Primordial
Interview mit Alan Averill zu "Where Greater Men Have Fallen"
Interview
PRIMORDIAL sind Dreh- und Angelpunkt des irischen Metals. Mindestens ihre letzten vier Alben waren geradezu Meisterwerke, und auch das neue Album „Where Greater Men Have Fallen“ erfreut mit erhaben epischem, düster atmosphärischen Metal, in der eigenen stilistischen Nische von PRIMORDIAL. Sänger Alan Averill nahm sich Zeit, um einige Fragen zu beantworten.
Worin siehst du die Verbindung von PRIMORDIAL sowie „Where Greater Men Have Fallen“ zur heutigen Zeit?
PRIMORDIAL sind immer aktuell, wir singen nicht über Volkskunde oder Mythen, wir basieren tatsächlich geschichtlich und ich verwende das als Plattform als Sichtweise auf die heutige Zeit. Es gibt keine Fantasy oder Wirklichkeitsflucht, nur die harsche Realität.
Mit „The Seed Of Tyrants“ habt ihr einen sehr dunklen und harschen Black-Metal-Song, in meinen Augen der härteste in den letzten Jahren von PRIMORDIAL. Was hat euch dazu inspiriert?
Ich weiß es nicht. Wir haben nicht wirklich darüber nachgedacht, als wir den Song schrieben. Es gab einige Songs mit Blast Beats in den letzten Jahren wie zum Beispiel „Traitors Gate“. Wir stammen aus der zweiten Welle des Black Metals, weswegen es keine Überraschung sein sollte, dass wir immer einige Sachen haben werden die davon erhalten blieben. Die grundsätzliche Idee hinter den Texten wurde vom arabischen Frühling inspiriert und die naive Sichtweise von bestimmten Teilen der westlichen Gesellschaft, dass es etwas wie eine unblutige Revolution gibt und die alten Regime still dahinscheiden und Demokratie aufblüht. Die Wahrheit ist natürlich, dass für jeden Tyrannen ein Dutzend neuer Tyrannen bereit stehen, diesen zu ersetzen. Und die Zukunft ist nur Krieg und Blutvergießen.
Mein persönlicher Lieblingssong auf „Where Greater Men Have Fallen“ ist „The Alchimist’s Head“. Was kannst du uns über diesen berichten?
Ok, seltsame Wahl aber cool, warum nicht! Der Song handelt von William Blake der so etwas wie mein persönlicher historischer Held ist, das Stück ist also so etwas wie eine Hymne an ihn. Durchdrungen von seiner Symbolik und lyrischen Themen. Der Song selbst ist ein seltsames, eher dissonantes Stück, vielleicht mit etwas VOIVOD darin und ein kleines bisschen von BURZUM, wer weiß.
Deine Stimme scheint sich nochmals weiterentwickelt zu haben. Wie hast du deine Stimme weiter ausgebildet?
Wirklich nur darin, indem ich die Dinge etwas ernsthafter nehme. Seit „To The Nameless Dead“ ist die Band viel gewachsen und wir spielen nun meist am Ende des Billings, längere Sets und unter größerem Druck. Aus diesen Gründen musste ich einen Schritt Vorwärts machen und man entwickelt sich als eine Person und als Musiker weiter. Ein Teil davon war also einfach ein ernsthafterer Musiker zu sein. Auch meine Teilnahme bei TWILIGHT OF THE GODS und DREAD SOVEREIGN hat mir mit einigen neuen Erkenntnissen geholfen. Es war einfach an der Zeit, sich der Herausforderung zu stellen.
Eure Heimat Irland mit seiner langen blutigen Vergangenheit voller Kämpfe, Schmerz und Elend auf der einen Hand, Reflektionen und Beobachtungen von Glauben und Religion auf der anderen Hand, sind die hauptsächlichen Themen, über welche du in deinen Texten sprichst. Woher kommt dein Interesse über diese Themen?
Das kommt einfach davon, dass ich mich mit der Welt, in welcher wir leben, beschäftige und nicht nur an der Kultur und Geschichte, sondern auch an den Menschen interessiert bin, und wohin wir gehen. Wenn du keine Meinung oder nichts zu sagen hast, dann wird deine Band auch genauso klingen. Ich war schon immer an Politik, Geschichte und Kultur interessiert. Einige Leute beschäftigen sich nicht mit der Dunkelheit der Welt und benutzen die Musik als Werkzeug zur Flucht, was in Ordnung ist, aber ich verwende die Musik um dieselbe Dunkelheit auszudrücken.
Für „Where Greater Men Have Fallen“ habt ihr sowohl das Studio (Grouse Lodge) als auch den Tontechniker (Gomez, u. a. CATHEDRAL, ANGELWITCH) gewechselt.
Es war einfach an der Zeit diese Dinge zu ändern und den Komfort hinter sich zu lassen. Es wurde zu einfach für uns, sich wieder dort niederzulassen wo man sich am Besten auskennt und was vertraut wurde. Routine ist der Tod von Kreativität.
Ich finde es faszinierend, dass PRIMORDIAL es über Jahrzehnte geschafft haben, ein stabiles Line-Up zu behalten. Speziell in turbulenten Zeiten, als ihr mit eurem Schlagzeuger Simon O’Laoghaire nach dem Konzert in Griechenland Probleme hattet und er zuerst die Band verlassen musste. Aber er kehrte wieder zurück und ihr scheint danach sogar stärker als zuvor zu sein. Was ist das Geheimnis dieser Konstellation, dass ihr gemeinsam scheinbar alle Probleme bewältigen könnt und zusammenbleibt?
Wir sind Menschen, wir haben Fehler, wir haben verschieden Charaktere, andere Leben außerhalb von PRIMORDIAL, aber es ist wie eine Institution in unseren Leben, und manchmal ist es wichtig, zusammen einen Standpunkt zu haben, der sich anfühlt wie wir gegen den Rest der Welt. Simon hatte einige Probleme und er befasste sich mit diesen. Ich hatte ebenfalls welche in der Vergangenheit und zweifelsohne werde ich auch welche in der Zukunft haben, aber abgesehen davon, dass wir sehr unterschiedlich untereinander sind, sind wir auch stark miteinander verbunden. Auch ist die irische Art sehr bodenständig, wir sind keine Dramaqueens oder Rockstars, wir sprechen eine direkte Sprache, werden niedergeschlagen und stehen wieder auf.
Was wird in nächster Zukunft mit deinen beiden anderen Bands DREAD SOVEREIGN und TWILIGHT OF THE GODS sein?
Im Moment befinde ich mich auf Tour mit DREAD SOVEREIGN, wir sind zurück im Schützengraben mit unseren Brüdern von PROCESSION. Zwei Wochen in einem stinkenden Van durch Europa aber es läuft gut, mehr Herausforderungen und mehr Kämpfe. Soweit es mich angeht werden beide Bands weitermachen in der Zukunft, weshalb auch nicht? Wenn ich die Zeit und Passion habe brauchen wir dann neue Herausforderungen.
Wenn du die Chance hättest mit Quorthon zu sprechen, was würdest du ihn fragen?
Ich würde ihm sagen, dass er sich wenn er will unseren Schlagzeuger ausleihen darf und ich es niemandem erzählen werde, haha! Und er kann einigen Backgroundgesang zu „We Wield Lightning To Split The Sun“ machen wenn er mag.
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Stile | Black Metal, Doom Metal, Folk Black Metal, Pagan Metal |
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