Pro-Pain
Pro-Pain
Interview
Die neue Platte "Absolute Power" ist unterwegs und PRO-PAINs Mastermind Gary Meskil hat sich die Zeit genommen, uns einige Fragen zu beantworten. Nicht nur über das Album an sich, sondern auch über die Vergangenheit und die Zukunft, hinsichtlich den Fans, der Musik, religiösen Aspekten und der absoluten Power.
PRO-PAIN macht schon seit einer halben Ewigkeit Musik. Wie fühlt es sich an 2010 eine Scheibe rauszubringen?
Also ich kann sagen, dass sich das Gefühl seit dem Beginn nicht wirklich geändert hat. Wir sind immer noch gleich aufgeregt, wenn es darum geht einen neue Platte aufzunehmen. Wir sind so viel älter jetzt, so viele Dinge haben sich in unserem Leben geändert, aber wir teilen immer noch die gleiche Leidenschaft zur Musik. Und das ist auch der Kernpunkt, warum die Band nach 19 Jahren immer noch existiert. Es ist immer spannend ein neues Album aufzunehmen, neue Songs zu kreieren, Ideen zu verschmelzen und diese dann zum Leben zu erwecken. Der kreative Prozess ist mein liebster Teil an der ganzen Sache. Jeder ist aus einem anderem Grund hier, das ist sehr interessant. Manche spielen lieber live, andere sind bevorzugt im Studio. Ich bin da etwas ausgeglichener, aber wie gesagt, ganz vorne liegt bei mir das Kreative. Hier nimmt es Form an, von der Demophase bis ins Studio. Und dieses Mal haben wir den Ohren eines anderen vertraut, was wir schon sehr lange nicht mehr gemacht haben. Was dabei rauskam, kann sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen.
Das ist die nächste Frage: Wie sind die Reaktionen soweit?
Die Reaktionen von den Leuten, denen wir bisher was vorgespielt haben, sind sehr positiv. Du musst ganz feine Linien durch dein Publikum ziehen, denn es gibt eine Haufen old-school PRO-PAIN Fans. Sie wollen logischerweise old-school PRO-PAIN Zeug hören, am Ende müssen wir aber auch ein Album machen, das uns gefällt und das wir gerne hören. Es geht also darum sehr viele verschiedene Dinge in Betracht zu ziehen und darauf unser Album aufzubauen. Das wichtigste ist, dass es dir gefällt, vielleicht verkauft es sich gut, vielleicht gefällt es den Leuten, aber das weißt du nie, das weißt du wirklich nie.
Bei letzten Album „No End In Sight“ war Tom für den Großteil der Musik verantwortlich. Wie ist es dieses Mal? War es wieder er? Oder du? Oder ihr beide? Oder die ganze Band?
Dieses Mal kann man es durchaus als Teamwork bezeichnen. Hinsichtlich der Musik gibt es gleiche Anteile von allen. Sogar unser neue Drummer Ricky Halverson hat einiges beigetragen. Ich denke er hat uns ein paar neue Türen geöffnet, denn er hat Einflüsse in die Band gebracht, die wir bisher so nicht einbringen konnten. Insbesondere aus der Death-Metal Richtung. Gerade das ist etwas, womit ich mich nie wirklich beschaftigt habe, weißt du das ist nicht mein Ding. Damit bin ich nicht aufgewachsen. Sicher, ich schätze viele der musikalischen Aspekte dieses Genres, aber ich war mir nie sicher, ob das etwas ist, was wir gut können. Aber jetzt mit Ricky können wir loslegen, denn wir haben einen wahnsinns Drummer. Ich denke diese Einflüsse haben sich ihren Weg in den PRO-PAIN Style gebahnt. Ich bin ein Crossover-Künstler, es ist immer cool, Neues einzuflechten und es zum Laufen zu bekommen.
Allerdings. Bei „Hate Coalition“ zum Beispiel gibt’s ja sogar Blastbeat-Parts. Jetzt Habt ihr Death-Metal Einflüsse, dazu kommen wie immer Hardcore, Metal, Punk, usw. Was kommt als nächstes? Country?
