.Posthum
.Posthum

Interview

Bald erscheint das selbstbetitelte Debüt der Norweger .POSTHUM, welches mich bereits in seinen Bann gezogen hat. Drummer Morten und Gitarrist/Vocalist John erzählten mir mehr über das junge, symphatische Trio, welches sich weit entfernt vom üblichen Black Metal-Image aufhält.

Da es sich hier um euer Debütalbum und euer erstes Interview mit metal.de handelt – stellt euch doch bitte kurz vor.

.POSTHUM ist eine norwegische Band, die im Süden Norwegens, in Nannestad, beheimatet ist. Die Band besteht aus Jon (Vocals, Gitarre, Bass), Martin (Gitarre) und Morten (Drums). Wir haben 2005 ein Demo aufgenommen und werden innerhalb der nächsten Tage unser Debütalbum via Folter Records veröffentlichen.

Der Name .POSTHUM bedeutet so viel wie „nach dem Tod“, was sich speziell auf Veröffentlichungen und Ehrungen verstorbener Künstler bezieht. Weshalb habt ihr gerade diesen Namen gewählt, da ihr alle noch recht jung zu sein scheint?

Hehe! Okay, wir sind sehr zufrieden damit, dass das Leben nicht ewig ist. Der Name POSTHUM ist für uns ein Tribut und eine Erinnerung an all das Leben, welches vor uns da war. Zu wissen, das alles um uns herum ein Resultat aus Forschung von sterblichem Fleisch und Gedanken ist. Eines Tages werden wir auch Geschichte sein, aber was wir hinterlassen ist etwas sehr lebendiges, in unserem Fall, die Musik.

Nachdem ihr 2005 euer erstes und einziges Demo veröffentlicht habt, habt ihr euch mit eurem Debüt eine Menge Zeit gelassen. Ich finde es immer sehr positiv wenn Songs reifen, aber vier Jahre sind eine lange Zeit. Was hat denn so lange gedauert?

Wie du sagtest, ist einige Zeit seit unserem Demo vergangen. Aber um die Stückchen zum Fertigstellen zusammen zu haben, brauchten wir Zeit. Die Musik hat sich stark entwickelt seit unserem Demo und wir wollten nichts Neues veröffentlichen bevor es sich nicht komplett fertig angefühlt hat .Um es kurz zu machen: Wir brauchten die Zeit um von Kindern, welche einfach nur Metal spielen wollten, zu irgendetwas, welches wir als repräsentativ für uns selbst und etwas, das es wert ist veröffentlicht zu werden, heranzuwachsen. Die Vor-Produktion wurde bereits vor einem Jahr fertig gestellt (sie beinhaltete sechs von acht Stücken des Albums), und dann nahmen wir das Album zwei mal auf. Erst in Oslo und dann in unserem Proberaum. Wir brauchten fünf Tage in dem Studio in Oslo (Um acht Songs aufzunehmen) und auch wenn der Sound ziemlich gut war, fühlten wir, dass da etwas fehlt. Auf unserem Weg ins Studio nach Oslo wurde Jons Gitarre geklaut, das machte die fünf Tage noch komplizierter. Daher entschlossen wir uns dem Ganzen einen zweiten Versuch zu gewähren. Nachdem wir das Album noch mal in unserem Proberaum aufgenommen hatten, mussten wir (natürlich) den Mix, das Master, das Artwork machen und zum Abschluss ein gutes Label finden, welches unser Album veröffentlicht. Ich denke, das fasst es alles zusammen!

Ihr seid nun bei Folter Records unter Vertrag. Sicherlich kein unbekanntes Label, doch nehm ich an, es war nicht die einzige Möglichkeit für euch, einen Labeldeal zu bekommen. Daher würde mich interessieren, was genau für euch ausschlaggebend war, bei Folter zu unterschreiben.

Der Grund weshalb wir bei Jörg und Folter Records unterschrieben haben ist ziemlich einfach. Die anderen Verträge erinnerten uns an einen Song von Paul Simon – „Fifty Ways To Leave Your Lover“. Verträge sind heutzutage hauptsächlich Abfall. Für uns ist es wichtig mit einem Label zu kooperieren und zu arbeiten und nicht, dass du deinen Arsch für ein gutes Promo-Paket verkaufst. Den Vertrag den wir unterschrieben haben war alles in allem lediglich ein Lizenz-Abkommen für ein Album, daher ist es gerade mal der Start für uns. Jörg zeigte ausserdem ein Riesen-Interesse an unserer Musik und es war sehr leicht, von Anfang an, mit ihm zu kooperieren.

