Powers Court
Powers Court
Interview
Die US-Power-Metaller POWERS COURT waren mir mit ihrem jüngsten Release "Nine Kinds Of Hell" aufgefallen, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen und sehr markanten Stimme von Frontfrau Danie Powers, die mir für dieses nette Interview Rede und Antwort stand…
Ihr habt ja dieser Tage eure zweite CD rausgehauen, könntest du unseren Lesern zu diesem Anlass mal eine Zusammenfassung der bisherigen Bandgeschichte geben?
Wir haben die Band im Jahre 1990 unter dem Namen EQUINOX gegründet und brachten daraufhin 1993 unser erstes Demo heraus. Die erste LP hatten wir 1996 am Start, und nun, im Jahre 2001, ist also unsere Platte „Nine Kinds Of Hell“ bei Dragonheart-Records rausgekommen.
Warum habt ihr euch denn einen neuen Namen verpasst?
Kurz bevor wir die erste LP veröffentlichen wollten, fiel uns auf, dass es einige lokale und internationale Bands mit dem gleichen Namen gab, also kam Steve (Bassist und Produzent der Band- Der Red.) auf die Idee mit POWERS COURT. Wir waren uns alle einige, dass wir wohl sobald keine andere Band unter diesem Namen finden würden.
Denn er bezieht sich auf ein irisches Schloss, stimmt das?
Ja, allerdings, es handelt sich um Powerscourt Estate in County Wicklow in Irland
Da du irische Vorfahren besitz, wie ist denn dein Verhältnis zu Irland. Könnte jenes Schloss sogar mal deinen Vorfahren gehört haben und verwendest du irische Einflüsse beim Schreiben deiner Musik?
Meine Verwandten väterlicherseits stammen aus Irland, County Waterford, wo all der schöne Kristall herkommt. Ich bin amerikanische Ire in der zweiten Generation. Zufälligerweise stammen Steves Vorfahren auch aus Irland, und zwar aus dem County Cork, das nur unweit von einer Heimstatt gelegen ist. Wir haben uns auch am St. Patricks Day kennen gelernt. Was das Schloss angeht, soviel ich weiß handelte es sich dabei um eine strategisch sehr wichtige Position für die Anglo-Normannen, die im späten 12ten Jahrhundert nach Irland kamen. Im Jahre 1300 wurde dort ein Schloss gebaut, welches sich im Besitz der Familie „Le Poer“ befand. Meine Vorfahren kamen ursprünglich aus Frankreich und der Name „Le Poer“ wurde im Laufe der Zeit in das englische Wort „Powers“ umgewandelt. Was schließlich die irischen Einflüsse in meiner Musik betrifft, so möchte ich den Song „Season of the Witch“ als Beispiel anführen, der auf unserer ersten CD zu finden ist. Der Gesang mag ein wenig an Loreena McKennitt angelehnt sein. Ich mache das aber nicht absichtlich, manchmal fließt einfach etwas in die Musik ein, was man dann im Nachhinein auf meine kulturellen Wurzeln zurückführen könnte.
Da du ja sowohl Texter und Sänger, als auch Gitarrist und Songwriter der Band bist, würde mich interessieren, ob du der musikalischen oder der lyrischen Seite deiner Songs mehr Bedeutung beimisst.
In neun von zehn Fällen kommt die Musik zuerst. Der umgehrte Fall ist doch eher selten.
Ist die „Message“ eines Liedes sehr wichtig für dich, oder unterstreichen die Texte lediglich die Musik eines Songs?
Nun, für mich sind die Texte und deren Inhalte sehr wichtig, sie sind mit der Musik gleichberechtigt. Man kann ja keine bedrückende und düstere Musik schreiben und dazu leichte, oberflächliche Lyrics trällern! (Lacht) Ich denke Musik und Texte tragen beide zu einer gelungenen Atmosphäre bei. Letztlich entscheidet sich an der Qualität des Textes, ob ein Titel wirklich zu einem zeitlosen Klassiker wird.
Deine Stimme ist erstaunlich variabel, und es erscheint so, als seiest du eine durchaus gut ausgebildete Sängerin. Erzähle uns doch was über deinen musikalischen Hintergrund!
Danke für die Blumen! Ich habe meine musikalische Laufbahn im Alter von fünf Jahren mit Klavierunterricht begonnen, was ich immer gehasst habe. Erst in der letzten Zeit spiele ich wieder ein wenig damit herum. Außerdem habe ich neun Jahre lang in einem Chor unter der Leitung eines deutschen Herren namens Professor Max Hiendlmayr gesungen, einem echten Talent. Was die Entwicklung zum Metal anbelangt, so habe ich mir das Gitarrenspiel größtenteils selbst beigebracht, weil ich hauptsächlich nach Gehör spiele.
