Petter Carlsen
Interview mit Petter Carlsen zu "Sirens"
Interview
Schon 2012 nahm PETTER CARLSEN an unserem Interview-Tisch Platz. Nach von Fans und Presse zelebrierten Kooperationen mit ANATHEMA und LONG DISTANCE CALLING erscheint nun mit „Sirens“ das dritte Studioalbum des norwegischen Künstlers. Der überraschend neue Sound des Albums veranlasste uns dazu, mit ihm über musikalische Einflüsse, Tourneen und künftige Projekte zu sprechen.
Hallo Petter, alles klar bei dir? Glückwunsch zum neuen Album. Es lassen sich ja einige Veränderung in der musikalischen Ausrichtung oder zumindest in der Produktion ausmachen. Woher kommt dieser elektronischere Ansatz?
Alles gut bei mir, danke dir. Derzeit bin ich in den letzten Vorbereitungen meiner Europatour, die nächste Woche startet. Ja, das stimmt wohl. Ich wollte halt nicht zweimal dasselbe Album machen. Ich wollte etwas Neues erschaffen, aber ich wusste anfangs noch nicht genau, was. Es hätte in viele Richtungen gehen können. Letztlich verdankt „Sirens“ seinen Klang dem Produzenten Wetle Holte, das ist gewissermaßen seine Vision. Es war ein wenig schwierig, die Dinge aus der Hand zu geben und ihm zu vertrauen. Doch ich habe es getan und bereue es nicht!
Die minimalistische Instrumentierung hat wirklich etwas für sich, insbesondere beim Titelstück. Es untermalt deine Stimme auf eine großartige Weise. Allerdings bist du nicht nur Sänger, sondern auch Gitarrist. Denkst du nicht, dass die Akustikgitarre ziemlich „soft“ bzw. leise abgemischt ist? Gefällt dir das am neuen Sound?
Vielen Dank! Ich mag diesen musikalischen Freiraum, der ziemlich viel Platz für meine Stimme lässt. Das war auch der Hauptgedanke bei der Produktion des Albums, den Gesang immer zentral zu positionieren. Um ehrlich zu sein, haben wir beim Titelsong überhaupt keine Akustikgitarren eingesetzt. Aber natürlich ist es recht „soft“ gehalten und das halte ich für passend, ja.
Nach deiner recht bekannten Kollaboration mit ANATHEMA bist du im letzten Jahr auch als Gastsänger auf LONG DISTANCE CALLINGs „The Flood Inside“ in Erscheinung getreten. LDC werden häufig als Post-Rock-Band kategorisiert, was heutzutage ein sehr breiter Begriff ist. Welche Erfahrungen hast du bei der Arbeit mit dieser Art von Musik gemacht? Hat die Zusammenarbeit auch „Sirens“ beeinflusst?
Es war eine großartige Erfahrung. Großartige Band, großartige Menschen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Auswirkungen hatte. Auch wenn ich nicht richtig erklären kann, was für welche. Aber eigentlich komme ich aus einer ähnlichen musikalischen Ecke – ich habe mit dunkler und harter Musik angefangen. Sowas hat mich damals fasziniert und dann auch dazu gebracht, selber Musik zu machen.
Ich weiß, die Frage wurde dir in ähnlicher Form schon einige Male gestellt, aber jetzt, nachdem ich „Sirens“ gehört habe, frage ich mich mehr denn je: Inwiefern beeinflusst das Land bzw. die Region, in der du lebst, deine Musik? Transportieren deine Songs immer noch etwas von der nord-norwegischen Natur? Oder gibt es andere Einflüsse, auf welche dein neuer Sound zurückgeht?
Gute Frage, nicht leicht zu beantworten. Ich denke, ich werde sie immer mit mir tragen. Im Unterbewusstsein beeinflusst mich vermutlich die gesamte Umgebung. Natürlich wird es aber immer neue Einflüsse geben. Zum Glück.
Macht sich das deiner Meinung nach auch in den Songtexten bemerkbar? Gibt es irgendein zusammenhängendes lyrisches Konzept hinter „Sirens“?
Ich war verliebt, während ich den Großteil der Songs geschrieben habe. Die Angst war also genau so präsent wie die Freude.
Wie du eingangs erwähnt hast, folgt jetzt deine Europatour zum Album. Du machst teils in sehr speziellen Locations halt, z.B. in Theatern oder Cafés. Worauf freust du dich bzw. was erwartest du von diesen recht intimen Konzerten?
Ich kann es kaum erwarten, bis die Tour losgeht. Was Besucherzahlen angeht, kann ich mir sowieso noch kein Bild machen, aber ich werde jeden Abend alles geben. Es ist erst das zweite Mal, dass ich als Hauptact außerhalb von Norwegen unterwegs bin. Ich bin also vermutlich in einer Phase, in der ich mir allmählich festes Publikum aufbauen kann, sodass von Mal zu Mal mehr Gäste da sein werden.
Wird es 2015 noch eine weitere Tour als Hauptact geben? Viele Fans würden sich sicher freuen, dich auch in weiteren Teilen Deutschlands zu sehen.
Das hoffe ich.
Wie geht es danach weiter? Können wir weitere Kollaborationen erwarten? Oder gibt es sogar schon Ideen fürs nächste Album?
Hmm. Es gibt in der Tat schon Ideen für neue Songs und auch Gespräche über Kollaborationen. Aber das ist alles noch in einem frühen Stadium. Voraussichtlich Anfang 2015 werde ich ein Album mit meiner anderen Band PIL & BUE rausbringen. Wir sind ein Duo. Ich spiele Baritongitarre und Aleksander Kostopoulos spielt Schlagzeug. Es geht ein bisschen mehr „back to the roots“. Härter als meine Solosachen, eine andere Form von Energie.
Petter, vielen Dank für dieses Interview und für ein tolles Album. Viel Spaß bei der Tour und hoffentlich bis bald!
Ebenso und vielen Dank. Ich werde mein Bestes geben. Mach’s gut!