Pure Reason Revolution
Interview mit Jon Courtney zu "The Dark Third"

Interview

Ein neuer Stern am Prog-Himmel? Nicht wirklich, denn so ganz wollen PURE REASON REVOLUTION mit ihrem einmaligen Album „The Dark Third“ nicht ins geläufige Schema des Progressive Rock hineinpassen. Trotzdem hat sich die Band mit ihrem Debüt schon jetzt einen Ausnahmestatus erspielt. Logisch, dass uns PURE REASON REVOLUTION nicht so einfach davonkommen. Der kreative Kopf der Band, Jon Courtney (Gesang, Gitarre, Keys), stand Rede und Antwort.

Pure Reason Revolution

Zunächst mal eine tiefe Verneigung vor eurem genialen ersten vollständigen Album „The Dark Third“ und zeitgleich ein dickes Sorry dafür, dass ich in meinem Review für metal.de nur 8/10 Punkte vergeben habe. Müsste ich es heute nochmal bewerten, würde die Note mindestens einen Punkt höher ausfallen, wenn nicht sogar mehr…
Ist euch eigentlich bewusst, was ihr da für ein starkes Album abgeliefert habt?

Danke! Wir sind wirklich stolz darauf, aber es wurde im Lauf von zwei Jahren aufgenommen, so dass wir einfach noch nicht genügend Abstand haben, um objektiv zu sein.

Die Musik auf „The Dark Third“ ist sehr komplex und vielseitig, und vor allem das Feeling scheint eine große Rolle zu spielen. Bei euch stehen nicht Frickelei und wirre Passagen im Vordergrund, sondern der funktionierende Song an sich.
Liege ich da falsch?

Das Feeling und die Songs sind alle wichtig, und der Clou besteht darin, dass nichts verloren geht, denn wir gehen sehr technisch ans Aufnehmen heran. Wir benutzen mindestens 100 Spuren für jeden Song um die unterschiedlichen Klangebenen aufzubauen.

Wie muss man sich den Songwriting-Prozess bei PURE REASON REVOLUTION vorstellen? Einfach drauf los oder wird am Reißbrett mit konkreten Ideen gearbeitet?

Ich schreibe die Songs auf dem Keyboard und der Gitarre, 50/50 halt, und oft begegne ich in meinen Träumen neuen Ideen. Ich mach mir ständig Notizen oder bequatsche mein Diktiergerät.

Die Musik auf „The Dark Third“ passt so rein gar nicht ins übliche Progressive Rock-Schema und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ihr überhaupt zu diesem Genre gezählt werden solltet.
Wo gehören PURE REASON REVOLUTION denn nun hin?

Wir sind eine zeitgenössische Rockband – klar, wir haben ein paar Prog-Einflüsse, aber auch viele andere, wie NIRVANA, DJ SHADOW, SONIC YOUTH… zu unserem Ethos gehört, dass es für unsere Musik und Kunst keinerlei Grenzen geben sollte.

Stichwort Promotion. Inside Out Music haben euch geschnappt, was einmal mehr das verdammt feine Näschen des Labels zeigt (ich kenne kaum eine Veröffentlichung auf diesem Label, die nicht mindestens „gut“ ist). Wie seid ihr an Inside Out rangekommen und wie kam es letztendlich zu dem Deal?

Eigentlich haben sie nur die Lizenz für „The Dark Third“ erworben, aber die Zusammenarbeit gestaltet sich so gut, dass wir momentan über etwas längerfristiges reden. Wir müssen unsere Gürtel eng schnallen, schließlich sind wir nicht bei Sony, aber müssen auch die Gelegenheit beim Schopfe packen.

Bisher habe ich nur positive Resonanzen zum Album lesen können. Gibt es auch nicht so gute Kritiken? Mich würde mal interessieren, was man an euch kritisiert und wie ihr dazu steht…

Ich habe bis jetzt keine negative Kritik gelesen (oder unser Label und Manager versteckt sie vor uns!). Ich glaube, uns wurde eine zu starke Nähe zu Pink Floyd nachgesagt, was ein bißchen komisch ist, aber das betrifft nur eine Seite dessen was wir tun.

Habt ihr bereits genug Abstand, um ein persönliches Resümee zu ziehen? Was ist auf „The Dark Third“ richtig gut gelungen und was hättet ihr besser machen können?

Hm, wie lange ist’s wohl her… Es gibt natürlich immer Dinge, die man besser gemacht hätte, zumal ich Perfektionist bin, aber ich kann mir das Album anhören und stolz drauf sein.