Vielleicht wird es dich amüsieren zu hören, dass ein Journalist des deutschen Magazins ROCK HARD dich für einen männlichen Shouter hielt, der versucht, wie King Diamond zu klingen!
Oh mein Gott, das ist einfach großartig! Nun, ich mag diesen Schockeffekt, wenn sich die Leute fragen: Kann das wirklich ein Frau sein? Halt mich für verrückt, aber ich liebe dieses Spannungsfeld. Meine mittlere Altstimme klingt sehr nach einem Operntenor oder den klassischen männlichen Power-Metal-Sänger, deshalb empfinde ich solche Aussagen fast als Kompliment, denn ich stehe nicht so auf diese Standard-Frauenstimmen, die stets hoch, fein und irgendwie dünn daherkommen, ohne Intensität und Kraft. Die mittlere Stimmlage kommt aus dem Diaphragma, weshalb Dio’s Stimme beispielsweise so wahnsinnig gut klingt, sie vereinigt Tiefe, Wärme und Kraft in sich. Das ist nur möglich, weil er nicht nur mit dem Hals singt. Momentan findet man im Metal-Bereich eher die engelhaften Female-Vocals, wie sie in der Gothic- und Black-Metal-Szene Verwendung finden. Das finde ich zwar auch manchmal richtig cool, aber ich bin doch der Meinung, dass so was nicht die Hauptstimme in einem Song sein sollte, die sollte nämlich geladen sein mit Aggression. Die Sopranstimme ist eben großartig zum unterstützen, und sie können eine wunderbar spirituelle Atmosphäre kreieren, weshalb ich diese Stimmlage auch ab und an mal auf der neuen CD auffahre. Aber wenn die Jungs vom ROCK HARD gedacht haben, ich sei ein Mann der wie der King klingen möchte, dann haben sie wohl meine hohe Sopranstimme gemeint. Das ist einfach unglaublich, kein Mann kann diese Töne treffen, es sei denn man schneidet ihm vorher die Eier ab. Jeder der nur halbwegs Ahnung von Musik oder ein mittelmäßiges Gehör hat sollte feststellen können, dass kein Mann diese hohen Töne singt. (Lacht) Ich schätze man hat die Band-Bio nicht genau gelesen, denn dort werde ich ja als weibliche Opernsängerin mit viereinhalb Oktaven Stimmvolumen angepriesen. Naja, sei es drum, es gab auch schon Leute, die felsenfest davon ausgegangen sind, dass bei POWERS COURT ein männlicher und ein weiblicher Sänger am Werk sind, was mir letztendlich eigentlich schmeichelt. Letztlich muss jeder selbst entschieden ob er sich meine Musik antut, ich sehe mich jedenfalls keinesfalls als eine Power-Metal-Feministin oder so was (Lacht)!
Ist es nicht immer noch schwierig als Frau in der Heavy-Metal-Szene Anerkennung zu finden, sei es als Künstlerin oder als Fan?
(Lacht) Nun, dass ist wohl die am häufigsten gestellte Frage überhaupt… Aber ich habe damit wirklich noch nie Probleme gehabt. Wenn wir uns auf der Bühne sehen lassen, dann mag es mal ein verblüfften „Ohh Gott, eine Schnecke!“ Ausruf geben, aber sobald ich dann loslege, vergessen das viele auch wieder und lassen sich von mir in den Arsch treten. Der Beweis, dass ich in die Szene passe und akzeptiert werde, liegt in meinen Auftritten. Entweder rockt das was du tust, oder es nervt einfach nur. Ich will ja keinen Glam-Rock spielen, sondern mit den andern Metalheads bangen und Spaß haben. Ich mag halt die pure Aggression und Kraft des Heavy.Metal, und ich würde mich auch nicht anders verhalten wenn ich ein Mann wäre. Ich wurde ohnehin in der keltischen Tradition aufgezogen, dass Mann und Frau gleich sind, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten… Ich fühle mich aber trotz der Art wie ich singe sehr feminin, was in meinen Augen kein Wiederspruch ist. Boadicea war eine große Kriegerin, aber dennoch sehr weiblich. Ich liebe Männer, sie sind immer meine Helden und Inspiration gewesen, denn sie erschienen mir immer als stark, mutig und abenteuerlustig. Das sind Qualitäten die mir imponieren und die ich immer versucht habe selbst zu verkörpern. Starke Männer fühlen sich in der Regel von starken Frauen auch nicht bedroht, sondern freuen sich über einen gleichberechtigten Menschen. Man hat mich in einem Artikel mal als die „Metal-Walküre“ bezeichnet, was ich in diesem Zusammenhang als sehr schmeichelhaft empfinde.
