Poisonblack
Ich mag diesen bluesigen Grundtenor...
Interview
Als Sänger von SENTENCED hat sich Ville Laihiala einen ausgesprochen guten Namen gemacht. Leider wurde die Band vor inzwischen fünf Jahren zu Grabe getragen. Schluss. Aus. Vorbei. Fans des schwarzhaarigen Hünen mussten aber nicht traurig sein, denn mit POISONBLACK hatte der Finne bereits ein zweites Eisen im Feuer. Die markanten Vocals aber ließen Vergleiche erst mit dem zweiten Album („Lust Stained Despair“) aufkommen. Dieser Tage erscheint das vierte Album „Of Rust And Bones“, das zwar immer noch nach POISONBLACK klingt, aber fast kaum noch nach SENTENCED. Die Band hat es offensichtlich geschafft, sich endlich freizuschwimmen und eigene Akzente zu setzen. Tarmo Kanervo (Drums) stand dem metal.de-Redakteur Rede und Antwort.
Hey Tarmo, alles klar?
Ja, mir geht’s sehr gut, danke der Nachfrage!
Wunderbar! Denn „Of Rust And Bones“, euer viertes Album, steht vor der Tür und klingt im Vergleich mit den auf Hochglanz polierten Vorgängern deutlich dreckiger. Habt ihr diesen Sound bewusst so gewählt?
Ich denke das war eine logische Entscheidung. Uns war nämlich von Anfang an klar, dass wir diesmal etwas anders machen wollten. Vor allem aber wollten wir den Sound, der uns auch live begleitet, irgendwie aufs Album zaubern. Das haben wir geschafft. Wir haben uns also ganz bewusst dazu entschlossen, den Aufnahmeprozess so minimalistisch wie möglich zu gestalten, um letztendlich auch einen raueren Sound auf diesem Album zu haben.
Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass ihr euch langsam aber sicher völlig von den ewigen Vergleichen mit SENTENCED verabschiedet. Ich gehe sogar soweit und behaupte, dass „Of Rust And Bones“ ziemlich eigenständig klingt…
Ville hat einen ganz eigenwilligen Stil zu singen, und das ist es auch, warum man uns bisher auch immer mit SENTENCED verglichen hat. Diese Vocals sind nunmal prägend. Aber du magst Recht haben. Unser eigener Stil kristallisiert sich mit jedem Album hörbar deutlicher heraus. Unser erstes Album war ganz klar vom Gothic geprägt, doch schon mit dem zweiten Album haben wir mehr und mehr unsere rockige Seite gezeigt und gitarrenlastigere Songs geschrieben.
Hängen euch eigentlich diese ewigen Vergleiche mit SENTENCED nicht aus dem Halse heraus? Oder anders gefragt: Fühlt ihr euch manchmal von den Geistern der Vergangenheit verfolgt?
Nein, nicht wirklich. Ich meine, es ist doch völlig verständlich, dass die Leute neugierig sind und auch Fragen zu Villes Vergangenheit stellen. Ich weiß auch, dass Ville enorm stolz auf seine musikalische Vergangengeit ist, und wirklich jeder in der Band bringt dafür Verständnis auf. Was aber manchmal tatsächlich nerven kann ist, wenn uns die Leute ausschließlich zu SENTENCED befragen, aber das passiert glücklicherweise nicht mehr so häufig…
Dann will ich auch gleich das Thema wechseln und wieder zurück zu eurem neuen Album kommen. Wie war die Atmosphäre im Studio? Das Album hört sich ja sehr entspannt an… Oder hat euch der tragische Tod von Miika Tenkula (Hauptsongwriter und Gitarrist von SENTENCED – Anm. d. Red.) Anfang des letzten Jahres in irgendeiner Art und Weise beeinflusst?
Wir waren diesmal wirklich sehr entspannt und ich denke diesbezüglich spreche ich für ausnahmslos jeden in der Band. Außerdem haben wir als Einheit mittlerweile genügend Erfahrung gesammelt, so dass keinerlei Probleme entstanden sind. Für eine angenehme Atmosphäre hat auch unser Produzent Hiili Hiilesmaa gesorgt. Wir hatten einfach eine tolle Zeit. Natürlich war Miikas Tod eine extrem traurige Sache, aber wir hatten bereits alle Songs und Texte soweit geschrieben, so dass ich denke, dass dieses tragische Ereignis keinen allzu großen Einfluss auf uns und die Musik hatte.
„Down The Drain“ ist sicherlich ein Beispiel dafür, wie entspannt ihr wirklich gewesen seid. Dieser Song klingt eigentlich gar nicht nach POISONBLACK…
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als uns Ville von der Idee zu diesem Song erzählte und uns darauf einstimmte. Am Anfang waren wir schon etwas skeptisch, weil die Unterschiede zu den anderen Songs auf dem Album einfach gravierend sind, aber das Ergebnis kann sich hören lassen. Ein großartiger Song! Ich mag diesen bluesigen Grundtenor sehr. Es gibt heutzutage ja leider kaum noch eine Hard-Rock- oder Metal-Band, die solche Elemente verwendet.
Würdest du POISONBLACK eigentlich als perfektionistisch bezeichen, oder bleibt im Studio immer noch genug Zeit für Improvisationen oder kleinere Änderungen?
Für gewöhnlich sind unsere Songs bereits vollständig ausgearbeitet, bevor wir ins Studio gehen. Vielleicht ändern wir hier und da noch ein paar Kleinigkeit, oder schieben noch ein spontanes Solo mit ein, aber viel mehr Zeit haben wir im Studio dann auch nicht.
Du hast am Anfang bereits von Minimalismus gesprochen. Bezieht sich das in gewisser Weise auch auf das Artwork?
Das Artwork hat ein Kerl namens Teemu Hostikka erstellt, der bei uns gleich um die Ecke wohnt. Wir gaben ihm als Anhaltspunkt lediglich den Titel für das Album und alle Freiheiten dieser Welt. Was dabei herausgekommen ist, passt hervorragend zu unserem Album. Ich mag diese Einfachheit, vor allem aber diese Farben sind fantastisch. Das passt hervorragend zu uns und unserer Musik.
Lass uns mal eine Zeitreise machen… Angenommen wir befinden uns im Jahre 2025. Woran werden sich die Leute erinnern, wenn sie in einem Rock- und Metal-Lexikon den Namen „POISONBLACK“ lesen?
Eine fantastische Frage. Aber unheimlich schwer zu beantworten. Ich hoffe natürlich, dass man uns mit spitzenmäßigen Songs und großartigen Live-Shows in guter Erinnerung behalten wird.
„Of Rust And Bones“ klingt frisch und anders im Vergleich zu euren vorherigen Werken. Das kann man von anderen Alben anderer Bands leider nicht immer behaupten. Was denkst darüber?
Viele Nachwuchsbands beginnen häufig damit ihren Idolen nachzueifern. Das ist nicht falsch. Tatsache ist, dass es heutzutage einfach unglaublich viele Bands gibt und dass nicht jede Band einzigartig klingen kann, denn Vieles hat man schon einmal hier oder da gehört. Natürlich gibt es noch die Möglichkeit unterschiedliche Genre und Stilelemente zu mischen, aber das ist nicht immer einfach, wenn das Ergebnis hinterher auch überzeugen soll. Manchen Bands gelingt das Kunststück, anderen nicht. Letztendlich kann jeder selbst entscheiden, was er mag und hören möchte, oder eben nicht.
Ich danke dir.
Ich hoffe wir sehen uns auf Tour! Cheers!