Presence Of Mind
Wenn Frauen rocken hat die Männerwelt still zu sein
Interview
Wenn Frauen rocken hat die Männerwelt still zu sein. Insbesondere dann, wenn man so viel zu sagen hat wie die Damen von PRESENCE OF MIND. Aber lest selbst, denn das Quartett dürfte bald nachhaltig auf unseren Bühnen einschlagen.
Norman: Hallo die Damen! Selten mal wieder eine reine Frauenband begrüßen zu dürfen. Insbesondere, wenn man gleich spürt mit wie viel Energie man zu Werke geht. Welche Reaktionen habt ihr auf das neue Album vernehmen dürfen?
POM: Hey Norman. „Finding Home“ ist unser Debüt und man kann sagen, dass der größte Teil der Reviews sehr positiv für ein Erstlingswerk ausgefallen ist.
Norman: Erzählt mal ein wenig von euch, der Bandgeschichte und vor allem was euch dazu bewogen hat, in einer Männerdomäne die Ellenbogen auszufahren.
POM: Wir haben die Band vor ungefähr 4-5 Jahren gegründet. Es war weniger der Wunsch eine reine Frauenband zu sein. Die Band wurde innerhalb eines kleinen Freundeskreises gegründet. Hinter der Entscheidung stecken also keine feministischen Absichten. In den letzten Jahren haben wir oft die Vor- und Nachteile zu spüren bekommen, die es mit sich bringt, wenn man als reine Frauenband auftritt. Sicher kommt uns gelegentlich mehr Aufmerksamkeit zu gute, weil wir Frauen sind. Dafür müssen aber auch häufig große Vorurteile in Kauf nehmen, die wir aber gerne schnell wieder beseitigen.
Norman: Wie würdet Ihr eure Musik kategorisieren und was denkt ihr welchen Stellenwert diese Musik sowohl in eurem Leben als auch im Musikbusiness hat?
POM: Wir haben uns zusammen als Band und mit unserem Label auf Emorock geeinigt. Wenn man sich nicht direkt vornimmt eine Stilart abzudecken, fällt es nachher schwer seinen eigenen Stil zu beschreiben. Aber ich denke, dass wir eine Rockband sind, die viele Facetten hat und durch sehr persönliche Texte und viel Melodie als Emo bezeichnet werden kann. Was für ein Stellenwert diese Musikrichtung nun in unserem Leben hat, ist eine schwere Frage. Unsere Musik ist für uns das wichtigste und wir glauben fest an das, was wir machen. Diese Bezeichnung Emorock, ist also ein Begriff der kommen und gehen wird, wie viele andere Stilrichtungen auch. Was bleibt ist die gute Musik, die dahinter steht.
Norman: Absolut richtig, was ihr da sagt. Schade, dass diese Erkenntnis nur wenige Bands erlangen.Ich habe gelesen, dass ihr explizit darauf hinweist, dass ihr eine 100% echte Band seit. Wie wichtig ist für Euch der eigentliche Bandcharakter, der immer mehr zweitrangig zu werden scheint?
POM: Wir haben lange Zeit alle Aufgaben wie Booking, Artwork, Merchandise, ect. selbst organisiert. Auch jetzt arbeitet Sina (Drums) gemeinsam mit den Bookern an den Terminen für die nächste Tour. Merchandise und Artwork sollen auch weiterhin in unseren Händen bleiben. Wir haben sehr viel gearbeitet und oft wird einem vorgeworfen eine Marionette anderer zu sein, besonders als Frau. Das ist aber definitiv nicht der Fall, auch wenn man das häufig bei den erfolgreichen Bands im Business sieht.
Norman: Wo wir schon dabei sind, was haltet ihr denn von diesen ganzen Retortenbands, die gerade aktuell wieder im Brutkasten gezüchtet werden?
POM: Wie du dir sicher denken kannst, mögen auch wir solche Bands nicht, auch wenn manche Songs nicht schlecht sind. Aber es wird solche Bands immer geben, weil Rock und Popmusik sich nur ganz schlecht voneinander trennen lassen. Und hinter Popmusik stecken oft finanzielle Interessen. Da lassen sich Rockbands aus dem Brutkasten vielleicht für eine gewisse Zielgruppe leichter vermarkten. Aber ich möchte meine Erfahrung als echte Rockband nicht gegen den Erfolg tauschen.
Norman: Wenn ich das richtig interpretiere, hab ihr sogar Zwillinge in der Band. Trägt das eher zum Zusammenhalt bei, oder besteht da eher die Gefahr eines Geschwisterkrachs?
