Primordial
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Interview

Es hat lange gedauert, aber nun haben PRIMORDIAL endlich ihre erste DVD „All Empires Fall“ auf den Markt gebracht. Die DVD ist voll mit Material und so war es uns eine Freude mit dem sympathischen Frontmann der Truppe Alan A. Nemtheanga über die Geschichte PRIMORDIALs, das neue Album und Guinness zu sprechen, aber lest selbst!

PrimordialEine Bandgeschichte die über 20 Jahre andauert, sechs Alben und erst jetzt eine DVD? Wenn man bedenkt, dass manche Bands bereits nach einer oder zwei Veröffentlichungen gleich filmisches Material auf den Markt werfen, drängt sich die Frage auf, warum ihr so lange damit gewartet habt, bis ihr etwas derartiges Veröffentlicht.

Um ehrlich zu sein, weiß ich das gar nicht. Ich glaube, bis vor kurzem waren wir noch nicht auf einem Level, auf dem wir eine DVD brauchten. Oder auf einem Level, etwas so professionell zu machen, dass es mehr ist als einfach nur eine Festival-Aufnahme.

Was mich direkt dazu bringt, was du eigentlich davon hälst, wenn Bands, die im Grunde gerade mal ein Album draußen haben, direkt eine DVD veröffentlichen.

Ich denke einfach, so wie die Verkaufszahlen sind und wie einfach es ist eine DVD zu machen, da sehen es die Leute als eine Möglichkeit, ein bisschen Geld zu verdienen. Heutzutage lässt doch jede Band, die oft auf Festivals spielt, ihre Show filmen. Und eine DVD herauzubringen kostet nicht viel mehr als eine CD zu pressen, aber du kannst trotzdem mehr Geld dafür verlangen. Ich meine, mich stört es nicht, dass Bands sie als Begleitung zu ihrer letzten Tour veröffentlichen, wenn die Leute es wollen, aber hauptsächlich geht es ums Geld.

„All Empires Fall“ ist ziemlich voll. Ein Konzert, eine Doku, als Bonus noch mehr Live-Zeugs, war es euch wichtig den Leuten was für ihr Geld zu bieten? Ich mein, ihr hättet auch sicher nur mit der einen Hälfte, also der Doku oder dem Gig in Dublin, Leute zum Kauf bewogen.

Nun, mir geht es mehr um Qualität als Quantität. Ich persönlich kaufe nicht viele Band-DVDs, aber heute habe ich mir zum Beispiel die letzte HEAVEN AND HELL-DVD angesehen. Da bekommst du eine großartige Haupt-Show, eine Dokumentation und ein bisschen Bonus-Material. Perfekt. Ich brauche wirklich keine zehn Stunden Filmmaterial mit immer wieder den gleichen Bildern. Braucht irgendjemand acht Versionen von „The Coffin Ships“? Ich glaube nicht.

Lass uns mal zu dem Gig in Dublin kommen. Ich finde die Show ist sowohl klanglich, eurer Vorliebe nach einem authentischen Liveklang folgend, als auch vom filmischen her sehr gelungen. Es wirkt wie eine Aufnahme, die wirklich mitten drin im Geschehen ist, spontan und nicht gekünstelt wirkt (auch wenn ich deine Stiefel so oft nicht hätte sehen müssen). Dabei würde mich interessieren wie viel Mitspracherecht ihr als Band hattet, was dir besonders an dem Konzert gefällt und ob dich eventuell doch was stört?

Nun, mein Cousin hat das gesamte Konzert gefilmt und editiert und wir haben uns darauf geeinigt, dass wir keine typische Metal-Show wollten. Die ganzen typischen Kamerawinkel und klischeehaften Backstage-Aufnahmen. Ich habe mir ein paar Shows von Nick Cave, Portishead, Leonard Cohen und sogar alte Joy Division Konzerte angesehen, sowie einige klassische 70er Rock Shows. Das war die Stimmung, die wir wollten, sehr lebendig und mit old school-analogen Klangfarben. Wir haben uns auf das Konzept geeinigt und dann haben wir meinem Cousin freie Hand beim Überarbeiten gelassen. Wir wollten einfach etwas anderes, etwas, das die Atmosphäre richtig einfängt.

Vor allem fällt mir dabei wieder auf, dass deine Auftritte immer sehr ehrlich wirken, trotz aller Theatralik hat man nie das Gefühl das es aufgesetzt wirkt. Daher würde mich wirklich interessieren was in dir vorgeht, wenn du auf der Bühne stehst und vor allem wie es nach dem Konzert ist, bist du dann ausgelaugt, voll von Emotionen oder ist das ganze, vor allem nach all den Jahren, dann einfach abgeschüttelt und die Party geht los?

