Pyramaze
Interview mit Jacob Hansen zum neuen Album "Disciples Of The Sun"
Interview
Mit dem heute erscheinenden Album „Disciples Of The Sun“ legen die rundumerneuerten PYRAMAZE ein progressives Power-Metal-Album vor, das viele diesen überhaupt nicht zugetraut hätten. Wir nutzten die Gelegenheit für einige Fragen an Produzentenikone Jacob Hansen, der sich in seiner neuen Rolle als Gitarrist, Songschreiber und Sprachrohr der Dänen offensichtlich pudelwohl fühlt. Nicht nur liefer er seine Antworten in absoluter Rekordzeit, sondern erzählt uns darin gleichermaßen unterhaltsam wie informativ von seinen Anfängen als Produzent, den Veränderungen im Hause PYRAMZE und wie die Landsmänner MERCENARY ihre Spuren im Songwriting von „Disciples Of The Sun“ hinterlassen konnten…
Hey Jacob, alles klar bei Dir? Gratulation zu eurem neuen Album und danke, dass Du uns ein paar Fragen beantwortest!
Mir geht’s gut, danke! Und ein herzliches Dankeschön auch für die Unterstützung für PYRAMAZE! 😉
Gestern erst ist mir beim Anhören des gerade wiederveröffentlichten FALCONER-Debütalbums aufgefallen, dass Du da gemeinsam mit Andy La Rocque an der Produktion beteiligt warst. War das einer deiner ersten Jobs als Produzent beziehungsweise Tontechniker?
Das war eine meiner früheren Arbeiten, ja. Ich hatte in einem anderen Studio gearbeitet, das geschlossen wurde. Zwischen dieser Zeit und der Eröffnung meines eigenen Studios habe ich dann an zwei Alben in Andys Studio in Göteborg gearbeitet. Das FALCONER-Album war das erste von diesen und es stellte eine Art Testlauf dar, um zu sehen, ob das funktionierte. Ich nahm mit den Jungs die Drums und die Gitarren auf, den Rest hat Andy gemacht. Soweit ich mich erinnere, war das fertige Album großartig. Ich hatte eine tolle Zeit mit den Jungs, obwohl ich den Sänger (Mathias Blad – Anm. d. Red.) nie getroffen habe, nur Karsten (Larsson, Drums – Anm. d. Red.) und Stefan (Weinerhall, Gitarre/Bass/Songwriting – Anm. d. Red.) waren anwesend. Das zweite Album, an dem ich dort beteiligt war, war „Proxima Centauri“ von ANCIENT.
Seitdem hat sich ja einiges getan und die Leute kennen dich als vielbeschäftigten Produzenten. Die Arbeit wird dir so schnell wohl nicht ausgehen, warum hast Du dich nun also entscheiden, bei PYRAMAZE wieder selbst als Musiker aktiv zu werden?
Oh ja, ich war und bin noch immer ziemich beschäftigt mit dem Produzieren, Mixen und Mastern von Alben! Nun, lass mich versuchen, das kurz zusammenzufassen…
Nach dem „Immortal“-Album ist Matt Barlow bei PYRAMAZE ausgestiegen, um wieder bei ICED EARTH mitzumachen, und die Band konnte Urban Breed (SERIOUS BLACK, ex-TAD MOROSE – Anm. d. Red.) als neuen Sänger gewinnen. Sie spielten dann einige Shows, bei denen sie unter anderem VOLBEAT auf ihrer Dänemark-Tour begleiteten – Michael Poulsen war ein großer Fan von PYRAMAZE. Aber ich denke, im Laufe der Zeit hatte Gitarrist, Songwriter und Bandchef Michael Kammeyer es satt, mit dem Musikbusiness zu kämpfen. Ich glaube, er entschied sich einfach, seine Prioritäten hin zu einem „normalen“ Leben mit einem guten Job und einer glücklichen Familie zu verschieben, und sagte den anderen Bandmitgliedern daher, dass er die Band verlassen würde. Ich schätze, das hat alle Beteiligten ziemlich schwer getroffen, da er für alle Belange der Band verantwortlich war.