Hahaha. Vor einiger Zeit war sich die Presse einig, dass sich jeder Track gleich anhörte, sie wollten uns experimenteller sehen und so weiter. Wir haben diese Kritik miteinbezogen. Konstruktive Kritik ist eine sehr nützliche Sache. Also warum nicht die Grenzen unseres Könnens erforschen? Unser Fähigkeiten? Das gefiel den Hardlinern dann wieder nicht und das beste Beispiel hierfür ist „No End In Sight“. Wir haben sehr viel versucht mit dieser Scheibe. Ich habe mich zurückgelehnt und die Musik andere schreiben lassen, weil ich ein anderes Album haben wollte, wie es sonst der Fall war. Und wenn ich den Großteil der Musik geschrieben hätte, klingt es traditionell nach PRO-PAIN. Deshalb hatte ich Tom gefragt, ob er diesen Part nicht übernehmen möchte und wir es dann mit meinen Lyrics verbinden. Daraus wurde ein sehr interessantes Album, auch hinsichtlich des Songwritings. Eine stärkere Produktion hätte nicht geschadet, im Nachhinein gesehen. Die Gitarren vielleicht ein bisschen lauter, alles in allem ist es aber eine solide Platte geworden. Ich liebe die Songs, die kann ich mir den ganzen Tag anhören. Gutes Songwriting steht über einer guten Produktion. Die Produktionsweisen ändern sich. Wenn du Jahre später einen Blick darauf wirst, siehst du es, es ist nicht so wichtig, aber gutes Songwriting bleibt gutes Songwriting.
Auf „No End In Sight“ habt ihr mit Stephan Weidner gearbeitet. Als ich zum ersten mal „Stand My Ground“ gehört hatte, habe ich auf Bobby Blitz als Gastsänger getippt, haha. Aber es war Schmier von DESTRUCTION. Wie kam es denn zu dieser Zusammenarbeit?
Wir gingen in die V.O. Pulver Studios Gelterkinden, in der Schweiz. V.O. Von GURD. Er hat einige DESTRUCTION Albums produziert, speziell die aktuelleren. Wir hatten dort einen Kreis von Freunden um uns und ich dachte, dass es cool wäre, ein paar unserer Freunde aus Europa auf dem Album miteinzuschließen. Sicher wir haben schon mit Stephan gearbeitet, aber meistens, wenn wir Gastsänger oder andere Musiker dabei hatten, waren die aus den Staaten. Wir kennen Schmier schon seit einer ganzen Weile und haben ihn angerufen für den einen Thrash-Song. Er kam vorbei und hat das ding gerockt. Hörte sich geil an. Abgesehen davon hat er sich in dieser Nacht völlig mit Scotch abgeschossen, haha. Er ist ein großartiger Kerl, eine interessante Persönlichkeit, mit der du über alles reden kannst.
Warum habt ihr das Album in der Schweiz produzieren lassen und es nicht, wie sonst üblich selbst gemacht?
Wir wollten wieder anders klingen. Wenn du dir die Band anschaust, siehst du vier verschiedene Leute mit unterschiedlichen musikalischen Grenzen. Jeder hat Grenzen, egal wer du bist. Wenn du dir diese Grenzen ansiehst, denkst du nach, wie du ein Album machen kannst, das nicht nur wichtig, sondern auch anders als ein PRO-PAIN Album ist und dich trotzdem vom Hocker reißt. Eine Sache die man tun kann, ist sich einen Produzenten von außen heranzuholen. Mit einem Dritten haben wir seit 1994 nicht mehr gearbeitet, also habe ich mich entschieden die Ohren von jemand anderem zu Rate zu ziehen, selbst zu entspannen und so gut und so tight zu spielen wie es nur geht. Eine andere Person sitzt an den Reglern, eine der wir vertrauen können und V.O. war der richtige für den Job. Er kennt die Band, hat ein glückliches Händchen mit seinem Studio und der Ausrüstung, es ist zwar recht minimalistisch, aber der Sound, welchen er dort herausholt, ist großartig.