Nein, das denke ich nicht. Wir waren nie eine dieser Bands, die bis zur völligen Erschöpfung getourt haben. Wir verdienen nicht unseren Lebensunterhalt mit PRIMORDIAL, also brauchen wir auch nicht auf Tour gehen und ein Album machen, insofern sind die Dinge ein bisschen anders für uns. Mich haben schon immer die etwas „theatralischen“ Bands angezogen, BATHORY, MERCYFUL FATE, VENOM, SABBAT usw. Und so ging PRIMORDIAL immer in diese Richtung, aber niemals ins fantastische, da wir über sehr reale Dinge singen. Wenn es Routine werden sollte, hoffe ich wirklich, dass ich den Anstand haben werde, mit der Band aufzuhören und mich auf etwas anderes konzentrieren werde.

Lass uns zu der wirklich sehenswerten Doku kommen und mit einer nicht ganz so ernsten Frage anfangen: Also mal ehrlich, hattet ihr einen Werbedeal mit Guinness? So oft wie dort ein Glas des Bieres auftaucht kriegt man nämlich in der Tat Lust, sich gleich eine Flasche oder besser noch eine Kiste im nächsten Supermarkt zu kaufen. Wie viel Bier ist bei den Aufnahmen eigentlich geflossen?

Ja, das ist wahr und Ciaran und ich haben es wirklich nicht gemerkt, bis wir es editiert haben und es sieht definitiv so aus, als wäre Guinness unser Sponsor. Um ehrlich zu sein hatten wir nichts anderes zu tun und PRIMORDIAL sind fürs Trinken bekannt, also haben wir einfach das gemacht, was die meisten Iren im Pub tun. Glaub mir, am Ende unserer Interviews gab es einiges zu überarbeiten.

So, wieder mal zum „ernsten“ Teil. Ich finde, nehmen all den Erklärung zu den Texten, zu Irland und zur Band vor allem die Archiv Aufnahmen sehr spannend. Da sind uralte Flyer dabei, Bilder usw., habt ihr die alle im Keller stehen oder habt ihr euch noch mal auf die Suche bei Fans, Veranstaltern und Freunden begeben, um das zusammenzutragen?

Wir alle haben Taschen und Kisten mit alten Sachen auf dem Dachboden versteckt und so war es eine lange, harte Suche all die Dinge zu finden, während wir die Doku gemacht haben. Es ist wirklich komisch, sich die alten Flyer aus den späten 80ern und frühen 90ern anzusehen. Ich denke, die meisten Bands dieser Generation haben irgendwo ähnliche handgemalte Flyer. Für mich trägt es alles zum Zauber bei.

Neben der DVD hat Metalblade noch eure ersten beiden Alben „Imrama“ und „A Journey’s End“ neu veröffentlicht, also die volle Portion PRIMORDIAL. Man könnte es aber auch so interpretieren, dass ein neues Album noch eine Weile auf sich warten lässt, wie ist da der Stand der Dinge?

Nun, im Grunde haben wir endlich die Rechte an unseren alten Alben zurückbekommen. Wir besitzen sie nun, also sind die Neuveröffentlichungen lizenziert. Wir wollen nicht, dass Leute, die Alben nochmal kaufen, wenn sie diese schon besitzen. Sie sind für eine ganz neue Generation von Fans, die uns erst seit den letzten fünf Jahren kennen und es war uns wichtig, dass die Alben wieder erhältlich sind. Und dieses Jahr werden wir außerdem das dritte und vierte Album, „Spirit“ und „Storm“, neu herausbringen. Das neue Album wird wahrscheinlich im Juni aufgenommen und im Herbst erscheinen. Bis jetzt sehen die Dinge gut aus!

Ihr habt vor c.a. eineinhalb Jahren die Heidenfest-Tour gespielt, dabei fiel mir wieder die Diskrepanz zwischen euch und dem momentan angesagten Pagan-Bands auf, was mir auch Besucher aus anderen Städten erzählten, sodass PRIMORDIAL auf dieser Tour etwas verloren wirkten. Ich fand den Gig in Berlin großartig, allerdings haben mir FINNTROLL direkt im Anschluss die intensive Atmosphäre wieder komplett zerstört. Wie habt ihr die Tour und die Publikumsreaktionen erlebt? War sie für euch dennoch erfolgreich, weil doch so viele Leute nur für euch dort waren?