Dennoch wollten die verbleibenden Bandmitglieder weitermachen und sie haben bei mir angefragt, ob ich jemanden kennen würde, der in Michael Kammeyers Fußstapfen als Gitarrist und Komponist treten könne – ja, sogar als Bandleader! Ich habe eine Weile lang darüber nachgedacht… Und plötzlich ist mir klar geworden, dass ich wieder Lust darauf hatte, mich einer Band anzuschließen. Als ich dann an die Jungs herangetreten bin und sie fragte, ob ich derjenige sein könne, waren sie überglücklich, da es sich einfach richtig anfühlte! Ich war als Produzent schon von Anfang an ein Teil der Band gewesen, ich hatte alle ihre Alben abgemischt und ich kannte die Jungs ziemlich gut – unseren Drummer Morten (Gade Sørensen – Anm. d. Red.) kenne ich schon seit er 13 war. Von daher war diese Entscheidung eigentlich ein absoluter No-Brainer!
Natürlich bin ich mit meinem Studio ziemlich beschäftigt, aber meine Rolle in der Band ist nicht weit von dem entfernt, was ich ohnehin den ganzen Tag mache, daher wusste ich genau, was ich tun musste, um den Ball wieder ins Rollen zu bringen. Wir fingen an, neue Songs zu schreiben, aber Urban Breed erkannte, dass er nicht genügend Zeit und Energie aufbringen konnte, um sich voll einzubringen, und bat uns darum, einen neuen Sänger zu finden. Das geschah alles vollkommen einvernehmlich und ohne böses Blut. Und dann haben wir Terje (Haroy – Anm. d. Red.) gefunden! Ich kannte ihn, weil ich mit Terjes anderer Band CROSSNAIL gearbeitet hatte, und er war einer der ersten, die mir als möglicher neuer Sänger in den Sinn kamen.
Ich mochte zwar schon den Vorgänger „Immortal“ recht gerne, aber „Disciples Of The Sun“ hat mich völlig weggeblasen. Ehrlich gesagt hatte ich überhaupt nicht damit gerechnet, dass die Scheibe dermaßen stark werden könnte. Bekommt ihr solche Reaktionen gerade häufiger?
Es freut mich sehr, das zu hören! Die Antwort auf deine Frage lautet wohl: jein. Es gibt Fans, die gerne hätten, dass bei PYRAMAZE alles genau so bleibt, wie es in der Vergangenheit war – und ich kann ihnen das nicht verübeln. Ich weiß, wie es ist, wenn bei einer Band der Sänger und sogar der Hauptsongwriter wechselt, aber das war unvermeidlich. Wir mussten einen Schlussstrich ziehen und noch einmal neu anfangen. Das war in der Tat eine ausgesprochen positive Entscheidung – wir wussten, dass wir nicht versuchen sollten, die alten Alben zu kopieren. Wir wollten einen Schritt nach vorne machen, uns dabei aber den PYRAMAZE-Spirit bewahren, und ein Album mit den bestmöglichen Songs machen.
Ich denke, du hast schon insofern recht, als dass einige Leute uns das nicht zugetraut hätten, aber hey, wir sind ganz ordentliche Musiker und Songwriter, warum also nicht, haha!
Ich halte „Disciples Of The Sun“ für ein großartiges Album. „Melancholy Best“ (das PYRAMAZE-Debüt aus dem Jahr 2004 – Anm. d. Red.) und das ganze alte Zeug habe ich abgöttisch geliebt, aber wie ich schon sagte, mussten wir uns weiterentwickeln. Ich denke, wir beschreiten neue Wege und das schien wichtig für PYRAMAZE zu sein. Ich denke auch, dass es wichtig für eine Band ist, sich nicht zu wiederholen. Auf dem neuen Album findet man etwas von den alten PYRAMAZE ebenso wie eine Menge neue Sachen und wir hoffen einfach, dass jeder da draußen, der „Disciples Of The Sun“ hört, es genauso sehr mögen wird wie wir selbst.