Gibt es weibliche Sänger (Metal und Nicht-Metal), die du bewunderst?
Ich muss dazu sagen, dass ich keine weiblichen Vorbilder für meine Artdes Gesanges habe. Nichtsdestoweniger mag ich einige Stimmen, die Sängerin von THEATER OF TRAGEDY zum Beispiel, wie sie auf ihren alten Platten klingt, sehr engelhaft eben. Ich selbst möchte aber als gesangliche Vorbilder eher Dio, Dickinson oder Halford nenne. Kürzlich entdeckte ich mit Loreena McKenntitt eine sehr interessante keltische Sängerin, die ich wahnsinnig schätze, genauso wie DORO übrigens, weil sie sehr charismatisch und bodenständig geblieben ist.
Ihr nennt eure Musik „Medieval Metal“. Was macht eure Band denn so „mittelalterlich“?
Oh, das haben wir kürzlich in „Dark-Power-Metal“ abgeändert. Unsere Musik war mal etwas mittelalterlich angehaucht, aber ich denke dass gehört eher der Vergangenheit an. Mein Gesang trägt immer noch Spuren mittelalterlichen Gesangs, so habe ich mal mit Minnegesang und gregorianischen Chören herumexperimentiert. Mein akustisches Gitarrenspiel mag auch zeitweilig ein wenig nach Mittelalter klingen. Ich denke es ist ganz normal, dass man als Power-Metal-Fan eine starke Beziehung zum Mittelalter hat, mit all seinen epischen Geschichten von Ehre und Kampf. Meine Theorie ist es, dass wir alle damals schon einmal gelebt haben, und uns diese Zeitepoche deshalb so anzieht.
Die neue CD trägt den Titel „Nine Kinds Of Hell“. Da drängt sich mir die Frage auf, ob du dich privat mit Dingen wie Okkultismus oder Satanismus befasst hast.
Oh, da fragt mich jemand ganz direkt… Nunja, ich beschäftige mich in der Tat mit der Runenlehre, Tarotkarten und anderen okkulten Tätigkeiten, auch wenn sich das immer so dramatisch anhört. Ich sehe diese Dinge als ein Art Orakel. Manchmal rufen mich Freunde an und bitten mich, ihnen die Karten zu legen, bevor sie wichtige Entscheidungen treffen. Ich habe alle möglichen Arten der Magie erlernt und interessiere mich besonders für Steinmagie. Was satanische Schriften angeht, so habe ich die „Satanische Bibel“ gelesen, sowie einige andere Werke von Anton LaVey, wie viele andere Metalheads auch. Ich empfand diese als eine vernünftige Betrachtung menschlichen Lebens im allgemeinen. Viele Leute würden wohl ausflippen, wenn man ihnen darlegte, dass sie mit ihren täglichen Verhaltensweisen einer Maxime der „Satanischen Bibel“ entsprechen. (Lacht)
Ich habe die dunkel Seite des Lebens jedenfalls lange erforscht und bin manchmal fast von ihr verschluckt worden. Ich trage viele dieser Eindrücke immer noch in mir, aber ich lehne die Selbst-Zentriertheit des Satanismus weitestgehend ab.
Welche Metal-Szene sagt dir persönlich mehr zu, die europäische oder die amerikanische? Kann man denn die alten Metal-Legenden überhaupt mit den neuen Bands vergleichen, oder kopieren diese „Emporkömmlinge“ lediglich ihre Idole?
Ich bevorzuge schon die europäische Szene. Wenn ich „US-Metal“ höre, denke ich immer automatisch an Bands wie KORN oder SLIPKNOT, denn dieser Schrott ist leider das, was man in den USA heute als Metal verkaufen will, auch wenn es diese Bezeichnung nicht im entferntesten verdient hat. Diese Bands besitzen nicht die geringste Tiefe und haben absolut kein musikalisches Talent. ICED EARTH sind aber auf der andern Seite absolute Götter für mich, und die kommen ja auch aus den Staaten, genauso wie NEVERMORE. Leider wird es danach schon recht dünn, was die Konkurrenz angeht. Dann wären da noch TESTAMENT, naja. An europäischen Bands fallen mir spontan RHAPSODY und BLIND GUARDIAN ein, ich steh aber auch auf Sachen wie IN FLAMES, SOILWORK oder DIMMU BORGIR. Deine Frage nach der Originalität der heutigen Bands ist nicht gerade einfach zu beantworten. Ich denke es hängt davon ab, was man als Idole der Achtziger Jahre bezeichnet. KING DIAMOND ist beispielsweise eine Art lebende Legende für mich, wegen seiner Innovationsfreude und Originalität. Ich stimme dir nun zu, dass es einfach zu viel geklonte Bands heutzutage gibt, und ich kann nur für mich sprechen, wenn ich sage, dass ich zwar von anderen lernen will, aber dass mich ein eigens Werk nur dann zufrieden stellt, wenn ich auch selbst kreativ gewesen bin, und nicht nur kopiert habe. Leider werden die Fans erst die große Langweile bekommen müssen, his der letzte das eingesehen hat.
