gewusst oder gefühlt, dass ihr ein Stück Musik geschaffen hattet, das bis heute für viele Freunde von schwerem Rock und progressiven Klängen sehr wichtig ist?

Oh, ja, ich erinnere mich an das Album sehr gut. Und ich erinnere mich an die Aufnahmen, als ob es gestern gewesen wäre.

Und gab es diese spezielle Atmosphäre in der Art, dass ihr gewusst habt: Hier haben wir etwas wirklich Großes geschaffen?

Nein, nein. Als Band mochten wir es und waren sehr damit verbunden. Ich kann das nicht über jeden sagen, aber ich weiß, dass ich und Chris sehr in die Erschaffung der Platte involviert waren. Weißt du, das ist nicht anders als heute. Natürlich ist er nicht mehr involviert, aber es ist wie mit jeder Platte: du machst eine und machst sie so gut, wie du sie zu dieser Zeit machen kannst. Dann bringst du sie raus, gibst sie der Welt und was die damit tut, ist natürlich jenseits jeglicher Kontrolle, die du hast. Also musst du sie irgendwie einfach weggeben und alles ergibt sich.

Auf der „Q2K“-Tour hast du damals gesagt: ‚Wir haben viele Jahre getourt, viele Länder gesehen und wir haben eine Sache gelernt: Die Leute lieben „Operation: Mindcrime“! Musstet ihr wirklich lernen, das Album nicht als eine Art Bürde zu betrachten?

Nein, ich denke überhaupt nicht, dass das Album eine Bürde ist. Es ist eigentlich eine sehr gute Platte, die die Leute wirklich zu mögen scheinen und der sie sich sehr verbunden fühlen. Das ist doch auch eine gute Sache.

Ich hatte diese Idee, weil ich gelesen habe, dass ihr zumindest für eine gewisse Zeit euren Single-Hit „Silent Lucidity“ („Empire“) nicht mochtet und nicht spielen wolltet, weil da zu viele persönliche Dinge dranhingen.

Oh, nein, nein. Das ist wahrscheinlich ein unrichtiges Zitat. Ich liebe jeden Song, den wir jemals geschrieben haben!

[Anm.: „Ehrlich gesagt wollen wir „Silent Lucidity“ nicht mehr spielen, da der Song einige negative Feelings heraufbeschwört. Ich bin froh, dass es den Song gibt, da er uns einen größeren Status beschert hat, auf der anderen Seite hat er die Band auseinandergerissen.“ Geoff Tate – Rock Hard 10/99]

In den letzten Jahren gab es von euch ziemlich viele Live-CDs und auch DVDs. Einige dieser Veröffentlichungen konnten nicht die gewohnten Qualitätsstandards halten. Manchmal war der Sound nicht besonders, ein anderes Mal – auf „Live Evolution“ – war das Publikum kaum zu hören. Waren diese Veröffentlichungen wirklich immer notwendig, wollte es das Label oder war es nur wegen des Geldes?

Ich verstehe nicht, was du mich fragst. Du fragst mich, ob unsere Veröffentlichungen an diesem Punkt nötig waren?? Waren sie nötig???

Es gab zum Beispiel so viele Live-Alben.

Das war ja eine 10- bis 15-jährige Zeitspanne. Und ich denke nicht, dass das zu viele waren – meiner Meinung nach. (lacht) Wir haben alle unsere Meinungen. (lacht erneut)

[Anm.: Von 2000 bis 2004 erschienen: „Greatest Hits“, „Operation: Livecrime“ (auch als DVD), „Live Evolution“ (auch als DVD), „The Art Of Live“ (auch als DVD) und einiges mehr…]

Jetzt gibt es „Operation: Mindcrime II“. Natürlich fragt dich sicher jeder, warum das so ist.

Nun, weil es die Geschichte abschließt. Die erste „Operation: Mindcrime“ war nicht fertig. Sie wurde mit einem offenen Ende geschrieben, mit dem Gedanken an einen Nachfolger.

Ich habe über die Jahre mehr als ein Interview mit euch gelesen, wo gesagt wurde, dass ihr nur für euch selbst schreibt und dass es kein zweites „Operation: Mindcrime“ geben wird, weil ihr das Album bereits gemacht habt. Was hat jetzt deine Meinung geändert?

Ich weiß nicht, wo du dieses Zeug liest, aber dort gibt es viele Ungenauigkeiten. (lacht)

Ich denke, dass das unter anderem im Rock Hard war. Und ich bin nicht sicher, ob sie dich falsch zitieren würden.

Ich erinnere mich nicht daran, das jemals gesagt zu haben.

[Anm.: „Ab und zu bekommt man halt zu hören: ‚Warum macht ihr nicht ein weiteres Album im Stile von „Operation: Mindcrime“?‘ Aber wozu? Wir haben ja eines gemacht.““ Geoff Tate – vampster.com]

Okay, dann lass uns weitermachen. Das neue Album eröffnet mit „Freiheit Ouvertüre“. Warum habt ihr einen deutschen Song-Titel gewählt?

Hach, weil ich Fragen darüber beantworten wollte, warum es ein deutscher Titel ist.

Ich war ein bisschen enttäuscht, dass der Sound auf „Operation: Mindcrime II“ weniger Arsch zu treten scheint, als auf dem ersten Album, obwohl selbiges fast 20 Jahre vorher aufgenommen wurde. Wie kann das sein?