Wo wir gerade bei Folter Records sind, sie bewerben euch als „frischen Wind aus Norwege““, dem möchte ich mich zwar nicht zur Gänze anschließen, aber euer Debüt gefällt mir ausgesprochen gut. Verrate mir doch mal bitte, wie Ihr darauf kamt Black Metal zu spielen und vor allem was euch, eurer Meinung nach, von der riesigen Flut an Bands unterscheidet.

Zunächst mal sehen wir uns nicht als Black Metal Band. Als wir mit .POSTHUM anfingen war nie abgesprochen welche Art von Musik wir machen würden. Das erste Jahr war eine Periode von Versuchen. Die Demo umfasst die Tage im Jahr 2005 und 2006 entwickelten sich die Riffs dann mehr in Songs und die Dinge wuchsen zusammen, zu dem was .POSTHUM heute ist. Die Stunden, welche wir im Proberaum verbringen sind immer sehr lebendig und inspirierend für zukünftige Arbeiten und wir denken, dass unser Wille so lange an den Songs zu arbeiten, sie langlebig und interessant macht. Zweitens tendieren wir dazu einige dynamische Parts in unserer Musik zu haben und wir geben uns selbst die Freiheit auch mehrere heitere, sanfte Parts dazwischen zu packen. Leute sagen uns wir haben einen norwegischen Sound, aber das würde nicht die Lage beschreiben. Nach wie vor fühlen wir aber, das wir mehr Black Metal in unserer Musik haben als manche Bands heutzutage, die den Anspruch erheben Black Metal zu spielen.

Musikalisch setzt ihr sehr auf eine düstere und kalte Grundstimmung, mit sehr tragenden Riffs. Es klingt nicht wütend, sondern eher beklemmend. Welches Gefühl verbindet ihr denn selber mit eurer Musik und welches soll es beim Hörer auslösen?

Ich glaube deine Beschreibung zeigt, warum wir in das Black Metal-Genre gepackt werden. Es ist schwer zu sagen, was unsere Musik für einen Effekt auf den Hörer hat. Wir finden unsere Musik wuchtig, allerdings an manchen Stellen mit einem melancholischen Unterton. Zudem gibt es einen klassischen Aspekt in unsere Musik. Wenn du in der Lage bist über den Lärm hinaus zu hören, ist unsere Musik überraschend harmonisch.

Über eure Texte konnte ich bisher absolut nichts in Erfahrung bringen. Könntet ihr uns etwas mehr darüber erzählen?

John: Die Texte des Albums handeln hauptsächlich von einem jungen Mann, der das verzweifelte Schicksal hat, das unerforschte zu erforschen, in ihm selbst und in der Natur. Er möchte sich selbst aus der Herde erheben, er leidet weil er zur Natur gehören möchte anstatt sich den Regeln und Ansprüchen anderer zu unterwerfen. Auf der anderen Seite realisiert er aber, dass er andere Menschen zum überleben braucht und an dem mitwirken muss, für was die Herde steht, selbst wenn er ihre Werte und ihren Lebensstil hasst. Die Versklavung macht ihn wütend, aber er entdeckt eine Kraft in ihm selbst, welche die Herde als Bedrohung sieht, abgesehen von einigen, welche ihm nach streben. Er teilt die guten Männer von den falschen und bösen Männern und führt die guten Männer auf unbekanntes Territorium, mit dem Wissen, dass sie eines Tages das besiegen müssen, was nach ihnen kommt.

Ich habe euch letztens einem Bekannten empfohlen, der mir dann sagte „Er kann junge Bands nicht leiden“. Ich finde dieses Kommentar, ohne die Band je gehört zu haben, sehr albern. Allerdings habe ich festgestellt, dass es kein seltenes Vorurteil ist, daher würde mich interessieren ob ihr damit schon mal Probleme hatte und wie ihr damit umgeht.