Kurz zur ersten EP „Cautionary Tales For The Brave“. Wieso hat sie dasselbe Cover wie das Album?

Es war einfach nur Zeitdruck, wir hatten kaum Gelegenheit, was Neues zu entwerfen, also haben wir uns schnell für das existierende Design entschieden. Es hat uns schon immer am Besten gefallen, und weil es nur in Großbritannien veröffentlicht wurde, dachten wir, es würde niemand merken. (Scherz!)

Die EP kam, soweit ich das richtig gesehen habe, über Sony/BMG raus. Stand da mal ein Major-Deal ins Haus, oder wie kam das zustande?! Mal abgesehen davon haben Sony zwar sicherlich mehr Knete, aber Inside Out das reinere Herz, was eure Musik angeht. Das kann ich bestätigen…

Wir unterschrieben bei Sony im August 2004. Klar, sie haben mehr Kohle aber das ständige Auf und Ab sowie zum Teil auch die Fusion von Sony und BMG hatten ihre Auswirkungen – wir fingen im Februar 2005 für ein paar Monate an, dann war erstmal bis September 2005 Schluß, dann wieder bis März 2006. Tja, und dann…

„The Dark Third“ ist ein Konzeptalbum, oder? Erzähl doch bitte etwas darüber. Textliche Ausrichtung, gibt es eine musikalische Linie, warum überhaupt ein Konzept (sofern es ein richtiges Konzept ist)?

Ich werde massiv durch Träume und Surrealismus beeinflusst… desweiteren Max Ernst, Salvador Dalí, Rene Margritte und andere. Wußtest Du, dass wir zum Zeitpunkt unseres Todes mehr als sechs Jahre unseres Lebens mit Träumen verbringen, und ein Drittel unseres Lebens schlafen… es ist aber auch ein Album, welches mein Unterbewußtsein ergründet. Ich wollte eine Art provokanter Magie kreieren, etwas was den Gedankenfaden aufbricht. Ich wollte meine wirrsten Fantasien entfesseln und das „wahre Leben“ erschrecken… Das Ganze ist ein übergroßes Symbol meiner Vorstellungskraft und der Hörer ist auf sich allein gestellt, ob er sich damit identifiziert, oder nicht.

Die deutsche Version über Inside Out Music ist mit einer Bonus-CD bestückt. Was gibt es darauf zu hören? Sind es eher Outtakes, die nicht wirklich zum Album passten oder durchaus gleichwertige Tracks?

Das war die Idee von Inside Out, weil die früheren Veröffentlichungen nicht identisch sind, aber es gibt ein paar Tracks von allen Veröffentlichungen. Die amerikanische Version ist das Originalalbum, wie wir es aufgenommen haben, die Großbritannien-Version ist das Album plus zwei neue Titel aber abzüglich einiger Songs, die sich auf dem nur in Großbritannien veröffentlichten Minialbum „Cautionary Tales“ befanden; und die Inside Out Variante ist das US-Album mit einer Bonus-CD, die zum Teil unveröffentlichte Titel enthält. Aufgrund dieser vielen Versionen ist auch das Artwork jedesmal ein bißchen anders (naja, fast!). Kauft euch die Inside-Out-Version, dann entgeht euch nix.

Wie steht es mit der Live-Präsenz? Diese Frage darf natürlich nicht fehlen, auch wenn sie in fast jedem Interview vorkommt, aber der resultierende Informationsgehalt ist verdammt wichtig. Ich jedenfalls würde mir die Finger lecken, euch in Action sehen zu dürfen. (Am Besten zusammen mit OCEANSIZE. Das wäre mal ein Package…. geil! *träum*)

Wir haben in Großbritannien ein paar kürzere Touren mit ihnen gemacht, und es war echt großartig. Und wenn alles glatt läuft, könnten wir ja demnächst sogar Labelkollegen werden, also abwarten.

Na, das klingt doch schon mal richtig gut.
So, an dieser Stelle sei nochmal allen Lesern gesagt, dass sie definitiv etwas großes verpassen, wenn sie „The Dark Third“ nicht wenigstens antesten.
Alles Gute für euch! Die letzten Worte…

„The Dark Third“ wurde vor langer Zeit in meinem Kopf aufgenommen…inzwischen bin ich weiter, also haltet Ausschau nach dem zweiten Album, das hoffentlich diesen Herbst kommt.

08.04.2007

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