Welche Bands und Künstler würdest du als Idole deiner Jugend bezeichnen, und welche haben dich nachhaltig beeinflusst?
Als ich jung war stand ich total auf BLACK SABBATH, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, DIO, LED ZEPPELIN, die Klassiker eben. Ich denke diese Einflüsse kann man auch bei meinen Songs heraushören. Heute höre ich mir Bands wie ICED EARTH, KING DIAMOND und MERCYFUL FATE, SOILWORK, IN FLAMES, STORMORD, STORM, TYPE O NEGATIVE, DEMONS & WIZARDS OPETH und MANILLA ROAD an. Letztere Band habe ich zwar erst sehr spät für mich entdeckt, ich finde sie aber trotzdem großartig.
Wie verdienst du denn dein Geld, abgesehen mal von der Musik? Hast du vielleicht irgendwelche abgefahrenen Hobbys oder verbotene Passionen?
Ich arbeite als Web-Designerin, erstelle Grafiken usw. Ob ich verrückte Hobbys habe, hmm, naja das ganze Magie-Zeugs halt. Außerdem sammele ich Antiquitäten, mache ein bisschen Fitness-Training, spiele gerne Golf und Tennis usw. Dann wäre da noch meine Sammlung von Comics und Horror-Videos, wenn dir das verrückt genug ist (Lacht).
Du musst diese Frage nicht beantworten, wenn du nicht willst: Was ist denn deine Meinung zu den Terroranschlägen in den USA? Wie sollten die verantwortlichen Politiker in dieser Situation vorgehen?
Oh, Himmel, ich finde es schön, auch mal nach solchen Sachen gefragt zu werden, obwohl das natürlich starker Tobak ist. Nun, ich war natürlich sehr geschockt als ich von diesen Ereignissen erfuhr. An diesem Morgen hatte ich ein Telefoninterview, und wurde von meinem portugiesischen Gesprächspartner informiert, was gerade passiert war. Ich hatte Schwierigkeiten es zu glauben, so surreal war er Anblick. Worte können meine tiefe Trauer und mein Mitleid mit allen Betroffenen nicht beschreiben. Wie bei vielen anderen Menschen kamen bei mir nach den Gefühlen von Ungläubigkeit und Schock, nach Trauer und Angst auch solche Emotionen wie Hass und Wut gegenüber den Tätern auf, die solch barbarische Akte verüben. Ich denke mal viele Amerikaner haben bis dahin nicht begriffen, wie sehr uns diese Menschen hassen. Für mich ist dieser Angriff ein Übergriff auf die gesamte zivilisierte Welt. So etwas könnte sich in jedem anderen Land ereignen, weshalb wir uns darüber klar werden müssen, dass wir alle gegen den Terrorismus zusammenstehen müssen. Was konkrete politische Maßnahmen anbelangt, das entzieht sich leider meiner kleinen Welt. Ich denke, dass die amerikanische Führung zusammen mit den Regierungen anderer Länder gerade ihr Bestes tut, und ich zieh meinen Hut vor ihnen allen…
Meine letzte Frage bezieht sich auf eure Pläne für die Zukunft. Wann werden wir die neue POWERS-COURT-CD in Händen halten, und werden wir euch mal in Deutschland auf Tour besuchen dürfen?
Ich denke, dass wir mit unserem Label im Rücken unsere CDs in jährlichen Intervallen veröffentlichen können. Ich habe bereits angefangen, für diese „CDIII“ Material zu schreiben. Bisher stehen bereits der Titel und das Cover-Artwork, vier Songs sind auch schon komplett fertig. Ich werde meine Gitarrenarbeit noch weiter verbessern, ich nehme gerade wieder Unterricht und werde auch eine Seven-String-Gitarre verwenden, damit das ganze einen noch besseren Sound bekommt. Wir sind also schon mitten in der Produktion des neuen Albums! Sobald sich alles wieder beruhigt hat, ich meine die politische Lage, werden wir auch gerne nach Deutschland auf Tour kommen. Deutschlands Geschichte fasziniert mich seit jeher, und die Metalheads sollen dort ja wahnsinnig begeisterungsfähig sein. Ich kann es also kaum erwarten!
Ich bedanke mich für die ausführliche Beantwortung der Fragen und wünsche viel Erfolg bei eurem weiteren Schaffen!
Vielen Dank für dein Interesse und die Unterstützung, in diesem Sinne: „Everyone stay heavy and keep your rock hard!“
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