Man sollte immer die Kunst vom Künstler trennen, aber im Black Metal scheint es schwierig zu sein, da viele Bands ihr Image genauso wichtig nehmen wie ihre Musik. Die meisten Leute haben unsere Musik gehört bevor sie irgendwelche Fotos von uns gesehen haben oder überhaupt wussten wer wir sind, daher hatten sie keine Chance uns in irgendeiner Form vorzuverurteilen. Um ein Kommentar abzugeben: Ich denke Ihsahn von EMPEROR hat „Inno a Satana“ gemacht, als er um die 16 war…

Soweit mir bekannt ist keiner von euch Dreien in einer anderen Band/Projekt aktiv, oder aktiv gewesen. Seid ihr also alle bis auf bei .POSTHUM noch unbeschriebene Blätter?

Wir sind alle Mitglieder einer Band, .POSTHUM.

Wie steht ihr eigentlich zum Internet und vor allem Myspace? Ihr habt zwar eine Homepage, aber da gibt es eigentlich nichts, bis auf zwei kleine Neuigkeiten und auf eurer Myspace-Seite lässt sich auch nicht viel über euch lesen.

Ich denke wir waren sehr ausgelastet mit der Arbeit an unserer Musik mit dem Fokus auf unserem Album. Wie dem auch sein, warum lesen wenn du hören kannst!?

Viele Leute bringen Black Metal nach wie vor untrennbar mit Satanismus in Verbindung. Wie steht ihr zu diesem Thema, gibt es dort bei euch einen Bezug?

Ich kenne die Erfinder des Genres Black Metal, die alle verlangen Black Metal sollte satanisch sein, aber dann würde es heute nur noch eine aktive Black Metal Band in Norwegen geben, mit Namen GORGOROTH.

Manche Leute empfinden den (Black) Metal als eine Art Lebensgefühl. Wie steht ihr dazu? Denkt ihr so ähnlich, wenn ja inwiefern äußert sich das in eurem Alltag?

Die Themen im Black Metal, sowohl lyrisch als auch musikalisch, tendieren dazu romantisch zu sein. Wir denken das es Teile der Kultur offen legt, welche die meisten Menschen furchtbar finden. Aber im Black Metal akzeptierst du das Leiden und daher akzeptierst du das Leben als Ganzes und fühlst Leidenschaft in Beidem, Freude und Qual. Zur gleichen Zeit lässt es dich zu einem aktiven Part der Musik werden, insofern du dich selbst der Musik hingegeben hast, um sie wirklich zu verstehen und es zu genießen. Natürlich ist Metal etwas das zu jeder Zeit in deinem Kopf ist, allerdings ist es für uns nur ein Teil unseres Lebens. Über die Jahre ist das Metal-Genre ein ganzes Stück gereift und ich kenne Leute, die weiße Shirts, Shorts und Slippers tagen, die weit mehr „Metal“ sind, als die mit Nieten und schwarzen Lederhosen!

Ihr seid ja allesamt noch relativ jung, daher, wage ich mal zu behaupten, habt ihr die frühen Neunziger auch nicht hautnah miterlebt. Dennoch, wie seht ihr die Entwicklung des norwegischen Black Metals von den Anfangstagen bis heute und bis .POSTHUM?

Die frühen Tage des Black Metal hatten diese intensive Energie, welche Bands so groß machte oder sie dazu brachte sich um das beste Album, das sie machen konnten zu bemühen. Später, und bis heute, sehe ich Bands eher isoliert, nicht mehr so sehr in der Szene, zumindest hier in Norwegen. Ich denke dadurch haben Bands viel mehr die Freiheit was auch immer zu machen und einige Bands machen wirklich Kunst daraus, andere nutzlosen Scheiß. .POSTHUM ist eine dieser isolierten Bands, zumindest bis jetzt. Daher hatten wir auch eine schwere Zeit, da wir immer mit dem Rest der Szene verglichen wurde, obwohl .POSTHUM sich wirklich nicht um Szenen oder Trends schert.

Von Liveauftritten von euch habe ich ebenfalls noch nichts mitbekommen. Habt ihr bereits mal als .POSTHUM auf der Bühne gestanden und wie sehen die Pläne dahingehend für die nächste Zeit aus?

Wir haben ein paar Gigs hier in Norwegen gespielt und werden hoffentlich irgendwann dieses Jahr Deutschland besuchen. Wir genießen es auf der Bühne stehen, daher wird es Konzerte geben!

27.03.2009

Chefredakteur

Exit mobile version