POM: Wir streiten uns innerhalb der Band sicher. Aber das sind musikalische Themen, die im Proberaum ausgetragen werden und dann nicht mehr Zuhause weitergeführt werden. Wir sind innerhalb der Jahre als Band sehr stark zusammengewachsen und ich denke es funktioniert besonders deshalb so gut, weil wir uns so nahe stehen, teilweise zusammen wohnen und als Freunde miteinander aufgewachsen sind. Geschwisterkrachs haben dann nichts mit der Band zu tun.
Norman: Mal ein paar Worte zum Album. Für mich sind teilweise Ähnlichkeiten zu älteren DIE HAPPY Stücken zu vermerken, obwohl ich mir sicher bin, dass ihr das nicht gerne hört. Welche Intention steckt hinter euren Stücken und den Texten, denn ich habe weniger das Gefühl, dass ihr nach nem chartkompatiblen Song strebt.
POM: Ich persönlich halte Die Happy für eine tolle Band und gerade die ersten Platten haben uns lange begleitet. Ich kann also nicht abstreiten, dass wir von Bands geprägt worden sind. Unsere Songideen entstehen sicher nicht aus dem Interesse eine bereits bestehende Band zu kopieren. Ich würde den Sound sogar eher als sehr eigenständig beschreiben. Wenn wir zusammen an Stücken arbeiten bringt jeder Songideen ein, manchmal schreibt aber auch eine Person alleine das Grundgerüst. Die Texte stammen aus der Hand meiner Schwester oder aus meiner. Wir schreiben über Erfahrungen und Gefühle. Unsere Texte sind uns sehr wichtig und es ist ein schönes Gefühl beim Zuhörer zum Beispiel Gänsehaut hervorzurufen.
Norman: Welchen Stellenwert hat für euch eine Live-Performance und mit wem würdet ihr gerne mal den Tourbus teilen?
POM: Priorität hatte bisher, und das wir auch so bleiben, das Leben auf Tour und unserer Job als Live-Musiker. Wir lieben das leben unterwegs und unsere besondere Stärke liegt sicher in unseren Shows. Gerade Live kriegt man sofort das Feedback für seine Arbeit und es ist das tollste jeden Abend müde nach einem energiegeladenen Gig ins Bett zu fallen. Wir waren bisher gelegentlich mit kleinen Bands unterwegs. Gerne würden wir sicher mal mit BOYSETFIRE auf Tour gehen oder JIMMY EAT WORLD. Einzig allein aus dem Grund, dass wir bei den genannten Bands musikalisch auf einen Nenner kommen und alle von uns diese Musik lieben.
Norman: Ein Kollege von mir hat euch mal als den weiblichen Ableger von Rage Against The Machine bezeichnet. Was sagt ihr denn dazu?
POM: Ich selbst höre diese Band nicht und kann auch keine Gemeinsamkeiten zu
den mir bekannten Songs und unserer Musik finden, aber ich habe es als
Kompliment aufgefasst.
Norman: Im Moment geht der Trend ja wieder ein wenig zu deutschen Texten, was ich persönlich für ganz gut halte. Habt ihr mal darüber nachgedacht, ob das für euch in Frage kommen würde?
POM: Wir haben schon von Anfang an englische Texte geschrieben und es wäre sicher ein Fehler das jetzt zu ändern. Außerdem ist dann auch deine Zielgruppe arg eingeschränkt. Ich mag Musik mit deutschen Texten, aber es ist schwierig sehr ernste Gefühle in der deutschen Sprache rüberzubringen ohne das sie schnulzig oder erdrückend wirken. Ich denke Bands wie KETTCAR oder TOMTE machen das schon sehr gut. Für uns ist das aber nichts.
Norman: Welche Pläne habt ihr denn für die Zukunft sowohl privat als auch mit der Band?
POM: Wir gehen im Dezember wieder ins Studio und basteln an der zweiten Platte, die im Juli 2006 veröffentlicht wird. Im Sommer werden wir dann auch auf Europatour gehen, was das Englische wieder etwas nützlicher macht (das zu deiner vorherigen Frage). Privat sieht es auch ganz rosig aus. Wir werden gemeinsam umziehen und ein Teil der Band wird mit dem Studium beginnen.
Norman: Was bedeutet Musik für euch?
POM: Musik ist für uns ein Lebensgefühl, in der viel Energie steckt. Jeder Vollblutmusiker wird wissen, dass Worte das nicht mal richtig beschreiben könnten.
Norman: Ihr habt das letzte Wort.
POM: Schaut auf der Page und den Konzerten vorbei und hört in die Platte rein.
Danke für das nette Interview. Stay true
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Stile | Alternative Rock, Indie-Rock |
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