Du bist also zufrieden und würdest es das nächste Mal wieder tun?
Ja. Wenn ich mir unsere Alben ansehen stehen die meisten ziemlich ähnlich nebeneinander. Manchmal musst du Gitarren neu aufnehmen, weil du nicht glücklich bist mit den Aufnahmen, es ist schon seltsam. Drei oder vier Alben gingen dafür richtig glatt. „Act Of God“ war eine davon, wie auch „Fistful Of Hate“ und dieses Album gehört auch dazu. Alles lief die ganze Zeit perfekt, es gab nie einen zweiten Durchlauf. V.O. hatte unser Vertrauen als Produzent und wir wollten ohnehin nicht zu viele Leute mit eine Kochmütze auf dem Kopf dabei haben. Und es hat funktioniert.
Als ich auf „Absolute Power“ den Song „Gone Rogue (I Apologize)“ gesehen hatte, musste ich an ein Buch namens „Going Rogue“ von Sarah Palin und mögliche Parallelen denken, was ich aber für etwas abwegig hielt. Was verbirgt sich hinter dem Titel?
Das sind die persönlichsten Songs, die ich bisher geschrieben habe. Was die Titel betrifft, wollte ich etwas haben, was die Bedeutung des Songs offensichtlich wieder gibt. Aber manchmal klingt es auch nur gut. Ich mag es, wie manche Worte klingen. Beispielsweise Road…Ro…Rooo…Rogue klingt doch schon mehr nach PRO-PAIN, haha. Hört sich besser an als „On The Road Again“ oder sowas. Es ist ein sehr persönlicher Song, den ich mit den Lyrics noch mehr ausgeweitet habe. Jeder kann für sich herausfinden, um was es sich handelt und kann sich eine Bedeutung ausdenken. Ich hatte letztes Jahr einige persönliche Probleme und normalerweise mit ich nicht der Songwriter, der so etwas in Liedern verarbeitet, aber das ist einer davon.
In „Hate Coalition“ sprichst du von Soldaten Gottes. Was denkst du über solche Soldaten, nicht zwingend nur aus christlicher Sicht.
In diesem Song sehe ich es aus dieser Richtung. In letzter Zeit habe ich bemerkt, dass das Christentum schon seit geraumer Zeit angegriffen wird. Ich bin jetzt nicht die religiöseste Person, aber wenn ich sehe, dass etwas unrecht ist, dann schreibe ich darüber. Ich sehe es die ganze Zeit in den Medien. Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem man so politisch korrekt sein muss, dass man nicht mal mehr über Weihnachtren oder den scheiss Weihnachtsmann reden darf, dass wir Weihnachtsbäume nicht mehr in Schulen aufstellen dürfen und lauter solche Sachen. Dieser Song kämpft gegen diese Art von Mentalität an. Vielleicht gibt es viel mehr über Religion, das wir nicht wissen, vielleicht sollten wir die Leute auch einfach das glauben lassen, was sie wollen. Ich denke es ist wichtig, das jeder frei in seiner Entscheidung ist, zu glauben, was er will. Un damit sollte kein Schindluder getrieben werden.
Religion wurde immer als Werkzeug der Macht benutzt. In ein paar Worten, was ist die Bedeutung hibter dem Titel „Absolute Power“?
