Primordial
Interview mit Alan Naihmass Nemtheanga Averill
Interview
PRIMORDIAL konnten in den letzten Jahre einige Erfolge für sich verbuchen und sind heute in verdientermaßen in vieler Munde. Mit ihrem neuen Album „Redemption At The Puritan’s Hand“ dürfte es ihnen gelingen, den Erfolg weiter auszubauen, leistet sich dieses Meisterwerk doch keinerlei Schwächen und besticht durch hochemotionale, berauschend-intensive Tonkunst der Extraklasse. Sänger Alan Nemtheanga lässt uns in folgendem Interview ein wenig hinter die Kulissen PRIMORDIALs und der neuesten Veröffentlichung blicken.
In welchem Zeitraum wurden die neuen Stücke geschrieben? Hattet ihr während ihr an den neuen Songs geschrieben oder diese aufgenommen habt, einen Druck verspürt, schließlich konntet ihr ja mit „To The Nameless Dead“ einen großen Erfolg einfahren? Und habt ihr etwas an eurer Arbeitsweise geändert, oder was es dieselbe Prozedur wie immer?
Hauptsächlich entstanden die neuen Stücke innerhalb der letzten beiden Jahre. Vielleicht spürten wir einen kleinen Druck, aber nur wirklich in der Hinsicht, wo und wann wir aufnehmen werden, und ob wir genügend Zeit im Studio zur Verfügung haben werden. Was das Schreiben von guten Songs anbelangt, sind wir selbst unsere größten Kritiker, wenn wir die Stücke also abnicken können, werden sie für andere denke ich in Ordnung sein.
Hattet ihr ein Ziel, welches ihr mit den neuen Songs und dem neuen Album erreichen wolltet, und habt ihr dieses erreicht?
Einfach, keine Kompromisse, kein Bedauern und keine Reue. Wir verfolgen unseren eigenen Pfad weiter wie immer, wir beschreiten diesen Pfad nur seit 20 Jahren. Wir wollen noch mehr auf Tour gehen, mehr Festivals spielen, neue Länder bereisen und neue Erfahrungen sammeln. Wir wollen mehr Erinnerungen sammeln.
Gibt es ein lyrisches Konzept hinter „Redemption At The Puritan’s Hand“? Worüber handeln die Texte?
Wenn ich dieses Album zusammenfassen müsste, würde ich es als unser Album über den „Tod“ bezeichnen. Es gibt hier kein exaktes, alles umfassendes Konzept, aber viele der Themen handeln von Sterblichkeit, und wie wir damit umgehen. Die spirituellen Strukturen, welche wir um uns selbst herum ziehen, um dies wahrzunehmen. Sex, Tod, Nachwuchs und Gott. Während wir älter werden, verändert sich unsere Beziehung zu unserem Leben, die Realisierung, dass du nicht für immer leben wirst… es geht um unsere Versuche, Frieden mit dem Biest, welches in uns schläft, zu schließen, die Suche nach Erlösung und Offenbarung.
In welcher Beziehung steht das Albumcover zu den Texten?
Es scheint perfekt zu passen. Die brennende Hand im Skelett repräsentiert Puritanismus und Versuchung. Der Tod des Skeletts. Ich wollte diesen fast mittelalterlichen Holzschnitzerei-Stil, ich denke, wir haben es erreicht.
Ich habe das Gefühl, dass sich speziell der Gesang dieses Mal weiterentwickelt hat und nun besser als jemals zuvor ist. Kannst du mir hier zustimmen, und wie kam es dazu?
Ich weiß es nicht. Ich denke, was du hörst ist, dass wir dieses Mal mehr Zeit dafür verwendet haben, den Gesang zu produzieren und am Klang zu arbeiten. Davor war es vielleicht einfach nur die letzte Sache, an welcher wir gearbeitet haben. Dieses Mal verwendete ich darauf viel mehr Zeit. Man lernt neue Tricks und entwickelt neue Töne in der ganzen Zeit.
Für mich klingt das neue Album um einiges dunkler als „To The Nameless Dead“. Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen „Redemption At The Puritan’s Hand und dem Vorgänger?
Ich denke du hast Recht. Dieses Album ist dunkler, unheimlicher und übelwollender. Gleichzeitig auch menschlicher in vielerlei Hinsicht. Es ist komplexer, strukturierter und auch etwas länger.
Jedes eurer großartigen Alben mit der intensiven Musik, und auch den intensiv emotionalen Texten, fesselt und bezaubert viele eurer Fans sehr stark, und ich finde da macht euer neues Album „Redemption At The Puritan’s Hand“ auch keine Ausnahme. Wie schafft ihr es, so wundervolle Kunst zu erschaffen? Was ist euer Geheimnis, sag es mir!
Wenn ich wüsste, wie es geht, würde ich vielleicht daran scheitern, es weiter zu verstehen. Wir tun einfach, was wir tun, nicht mehr und nicht weniger. Wir versuchen, etwas zeitloser zu erschaffen, welches außerhalb von irgendwelchen Genres und Szene-Gesetzen existiert. Wir kennen keinen andern Weg, Musik zu schreiben, es ist für uns sehr schwierig daher aus dem Ganzen herauszutreten und darauf objektiv zu schauen.
Gibt es eigentlich eine Art hauptsächliche Botschaft, ein bestimmter Spirit oder ein Gefühl, welches ihr mit eurer Musik und euren Texten ausdrücken wollt? Und in diesem Zusammenhang, was bedeutet Paganismus für dich?
