Punish
Interview mit Gitarrist und Sänger André Mathieu zu "Sublunar Chaos"

Interview

Punish

Die Schweizer PUNISH haben mit „Sublunar Chaos“ ein Album veröffentlicht, das nicht nur gute Songs beinhaltet, sondern auch eine gesunde Mischung aus Death- und Thrash Metal inklusive ausgereifter Spieltechnik aufzeigt. Warum es vier Alben gedauert hat, bis PUNISH nun endlich eine breitere Hörerschaft erreichen können, wieso der Sound früher nicht immer stimmte, die Songs aber schon sowie vieles mehr, erzählte uns Gitarrist und Sänger André Mathieu im Interview.

Hi, ihr habt mit „Sublunar Chaos“ bereits euer viertes Album am Start. Wenn ich mir die hohe Qualität des Albums vor Augen bzw. Ohren halte und weiter darüber nachdenke, frage ich mich, warum ich PUNISH erst jetzt, mit dem vierten Album wirklich wahrnehme? Ich meine, ihr seid seit 2000 mit Veröffentlichungen aktiv und ich muss gestehen, dass mir euer Name überhaupt nicht geläufig war. Was lief da diesbezüglich schief in der Vergangenheit? Hab ich einfach nur nicht gut genug aufgepasst oder lag es an der (bisher unzureichenden?) Promo?

Hi Matthias! Sicher war die unzureichende Promo in der Vergangenheit nicht gerade dienlich. Wir waren aber seit „Dawn Of The Martyr“ in den gängigsten deutschen Metal-Printmedien vertreten bzw. erwähnt! Die zwei kurzen Europa-Touren im Vorprogramm von HELHEIM und NOCTURNUS waren leider schlecht besucht und haben dadurch auch nicht zum Bekanntheitsgrad von PUNISH beigetragen. „Sublunar Chaos“ ist sicher das best produzierte Album von PUNISH. An der Qualität der Musik hat sich meiner Ansicht nach nicht viel verändert. Was sicher neu ist (bzw. back to the roots) sind die Vocals.

Mit dem Deal mit Apostasy Records habt ihr ein aufstrebendes Label erwischt, das viele gute Bands am Start hat. Ich schätze ein, dass ihr stilistisch super in den Stall passt und PUNISH als Band dadurch deutlich weiterkommen werden. Ihr habt bislang ja jedes Album entweder in Eigenregie oder über wechselnde Label veröffentlicht. Was versprecht ihr euch von der Zusammenarbeit mit Apostasy und gibt es Absprachen über weitere Veröffentlichungen unter deren Banner?

Mit Apostasy haben wir natürlich einen perfekten Partner gefunden um PUNISH weiterzubringen. Wir waren und sind nach wie vor der Meinung, dass PUNISH einem breiten Publikum gefällt. Es fehlte in der Vergangenheit einfach der richtige Partner. Bis jetzt haben wir mal einen Deal über „Sublunar Chaos“… man weiss nie was noch kommt.

Kommen wir direkt zum Album. Ich weiß, die folgende Frage ist relativ abgedroschen, weil sie häufig in Interviews gefragt wird aber in eurem Fall finde ich sie wichtiger als bei vielen anderen Bands, da sich meiner Meinung nach doch einiges bei PUNISH getan hat: Was denkst du, ist bei „Sublunar Chaos“ gegenüber dem Vorgänger „Raptus“ musikalisch und inhaltlich passiert? Ich meine, „Raptus“ kam 2009 raus und in vier Jahren kann viel passieren…

Zuerst war da natürlich ’ne gehörige Portion Frust, dass „Raptus“ nicht mehr bewegt hat. In diesen vier Jahren hat sich Band-Intern auch viel getan. Man muss bedenken, dass wir 2010 mit der Produktion von „SUBLUNAR CHAOS“ begonnen haben. Wir wollten nie so ne lange Pause. Aber personelle Querelen haben die ganze Sache unnötig verzögert. Song-Technisch hat sich meiner Meinung nach nicht viel verändert. Die Vocals sind sicher ein Part der jetzt neu ist. Jetzt sing nur noch ich. Im nachhinein weiss ich nicht, ob die Vocals auf „Dawn Of The Martyr“ und dem „Raptus“ jedermanns Sache war.

Kannst du bitte zu jedem eurer Alben, inklusive dem neuen, ein paar Sätze sagen? Z.B. wie dir die ersten drei Alben aus heutiger Sicht erscheinen und was gefällt dir daran noch richtig gut und wo ist Eigenkritik entstanden…

PUNISH – Debüt (2000): Absolut geile Songs!!! Aber leider scheisse gespielt. Geiles Cover!!! Produktion ist recht geil.