Der Titel hat eine Doppelbedeutung. Ich dachte zu diesem Album passt es perfekt. Der Begriff Absolute Power Corrupts Absolutely (John Emerich Edward Dalberg Acton (1834–1902)) zielt hier auf den Sozialismus und Kommunismus ab. Heutzutage sind viele Leute der Meinung, dass Amerika sich mehr in Richtung Sozialismus und kommunistischen Idealen orientiert. Ich persönlich sehe einige seltsame Dinge von Statten gehen, besonders wenn es um unsere neue Regierung geht. Auf der anderen Seite ist „Absolute Power“ ein toller Titel für PRO-PAIN und unsere Musik. Ich habe diese Illustration „Smash Communism“ gesehen. Darauf ein hemdsärmeliger Arbeiter kommunistische Symbole in einem Stern mit einem Vorschlaghammer zerstört. Darauf kam mir der Einfall das ganze auf unsere Band zu projizieren, den Hammer gegen ein Instrument auszutauschen und somit versuchen, politische Dinge durch unsere Musik zu ändern? Die dargestellte Person ist niemand von uns, aber irgendwie schon. Wir sind keine Politiker, wir sind Musiker, aber wir versuchen mit unserer Musik Dinge zu ändern. Jeder will irgendwas daran ändern, was da draußen vor sich geht und das ist unsere kleine Plattform, um das auch zu versuchen. Wir versuchen dafür alles zu geben. Ich denke dass wir heutzutage ziemlich bekannt dafür sind. Über die Jahre wurden wir eine Art politischer Parameter. Viele Dinge, über die wir in unseren alten Platten gesprochen haben, wurde damals nicht verstanden. Heute allerdings erkennen die Leute, dass wir über wichtiges Zeug geredet haben. Sachen die wirklich relevant sind. Das meiste Material von „Foul Taste Of Freedom“ ist heutzutage sehr relevant, wortwörtlich gesprochen. Musik ändert sich von Zeit zu Zeit, die Lyrics bleiben gleich.
Welcher Song gefällt dir persönlich auf der Platte am besten? Sofern es so etwas gibt. Mir sagt „Road To Nowhere“ am meisten zu, ich mag die Gitarren.
Ich mag „Road To Nowhere“ auch, weil das ein sehr multi-dimensionaler Song ist. Und es ist Metal, echter Metal. Ich meine, normalerweise mag ich so Zeug nicht besonders, aber dafür habe ich selbst die Musik geschrieben. Das passiert schneller als du denkst. Die Jungs waren in meiner Garage, arbeiteten an einem Arrangement, ich war in meinem Büro, habe am nächsten Song geschrieben. Das ist bei uns ein wenig wie bei einem Workshop. Als wir fertig waren, entpuppte sich das Arrangement zum Sound von „Road To Nowhere“. Ich mag alle Songs auf der Platte aus unterschiedlichen Gründen. Jedes Stück hat seinen eigenen Platz und kann selbstständig atmen. „Unrestrained“ ist der einzige wirkliche old-school Hardcore Song. „AWOL“ geht mehr in die Punk-Richtung, es gibt Metal, Death-Metal, überall verteilt. Das ist es, was ein gutes Crossover Album ausmacht. Es ist nicht einheitliche, aber klingt dennoch nach dir.
PRO-PAIN spielen ja konstant auf einem sehr hohen Level. Ist es da nicht schwierig, weiter vorwärts zu kommen?
Wir versuchen stets neue Dinge aufzuschnappen und etwas interessantes damit zu machen, was uns selbst gefällt, ohne selbstverständlich die Fans außer Acht zu lassen. Wir wollen sicherlich nicht unsere Fans enttäuschen, aber wir wollen Alben machen, die uns gefallen. Wir sind älter geworden. Wir kommen nicht nach Hause und hören die ganze Zeit nur SLAYER. Generall kann man sagen, je älter du wirst, desto entspannter wird dein Musikgeschmack. Das ist nur menschlich, besonders, wenn du seit über 3000 Shows in der Band bist…
…oder war es seit über 3000 Jahren? Haha.
Haha, ja, die Jahre passen zu den Shows. Ich hatte ja noch acht Jahre mit meiner ersten Band, den CRUMBSUCKERS. Für PRO-PAIN haben wir die Standards der alten Bands genommen und sie weiter verbessert. Es ist eine Kombination meiner beiden ersten Bands. Die eine, mehr kommerziele HEAVY RAIN und den CRUMBSUCKERS, die ziemlich technisch war zu der Zeit. Gutes Gitarren-Geschreddere und solche Sachen. Bei HEAVY RAIN ging es mehr um massentaugliche Arrangements. Also haben wir die guten Elemente der beiden vermischt. Und daraus wurde PRO-PAIN.
Vielen Dank für deine Zeit und deine Worte.
Ich bedanke mich und weiß es zu schätzen. Pass auf dich auf.
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