Nun, das ist auch wieder eine Meinung. Ich denke, dass es großartig klingt.

Eine andere Sache ist…

…die Fragen von dir sind alle Meinungen! Weißt du, sie sind nur Meinungen – wie sie jeder hat. Sie bedeuten gar nichts.

Natürlich würdest du also auch nicht zustimmen, wenn einige Leute sagen, dass die Gesangslinien und die Emotionen in deiner Stimme nicht mehr so gut rüberkommen, wie noch auf „Operation: Mindcrime“?

Wer weiß. Wen interessiert es. Entweder magst du es oder nicht. Wenn du offen genug bist, um dir eine Platte anzuhören und damit Spaß zu haben – cool. Wenn nicht, dann geh und kauf dir etwas anderes.

Gut. Hast du schon Pläne für das nächste Album? Wird es ein „Empire 2“ geben [Geoff lacht – d. Verf.], eine Überraschung oder wirst du vielleicht eines Tages sagen: Okay, wir haben jetzt genug Musik gemacht, lasst es uns beenden?

Ähm, ich schätze, ich verstehe nicht, was du meinst.

Ich will wissen, ob du schon weißt, wie das nächste Album klingen wird oder in welche Richtung du gehen willst?

Wahrscheinlich wird es sich vom letzten sehr unterscheiden.

Gibt es irgendwelche Neuigkeiten zu dem geplanten „Operation: Mindcrime“-Film?

Mark Shepherd und ich haben ein Drehbuch geschrieben, basierend auf der „Operation: Mindcrime“-Story. Das liegt jetzt in den Händen unseres Agenten und der kriegt hoffentlich in Hollywood einen Filmvertrag dafür.

Es gibt zum Zeitpunkt dieses Interviews kaum Termine für Auftritte in Deutschland, bis auf die Sache mit WE, JOURNEY, WHITESNAKE und DEF LEPPARD in Oberhausen. Weißt du, ob es in Zukunft noch mehr Gigs geben wird?

Ich weiß auch nicht, wie die Tourpläne am Ende des Jahres aussehen werden. Das befindet sich gerade noch in Arbeit.

Triffst du dich eigentlich auch mit den anderen Band-Mitgliedern, wenn du zu Hause bist oder kümmerst du dich da nur um deine Familie?

Ich sehe die anderen jeden Tag. Wir haben Proben, schreiben Songs und solche Sachen.

Nach „Operation: Mindcrime“ kam damals das rockigere „Empire“, das auch ein großer Erfolg wurde. Danach seid ihr mehr in Richtung Alternative-Rock gegangen. Warum habt ihr eure Richtung an diesem Punkt geändert?

Wir haben während unserer gesamten Karriere die Richtungen gewechselt. „The Warning“ unterscheidet sich sehr von unserer ersten EP, „Rage For Order“ unterscheidet sich definitiv von „The Warning“, „Empire“ war ganz anders als „Mindcrime“ und „Promised Land“ war ganz anders als „Empire“. Ich denke, darum geht es bei QUEENSRYCHE; unsere Musik zu verändern, verschiedene Dinge auszuprobieren und uns selbst als Band zu etablieren, die viele unterschiedliche musikalische Kulturen vereint und nicht mit Pop-Stars in einen Topf geschmissen wird. Wir sind eigentlich nicht interessiert daran, Pop-Stars zu werden.

Da hast du es gerade gesagt, dass ihr euch immer verändern wolltet. Deswegen habe ich mich vorhin auch gewundert, dass ihr ein „Operation: Mindcrime II“ gemacht habt. Ich denke, ihr wolltet ja auch, dass es teilweise wie der erste Teil klingt, also ist das nicht eine Wiederholung?

Ich weiß nicht genau, was du mich fragst.

Habt ihr euch mit dem aktuellen Album nicht wiederholt?!

Natürlich, es ist eine Fortsetzung! Natürlich muss es Bezüge zum Vorgänger haben, natürlich muss es musikalische Themen haben, die gleich sind. Ja, es ist eine Fortsetzung der Story.

Aber dann könnte man sagen, dass es in der Musik nicht wirklich eine Entwicklung gegeben hat.

Nun, du kannst sagen was du willst. (lacht)

Wo siehst du denn das Neue? Natürlich war Chris diesmal nicht dabei. Waren diese Aufnahmen also eine neue Erfahrung?

Diesmal habe ich mit Mike Stone [aktueller Gitarrist – d. Verf.] und Jason Slater [Produzent – d. Verf.] zusammengearbeitet. Also war es eine andere Arbeitsbeziehung, mit anderen Leuten, anderen Musikern.

Glaubst du, dass ihr mit diesem Album an den Erfolg von „Operation: Mindcrime“ anknüpfen könnt?

Erfolg ist – erneut – eine Vorstellung, die auf Meinung basiert. Ich messe Erfolg nicht am finanziellen Gewinn oder daran, wie oft mein Name im Fernsehen oder in der Zeitung erwähnt wird. Ich denke, musikalisch ist diese Platte eine große Platte. Ich liebe diese Platte wirklich. Ich liebte es, sie einzusingen. Ich liebte es, sie zu komponieren. Es war eine ziemliche Herausforderung sie zu machen und zwar eine, die ich wirklich genossen habe. Und das ist meiner Meinung nach ziemlich erfolgreich.

Galerie mit 21 Bildern: Queensryche - Ruhrpott Metal Meeting 2019
25.05.2006

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