„Three Songs In Mental Disorder“ Demo (2004): Absolut geile Songs! Mussten nach vier Jahren ein Lebenszeichen von uns geben. Da war viel Frust mit dabei (Cover!!!)! Produktion ist recht schlecht.

„Four Songs In Morbid Lust“ EP (2005): Hammer Songs!!! Endlich ein Studio gefunden in dem wir uns wohl fühlen. Wir wollten zuerst mal einen Tontechniker, der unsere Sache gescheit aufnehmen, mixen und mastern kann, bevor wir wieder ein ganzes Album einspielen. Cover… naja… könnte man besser machen.

„Dawn Of The Martyr“ (2007): Mega Songs!!! Coole Studiozeit! Leider kam die Produktion dann doch nicht so gut wie erwartet. Irgendwie ’ne Plastikproduktion. Aber wie schon geschrieben: MEGA GEILE FRICKELSONGS! Kurz vor dem Studio noch den Sänger rausgeschmissen… und den Basser ausgewechselt! Die Vocals haben dann unser Basser und ich aufgeteilt. Ob gut oder schlecht sei jetzt mal dahingestellt! Cover… da war mal ’ne Idee… dann kam die Grafikerin… dann gab’s Ärger… dann gab’s dieses Cover!!!

„Raptus“ (2009): Auch Mega Songs! Meiner Ansicht nach das brachialste PUNISH-Album. Liegt sicher auch an der Produktion! Cover und Artwork sind voll geil!

„Sublunar Chaos“ (2013): Kann mich nur wiederholen… HAMMER GEILE SONGS! Mit Christoph Brandes (Iguana Studios) den perfekten Mann an den Reglern gefunden! Sicher die transparenteste und beste Produktion die wir je hatten. Die Vocals hab ich allein übernommen.

Über all die Jahre bin ich nach wie vor von jedem einzelnen PUNISH-Song begeistert. Ich würd am Songwriting niemals was ändern. Wir haben immer das gemacht wozu wir Lust hatten. Darum haben wir auch immer noch Spass daran. Leider kann man die personellen Situationen nicht steuern oder voraussehen. Dadurch wurden wir des öfteren ausgebremst. Kritik würd ich bei einzelnen Entscheidungen, die wir getroffen haben (Studios/Cover/Promo), anbringen! Ist ja zum Glück alles Geschichte und wir schauen mit Zuversicht nach Vorne.

Bist du zufrieden damit, wenn ich euch zwischen Death- und Thrash Metal einordne, den Begriff Technical einflechte aber auch anmerke, dass ihr es mit dem Gefummel an den Instrumenten nicht übertreibt?

Ja! Ich könnt’s nicht besser umschreiben! Ist halt so ’ne Meinungssache. Wir wurden schon oft kritisiert, dass eben das Gefummel zu viel sei. Entweder man mags oder halt eben nicht.

Ihr habt viele Riffs und Breaks, die ich wie bereits in der persönlichen Stilvergabe beschrieben, als Thrash-Parts erkenne. Gibt es bei PUNISH traditionelle Thrash-Metal-Einflüsse, eventuell sogar in Richtung Deutschland der End80er- bzw. Anfang 90er-Szene?

Unsere grössten Einflüsse am Anfang waren mit Sicherheit DEATH und SLAYER. Irgendwann kam dann noch die Neo-klassik mit Yngwie Malmsteen und Paul Gilbert dazu. Und irgendwann begannen wir dann auch noch Jazz-Kadenzen einzubauen! Da frag sich jetzt mancher: WO DENN 🙂 …gut durchhören 🙂 ! Was ich damit sagen will: PUNISH haben extrem viele Einflüsse. Wir packen das alles zusammen… das gibt dann PUNISH. Klar sind wir doch alle Fans von DESTRUCTION, SODOM usw., Bands die den ganzen Metal geprägt haben… auch uns.

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Das Album ist insgesamt super im Fluss und die Stücke halten alle das Niveau hoch. Zwei davon stechen von ihrer Art her etwas heraus, nämlich das Instrumental „M2“ und der Abschluss-Track „Under Despotic Flag“. Während das Instrumental das zweitlängste Lied der Scheibe ist (nur „Selfimposed Neurotic – Corroded Ad Infinitum“ ist ein paar Sekunden länger) und ebenfalls recht ungewöhnlich an vorletzter Stelle positioniert ist, anstatt irgendwo in der Mitte der Scheibe, überrascht der Rauswerfer mit Melodien, die man fast schon als Klassik bezeichnen könnte. Wieso also diese beiden Stücke geschlossen am Ende des Albums, was bedeutet der Titel „M2“ und was zum Geier hat euch bei „Under Despotic Flag“ geritten?

