Primordial
Wir sind immer noch eine Rockband
Interview
Jüngst erscheint mit „Gods To The Godless“ die erste reine Live-Veröffentlichung der Nordiren PRIMORDIAL. Wir haben mit Sänger Alan Averill aka A.A. Nemtheanga über PRIMORDIAL als Liveband gesprochen.
Grüßt euch! Eure neue Live-Platte „Gods To The Godless“ wurde auf dem BANG YOUR HEAD FESTIVAL aufgezeichnet. Es sieht so aus, als wäre es kein Zufall, dass ihr hierzu ein Konzert in Deutschland gewählt habt. Wie ist das Verhältnis zu euren deutschen Fans?
Alan: Eigentlich war das gar nicht wirklich so geplant. Es war einfach so, dass das BYH eine mobile Aufnahmemöglichkeit angeboten hat und der Gig einer der besten des gesamten Sommers war. Als wir dann auf die Tapes zurückgekommen sind, haben wir festgestellt, dass wir damit arbeiten können und die Idee hat Form angenommen.
Klar, Deutschland stand PRIMORDIAL immer sehr nahe, von daher ist das schon angemessen. Wir haben eine sehr gute Beziehung zum Festival aufgebaut und das obwohl das BYH eigentlich eher mit Hard Rock und traditionellem Metal verbunden ist. Wir haben dort einen guten Stand.
In den Neunzigern haben wir eine ganze Weile gebraucht, um in Deutschland anzukommen, weil wir zwischen verschiedenen Genres stehen. Aber wir haben unseren eigenen Stil ausgebaut und als es dann endlich „Klick gemacht“ hat, war das zu einer Zeit, als viele andere Bands feststellten, wie schwer es ist, eine Reaktion in Deutschland zu bekommen. Von daher ist es vielleicht wirklich passend, dass das Album in Deutschland aufgenommen wurde.
Die PRIMORDIAL-Veröffentlichungen sind anspruchsvolle Musik und kein Fast Food. Kannst du erklären, warum diese Stücke auch auf der Bühne so gut funktionieren?
Alan: Nun ja, tief im Herzen sind wir immer noch eine ganz traditionelle fünfköpfige Rockband. Wir arbeiten weder mit backing tracks, noch wir haben uns jemals auf Keyboards oder irgendwelche modernen Studiotricks verlassen, um unseren Sound zu kreieren. Auf der Bühne wird Metal getestet und obwohl es einige Zeit dauert bis du wirklich gut und eine starke Liveband bist, haben wir in den letzten zehn Jahren viel gelernt und wir wissen, wenn wir proben und neue Stücke schreiben, welche Songs am Ende auch live funktionierten könnten.
Außerdem denke ich, obwohl wir zum Metal-Mainstream gehören, dass PRIMORDIAL schon etwas wie Anti-Helden sind und gegen, wie du sagst, die Fast-Food-Kultur und was heute alles so als moderner Metal durchgeht, stehen. Das sorgt dann dafür, dass die Leute, die uns sowie schon mögen, umso mehr lieben, weil sie wissen, dass das Konzert für uns dann doch mehr als nur irgendein Gig ist. Wenn das alles zusammenkommt, entsteht ein echtes Feuer und du bewegst die Leute, die Leute bewegen dich und es entsteht eine aufgrund ihrer Intensität beinahe spirituelle Verbindung. Solange das passiert, wenn ich auf die Bühne gehe, habe ich stets den Antrieb weiterzumachen.
Warum sind keine Stücke von euren Alben „Imrama“, „A Journey’s End“ und „Storm Before Calm“ auf der Live-Platte gelandet?
Alan: Nun, um fair gegenüber dem BANG YOUR HEAD FESTIVAL zu sein, wir haben dort achtzig Minuten bekommen, was die ideale Länge eines Festivalgigs ist und uns auch nur selten zugesprochen wird…aber unsere Stücke sind sehr lang…daher ist es meistens gar nicht mehr möglich, dass wir etwas von jeder Platte spielen. Auf der anderen Seite willst du natürlich gerade auf einem Festival die größtmögliche Wirkung erzielen. Ein obskures Stück vom ersten Album würde dabei einen großen Teil der Zuschauer eher verwirren.
Bei einem Auftritt in einem Club können wir mehr Abbiegungen mitnehmen, aber auf einem Festival ist das sehr selten. Am nächsten Abend haben wir „Autumn’s Ablaze“ (Anmerkung Stefan: von der „A Journey’s End“, 1998) gespielt, aber an diesem Abend haben wir es weggelassen. Wenn wir vorher gewusst hätten, dass das Konzert als Livealbum veröffentlicht wird, hätten wir den Song vielleicht auch dort gespielt. Aber es ist wie es ist. Die Stücke sind einfach zu lang um alle Alben abzudecken.
Ihr habt die Live-Platte nach dem Stück „Gods To The Godless“ von der „Spirit the Earth Aflame“ benannt – dem ältesten Stück welches ihr auf dem Gig in Deutschland gespielt habt. Kannst du uns etwas zu eurem Verhältnis zu den älteren Alben erzählen?
Alan: Ich bin immer noch sehr stolz auf diese Alben. Ich bereue nichts. Diese Alben verraten als Momentaufnahmen viel über uns als Menschen und Musiker. Es ist komisch, sich etwas von 1991 oder 1993 anzuhören, meine Stimme zu hören und sich vorzustellen, dass ich damals 16 oder 17 war, aber es ist immer noch ein schönes Tagebuch unseres Wegs durch das Leben. Wenn ich diese Stücke heute singe, muss ich mir zugestehen, über die Absichten, Sehnsüchte und Ideale des jungen Menschen zu lächeln. Aber nach all diesen Jahren ist die Intensität auch geschärft worden.
Wenn ich diese Welt morgen verlasse, bleiben diese Alben zurück, um von anderen Menschen entdeckt zu werden. Es ist schwierig und manchmal verwirrend, in dieser dunklen Welt einen Platz und eine Stimme zu finden. Von daher bin ich froh, dass PRIMODIAL nicht nur eine Institution in meinem Leben ist, sondern auch ein Refugium für meine Kreativität und Weltanschauung. Alle alten Alben haben ihren eigenen Charakter.
Gibt es eigentlich eine Geschichte hinter eurem/ PRIMORDIAL‘s erstem Konzert?
Alan: Ich glaube, dass unser erster Gig, noch nicht unter dem Namen PRIMORDIAL, irgendwann im Oktober 1991 in einem lokalen Jugendhaus stattfand. Ich weiss noch, dass ein Amateurschauspielverein die Bühne vorbereitet hatte, sodass wir am anderen Ende des Raums spielen mussten. Zudem hatten wir keine PA zur Verfügung, sodass ich in einen Gitarrenverstärker gesungen habe. Damals mussten wir in Irland mit dem zurechtkommen, was wir hatten. Es gab keine Subventionen von öffentlicher Seite oder irgendwelche Zuschüsse für junge Menschen, welche versuchen einer armen und brutalen Gesellschaft zu entkommen. Aber wir haben damals unser Ding durchgezogen und das bedeutet nunmal auch, dass du improvisierst und mit Problemen und Schwierigkeiten zurechtkommen musst. Wir waren nur Jugendliche, welche versuchten ihren Weg zu finden.
Danke und auf bald!