Paganismus? Sind wir eine Pagan Band? Ich habe nicht realisiert, dass wir eine wären. Wenn es um mich geht, so bedeutet es zu versuchen, mit der Natur in Einklang und Harmonie zu leben mehr, als dagegen, das macht Sinn. Aber wir leben in 2011 und nicht vor 2500 Jahren. Ich lebe in einer großen Stadt und tue all die Dinge, die Menschen in großen Städten jeden Tag tun. Wenn es eine grundsätzliche Botschaft gibt dann die, dass man überleben kann, ohne Kompromisse einzugehen oder aufzugeben.
In eurer Kunst bezieht ihr Kultur und Geschichte mit ein. Woher kommt euer Interesse und eure Inspiration hierfür?
Wir sind einfach aktiv in Kontakt mit der Welt, in welcher wir leben. Es ist einfach, in die gängige Popkultur einzutauchen, vor dem Fernseher zu leben, einfach zu konsumieren und niemals zu hinterfragen, aber ich glaube nicht, dass auch nur einer von uns geboren wurde, um das zu tun. PRIMORDIAL ist ein Teil von uns, unser kreativer Auslass. Wir brauchen das alle in unseren Leben. Angefeuert sein und sich gegenseitig anfeuern, haha!
Eure ersten Alben wurden von Metal Blade wiederveröffentlicht. Welchen Einfluss hattet ihr auf das Ergebnis, und wie beurteilst du heute diese Alben? War es schwierig, die Rechte für diese Veröffentlichungen zurückzuerhalten?
Natürlich hatten wir eine harte Zeit, Bands wurden und werden immer von der Geschäftsseite dieser Industrie verarscht, da sie die letzten in dieser ganzen Linie sind, welche bezahlt werden, oftmals ihre Rechte nicht kennen oder dumme Dinge unterschreiben, wenn sie jung sind. Ich bin stolz auf alles. Kein Bedauern, wie ich sagte.
Trauriger weise war 2010 ein schwieriges Jahr für PRIMORDIAL. Die Band trennte sich nach einem misslungenen Konzert in Athen vom langjährigen Schlagzeuger Simon O’Laoghaire, was ein Resultat von seinen Alkoholproblemen war. Bitte erzähle uns aus deiner Sicht, was in Griechenland vorgefallen ist!
Du hast Höhen und Tiefen als menschliches Wesen. Wir hatten alle Tiefen mit all den Dingen, die einem passieren können, wenn man in einer Band auf Tour ist, reist und auf Festivals spielt. Die Versuchung, wie auch immer man es nennen mag. Diese Nacht war ein derartiger Tiefschlag, dass es tiefer schon nicht ging, aber wir haben das Eisen aus dem Feuer genommen, haben einen langen und harten Blick in uns selbst geworfen, und hier stehen wir nun. Was dich nicht tötet, mein Freund, macht dich stärker, haha! Und Simon ist zurück und spielt besser als jemals zuvor.
(Anmerk. d. Verf.: Das kann ich bestätigen, nachdem ich die wirklich starke Performance auf dem Hammer Of Doom in Würzburg gesehen habe)
Wie du schon sagtest ist er nun wieder zurück in PRIMORDIAL. Wie gestaltet sich nun die Zusammenarbeit mit ihm, wie ist das Gefühl innerhalb der Band und was wollen die Band als auch Simon unternehmen, um die Gefahren des Alkohols für ihn zu reduzieren? Wie schwierig war es, wieder mit Simon als Einheit zu starten?
Natürlich war es schwierig. Der Rest von uns kann gut spielen und gleichzeitig was intus haben, aber als Schlagzeuger ist es deine Aufgabe, den Rhythmus festzunageln, davon gibt es kein Entkommen. Das Gefühl innerhalb der Band ist fein. Leben ist Leben. Wir haben alle Hochs und Tiefs.
Mit eurem letzten Album „To The Nameless Dead“ habt ihr einen großen Schritt nach vorne gemacht, aus dem Underground heraus habt ihr eine große Popularität in der breiten Metalszene erreicht. Wie habt ihr euch damals gefühlt? Wie war es, mehr positive Resonanzen auf eure Arbeit zu erhalten? Was hat sich alles für dich und PRIMORDIAL in den letzten drei Jahren verändert?
Ich fühlte mich einfach etwas verteidigt. Vielleicht kann man eine gute Band nicht einfach unten halten, und wenn es jemand in der Szene verdient hatte, so waren wir das. Wie auch immer, keine große Sache, wir sind alte Zyniker, wir machen einfach so weiter, wie wir es bisher taten, und die Bühnen und das Publikum sind jetzt größer. Du nimmst es einfach mit. Wir kommen aus dem Underground, unsere Attitüde ist dort. Die Leute wissen das. Wir haben unseren Anteil bezahlt.
Ihr hattet 2009 die Möglichkeit, durch die USA und Kanada zu touren. Wie war es denn?
Großartig, ich liebte es. Positive Leute, gutes Publikum, meist große Zuschauermengen und einige sehr lokale und Old School Fans. Persönlich kann ich es nicht abwarten, wieder dorthin zurückzukehren, ich mag die USA wirklich. Die Bands, mit welche wir zusammen gespielt haben, waren cool, und wir haben einige neue Orte erobert!
Haben all diese Tourneen und Festivalauftritte in verschiedenen Ländern, wo ihr auf viele Leute trefft, andere Kulturen kennenlernt, unterschiedliche Landschaften seht, auf irgendeine Weise Einfluss auf eure Musik und die Texte?
Natürlich. Das sind Lebenserfahrungen und all das hat einen Einfluss auf dich. Wir werden dadurch geschärft wie alles andere, sich mit dem Leben einzulassen. Natürlich klingt das jetzt wie ein Klischee, aber das ist wirklich wahr.
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Kein Bedauern, keine Reue. Keine Kompromisse! Glück und Stärke an euch alle! Der Tod wartet gleich um die Ecke.
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Stile | Black Metal, Doom Metal, Pagan Metal |
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