Über die Länge der Tracks machen wir uns eigentlich nie Gedanken. Hab ich gar nicht realisiert… Die sind so lang wie der Komponist es für richtig hält. Das ist so ein Konzept von PUNISH. Auf „Dawn…“ haben wir den „Moloch“ (Instrumental) und den Knaller „Fragrance Of Abomination“ am Schluss. Bei „Raptus“ ist es der „Disruptor“ (Instrumental) und der Nackenbrecher „Wetworks Ltd.“ . Wir finden das geil, wenn das Album mit richtig Zug aufhört! Kompliment an den Komponist Ralph Huber (Git.) für den Hammer „Under Despotic Flag“. Ist wahrlich ’ne Meisterleistung!!! M2 ist M2.

Die Produktion ist richtig gut gelungen, schön sauber und fett und trotzdem nicht ganz so steril wie bei diesen vielen unsäglichen Deathcore-Truppen. Dennoch lässt sich eine gewisse Trockenheit feststellen, was natürlich auf die saubere, differenzierte Aussteuerung der Instrumente zurückzuführen ist. Ich beschäftige mich viel mit Produktion und Sound und ich merke an, dass, je sauberer die produktion ist, sie immer (!?) zu Lasten des Feelings und der Feindynamik geht. Würdest du mir da zustimmen und was genau hattet ihr im Sinn, als ihr mit Christoph Brandes den Sound erstellt habt?

Genau das ist ja bei PUNISH die Schwierigkeit. Wir hatten in der Vergangenheit unsere Probleme mit Produktionen. „Dawn…“ zu steril, zu klinisch… alles hörbar aber NULL feeling; wie gesagt ’ne Plastikproduktion. „Raptus“ irgendwie beim mastern an die Wand gefahren. Gewisse melodiöse Feinheiten sind da schlicht und einfach nicht mehr zu hören. Wir wollten endlich mal die nötige Transparenz und Feeling. Wir sind mit der Produktion von „Sublunar Chaos“ absolut zufrieden! Das Album piegelt unseren Sound perfekt wieder! Dank an Christoph!!!

Was ist eigentlich das oder ein „Sublunar Chaos“ und welche Thematiken behandelt ihr in den Texten?

„Sublunar Chaos“ – Irdisches Chaos. Man schau auf die Welt! Die Platte hat kein lyrisches Konzept, das sich durch alle Songs zieht! Jeder Song ist da für sich zu verstehen. Während sich „Arise From The Ambush“, „Denial Means War“, „Under Despotic Flag“ und „Future Repeats“ dem aktuellen irdischen Chaos widmen, geht „Sublunar Black“ schon eher in Richtung Liebeslied. „Selfimposed Neurotic – Corroded Ad Infinitum“ ist ’ne Abrechnung mit Jemandem, „Incipit Chaos“ und „Kliffoth“ dürfen als Tribut für Jon Nödtveitd und DISSECTION verstanden werden.

Das Cover sieht übrigens richtig geil aus und spiegelt die zerstörerische Intensität der Musik verdammt gut wieder. Wie kommt der Titel des Albums mit dem Kriegsszenario der zerbombten Stadt zusammen?

Der Album-Titel stand schon fest. Wir hatten erst selbst ein Cover zusammengeschustert. Zum Glück hat Apostasy interveniert und einen bekannten Graphiker das Cover neu gestalten lassen! Kam Gut! Wir finden’s auch Geil!! Dank an Thomasz und Remy!!!

Ich stelle mir grad ein riesiges Backdrop mit dem Albumcover vor und wie ihr dann auf der Bühne das komplette Album schmettert. Hammer! Wann kommt ihr rüber nach Deutschland? Eure Label-Kollegen SPHERON würden doch super gut zu euch passen. So eine Tour mit täglich wechselndem Headliner zwischen euch beiden wär doch mal was…?!

JEDERZEIT… wann geht’s los???

Zum Abschluss würd ich gern noch erfahren, was so in der Schweizer Death-Metal-Szene los ist. Gibt es genug guten Nachschub und kommunizieren die Bands untereinander oder kocht jeder seine eigene Suppe?

Man sieht sich, kennt sich, spielt vielleicht mal am gleichen Gig. Im Endeffekt muss jede Band für sich selber schauen. Zwei von uns spielen ja auch noch in anderen Bands. Man weiss von den anderen schon was die so machen… ist aber nicht so, dass wir uns ständig kontaktieren. Denk schon, dass da ein gewisser Nachschub vorhanden ist.

Vielen Dank für das Interview und das coole Album. Ihr werdet mir der Scheibe deutlich mehr Aufmerksamkeit erregen als in der Vergangenheit! Ich drück euch die Daumen, denn ihr habt es verdient.

Danke dir!!!

17.09.2013

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