Pripjat
Gar nicht genug Mittelfinger
Interview
Gar nicht genug Mittelfinger
Und wie ist vor diesem Hintergrund der Titel „A Glimpse Beyond“ zu verstehen?
Eugen: Es ist doppeldeutig. „A Glimpse beyond Thrash“, da wir einige genrefremde Elemente hineingebracht haben. Aber auch ein Blick in die Zukunft. „We take a glimpse beyond, a desparate glare. When nothing’s left to change – we wait and stare“.
Eine bedenkliche Entwicklung jüngerer Jahre ist der zunehmende Rechtsruck in der Welt. Auch die Metal-Szene ist davor leider nicht gefeit. Schmier erzählte mir jüngst in einem Interview, dass sich manche DESTRUCTION-Fans nach einem Auftritt der Band beim Rage Against Racism Festival sogar öffentlich von der Band lossagten. Seid ihr mit PRIPJAT innerhalb der Szene mal mit solchen Menschen in Kontakt gekommen?
Eugen: Ehrlicherweise habe ich gar nicht genug Mittelfinger für diese Arschlöcher. Wer sich von einer Band distanziert, weil sie auf dem großartigen Rage Against Racism spielen, ist kein Fan, er ist ein scheiß Rassist. Sonst hätte er kein Problem damit. Und für Rassisten spielen wir ganz sicher nicht. Weder für Geld noch für Fame noch für sonst irgendwas. Wir haben uns da als Band schon mehrmals deutlich und öffentlich positioniert.
Ich bin zwar kein politischer Aktivist, aber durch und durch Antifaschist. Innerhalb der Szene kommt man mit solchem Abschaum zumindest online immer wieder in Berührung. Und zwar magazinübergreifend, ob metal.de, Metal Hammer, Deaf Forever oder was auch immer. Da gibt es leider keine Ausnahmen.
Zu unseren Konzerten kommen diese Typen nicht. Wir sind nicht trve und wir haben uns Toleranz und Menschlichkeit dick auf die Flagge geschrieben. Das ist heute leider nicht mehr sexy, aber immerhin hält es die braune Scheiße von uns fern. Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass auch von der journalistischen Aufarbeitung dieses Themas sehr enttäuscht bin. Bands wie MGLA werden völlig selbstverständlich besprochen, und das obwohl sie ganz dicke mit den Nazis von Northern Heritage sind und auch über sie vertrieben werden.
Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie mühselig und nervenaufreibend solche Diskussionen vor allem im Web ablaufen. Aber entweder hat man die Eier dazu, oder eben nicht. Auch ihr habt immer noch ein Review von DEUS MORTEM online. Und da will ich keinem Honig ums Maul schmieren. Ich finde das richtig schwach. Aber wie gesagt, das macht aktuell niemand besser. Ich finde MGLA musikalisch übrigens ziemlich ansprechend und war auch mal auf einem Konzert, bei dem sie Support waren. Allerdings waren mir da die Verstrickungen mit offen Rechtsradikalen nicht bewusst.
Man sollte also nicht ins andere Extrem übergehen und alles niederboykottieren, was mal mit dem Schwager eines ehemaligen Drummers in einer Kapelle, die vor zehn Jahren mal irgendwas rechtes auf einem Demotape drauf hatte, ein Bier getrunken hat. Aber natürlich kann und sollte man darüber reden.
Dagegen fand ich eure Aufarbeitung von SABATONs – ich finde die Typen an sich übrigens ziemlich sympathisch – Kriegsverherrlichung hervorragend. Und dafür musstet ihr ganz schön was einstecken. Sehr bezeichnend für den Zeitgeist.
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Super Interview und ein prima Typ mit klarer Kante der Eugen. MGLA und ähnlicher Rotz werden natürlich weiterhin auch hier supported werden, aber dennoch danke an Metal.de für den Mut zur Reflexion der eigenen Seite.
Hauptsache die Mucke knallt.