Das ist schwer zu sagen. 80% der Shows oder mehr waren wirklich positiv für uns und die Reaktionen waren allgemein gut. Ok, ich weiß, dass viele unserer Fans wegen dem Line-Up nicht gekommen sind und ich verstehe das, aber wir hatten uns entschlossen, es mal auszuprobieren, um die neuen Kids herauszuvordern und auch um zu zeigen, dass die ganze Szene eine dunklere Seite hat und dass wir mit Recht behaupten können, einer ihrer Gründerväter zu sein. Es war mal etwas anderes für uns und ich hatte das Gefühl, wir sollten es mal ausprobieren. Manchmal kennen die Leute die Musik nicht, also sehen sie sich nur die Show an und hören zu, was auch kein Problem ist, das kann man bei PRIMORDIAL machen. Was FINNTROLL angeht? Ich mag die Musik nicht, aber ich kann nur Gutes über die Jungs sagen und manchmal haben wir uns gegenseitig einen guten Kontrast geliefert. Ich denke, dass wir wahrscheinlich noch eine andere, etwas dunklere oder schwärzere Band im Line-Up gebraucht hätten, um auch die älteren Fans aus dem Metal Underground anzulocken. Trotzdem, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

So riesig scheint die irische Metalszene ja leider nicht zu sein, doch es kommen immer wieder mal ein paar neue Bands bis zu uns durch. Gibt es da Empfehlungen, die du uns geben kannst? Zuletzt sind mir nur ALTAR OF PLAGUES untergekommen, die ich allerdings sehr schätze.

Ja, die Szene ist klein und kann einige seltsame Sachen ausspucken. Viele der Szene-Standards gibt es hier nicht, keine nennenswerten Power Metal-Bands, kein Goth Metal-Mist, keine Female Fronted Bands, nichts. Eine komische Mischung von Bands. Zur Zeit sind es unter anderem DARKES ERA, ALTAR OF PLAGUES, OVEROTH und WARPATH wert, sich ihre Sachen mal näher anzuhören.

Ich hab mal gelesen, dass es irgendwo ein Angebot für Metalreisen gab und da tauchte dein Name als Reiseführer in Bezug auf Irland auf. Ich hab festgestellt, dass ich unbedingt mal nach Irland muss, denn anders als viele, fasziniert mich deine Heimat wesentlich mehr als beispielsweise Skandinavien. Die Landschaft, die Natur, die Menschen, die Geschichte, das Bier, alles übt eine ziemliche Anziehungskraft auf mich aus. Gibt es Orte, an die du Leute schicken würdest, die Urlaub in Irland machen und sowohl den normalen Alltag, die Kultur aber auch ein bisschen von der Metalszene sehen möchten?

Ja, das war so eine Idee, und ich hatte auch ein paar Einfälle, aber ich glaube der Konjunkturrückgang hat das zunichte gemacht. Wenn du etwas Metal willst, dann besuch am besten Dublin oder lieber ein bisschen Nightlife und Rock Culture. Ich benutzte den Begriff „Kultur“ nur sparsam, aber für einen echten Einblick in die irische Kultur geh auch weiter raus und schau dir die natürliche Seite des Landes an. Besuch den Ring of Kerry, die Westküste, Boyne Valley, usw.

Zum Abschluss noch eine Frage. Ich war etwas überrascht dich auf dem Nuclear War Now Festival in Berlin zu sehen, fand es aber auch sehr sympathisch, dass du scheinbar noch weit reist um deine Lieblingsbands zu sehen. Wie fandest du das NWN denn und nimmst du solche Strapatzen öfter auf dich?

Ja, da waren einige Leute die zu mir kamen und mich gefragt haben „Was machst du hier?“, was ich schon irgendwie lustig fand. Das gleiche, was jeder andere dort auch tut, ehrlich. Ich war immer ein Underground-Mensch und da fühle ich mich zu hause. Ein Trupp von hier ist dorthin gegangen und außerdem hatte ich die Gelegenheit, eine Stadt wie Berlin zu besuchen, die ich wirklich mag. Ok, nicht alles auf dem NWN war genau nach meinem Geschmack, aber wir hatten DEAD CONGREGATION , eine der besten neuen Death Metal Bands, ARES KINGDOM, MIDNIGHT, und natürlich REVENGE! Natürlich war da ein gewisser Teil von Leuten, die versucht haben, sich gegenseitig zu übertreffen, was ich sehr amüsant fand. Zu viele Leute mit ihren Vorstellungen, die etwas beweisen wollten, aber das stört mich nicht. Ich mach einfach mein eigenes Ding, wie immer!

So das wars, ich denke die Banddoku sollte für alle Fans noch offene Fragen klären und mir bleibt nur, mich für das Interview und diese tolle DVD zu bedanken. Ich hoffe ich seh euch bald wieder auf Tour in Deutschland. Die letzten Worte gehören natürlich standesgemäß dir!

Danke für die Unterstützung. Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!

Galerie mit 14 Bildern: Primordial – Rock Hard Festival 2024
25.03.2010

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