Du warst ja selbst für den größten Teil des Songwritings verantwortlich. Wie groß war da der Einfluss der anderen Bandmitglieder auf die Musik? Konntet ihr ein echtes Bandfeeling etablieren?
Als ich der Band beitrat, erstellten wir einen Dropbox-Ordner, um Ideen darin zu sammeln, und Jonah (Weingarten, Keyboards – Anm. d. Red.) und Toke (Skjønnemand, Gitarre – Anm. d. Red.) lieferten wirklich eine Menge guter Sachen. Das war absolutes Neuland für die Jungs, weil sie bei den früheren Alben nicht viel zum Songwriting beigetragen hatten. Ich schätze, ich habe vielleicht 60 Prozent des Materials geschrieben und arrangiert, der Rest ist von Toke und Jonah, es war also schon ein richtiges Band-Ding. Auch die Art, wir wir letztlich die Songs geschrieben haben, hatte ein tolles Bandfeeling. Wir gingen ins Studio, als wir buchstäblich nicht einmal die Hälfte des Albums geschrieben hatten. Wir wollten das Material einfach mal spielen und sehen, wohin uns das führte.
Ich sagte dann: „Hey, ich könnte mir hier eine sehr ruhige Strophe vorstellen… Toke, hast du ein paar coole Akkorde für mich?“ Und er ließ sich dann innterhalb von fünf Minuten etwas großartiges einfallen, das wurde dann die Strophe! Wir waren ausgesprochen kreativ und hatten eine Menge Spaß, während wir die Songs für das Album schrieben (und dabei außerdem die Drums und Basic-Tracks aufnahmen). Wir hatten eine fantastische, lustige Zeit im Studio und das Ergebnis ist einfach magisch. Ich denke, man kann hören, dass wir Spaß hatten und alles nicht vorher bis ins kleinste Detail durchgeplant war.
Mich erinnert „Disciples Of The Sun“ stark an „11 Dreams“ und „The Hours That Remain“ von MERCENARY. Waren diese Alben eine Inspiration für das Songwriting und die Produktion?
Es ist witzig, dass du das sagst, denn dies sind genau die beiden Alben, bei denen ich sehr stark an Dingen wie den Arrangements beteiligt war. Ich habe viele der Gesangs- und Background-Melodien zusammen mit Mikkel (Sandager, damaliger MERCENARY-Sänger – Anm. d. Red.) ausgearbeitet und auf „The Hours That Remain“ sogar den Bass gespielt. Man kann also schon sagen, dass man da Spuren von meinem eigenen Stil finden kann. Was uns wohl in erster Linie inspiriert hat, waren neuere Prog- und Power-Metal-Bands und -Alben, aber auch Bands, die eher dem Rock-Bereich entstammen. Ich bin mir nicht sicher, ob uns viele mit MERCENARY vergleichen würden, da wir weder Screams noch Growls verwenden, haha, aber es gibt doch Ähnlichkeiten im Hinblick auf das Songwriting, definitiv.
Werden wir Dich demnächst mit PYRAMAZE auch live auf Tour sehen können?
Das hoffen wir alle wirklich sehr! Natürlich stehen wir vor der logistischen Herausforderung, dass unser Sänger in Norwegen und unser Keyboarder in Vermont leben, ABER wir haben große Lust darauf, da raus zu gehen und uns den Arsch abzuspielen, also könnte das durchaus passieren. Wir würden gerne eine coole Band in Europa supporten und vielleicht sogar einige Festivals oder Einzelshows machen, wer weiß, was sich da ergibt! Wir haben schon mit den Proben für Live-Shows begonnen, stehen also bereits in den Startlöchern!
Gibt es noch etwas, was Du unseren Lesern zum Abschluss mit auf den Weg geben möchtest?
Ich denke, wir haben das meiste schon abgedeckt, haha! Wie ich bereits sagte, ich hoffe, ihr mögt unser neues Album. Es bedeutet uns sehr viel! Es war ein harter Kampf, die Band wieder neu aufzubauen und auf Kurs zu bringen, aber jetzt sind wir zurück und wir sind nicht mehr aufzuhalten!
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Stile | Power Metal, Progressive Metal |
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